Jagdgeschwader 52
Das Jagdgeschwader 52 (JG 52) war ein Jagdgeschwader der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Das Standardflugzeug war die Bf 109. Die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 52 entstand am 1. Mai 1939 durch die Umbenennung der I./Jagdgeschwader 433[1] in Böblingen. Ausgerüstet war die Gruppe mit der Messerschmitt Bf 109 E-1 und E-3. Im Oktober 1939 folgte die Aufstellung des Geschwaderstabes und der II. Gruppe.
Inhaltsverzeichnis
Einsätze und Erfolge
Westfront
Bis Mai 1940 war das Geschwader unter dem Kommando der Luftflotte 3 zum Schutz der Westgrenze (Westwall) im pfälzischen Raum (Mannheim) abgestellt, um dann am Westfeldzug 1940 teilzunehmen. Im Juni 1940 erfolgte jedoch bereits wieder eine Rückverlegung nach Nord- und Mitteldeutschland. Das Geschwader wurde im August 1940 an den Pas-de-Calais verlegt, um an der Luftschlacht um England teilzunehmen. Die III. Gruppe wurde im Oktober nach Pipera in Rumänien zur Luftflotte 4 abgezogen, um dort rumänische Flieger auszubilden. Bis zum Ende 1940 wurden 177 Abschüsse und 53 gefallene oder vermißte Flugzeugführer gemeldet.
Balkanfeldzug
Zur Unterstützung der Luftlandeoperationen auf Kreta (Unternehmen „Merkur“) wurde die III. Gruppe nach Griechenland verlegt und flog von dort aus größtenteils Bodenangriffe.
Ostfront
Bei der Schlacht bei Charkow wurde das Geschwader geschlossen eingesetzt. Mit der großen deutschen Sommeroffensive 1942 begann der Aufstieg des JG 52, das als typisches Ostgeschwader mit der höchsten Abschußzahl von mehr als 10.000 feindlichen Flugzeugen in die Luftkriegsgeschichte eingegangen ist. Den 10.000 Abschuß erzielte Adolf Borchers. Nie wieder war ein Jagdgeschwader derart erfolgreich. Die einzelnen Gruppen des Geschwaders operierten meist räumlich weit voneinander getrennt und weitgehend selbständig gegen die Rote Luftwaffe.
Ausländische Freiwillige
Zur Vorbereitung des Rußlandfeldzuges wurde das Geschwader als Teil der Luftflotte 4 in den Osten verlegt. Es wurden hauptsächlich die Heeresgruppe Süd unterstützt und die rumänischen Ölfelder gesichert. Während die I. und II. Gruppe anderen Verbänden unterstellt wurden, flog die III. Gruppe im südlichsten Sektor der Front, am Schwarzen Meer. Dies führte dazu, daß es zu verhältnismäßig wenig Feindkontakten kam. Der III. Gruppe wurde im Herbst 1941 die 15. (kroatische) Jagdstaffel angegliedert, der ab 27. Oktober 1942 noch die 13. (slowakische) Jagdstaffel bei der II. Gruppe folgte.
Kroaten
Anfang 1942 wurde das JG 52 zusammen mit dem JG 3 der Luftflotte 4 unterstellt und war für die Luftunterstützung im südlichen Sektor der Front verantwortlich. Im Jahr 1942 konnte die 15. (kroat.) Staffel 149 Luftsiege erringen. Die eigenen Verluste betrugen vier Gefallene und 13 Jagdflugzeuge. Die Staffel lag zu Beginn des Jahres 1943 in Kroatien, wo sie nach ihrem Einsatz an der Ostfront aufgefrischt wurde. Anschließend verlegte sie im Januar 1944 nach Grammatikowo, wo sie das ganze Jahr über verblieb. Sie lag zu Beginn des Jahres 1944 in Grammatikowo. Im Januar verlegte sie nach Karankut auf der Krim und am 27. April nach Zilesta in Rumänien. Hier wurde die Staffel im Juli 1944 zur „Kroatischen Jagdstaffel“ umbenannt und schied dabei aus dem Geschwaderverband aus.
Slowaken
Am 27. Oktober 1942 wurde die 13. Jagdstaffel der Slowakischen Luftwaffe bei deren Verlegung nach Maikop in 13. (slow.) Staffel/Jagdgeschwader 52 umbenannt. Im Einsatz wurde die Staffel der II. Gruppe angegliedert. Die Aufgabe der Staffel, die mit der Messerschmitt Bf 109 E-7 ausgerüstet war, war die Raumsicherung über dem Gebiet hinter der Kriegsfront an der Küste des Schwarzen Meeres. Bis Jahresende konnte die Gruppe sechs Luftsiege erringen, wobei sie keine eigenen Verluste hatte. Anfang Januar 1943 wurden der Staffel die ersten Messerschmitt Bf 109 F-4 zugewiesen. Am 5. Januar verlegte die Staffel nach Krasnodar und am 31. Januar nach Sslawjanskaja. Am 16. Februar folgte die Verlegung nach Kerch, am 17. März nach Taman und am 1. April nach Anapa, wo sie in den folgenden Monaten verblieb. Am 15. September verlegte die Staffel dann nach Taman, am 26. September nach Kerch, am 11. Oktober 1943 nach Bagerowo und am 28. Oktober nach Piestany. Das Jahr 1943 sollte das erfolgreichste für die slowakischen Freiwilligen werden. Die 13. (slow.) Staffel des Jagdgeschwaders 52 lag zu Beginn des Jahres 1944 in Piestany. Seit ca. Sommer 1943 ausgerüstet mit der Messerschmitt Bf 109 G, wurde die Staffel im Januar 1944 aufgelöst.
Götterdämmerung
Nach der endgültigen politischen Vernichtung Deutschlands 1945 ergaben sich die Reste des Geschwaders in Böhmen nach Sprengung der verbliebenen Flugzeuge der 90. US-Inf. Division. Am 16. Mai 1945 lieferten die VS-Amerikaner völkerrechtswidrig die Kriegsgefangenen an die Sowjet-Bolschewisten aus.
Kommandeure
Kommodore
- Major Merhart von Bernegg (19. August 1939 bis 18. August 1940)
- Major Hanns Trübenbach (19. August 1940 bis 10. Oktober 1941)
- Major Wilhelm Lessmann (15. Oktober 1941 bis 2. Juni 1942)
- Oberstleutnant Friedrich Beckh (3.–21. Juni 1942)
- Major Herbert Ihlefeld (22. Juni bis 28. Oktober 1942)
- Oberstleutnant Dietrich Hrabak (1. November 1942 bis 30. September 1944)
- Oberstleutnant Hermann Graf (1. Oktober 1944 bis 8. Mai 1945)
I./JG 52
- Hauptmann Dietrich Graf von Pfeil und Klein-Ellguth (1. November 1938 bis 21. November 1939)
- Oberleutnant Wolfgang Ewald (21. November 1939 bis 9. Februar 1940)
- Hauptmann Siegfried von Eschwege (9. Februar bis 26. August 1940)
- Hauptmann Wolfgang Ewald (26. August 1940 bis 24. Mai 1941)
- Oberleutnant Karl-Heinz Leesmann (25. Mai bis 6. November 1941)
- Oberleutnant Carl Lommel (6. November 1941 bis 6. Mai 1942)
- Hauptmann Karl-Heinz Leesmann (6. Mai bis 13. Juni 1942)
- Hauptmann Helmut Bennemann (14. Juni 1942 bis 10. Mai 1943)
- Hauptmann Johannes Wiese (11. Mai bis 1. August 1943)
- Hauptmann Gerhard Barkhorn (1. bis 30. August 1943)
- Hauptmann Johannes Wiese (1. November 1943 bis 19. Mai 1944)
- Hauptmann Adolf Borchers (11. Juni 1944 bis 31. Januar 1945)
- Hauptmann Erich Hartmann (1. Februar bis 8. Mai 1945)
II./JG 52
- Hauptmann Hans-Günther von Kornatzki (1. September 1939 bis 26. August 1940)
- Hauptmann Wilhelm Ensslen (27. August bis 2. November 1940)
- Hauptmann Erich Woitke (3. November 1940 bis 28. Februar 1942)
- Hauptmann Johannes Steinhoff (1. März 1942 bis 24. März 1943)
- Hauptmann Helmut Kühle (25. März bis 31. August 1943)
- Hauptmann Gerhard Barkhorn (1. September 1943 bis 31. Mai 1944)
- Hauptmann Helmut Lipfert (1. Juni bis 25. Oktober 1944)
- Major Gerhard Barkhorn (26. Oktober 1944 bis 15. Januar 1945)
- Hauptmann Erich Hartmann (16. bis 31. Januar 1945)
- Hauptmann Wilhelm Batz (1. Februar bis 8. Mai 1945)
III./JG 52
- Hauptmann Wolf-Heinrich von Houwald (1. März bis 24. Juli 1940)
- Major Alexander von Winterfeldt (1. August bis 6. Oktober 1940)
- Major Gotthard Handrick (7. Oktober 1940 bis 22. Juni 1941)
- Major Albert Blumensaat (23. Juni bis 30. September 1941)
- Major Hubertus von Bonin (1. Oktober 1941 bis 5. Juli 1943; ggf. mit Unterbrechung)
- Hauptmann Günther Rall (6. Juli 1943 bis 18. April 1944)
- Major Wilhelm Batz (19. April 1944 bis 31. Januar 1945)
- Hauptmann Adolf Borchers (1. Februar bis 8. Mai 1945)
Auszeichnungen (Auswahl)
53 Flugzeugführer des JG 52 erhielten das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Das Eichenlaub zum Ritterkreuz erhielten 15 Flugzeugführer. Von diesen wurden sieben zusätzlich mit den Schwertern ausgezeichnet. Erich Hartmann und Hermann Graf gehörten zu den nur 27 Soldaten der Wehrmacht, denen auch die Brillanten zum Ritterkreuz verliehen wurden.
Name | Ritterkreuz | Eichenlaub | Schwerter | Brillanten |
---|---|---|---|---|
Leesmann, Karl-Heinz | 23. Juli 1941 | |||
Steinhoff, Johannes | 30. August 1941 | 2. September 1942 | 28. Juli 1944 | |
Köppen, Gerhard | 18. Dezember 1941 | 27. Februar 1942 | ||
Graf, Hermann | 24. Januar 1942 | 17. Mai 1942 | 19. Mai 1942 | 16. September 1942 |
Steinbatz, Leopold | 14. Februar 1942 | 2. Juni 1942 | 23. Juni 1942 | |
Dickfeld, Adolf | 19. März 1942 | 19. Mai 1942 | ||
Roßmann, Edmund | 19. März 1942 | |||
Wachowiak, Friedrich | 5. April 1942 | |||
Zwernemann, Josef | 23. Juni 1942 | 31. Oktober 1942 | ||
Gratz, Karl | 1. Juli 1942 | |||
Grislawski, Alfred | 1. Juli 1942 | 11. April 1944 | ||
Simsch, Siegfried | 1. Juli 1942 | |||
Steffen, Karl | 1. Juli 1942 | |||
Barkhorn, Gerhard | 23. August 1942 | 12. Januar 1943 | 2. März 1944 | |
Dammers, Hans | 23. August 1942 | |||
Schmidt, Heinz | 23. August 1942 | 16. September 1942 | ||
Rall, Günther | 3. September 1942 | 26. Oktober 1942 | 12. September 1943 | |
Semelka, Waldemar | 4. September 1942 | |||
Süß, Ernst | 4. September 1942 | |||
Resch, Rudolf | 6. September 1942 | |||
Graßmuck, Berthold | 19. September 1942 | |||
Hammerl, Karl | 19. September 1942 | |||
Bennemann, Helmut | 2. Oktober 1942 | |||
Füllgrabe, Heinrich | 2. Oktober 1942 | |||
Krupinski, Walter | 29. Oktober 1942 | 2. März 1944 | ||
Miethig, Rudolf | 29. Oktober 1942 | |||
von Bonin, Hubertus | 21. Dezember 1942 | |||
Freuwörth, Wilhelm | 5. Januar 1943 | |||
Wiese, Johannes | 5. Januar 1943 | 2. März 1944 | ||
Denk, Gustav | 14. März 1943 | |||
Nemitz, Willi | 24. März 1943 | |||
Trenkel, Rudolf | 19. August 1943 | |||
Korts, Berthold | 29. August 1943 | |||
Hartmann, Erich | 29. Oktober 1943 | 2. März 1944 | 2. Juli 1944 | 25. August 1944 |
Quast, Werner | 31. Dezember 1943 | |||
Waldmann, Hans | 5. Februar 1944 | |||
Petermann, Viktor | 29. Februar 1944 | |||
Obleser, Friedrich | 12. März 1944 | |||
Batz, Wilhelm | 26. März 1944 | 20. Juli 1944 | 21. April 1945 | |
Fönnekold, Otto | 26. März 1944 | |||
Sturm, Heinrich | 26. März 1944 | |||
Bunzek, Johannes | 6. April 1944 | |||
Hoffmann, Gerhard | 14. Mai 1944 | |||
Düttmann, Peter | 9. Juni 1944 | |||
Sachsenberg, Heinz | 9. Juni 1944 | |||
Bachnick, Herbert | 27. Juli 1944 | |||
Birkner, Hans-Joachim | 27. Juli 1944 | |||
Wolfrum, Walter | 27. Juli 1944 | |||
Schall, Franz | 10. Oktober 1944 | |||
Lipfert, Helmut | 5. April 1945 | 17. April 1945 | ||
Resch, Anton | 7. April 1945 | |||
Ewald, Heinz | 20. April 1945 | |||
Haas, Friedrich | 26. April 1945 |
Literatur
- Niko Fast: Das Jagdgeschwader 52, 6 Bände, Bensberger Buch-Verlag Bergisch Gladbach
- Bernd Barbas: Die Geschichte der II. Gruppe des Jagdgeschwaders 52, Eigenverlag, ISBN 3-923457-71-5 (Bezugsmöglichkeit)
- John Weal: Jagdgeschwader 52: The Experten, Aviation Elite Units (englisch), Osprey Publishing, ISBN 978-1841767864 (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)
Siehe auch
- Luftschlacht über Mitteldeutschland am 11. Januar 1944 (Bericht der „Deutschen Wochenschau“ bei dailymotion anschauen)
Verweise
- Traditionsgemeinschaft Jagdgeschwader 52
- Jagdgeschwader 52, Lexikon der Wehrmacht
- Verluste des JG52 im 2. Weltkrieg: Nach Kriegsjahren geordnet, dort alphabetisch