Kleinheisterkamp, Matthias
Matthias Kleinheisterkamp ( 22. Juni 1893 in Elberfeld; vermißt seit 30. April 1945 im Kessel von Halbe) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der SS. Er war zuletzt SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS und Eichenlaubträger (strittig) im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
SS-Brigadeführer Kleinheisterkamp, der am 22. Juni 1893 in Elberfeld als Sohn des gleichnamigen Eisenbahnsekretärs und dessen Ehefrau Anna, geb. Rüpper, geboren wurde, war schon durch die Bewährung im Ersten Weltkrieges gegangen. Er war Soldat, als im August 1914 der Krieg ausbrach, Soldat mit Leib und Seele. Er trug als Auszeichnung jenen Völkerringens das Eiserne Kreuz beider Klassen und das Verwundetenabzeichen. Im Freikorps „Lichtschlag“ kämpfte er nach dem Zusammenbruch des alten Regimes für die Erhaltung Deutschlands weiter, war anschließend bis 31. Dezember 1920 im III. Bataillon des Schützenregiments 7 im Garde-Landesschützen-Korps „von Neufville“ und trat, wie es die geradlinige Lebensplanung dieses kompromißlosen Soldaten bestimmte, im Januar 1921 in das 100.000-Mann-Heer ein.
Im Januar 1934 trat er in die SS ein (SS-Nr. 132.399). Als Infanterie-Ausbilder wurde er am 1. April 1935 zur SS-Verfügungstruppe versetzt und der SS-Junkerschule Braunschweig zugeordnet. Nach einem Jahr Lehrtätigkeit wechselte er als Stabsoffizier in Paul Haussers Inspektorat. Ab dem 1. Dezember 1938 kommandierte er den III. Sturmbann der SS-Standarte Deutschland.
Mit diesem Bataillon bildete er im Polenfeldzug eine der drei Gefechtsgruppen der Panzerdivision Kempf, und als erster der Division erwarb er sich hier als Auszeichnung für persönliche Tapferkeit und umsichtige Truppenführung die Spangen zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse.
Als die Divisionen der Waffen-SS neben den Verbänden der neuen deutschen Wehrmacht ihre geschichtliche Feuertaufe im Westen erhielten, war auch SS-Obersturmbannführer Kleinheisterkamp mit seinem III. Bataillon SS „Deutschland“ dabei.
Im Kampf vor Vlissingen drang er allein mit einem Panzerkampfwagen in die Stadt ein und zwang sie zur Übergabe, bevor sie von den deutschen Truppen besetzt werden konnte. Noch während des Westfeldzuges übernahm er am 3. Juli 1940 die Führung des Regiments 3 der SS-Totenkopf-Division, mit dem er auch im Osten antrat, als die Verbände der Waffen-SS ihren bisher größten und schwersten Einsatz begannen. Es folgten Tage und Wochen härtester Kämpfe.
Nach der Verwundung des Divisionskommandeurs, SS-Gruppenführer Eicke, übernahm der 1941 zum SS-Oberführer beförderte Regimentskommandeur vorübergehend die Führung dieser Division. Gerade in den ersten Wochen, in denen er wieder bei seinem Regiment war, machten die Sowjets verzweifelt Durchbruchsversuche. Südlich des Ilmensees, bei Luschno, rannten sieben Schützendivisionen und eine Panzerbrigade gegen sein Regiment und weitere Teile der SS-Division an. In den langen Stunden des Massenansturms und Trommelfeuers der Sowjets zeichnete sich der inzwischen am 9. November 1941 zum SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS beförderte Ritterkreuzträger Kleinheisterkamp durch seine vorbildliche Kampfführung, durch eigene Ruhe und Entschlossenheit besonders aus.
Unlöslich mit den großen Entscheidungen dieses Feldzuges aber werden die beiden Winterschlachten von Sytschewka und Rshew verbunden bleiben, die eine andere von ihm seit dem 1. Januar 1942 geführte SS-Division gegen eine vielfache feindliche Übermacht und unter schwierigen Witterungsverhältnissen erfolgreich beendete.
Damals im Januar 1942, als der Brigadeführer die Division in der Rusastellung vor Moskau übernahm, hatten die schwersten Winterkämpfe gerade begonnen. Von August 1944 bis Kriegsende war er Kommandierender General des XI. SS-Armee-Korps.
Tod
Je nach Quelle wurde Kleinheisterkamp am 28. April 1945 gefangengenommen und soll am 29. April Suizid begangen haben (bzw. wurde von den Sowjets ermordet), oder er fiel am 2. Mai 1945 im Kessel von Halbe.[1][2] Wiederum nach anderen Quellen wird er seit dem 30. April 1945 vermißt, als beim Ausbruch aus dem Kessel von Halbe sein SPW abgeschossen wurde. Auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge führt SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Matthias Kleinheisterkamp als bei Frankfurt/Oder „vermißt“, was einem Freitod klar widersprechen würde.
Einer einzelnen Quelle zufolge wurden Kleinheisterkamps Gebeine 1990 im ehemaligen Kampfraum Halbe bei Grabungen gefunden, allerdings wurde dies weder Behörden noch Volksbund gemeldet. Immer wieder werden in Brandenburg Gebeine von Soldaten bei der „Schatzsuche“ gefunden und achtlos beiseite geräumt, um an Fundstücke, wie Waffen, Orden oder persönliche Dinge, zu gelangen. Vor allem das Entwenden von Erkennungsmarken der Soldaten läßt viele verzweifeln, denn ohne sie ist die Identifizierung der Gefallenen fast unmöglich – damit auch eine würdige Bestattung.
Eichenlaub zum Ritterkreuz
Am 21. April 1945 schlug Theodor Busse Kleinheisterkamp für das Eichenlaub zum Ritterkreuz vor (am selben Tag auch Generalmajor Joachim von Siegroth) und erhielt die Anweisung, „Dienstwegvorschlag bzgl. Sofortverleihung abwarten“, denn Heinrich Himmler mußte bei Angehörigen der Waffen-SS zustimmen. Per Funkspruch soll ihm am 28. April 1945 das Eichenlaub verliehen worden sein. Die Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger des Eisernen Kreuzes e. V. (OdR) erkennt die Verleihung mit der Verleihungsnummer 871 an. Nach Veit Scherzer ist eine Direktverleihung am 28. April 1945 aus dem Führerbunker per Funk über die 9. Armee möglich, aber nicht nachzuweisen.
Familie
Leutnant Kleinheisterkamp heiratete am 27. März 1921 seine Verlobte Ellen Heusing-Esch[3] ( 4. Juli 1900; 14. Oktober 1943). Sie hatten drei Söhne: Karl-Ernst, geboren am 11. April 1922; Hans-Joachim, geboren am 12. April 1928 und Heinrich, geboren am 18. September 1937 sowie zwei Töchter: Waltraud, geboren am 15. September 1923 und Marliese, geboren am 11. Dezember 1929.
Beförderungen
- 2. August 1914 Fahnenjunker (mit Wirkung vom 1. August 1914)
- 1. Westfälisches Pionier-Bataillon Nr. 7 der Preußischen Armee
- 31. Oktober 1915 Leutnant (ohne Patent)
- 1918 Patent vom 12. November 1914 erhalten
- 1922 Rangdienstalter vom 1. September 1915 erhalten
- 1. Februar 1928 Oberleutnant
- 1. Oktober 1929 Hauptmann
- SS-Anwärter: 8. Januar 1934
- SS-Mann: 24. Januar 1934
- SS-Sturmmann: 8. Februar 1934
- SS-Scharführer: 10. Februar 1934
- SS-Oberscharführer: 12. Februar 1934
- SS-Truppführer: 14. Februar 1934
- SS-Obertruppführer: 19. März 1934
- SS-Sturmführer: 12. April 1934
- SS-Obersturmführer: 17. Juni 1934
- ab 1. April 1935 Taktiklehrer an der SS-Junkerschule Braunschweig
- SS-Hauptsturmführer: 20. April 1935
- SS-Sturmbannführer: 1. Juni 1935
- SS-Obersturmbannführer: 20. April 1937
- SS-Standartenführer: 18. Mai 1940
- SS-Oberführer: 19. Juli 1940
- SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS: 9. November 1941
- SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS: 1. Mai 1943
- SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS: 1. August 1944
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse[4]
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz (nach anderen Quellen in Silber)[4]
- Schlesischer Adler-Orden II. und I. Stufe
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- SS-Totenkopfring
- Ehrendegen „Reichsführer-SS“
- Julleuchter der SS am 16. Dezember 1935
- Deutsches Reiterabzeichen in Bronze
- SA-Sportabzeichen in Bronze
- Deutsches Reichssportabzeichen in Bronze
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“
- Medaille zur Erinnerung an die Heimkehr des Memellandes
- SS-Dienstauszeichnungen
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum Eisernen Kreuz II. Klasse: 13. September 1939
- Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse: 2. Oktober 1939
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. Klasse mit Schwertern: 20. April 1942
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Kriegsverdienstkreuz (1939), I. Klasse mit Schwertern: 1. September 1942
- Finnisches Freiheitskreuz, I. Klasse mit Schwertern am 13. ggf. 16. Mai 1943 (Halsorden)
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Ritterkreuz am 31. März 1942[5] als SS-Brigadeführer und Kommandeur der SS-Division „Reich“
- Eichenlaub am 28. April 1945 (festgelegt als posthume 871. Auszeichnung mit Wirkung vom 9. Mai 1945) als Kommandierender General des XI. SS-Panzerkorps
Fußnoten
- Geboren 1893
- Gestorben 1945
- Deutscher General
- Deutscher SS-Obergruppenführer
- Freikorps-Mitglied
- Angehöriger der Reichswehr
- SS-Mitglied
- SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS
- Träger des Verwundetenabzeichens (1918)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des SS-Ehrendegens
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Gefallen für Deutschland