Deutscher Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft
Der Deutsche Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft war die höchste zivile Auszeichnung Deutschlands. Er wurde am 30. Januar 1937 vom Führer und Reichskanzler des Deutschen Reiches Adolf Hitler durch Erlaß gestiftet und war bestimmt, den Nobelpreis zu ersetzen.[1] Das Preisgeld betrug für jeden Träger 100.000 Reichsmark, was einer heutigen Kaufkraft von etwa 465.000 EUR entspricht.[2]
Inhaltsverzeichnis
Aussehen
Die Auszeichnung beinhaltete neben der eigentlichen Ordensdekoration, dem Bruststern, eine prächtige Schärpe, ähnlich dem Schwarzen Adlerorden, mit Agraffe, eine aufwendig gearbeitete Ordenskassette mit vergoldeten Eckbeschlägen in Adlerform und eine Urkundenmappe aus terrabraunem genarbtem Leder.
Reichsadler
Der Adler auf Agraffe, Schatulle und Bruststern ist der des Reiches, blickt also nach heraldisch rechts, zu seiner rechten Schwinge, und trägt ein Hakenkreuz in seinen Krallen.
Bruststern
Der Bruststern aus Platin basiert auf einem Entwurf des Bildhauers Hermann Müller und zeigt auf rot emailliertem Grund den nach links gewandten Kopf der Pallas Athene. Er trägt die Inschrift „FÜR • KUNST • UND • WISSENSCHAFT“. Aufgelegt sind vier 20 × 22 mm große Adler aus 18-karätigem Gold und insgesamt 40 Diamanten.
Vorschlagsliste vom 31. August 1937
Name | Anmerkung | Vorgeschlagen von: |
---|---|---|
Adolf Bartels | Literaturprofessor, „Kämpfer für die Sauberkeit im Deutschen Schrifttum“. | Baldur von Schirach |
Carl Bosch | Chemiker, Vorsitzender der I.G. Farben, Nobelpreisträger 1931. | Hermann Göring |
Hermann Burte | Literarisches Pseudonym des völkischen Schriftstellers Hermann Strübe. | Göring |
Ludwig Dürr | Zeppelinkonstrukteur. Geehrt werden sollte die Idee des lenkbaren Luftschiffes. | Göring |
Edwin Erich Dwinger | Schriftsteller, Mitglied des Reichskultursenats. | Göring |
Wilhelm Filchner | Major a.D., Forschungsreisender, Leiter der 2. deutschen Südpolarexpedition. | Göring |
Franz Fischer | Chemiker, Entwickler der Fischer-Tropsch-Synthese zur künstlichen Herstellung von Treibstoffen. | Göring |
Leo Frobenius | Völkerkundler, Begründer der Kulturkreislehre. | Göring |
Wilhelm Furtwängler | Generalmusikdirektor, Dirigent des Berliner Philharmonischen Orchesters. | Göring |
Fritz Hoffmann | Chemiker, Direktor des schlesischen Kohleforschungsinstituts der Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung in Breslau. Pionier auf dem Gebiet der Kautschuksynthese. | Göring |
Hanns Johst | Präsident der Reichsschrifttumskammer, Mitarbeiter des Völkischen Beobachter. | Heinrich Himmler |
Eberhard Wolfgang Möller | Schriftsteller, Referent im Propagandaministerium. | von Schirach |
Hans Pfitzner | Generalmusikdirektor, Opernkomponist, Mitglied des Reichskultursenats und der Reichsmusikkammer. | von Schirach |
Ludwig Prandtl | Physiker, Universitätsprofessor, Ordinarius der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät Göttingen. Grundlagenforschung über Strömungsmechanik und Entwickler der Grenzschichttheorie. | Bernhard Rust |
Alfred Rosenberg | Reichsleiter, Beauftragter für die gesamte weltanschauliche Erziehung in der NSDAP, Leiter des außenpolitischen Amtes der NSDAP, Verfasser von Der Mythus des 20. Jahrhunderts. | Rust |
Ernst Sagebiel | Architekt, Ministerialrat im Reichsluftfahrtministerium, Erbauer des Reichsluftfahrtministeriums, Planer der Flughäfen München und Stuttgart. | Göring |
Ferdinand Sauerbruch | Chirurg, Preußischer Staatsrat, Direktor der chirurgischen Universitätsklinik der Charité. Pionier bei der Entwicklung muskelgesteuerter Prothesen. | Göring |
Albert Speer | Architekt und Schöpfer zahlreicher Bauten des Dritten Reiches, Mitglied des Reichskultursenats und Generalbauinspekteur der Reichshauptstadt. | Göring |
Hermann Stegemann | Publizist, „Vorkämpfer eines nationalen Deutschlands gegen die Siegerdiktatur von Versailles“. | Göring |
Hermann Stehr | Dichter und „literarischer Führer des schlesischen Bauerntums“, Mitglied des Reichskultursenats. | Göring |
Emil Strauß | Dichter und Erzähler, Mitglied des Reichskultursenats. | Göring |
Gustav Tammann | Chemiker, Direktor des physikalisch-chemischen Instituts in Göttingen, Pionier der Metallurgie bei der Entwicklung industrieller Großverfahren. | Göring |
Josef Thorak | Bildhauer, Schöpfer zahlreicher Büsten und Monumentaldenkmäler (Hindenburg, Hitler, Mussolini, Atatürk, Piłsudski, Schah von Persien und weitere). | Philipp Bouhler |
Paul Ludwig Troost | Architekt, sein neoklassizistischer Stil prägte die imposante Architektur des Dritten Reiches. | Bouhler |
Josef Wackerle | Bildhauer, Arbeiten am Reichssportfeld, im Braunen Haus und im Cecilienhof, Gestalter zahlreicher Münzen und Plaketten. Mitglied des Reichskultursenats. | Bouhler |
Winifred Wagner | Schwiegertochter Richard Wagners und Leiterin der Bayreuther Festspiele. | Bouhler |
Inhaber
Der Deutsche Nationalpreis wurde an insgesamt neun Personen verliehen:
1937
- Paul Ludwig Troost (posthum)
- Alfred Rosenberg
- Wilhelm Filchner
- Ferdinand Sauerbruch und August Bier (geteilter Preis)
1938
- Fritz Todt
- Ferdinand Porsche
- Willy Messerschmitt und Ernst Heinkel (geteilter Preis)
Bildergalerie
Der Deutsche Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft von August Bier, der vom Reichsärzteführer und Leiter des Amtes für Volksgesundheit Gerhard Wagner vorgeschlagen worden war:
Empfang in der Reichskanzlei in Berlin am 30. Januar 1938 für die ersten am 7. September 1937 bekanntgegebenen Träger des Deutschen Nationalpreises für Kunst und Wissenschaft; von links der Chirurg Ferdinand Sauerbruch, Gerdy Troost (für ihren verstorbenen Gatten, den Architekten Paul Ludwig Troost), Adolf Hitler, Reichsleiter Alfred Rosenberg, August Bier und Wilhelm Filchner.
Siehe auch
- Orden und Ehrenzeichen
- Deutsche Kultur
- Deutsche Kunst
- Deutsche Wissenschaft
- Gottbegnadetenliste
- Nationaler Buchpreis
- Nationaler Filmpreis
- Nationaler Musikpreis
- Kulturpolitische Reden des Reichskanzlers Adolf Hitler
- Reichskulturkammer
Literatur
- Menno Aden: Die Kulturgeschichte der großen deutschen Erfindungen und Entdeckungen: Ein Lesebuch über 800 Jahre Innovation aus deutschen Landen, IFB-Verlag, 2019, ISBN 978-3942409872 [628 S.]