Morgen, Curt von
Curt Ernst Morgen, seit 1904 von Morgen (zuweilen auch Kurt; 1. November 1858 in Neiße; 15. Februar 1928 in Lübeck), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt General der Infanterie sowie Forschungsreisender in Kamerun.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Kurt von Morgen trat 1877 in die Armee ein und war 1889/91 Führer einer Forschungsexpedition nach Südkamerun. Er knüpfte hierbei Handelsbeziehungen mit den Wute an und machte von dort einen waghalsigen Erkundungszug durch Südadamaua (Tibati, Banjo) über die englische Grenze nach Ibi am Benue. 1891 bis 1893 war er in der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts beschäftigt, 1894 leitete er die Errichtung der Schutztruppe in Kamerun und bekämpfte die aufständischen Abostämme. 1896/97 wurde v. Morgen nach Dongola kommandiert und nahm 1897 am Thessalischen Feldzug teil. 1897 bis 1901 war er Militärattaché in Konstantinopel und wurde 1901 in den Großen Generalstab berufen. Am 27. Januar 1912 wurde er zum Generalmajor befördert.
- „Curt von Morgen wurde am 01.11.1858 in Neiße geboren und durchlief, für die militärische Laufbahn bestimmt, die Kadettenanstalten in Wahlstatt und Berlin und trat dann in das reguläre Militär ein. Im Jahr 1889 erhielt er die Gelegenheit, eine Expedition in das Innere Kameruns zu leiten, die er im folgenden Jahr erfolgreich abschloß. Nach Deutschland zurückgekehrt, war Curt von Morgen im Auswärtigen Amt tätig und wurde in Folge mit etlichen Sondermissionen betraut. So wurde er im Jahr 1894 ein weiteres Mal in die deutsche Kolonie Kamerun entsandt, reorganisierte die dortige Schutztruppe und führte zwei militärische Züge durch. 1896 bis 1897 folgte seine Entsendung als militärischer Beobachter bei der Dongola-Expedition gegen die Mahdisten, die England und Ägypten gemeinsam durchführten. Zum Hauptmann befördert, trat er im selben Jahr ein Posten als Militärattaché im türkischen Konstantinopel an. Im Thessalischen Krieg von 1897, war Curt von Morgen wieder Militärbeobachter und wurde 1901, inzwischen im Rang eines Majors, zum Großen Generalstab kommandiert. Ab 1902 folgten für Curt von Morgen einige Kommandeursverwendungen bei der Infanterie und 1904 die Erhebung in den Adelsstand. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges war er Kommandeur der 3. Reserve-Division und Generalleutnant. Ab November 1914 stand er im Rang eines Kommandierenden Generals und nahm an den Schlachten von Tannenberg, der Masurischen Seen, von Lodz und an der Matz-Offensive ein. Curt von Morgen erhielt zahlreiche Orden und Ehrenzeichen, darunter den Pour le mérite. Nach dem Ende des Krieges reichte Curt von Morgen seinen Abschied ein und verbrachte seinen Lebensabend in Lübeck, wo er 15.02.1928 starb und am 22.02.1928 auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt wurde.“[2]
Kurzchronologie
- Besuch der Kadettenhäuser in Wahlstatt und Berlin.
- 9. Februar 1877 Teilnahme an der Ansprache des Kaisers bei der Kadetten-Vorstellung
- 14.4.1877 Charakter als Portepeefähnrich
- dem 7. Ostpreußischen Infanterie-Regiment Nr. 44 der Preußischen Armee überwiesen
- 13.11.1877 Portepeefähnrich mit Patent
- 20. April 1878 Versetzung in das 4. Oberschlesische Infanterie-Regiment Nr. 63
- 12.10.1878 Sekonde-Lieutenant
- u. a. laut Rangliste 1884 Dienst in der 11. Kompanie; sein ältester Bruder (ggf. Vetter) diente zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Regiment als Premier-Lieutenant und war mit dem Eisernen Kreuz (1879), II. Klasse ausgezeichnet.
- 13.12.1887 Premier-Lieutenant
- Adjutant des II. Bataillons
- Unter Stellung à la suite des Regiments wurde er am 27. August 1889 zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt kommandiert.
- Als Nachfolger des bei der Forschungsexpedition im südlichen Kamerun tätigen Leutnants Hans Tappenbeck wurde er kurz danach an Stelle des erkrankten Hauptmanns Richard Kund Chef der Expedition.
- 5.11.1889 erste Forschungsreise Kamerun
- 5. November 1889 verließ Morgen mit 120 Trägern die Küste und gelangte Ende des Monats auf der Station Jaunde an. Am 9. Dezember verließ er dieselbe, überschritt den Sanaga und erreichte die südlichen Grenzstämme von Adamawa. Von hier wandte er sich nach Westen, entdeckte den Mbam, den bedeutendsten Nebenfluß des Sanaga, und erreichte Malimba. Nachdem Morgen die dortigen Aufständischen der Eingeborenen der Küste in einem viermonatigen Kampf niedergeworfen hatte, begab er sich am 2. Juni 1890 auf eine zweite Expedition in das Innere von Adamaua. In der Nähe von Ndumba legte er die wenig später wieder aufgegebene Station Kaiser-Wilhelmsburg an. Von dort aus drang er bis nach Tibati und Banyo vor. Beim Erstürmen der Bergfestung Ngaundere wurde Morgen durch einen Pfeilschuß verwundet. Die Expedition führte weiter nach Ibi am Benue, bevor sie über den Fluß und den Niger an die Küste führte. Nach einem Aufenthalt in Lagos kehrte er nach Deutschland zurück. Hier war er bis 1893 in der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes tätig.
- 17.6.1893 Hauptmann à la suite des 4. Oberschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 63
- Chef der 2. Kompanie/Grenadier-Regiment „Prinz Carl von Preußen“ (2. Brandenburgisches) Nr. 12
- 17. Oktober 1893 erneute Versetzung in das Auswärtige Amt
- 3. November 1893 Einladung zur St. Hubertus Parforce-Jagd im Grunewald
- 1894 zweite Forschungsreise Kamerun
- Im Herbst 1894 wurde auf Veranlassung des Reichskanzlers von Caprivi Morgen zusammen mit Leutnant Hans Dominik zur Aufstellung einer Schutztruppe, die Schutztruppe sollte nach der Meuterei der Hilfspolizeitruppe im Dezember 1893 diese ersetzen, und der Niederschlagung eines Aufstands wieder nach Kamerun gesandt. Mit in Ägypten geworbenen Sudanesen schlug er den Aufstand der Abolauten nördlich von Douala und der Kpeer am Kamerunberg nieder.
- 1896 Dongola-Expedition, Sudan (militärischer Beobachter der britischen Armee)
- 1897 Militärattaché bei der Deutschen Botschaft in Konstantinopel; als solcher in der Rangliste 1898 beim Generalstab der Armee geführt
- später zugleich auch bei der Gesandtschaft in Belgrad
- Teilnahme an der Palästinareise im Militärischen Gefolge des Kaisers im Herbst 1898
- 31.10.1898 Major sowie zugleich zum Flügeladjutanten ernannt
- 28. November 1898 schriftliche Einladung der britischen Offizieren des II. Bataillons „The Connaught Rangers“ in Kairo
- 1901 Kommandierung zum Großen Generalstab nach Berlin unter Enthebung als Militärattaché bei der Botschaft in Konstantinopel und bei der Gesandtschaft in Belgrad
- 1902 Kommandeur des II. Bataillons/Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm IV.“ (1. Pommersches) Nr. 2 in Stettin
- in den Vorstand der im Oktober 1901 gegründeten Deutsch-Asiatischen Gesellschaft gewählt
- 1904 in den erblichen Adelstand erhoben
- 22.4.1905 Oberstleutnant
- im Stab des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39 in Düsseldorf
- 21.3.1908 Kommandeur des Infanterie-Regiments „Prinz Friedrich der Niederlande“ (2. Westfälisches) Nr. 15 in Minden
- 21.3.1908 Oberst
- 27.1.1912 Generalmajor
- 27.1.1912 Kommandeur der 81. Infanterie-Brigade in Lübeck
- 2.8.1914 bis 6.11.1914 Kommandeur der 3. Reserve-Division der 8. Armee
- 19.8.1914 Generalleutnant
- 7.11.1914 Ernennung zum Führer des I. Reserve-Korps
- 28.11.1914 bis März 1918) Kommandierender General des I. Reserve-Korps (Nachfolger von Otto von Below)
- Vorsitzender der militärischen Kommission der Mittelmächte (Waffenstillstandsverhandlungen in Focsani, Dezember 1917)
- 25.8.1918 Kommandierender General des XIV. Reserve-Korps (Nachfolger von Richard Wellmann)
- 9.1.1919 mit der gesetzlichen Pension zur Disposition gestellt
- August 1919 Besuche beim Kaiser und Kronprinzen in Holland
- 11.2.1920 Charakter als General der Infanterie
- 14. April 1927 50jähriges Dienstjubiläum
Familie
Curt war der Sohn des preußischen Generalmajors Hermann Morgen (1810–1884) und dessen Ehefrau Sophie Dorothea, geborene Mallison (1820–1891), Tochter des Gutsbesitzers und Inhabers einer Kupfermühle Georg Mallison.
Erste Ehe
Premierleutnant Morgen heiratete am 3. Oktober 1891 seine Verlobte Elise Guthmann ( 30. Juni 1870; 1910). Aus der Ehe sind mehrere Kinder entsprossen:
- Ernst ( 1. Februar 1893)
- Hans Georg ( 18. April 1894).
- Sophie Marie Elisabeth ( 12. August 1895 in Zehlendorf; 13. Juni 1970 in Oberstdorf), ∞ 1919 (Scheidung 1923) den Flugzeugkonstrukteur Anthony Fokker.
- Heinrich-Joachim (1902–1932), Herrenfahrer
Zweite Ehe
1914 heiratete Generalleutnant von Morgen Rose-Lee, eine geborene Volbrügge ( 1892). Das Paar hatte drei Töchter.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Preußischer Kronenorden, IV. Klasse mit Schwertern
- Orden vom Zähringer Löwen, Ritterkreuz II. Klasse (BZL3b)
- Ritterkreuz II. Klasse des Hausordens vom Weißen Falken mit Schwertern (GSF3b⚔)
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern (HSEH3a⚔/HSH3a⚔)
- Friedrichs-Orden, Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern (WF3a⚔)
- Sachsen-Coburg und Gothaische Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft (HSCV)
- 1906, nach der Einführung mehrere Klassen, in Medaille in Silber umbenannt (HSCV5)
- Roter Adlerorden, IV. Klasse mit Schwertern
- 1899/1900 Krone zur IV. Klasse erhalten
- Medschidie-Orden, III. Klasse (TM3)
- Orden vom doppelten Drachen, III. Klasse, 1. Stufe bzw. Dritter Grad, 1. Klasse (ChDDIII.1/CD3a/CDIII.1)
- später den Stern zur III. Klasse, 1. Stufe erhalten (ChDDIII.1St/CDIII.1St)
- Zentenarmedaille, 1897
- Jerusalemkreuz 1898
- Osmanie-Orden, III. Klasse (TO3)
- Medschidie-Orden, II. Klasse (TM2)
- Liakat-Medaille in Gold (TVM1)
- Orden vom Zähringer Löwen, Ritterkreuz I. Klasse mit Eichenlaub (BZL3a.mE)
- St. Michael-Verdienst-Orden, III. Klasse (BStMV3/BM3)
- Orden der Württembergischen Krone, Ehrenritterkreuz (WK2c)
- später in Ehrenkreuz umbenannt
- Silberne Imtiaz-Medaille (TsM)
- Preußischer Kronenorden, III. Klasse mit Schwertern am Ringe
- Goldene Imtiaz-Medaille[3] (TgM)
- Osmanie-Orden, II. Klasse (TO2)
- Orden des Weißen Adlers (Serbien), Offizierkreuz (SWA4)
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz
- Gedenkzeichen für die Flügeladjutanten von Kaiser Wilhelm II. in Silber, um 1902
- Orden der Krone von Rumänien, Kommandeurkreuz (RumK3)
- Großoffizier des Bulgarischen Militär-Verdienstordens (BMO2)
- Roter Adlerorden, III. Klasse mit der Schleife und Schwertern am Ringe
- Orden von Oranien-Nassau, Kommandeurkreuz (NH3)
- Ehrenkreuz I. Klasse des Lippischen Hausordens mit Schwertern[3] (SLH1⚔)
- Kolonial-Denkmünze, 1912
- Greifen-Orden, Großkomturkreuz (MGrO2a/MG2a)
- Preußischer Kronenorden, II. Klasse mit Schwertern am Ringe[3]
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe[3]
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- II. Klasse am 3. September 1914
- Pour le Mérite mit Eichenlaub
- Verdienstorden am 1. Dezember 1914
- Eichenlaub am 11. Dezember 1916
- Kreuz für treue Dienste (SLK)
- Lübeckisches Hanseatenkreuz
- Bremisches Hanseatenkreuz
- Militärverdienstorden (Bayern), Komtur I. Klasse mit Schwertern (BMV2a⚔)
- Österreichisch-kaiserlicher Leopold-Orden, I. Klasse mit der Kriegsdekoration (ÖL1aKD/ÖL2aK)
- Orden der Eisernen Krone (Österreich), Ritter I. Klasse mit der Kriegsdekoration (ÖEK1KD/ÖEK1K)
- Albrechts-Orden, Großkreuz mit Schwertern (SA1⚔)
- Stern mit Schwertern zum Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe
- Kolonialauszeichnung (Löwenorden) des DKKB in Silber (I. Klasse)
Ehrungen
- Morgenstraße in Lyck am 20. März 1915
- Morgenstraße in Marggrabowa am 12. August 1927
Schriften und Reden (Auswahl)
- Von Kamerun nach dem Benuè, 1891
- Reisen im Hinterlande von Kamerun 1889/91, in: Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1891, Heft 7
- Durch Kamerun von Süd nach Nord. Reisen und Forschungen im Hinterlande 1889 bis 1891, Leipzig 1893 (PDF-Datei)
- Tischgespräche an der Frühstückstafel des Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe (Handschriftliche Aufzeichnung mit Teilnehmerverzeichnis), 1896
- Ritt durch Armenien und den Kaukasus
- Geschichtlicher Abriß Konstantinopels
- Die Türkei
- Der Feldzug in Siebenbürgen und Rumänien 1916/1917
- Die Kämpfe des Korps Morgen von Campolung bis Focsani, in: Zeitschrift „Kriegsberichte aus dem Großen Hauptquartier“, Heft 27, 1917
- Zeitskizzen, Berlin 1919
- Meiner Truppen Heldenkämpfe, Berlin 1920
- Führerregeln nach den Erfahrungen des Weltkrieges
- Beurteilungen von Vorgesetzten, zusammengestellt von seinem Sohn Hans-Georg von Morgen
- Meine Lebenserinnerungen, 1928
Reden
- Zur Jahrhundertfeier der Freiheitskriege am 30. Januar 1913
- Der Kommd. Gen. des XIV. Res. Korps, GenLt. v. Morgen, an die Soldaten des Korps (6. Sept. 1918 und 6. Okt. 1918)
- Festrede zur Enthüllung des Denkmals für die verstorbenen Angehörigen der Kameruner Schutztruppe, Frankfurt/O. am 31. Okt. 1926
- Rede zum 50jährigen Militärjubiläum Kaiser Wilhelm II. am 31. März 1927 vor den Offizier-Verbänden Lübecks
- Rede am 16. Dezember 1927 (Lowitz-Tag)
- Rede zur Reichsgründungsfeier am 18. Januar 1928
Verweise
- Auf den Schlachtfeldern des Orients. Der preußische Militärbeobachter Curt Ernst von Morgen in Militärgeschichte, 1/2009. (PDF-Datei; 3,79 MB)
Fußnoten
- Geboren 1858
- Gestorben 1928
- Deutscher General
- Deutscher Afrikaforscher
- Schutztruppe
- Träger des Ordens der Krone von Rumänien (Komtur)
- Träger des Pour le Mérite
- Träger des Ordens von Oranien-Nassau (Kommandeur)
- Träger des Roten Adlerordens 2. Klasse
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 2. Klasse
- Träger des Ordens der Württembergischen Krone (Komtur)
- Träger des Ordens vom Zähringer Löwen (Ritter I. Klasse)
- Träger des Mecidiye Ordens
- Träger des Hanseatenkreuzes (Lübeck)
- Träger des Friedrichs-Ordens (Ritter)
- Träger des Osmanje-Ordens
- Träger des Verdienstordens vom Heiligen Michael