Sachsenberg, Gotthard

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Gotthard Sachsenberg[1]

Gotthard Sachsenberg (Lebensrune.png 6. Dezember 1891 in Roßlau; Todesrune.png 23. August 1961 in Bremen) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine, der Freikorps und der Kriegsmarine, zuletzt Korvettenkapitän im Zweiten Weltkrieg. Das Flieger-As errang bei seinen Feindflügen im Ersten Weltkrieg 31 Luftsiege[2] und wurde zum Dank zum Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ geschlagen. In der Zwischenkriegszeit wurde der Baltikumkämpfer Unternehmer, Politiker (Wirtschaftspartei) und Mitglied des Reichstages. Ritterkreuzträger Heinz „Heino“ Sachsenberg (JG 52/JG 7/JV 44; 104 Luftsiege) war sein Neffe.

Werdegang

Der Chef des Admiralstabes der Marine meldete am 24. Juli 1918 aus Berlin: „Unsere in Flandern unter dem Befehl von Leutnant zur See Sachsenberg stehenden Marine-Jagdflieger schossen in den letzten Wochen 24 feindliche Flugzeuge ab und errangen damit seit Bestehen dieses Fliegerverbandes, dem 31. April 1917, ihren 100. Luftsieg. Leutnant zur See Sachsenberg schoß seinen 16. und 17., Leutnant d. Res. M. A. Osterkamp seinen 16. Gegner ab. Hervorragend sind an den Erfolgen noch beteiligt Vize-Flugmeister Heinrich und Flugmaat Zenzes.“
Gotthard Sachsenberg im Ersten Weltkrieg.jpg
Gotthard Sachsenberg mit dem am 5. August 1918 verliehenen Pour le Mérite.jpg

Kurzchronologie

Erster Weltkrieg

  • 1914–1919 Seeoffizier
    • als Fähnrich zur See Beobachter in der Marine-Feldflieger-Abteilung II
    • 18. September 1915 zum Leutnant zur See ernannt (ohne Patent)
    • Beobachter-Ausbilder
    • Ausbildung zum Flugzeugführer in Johannisthal; Fokker-Eindecker (Kampfeinsitzer)
    • 1. Februar 1917 bis 2. September 1918 Führer der Marine-Feld-Jagdstaffel Nr. I (MFJ I) mit Albatros D.III
      • aufgestellt an der Westfront am 1. Februar 1917 aus Sonderkommando „Sachsenberg“ (Marine-Flieger-Abteilung Nr. II) und Marine-Feldflieger-Abteilung 2
    • 14. Oktober 1917 Patent als Leutnant zur See erhalten
    • Oktober 1917 Führer der Marine-Jagdgruppe Flandern (Aufstellung: 31. April 1917)
      • die Marine-Jagdgruppe Flandern oder Marine-Jagdgruppe Nr. I bestand vorerst aus den Jagdstaffeln MFJ I und MFJ II, im Juni 1918 kam die MFJ III und im Juni 1918 die MFJ IV hinzu. Ab Mitte 1918 erhielt die Jagdgruppe die Fokker D.VII, mit einem grellen Gelb lackiert waren.
    • 2. September 1918 die Marine-Jagdgruppe, dessen Kommandeur Sachsenberg bis November 1918 war, wurde zum Marine-Jagdgeschwader, zu den vier Marine-Jagdstaffeln kam die neue aus der Seefrontstaffel aufgestellten Marine-Feld-Jagdstaffel V (MFJ V) hinzu.

Freikorps und Zwischenkriegszeit

  • 1919 Führer des Kommandos bzw. Kampfgeschwaders „Sachsenberg“ beim Grenzschutz Ost im Baltenland
  • 1920 als Oberleutnant zur See aus dem aktiven Militärdienst entlassen
  • 1920/1921 Gründer und Leiter der „Ostdeutschen Landwerkstätten GmbH“
  • Leitender Angestellter in der Organisation der Luftfahrt
  • 1928–1932 MdR (WP)
  • 1934 Verhaftung, mehrere Wochen im KL Lichtenburg
  • in der Wirtschaft tätig (Sachsenberg Betriebe)
  • nach 1939 Entzug der Leitungsbefugnis wegen Weigerung der Umstellung auf Kriegsproduktion

Zweiter Weltkrieg

  • 1941 Geschäftsführer der Land- und See-Leichtbau mbH Berlin, Mitglied des Aufsichtsrates der Gebrüder Sachsenberg AG Dessau-Roßlau und der Deutsche Vacuum Oel AG Hamburg
  • 1. Februar 1941 wurde er mit dem Dienstgrad Kapitänleutnant zur Verfügung der Kriegsmarine gestellt
    • in der Folgezeit u. a. als technischer Sachverständiger im Amt Ausland/Abwehr und als Leiter der Frontreparaturwerke in Nikolajew tätig, zuletzt als Korvettenkapitn.

Nachkriegszeit

  • Nach Kriegsende 1945 Übersiedlung nach Westdeutschland
    • er widmete sich zusammen mit einem ehemaligen Junkers-Mitarbeiter dem Aufbau verschiedener Unternehmungen, unter anderem dem Bau von Tragflächenbooten[3] in der Schweiz und in Bremen. Darüber hinaus war er Initiator des Deutschen Grünen Kreuzes sowie Mitbegründer der Biologischen Arbeitsgemeinschaft in Lich, der heutigen BAG Health Care GmbH.

Luftverkehrs-Pionier, Schiffbau-Unternehmer, Politiker und Gründer des Stiftungsvereins

Im Vordergrund Gotthard Sachsenbergs Albatros D.III vom MFJ I
Leutnant d. R. Theodor Osterkamp (links von Sachsenberg) und Leutnant z. S. Gotthard Sachsenberg (weiße Jacke) im September 1918.
„Gotthard Sachsenberg wurde 1891 in Roßlau als Sohn von Dr.-Ing. h. c. Gotthard Sachsenberg d. Ä. und dessen Frau Mathilde zu einer Zeit geboren, als das Familienunternehmen Gebrüder Sachsenberg AG dank überzeugender Entwicklungen zur damals größten Binnenschiffswerft Europas mit Abnehmern auch auf dem amerikanischen Kontinent gewachsen war. Nach Abitur und kurzer Studienzeit im Fach Nationalökonomie trat Gotthard 1913 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein. Als dann der Erste Weltkrieg begann, meldete er sich freiwillig zum Dienst beim Marine-Fliegerkorps Flandern, wurde dort zum Leutnant zur See befördert und kommandierte in den Jahren 1917/18 das von ihm aufgebaute Marine-Jagdgeschwader Flandern (auch als ‘Kampfgeschwader Sachsenberg’ bekannt). Für seine zahlreichen Luftkampf-Siege wurde er u. a. mit dem Orden Pour le Mèrite ausgezeichnet. Nach Kriegsende kämpfte Gotthard mit seinem Geschwader erfolgreich für die lettische Unabhängigkeitsbewegung des späteren Regierungschef Karlis Ulmanis um die Befreiung Rigas von den Bolschewisten. Ende 1919 gründete Gotthard gemeinsam mit den ehemaligen Fliegerkameraden die Ostdeutsche Landwerkstätten GmbH (OLA) in Seerappen bei Königsberg. Dort bot sich den früheren Marinefliegern der Start in ein normales Berufsleben. Ebenfalls Ende 1919 wurde Gotthard auch Geschäftsführer der von Junkers, Albatros, dem Norddeutschen Lloyd und der OLA gegründeten Lloyd Ostflug GmbH in Königsberg, die von dort die Strecke nach Berlin über Danzig beflog. In diese Zeit fällt auch seine erste Spur als politischer Kopf: Mit der Denkschrift ‚Auf dem Wege zum Arbeitsfrieden‘ von 1920 versuchte er, eine Brücke zu bauen zwischen rein kapitalistischer Wirtschaftsweise und dem damals im Umbruch befindlichen orthodoxen Marxismus. Wichtig waren ihm ein kooperatives Zusammenwirken von Kapitalbesitzer- und Arbeitnehmerseite sowie eine Beteiligung der Arbeitnehmer am Unternehmergewinn. Ab 1921 arbeitete Gotthard Sachsenberg dann für und mit Professor Hugo Junkers am Aufbau eines zivilen nationalen und internationalen Luftfahrtnetzes, u. a. in der Funktion als Direktor der Junkers-Abteilung Luftverkehr, aus der später die Lufthansa hervor ging.
Ebenfalls mit Gotthard verbunden ist der erste Transatlantik-Flug ‚gegen den Wind‘, ein Jahr nach Lindberghs West-Ost-Pionierflug ‚mit dem Wind‘. Von Mai 1928 bis Juli 1932 wandte er sich verstärkt der Politik zu, machte Wahlkampf gegen die NaSDAP und wurde für den Wahlkreis Breslau-Liegnitz als Abgeordneter in den Deutschen Reichstag gewählt. Im Juni 1934 gelang ihm der Rückerwerb der Aktienmehrheit an der Gebr. Sachsenberg AG, die schon vor 1920 als Folge des Ersten Weltkriegs verloren gegangen war. Am 7. Juli 1934 dann eine Zäsur: Gotthard wurde auf persönlichen Befehl seines langjährigen Gegners, des NS-Reichsluftfahrtministers und preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring, verhaftet und anschließend im KZ Lichtenburg interniert. Der sofortigen Erschießung in der ‚Blutnacht von Berlin-Lichterfelde‘ war er nur durch glücklichen Zufall entkommen. Endgültig gerettet wurde Gotthard durch das Vermächtnis des einige Wochen später verstorbenen Reichspräsidenten Hindenburg, sämtliche Pour le Mèrite-Träger an seinem Grab zu versammeln. Politisch musste er sich seitdem völlig heraushalten. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde ihm von den NS-Behörden zwecks ungehinderter Rüstungsproduktion die unternehmerische Leitungsbefugnis entzogen. Dennoch gelang es Gotthard Sachsenberg, ab den späten 1930er Jahren gemeinsam mit dem Wissenschaftler Hanns Freiherr Schertel von Buntenbach die Tragflügel-Schnellbootentwicklung wegweisend voran zu treiben. Nach Kriegsende und umgehender Enteignung der Roßlauer Werft durch die Sowjetische Militäradministration startete Gotthard Sachsenberg trotz schwerer Erkrankung neu: Sowohl unter äußerst schwierigen Rahmenbedingungen mit dem Bau von Tragflügelbooten, als auch mit der Gründung der Biologischen Arbeitsgemeinschaft in Lich und als Initiator des Deutschen Grünen Kreuzes hinterließ er Spuren bis in die heutige Zeit. Im August 1961 verstarb Gotthard Sachsenberg in seiner Wahlheimat Bremen. Schnellboote nach dem Schertel-Sachsenberg-System fahren noch heute in mehreren Ländern, darunter auf dem Gardasee die 1988 vom Lizenznehmer Rodriquez-Werft in Messina gebaute ‚Goethe‘. Und aus der einstigen Non profit-Arbeitsgemeinschaft in Lich wurde inzwischen ein prosperierendes, mittelständisches Pharma-Unternehmen in weiterhin familiärer Hand. Auch der vor dem Krieg von ihm gegründete Familienverein lebt im heutigen Gotthard Sachsenberg Stiftungsverein fort.“[4]

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Hermann Hilliger (Hg.): Kürschners Volkshandbuch: Deutscher Reichstag, Hermann Hillinger Verlag, Berlin 1930, S. 144
  2. Gotthard Sachsenberg, The Aerodrome
  3. Tragflügelboote des Schertel-Sachsenberg-Systems, Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtmuseums e. V.
  4. Gotthard Sachsenberg (1891-1961), Gotthard Sachsenberg Stiftungsverein