Truppel, Oskar von
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Oskar Truppel, seit 1911 von Truppel ( 17. Mai 1854 in Katzhütte; 20. August 1931 in Berlin-Frohnau) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine, zuletzt Admiral sowie von 1901 bis 1911 Gouverneur von Kiautschou.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- 31. Mai 1871 Eintritt in die Marine des Norddeutschen Bundes als Kadett
- erster Ausbildungsabschnitt auf der SMS „Gazelle“ (1859), einer Gedeckten Korvette der Arcona-Klasse
- 19. September 1872 Seekadett
- Von Truppel versah Dienst auf der SMS „Friedrich Carl“ (1867), Panzerfregatte der Marine des Norddeutschen Bundes und später der Kaiserlichen Marine
- 19. Dezember 1874 Unterleutnant zur See
- Dienst auf der 1867 in Dienst gestellter Panzerfregatte SMS „Kronprinz“
- 13. August 1878 Leutnant zur See
- 1879 Dienst als Schiffsjungenlehrer auf dem Linienschiff SMS „Renown“
- 1880 Dienst auf der SMS „Loreley“ im Mittelmeer
- 1881 Adjutant der Zweiten (II.) Matrosendivision in Wilhelmshaven
- 1883 Inspektionsoffizier der Marineschule
- Dienst im Seeminendepot in Wilhelmshaven
- Ende 1883/1884 Dienst auf der SMS „Prinz Adalbert“ auf der westamerikanischen Station
- Am 24. April 1884 erreichte das Kriegsschiff Singapur und ersetzte dort ihr Schwesterschiff SMS „Leipzig“. Prinz Adalbert reiste dann nach Shanghai, wo sie mit dem Flaggschiff SMS „Stosch“ des deutschen Ostasiengeschwaders unter ihrem Kommandeur Carl Paschen zusammentraf. Mitte Mai brach unter den Besatzungen der deutschen Schiffe eine Fieberepidemie aus, die Paschen zwang, die Schiffe zur Behandlung der Besatzungen nach Japan zu bringen. Im Juli kehrten die SMS „Prinz Adalbert“ und „Stosch“ jedoch aufgrund der zunehmenden Spannungen in chinesische Gewässer zurück. Im folgenden Monat brach folgerichtig der Chinesisch-Französische Krieg aus und die Schiffe blieben bis Ende August in Shanghai. SMS „Prinz Adalbert“ ging dann nach Fuzhou, da das französische Geschwader unter Vizeadmiral Amédée-Anatole Courbet einen dortigen Angriff auf die chinesische Flotte vorbereitete und das Schiff, zusammen mit Kriegsschiffen aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten, die Europäer und Amerikaner in der Stadt schützen sollte. In der folgenden Schlacht von Fuzhou besiegten die Franzosen schnell die chinesischen Streitkräfte und erlaubten der „Prinz Adalbert“ Anfang September die Rückkehr nach Shanghai. Kurz darauf erhielt das Schiff den Befehl, nach Deutschland zurückzukehren. Es verließ Shanghai und kam über Stationen in Japan und Papeete am 11. Januar 1885 in Callao in Peru an. Hier wurde ihre Rückreise unterbrochen, da ein Konflikt zwischen Kolumbien und Nicaragua die deutschen Interessen in Mittelamerika bedrohte und die Admiralität veranlaßte, die „Prinz Adalbert“ zum Schutz der Deutschen in der Region dorthin zu entsenden. Sie blieb zwei Monate vor Ort und segelte anschließend zunächst bis zum 21. März nach Valparaíso und nach Umrundung Kap Hoorns bis zum 7. Mai bis Montevideo. Hier wurden die Befehle erneut abgeändert. Das Schiff wurde nach Mauritius entsandt, wo, wiederum unter Paschen an Bord der „Stosch“, ein neues Kreuzergeschwader versammelt wurde, um dort den Abschluß von Schutzverträgen zu unterstützen. Im August 1885 traf die „Prinz Adalbert“, nun Teil des Ostafrikanischen Kreuzergeschwaders, in Sansibar ein. Das Geschwader wurde inzwischen von Konteradmiral Knorr geführt. Im September 1885 erhielt Paschen den Befehl, aus den Kreuzerfregatten „Stosch“, „Prinz Adalbert“ und „Gneisenau“, ein selbständiges Geschwader zu bilden und nach Westafrika zu verlegen. Da die „Stosch“ ab Oktober reparaturbedingt ausfiel, nutze Paschen, der am 1. Oktober zum Konteradmiral befördert worden war, die „Prinz Adalbert“ als Flaggschiff. Allerdings hatte sich die politische Lage in Westafrika inzwischen wieder beruhigt, so daß die „Gneisenau“ nach Ostafrika zurückkehrte, während „Stosch“ und „Prinz Adalbert“ Ende November von Freetown aus die Heimreise antraten. Im Verband gingen beide Schiffe nach Kap Verde, um sich dem deutschen Übungsgeschwader anzuschließen, das dort während eines Streits zwischen Deutschland und Spanien über die Karolinen gehalten hatte. Nach dem Schiedsspruch von Papst Leo XIII. wurde der Streit beigelegt und die „Prinz Adalbert“ konnte endlich die Rückreise nach Deutschland vollenden, bei der sie am 22. Dezember 1885 in Wilhelmshaven ankam.
- 18. Mai 1886 Kapitänleutnant
- 1886/87 Kompanieoffizier bei der II. Matrosendivision
- 1888 Führer der 1. Kompanie/II. Torpedoabteilung in Wilhelmshaven
- 1888/89 an der Marineakademie (I. Coetus)
- 1889/90 an der Marineakademie (II. Coetus)
- September bis 16. Dezember 1890 Kommandant der 1880 in Dienst gestellten Staatsyacht SMY „Hohenzollern“ in heimischen Gewässern
- die „Hohenzollern“ hatte zur dieser Zeit eine reduzierte Besatzung
- 1891 Dienst in der Militärischen Abteilung des Reichsmarineamtes
- 19. Juni 1893 Korvettenkapitän
- Erster Offizier (IO) auf dem S.M. Panzerschiff III. Klasse „Baden“
- unter Kommandant Kapitän zur See Ernst Fritze
- 1884 im Stab des Ober-Kommandos der Marine
- Erster Offizier (IO) auf dem S.M. Panzerschiff III. Klasse „Baden“
- 1. Juli 1897 Korvettenkapitän mit Oberstleutnant-Rang; am 23. November 1898 in Fregattenkapitän umbenannt und neues Rangdienstalter vom 17. Mai 1897 erhalten.
- bis Juli 1899 Kommandant der SMS „Prinzeß Wilhelm“ als Teil des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders unter Otto von Diederichs; die „Prinzeß Wilhelm“ war gemeinsam mit der SMS „Cormoran“ nach dem Mord an den beiden deutschen Missionaren Nies und Henle der Steyler Mission in China an der Besetzung von Tsingtau beteiligt. Ab Mai 1898 war der Dienst des Kreuzergeschwaders durch den Spanisch-Amerikanischen Krieg bestimmt, wobei es vor Manila zu Spannungen mit den US-Amerikanern kam. Die „Prinzeß Wilhelm“ lief im November 1898 nach Tsingtau zurück, wo von Diederichs sie bis Februar 1899 zum Flaggschiff wählte, da die SMS „Kaiser“ sich in Hongkong zur Reparatur befand. Kurz nach der Übernahme des Geschwaders durch den bisherigen Befehlshaber der II. Division, Konteradmiral Prinz von Preußen, beendete die „Prinzeß Wilhelm“ ihren Ostasiendienst und trat am 26. April 1899 von Tsingtau aus die Heimreise an. Sie erreichte Wilhelmshaven am 22. Juli 1899 und stellte außer Dienst. Zwei Jahre später sollte Oskar von Truppel wieder in Tsingtau sein.
- 22. März 1899 Kapitän zur See
- Juli 1899 bis April 1901 erneut Dienst in der Militärischen Abteilung des Reichsmarineamtes
- Am 20. Februar 1901, nach dem frühen Tod des Gouverneurs Kapitän zur See Carl Otto Ferdinand Paul Jaeschke, wurde Truppel zum dritten Gouverneur von Kiautschou ernannt, mußte sich jedoch gedulden, denn sein Schiff lief erst im April 1901 aus.
- 7. Juni 1901 Ankunft in der Hauptstadt Tsingtau
- 8. Juni 1901 Übernahme der Amtsgeschäfte; er war gleichzeitig Chef der Militär- und Zivilverwaltung und somit auch Befehlshaber der Streitkräfte (III. Seebataillon, Marine-Feldbatterie des Bataillons, Matrosenartillerie-Detachement) an Land.
- Als Gouverneur war er Zeuge des Russisch-Japanischen Krieges. Bei der Seeschlacht im Gelben Meer am 10. August 1904 waren die Russen unterlegen, der deutschstämmige Admiral in kaiserlich-russischen Diensten Wilhelm Withöft war auf dem Flaggschiff „Zessarewitsch“ gefallen. Das schwer beschädigte Schlachtschiff „Zessarewitsch“ gelangte mit den drei Zerstörern „Besposchtschadni“, „Besschumni“, „Besstraschni“ der Kit-Klasse nach Tsingtau, wo die Schiffe von den deutschen Behörden interniert wurden. Auch der Geschützte Kreuzer „Nowik“ lief kurz in Tsingtau ein, lief aber wieder aus, um nach dem Ursprungsplan zu versuchen, Wladiwostok zu erreichen. Sie wurde vor Korsakow von japanischen Kreuzern gestellt und versenkte sich schließlich vor Sachalin selbst. Die in Tsingtau verbliebenen Schiffe wurden innerhalb drei Tage entwaffnet. Am 15. August 1904 erhielt der japanische Zerstörer „Ikazuchi“ die Erlaubnis, in den deutschen Hafen einlaufen zu dürfen. An Bord Unterhändler des japanischen Vizeadmirals Dewa Shigetō. Kapitän zur See Truppel und Korvettenkapitän Funke trafen diese, und konnten ihnen versichern, daß die russischen Kriegsschiffe entwaffnet wurden. Funke wurde auch auf die „Ikazuchi“ einladen und notierte später, wie makellos sauber das Schiff war und wie gesund die Besatzung. Im Gegenteil machten die russischen Matrosen, die er antraf, einen kränklichen und unterernährten Eindruck. Konteradmiral Matusevich (Withöfts Stabschef) und Kapitän zur See Ivanov, Kommandant der „Zessarewitsch“, waren verwundet und blieben zur Genesung in Tsingtau. Nachdem sie jeweils ihr Ehrenwort als Marineoffiziere gegeben hatten, erlaubte ihnen Funke bei sich in der Dienstvilla statt im Internierten-Lager zu wohnen.
- Als der von den Russen gepachteten Hafen (Port Arthur) und die Festung von Lüshun am 2. Januar 1905 fielen, erlaubten die Deutschen unter Gouverneur Truppel weiteren russischen Schiffen und Besatzungen, Tsingtau zwecks Internierung anzulaufen. Die Versorgung der Verwundeten und die Verpflegung der Internierten waren für Stabschef Funke eine immense Herausforderung, die er jedoch mit Geschick meisterte. Kaiser Nikolaus II. verlieh 1905 zum Dank Konteradmiral Truppel den Sankt-Stanislaus-Orden, I. Klasse und Korvettenkapitän Funke den St.-Annen-Orden, II. Klasse.
- 17. Februar bis 10. Mai 1903 Fregattenkapitän Ernst van Semmern mit der Stellvertretung beauftragt (während Truppels Urlaub)
- 9. Januar bis 10. Mai 1904 Kapitän zur See Ernst van Semmern mit der Stellvertretung beauftragt (während Truppels Urlaub)
- 11. Februar bis 22. August 1905 Kapitän zur See Ernst van Semmern mit der Stellvertretung beauftragt (während Truppels Urlaub)
- 3. April 1905 Konteradmiral
- 28. Februar 1905 Eröffnung der ersten beiden Gouvernements-Volksschulen für Chinesen im Schutzgebiet
- Juni 1905 Eröffnung des Krankenhauses der katholischen Mission für Chinesen in Tsingtau
- 17. September 1907 Vizeadmiral
- 23. Januar bis 2. April 1909 Fregattenkapitän Alfred Meyer-Waldeck mit der Stellvertretung beauftragt (während Truppels Urlaub)
- 3. Mai 1907 Einweihung der Tsingtauer Werft am Großen Hafen
- 25. Oktober 1909 Eröffnung der Deutsch-Chinesischen Hochschule in Tsingtau
- 21. Februar bis 2. April 1910 Kapitän zur See Alfred Meyer-Waldeck mit der Stellvertretung beauftragt (während Truppels Urlaub)
- 17. August 1910 Gründung der chinesischen Handelskammer in Tsingtau
- 27. Januar 1911 Admiral
- 14. Mai 1911 mit der Familie Einschiffung auf das Kriegsschiff SMS „Gneisenau“ zwecks Rückkehr in die Heimat
- Chef des Stabes Kapitän zur See Wilhelm Höpfner (1868–1951) übernahm als Stellvertreter, am 22. November 1911 traf Alfred Meyer-Waldeck in Tsingtau als neuer Gouverneur ein.
- 19. August 1911 nach Rückkehr in das Kaiserreich durch Kaiser Wilhelm II. in den erblichen Adelsstand erhoben und gleichzeitig zur Disposition gestellt
Nach der Verabschiedung
- Kurze Lehrtätigkeit an der Marineakademie der Marineschule
- Mai 1912 auf Bitten von Albert Ballin, Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Linie (Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft, kurz Hapag), Chef des Sicherheitsdienstes der Hapag.
- 7. bis 9. Juli 1913 Gast bei der Kaiserfahrt des Passagierschiffs „Imperator“[1]
- 1919 Eintritt in die Deutsche Demokratische Partei (DDP), Mitglied des Reichsausschusses[2]
- Übersiedlung nach Berlin (wann genau, ist unbekannt)
- 22. Juli 1920 zum Aufsichtsratsvorsitzender der „Kolonialbank Aktiengesellschaft“ (Berlin) gewählt[3]
- 19. Januar 1924 erneut in den Aufsichtsrat der „Kolonialbank Aktiengesellschaft“ (Berlin) gewählt[4]
- 29. August 1925 Begrüßungsansprache zur Eröffnung der Tagung des Bundes der Auslandsdeutschen in Berlin, nach ihm sprach Reichskanzler Gustav Stresemann.
Familie
Abstammung
Oskar war Sohn des Pastors in Katzhütte (zuletzt in Eichfeld bei Rudolstadt) Johann Christian Truppel und dessen Frau Bertha, geb. Schwartz. Bereits im Alter von sechs Jahren wurde er Vollwaise, Vater und Mutter waren 1860 verstorben.
Ehe
Kapitänleutnant Truppel heiratete in Bremen am 13. Mai 1891 seine Verlobte Anna Müller-Sauvalle ( 11. Januar 1868). Aus der Ehe sind zwei Söhne und eine Tochter entsprossen. Sein ältester Sohn Heinrich verstarb mit nur 13 Jahren.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
Auszeichnungen
- Roter Adlerorden, IV. Klasse
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz
- Leopold-Orden, Offizierkreuz (BL3)
- Königlich Norwegischer Orden des heiligen Olaf, Ritterkreuz I. Klasse (NO3a), 1890
- Sankt-Stanislaus-Orden, II. Klasse (RSt2)
- Zentenarmedaille, 1897
- Preußischer Kronenorden, III. Klasse
- Roter Adlerorden, III. Klasse mit der Schleife
- Fürstlich Schwarzburgisches Ehrenkreuz, II. Klasse (SEK2)
- Preußischer Kronenorden, II. Klasse
- Orden vom Doppelten Drachen, II. Klasse, 1. Stufe bzw. Zweiter Grad, I. Klasse (CDII.1)
- Militärverdienstorden (Bayern), Komturkreuz (BMV2)
- Sankt-Stanislaus-Orden, I. Klasse (RSt1)
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Eichenlaub
- Stern zum Preußischen Kronenorden, II. Klasse erhalten
- Orden vom Doppelten Drachen, I. Klasse, 3. Stufe bzw. Erster Grad, III. Klasse (CDI.3)
- Stern zum Roten Adlerorden, II. Klasse mit Eichenlaub erhalten
- Orden Heinrichs des Löwen, I. Klasse (BrH1)
- Preußischer Kronenorden, I. Klasse
Ehrungen
- In den preußischen Adelsstand erhoben am 19. August 1911
Schriften (Auswahl)
- Das Innere Shantungs – Reisebericht des Gouverneurs Truppel
- Zu Tsingtaus Fall – Ein Nachruf, in: „Der Tag“, 1914
- Die Deutschen Südseekolonien. Zur Denkschrift der Vereinigung der Südseefirmen an den Reichstag von Admiral von Truppel, September 1918
Literatur
- Bruce Gilley: Verteidigung des deutschen Kolonialismus, Edition Sonderwege bei Manuscriptum, 2021, darin das Kapitel Qingdao: Das deutsche Hongkong (S. 141–150)