Amerikanisierung

Als Amerikanisierung wird der allmähliche Vorgang sprachlicher, kultureller und politischer Anpassung an VS-amerikanische Standards und Gepflogenheiten, im weiteren Sinne auch als „westliche Werte“ bezeichnet, bei gleichzeitiger Fremdlenkung der in den jeweiligen Ländern vertretenen Medien und gefügigen Regimes, verstanden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach der Eroberung Nordmexikos durch die Vereinigte Staaten von Amerika in den Jahren 1845 bis 1848 fing dort die erste Welle der Amerikanisierung an, die spanische Sprache wurde im Laufe der Zeit ausgelöscht, sowie später während des Zweiten Weltkrieges die deutsche Sprache in den VS-amerikanischen Konzentrationslagern für Deutsche. Die französische Sprache konnte sich in Louisiana nicht behaupten. Ebenfalls fing nach der Besatzung Nordmexikos die Indianerholocaust, der über Jahrzenten verübten Massenmord an der anstämmigen Bevölkerung, an.
Verlauf der sprachlichen Amerikanisierung
Als im vierten Jahrhundert Westgermanen auf die spätere britische Insel zogen, kam es zu einer getrennten Entwicklung ihrer Mundart. Durch mehrere Lautverschiebungen entfernte sich somit die englische Sprache immer mehr von den germanischen Sprachen.
Noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab es in manchen deutschen Mundarten Wörter, die keine Anglizismen, sondern stark auf der germanischen Ursprache bezogene Aussagen darstellten, so im Steirischen dahoam für zu Hause (eng.: at home)[1]. Dabei waren manche tatsächlichen Anglizismen in der englischsprachigen Welt gar nicht bekannt[2].
Sprachlicher Widerstand
In Frankreich wurde eine linguistische Résistance gesetzlich vorgeschrieben. In Island entstand ein akademischer Ausschuß, der zum Auftrag hat, die Worteinfuhr infolge technologischer Erneuerungen mit muttersprachlich grundierten Neuwörtern zu versehen (so simi, d. h. Draht, für Fernsprecher, oder tölva, d. h. Zahlenwahrsager, für Rechner)[3]. In Polen wird das Auto als samochód, d. h. Selbstbeweger, bezeichnet. In Flandern heißt ein Rechner: rekentuig. Auch die Buren in Südafrika sind für ihre sprachliche Reinheit bekannt.
Sprachpanscher des Jahres
Seit 1998 wird alljährlich vom Verein Deutsche Sprache ein sogenannter Sprachpanscher gekürt, welcher den Negativpreis aufgrund nachweisbarer Vergewaltigungen der deutschen Sprache zugeteilt bekommt. U. a. die Bahnchefs Hartmut Mehdorn und Johannes Ludewig, die Politiker Günther Oettinger und Klaus Wowereit, der ehemalige Postchef Klaus Zumwinkel, Telekom-Chef René Obermann und dessen Vorvorgänger Ron Sommer wurden mit dem Titel bedacht. Im Jahre 2001 erhielt ihn der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Bestatter e.V. wegen seiner vehementen Versuche, das deutsche Berufsbild des Bestatters in „funeral master“ umzubenennen[4][5].
Sprachpanscher des Jahres 2017 | Name | Sprachliche Entgleisungen |
---|---|---|
Erster Platz | Evangelische Kirche Deutschlands | Einrichtung von Godspots in evangelischen Kirchen, sowie Programmaufschriften auf der Weltausstellung der Reformation in der Lutherstadt Wittenberg |
Zweiter Platz | Profx Lann Hornscheidt | Geschlechtsneutralisierung der deutschen Sprache |
Dritter Platz | Dr. Peter Tauber | Äußerungen im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin |
Sprachliche Amerikanisierung in den Niederlanden
Seit 2017 führen Geschäfte in den Niederlanden das völlig englischsprachig beschriftete Getränk Innocent, dazu zählen etwa Bahnhofsgeschäfte. Dieses Produkt läßt sich in eine Reihe von englischsprachig beschrifteten Waren z. B. zum Verzehr oder zur haushälterischen Nutzung einordnen. Schon im Jahre 2010 hatte der Parteivorsitzende der Niederländischen Volksunion, Constant Kusters, während der Gemeindewahlen in Arnheim zu einem Verbot englischsprachiger Werbung an Bushaltestellen aufgerufen.[Quellennachweis erforderlich]• Mehrere mittlere Schulen unterrichten inzwischen zweisprachig, allerdings nicht etwa auf Niederländisch und Hochdeutsch, sondern auf Niederländisch und Englisch.
Rechte Initiative und Amerikanisierung
Politisch rechts ausgerichtete Gruppierungen und deren Ableger sowie 120 Dezibel und DortmundEcho griffen um Gleichgesinnte zu erreichen immer häufiger auf westlichen sozialen Medien zu, und schienen gleichzeitig mehr offen zu der Verwendung der englischen Sprache für u. a. Titel von Filmmitschnitten zu werden. Für die kulturelle Umerziehung normal ausgeprägter Jugendlicher wurden identitätsstiftende Kultpersonen wie Justin Bieber eingesetzt.
Zitat
- Gestern war ich noch durch die Straßen einer deutschen Stadt gelaufen. Amerikanisch aufgemachte Werbung ... und tausend anglisierte Geschäftsnamen ... in buntem Wirbel, überall. Eigene Gewächse von Geist und Phantasie nur ausnahmsweise. Sie wirkten demgegenüber wie aus der Zeit gefallen. Jeder Supermarkt[6], jedes Restaurant ließ Musik in englischer Sprache dudeln. Die öffentliche Atmosphäre möchte einem fremden Betrachter vorkommen wie die eines besetzten Landes! Schaute man allerdings in die Gesichter der Einheimischen, keine Spur von Irritation[7] oder Bedrängtsein, für sie also offenbar die pure Normalität[8]. – Dr. Kurt Gawlitta, Ich hatte einen Traum ..[9]
- Wir leben heute in einer amerikanisierten Gesellschaft ... Ob das als Nachwirkung der Pariser Vororteverträge von 1919 bezeichnet werden kann, wäre ein interessantes Untersuchungsobjekt. Unzweifelhaft nahm es aber damals seinen Anfang. Die einander gegenseitig ausblütenden Europäer gaben ihre internationale Führungsrolle an die USA ab, was den Siegermächten noch mehr anzulasten ist als den Verlierern. – Mag. Martin Hobek, Die Tschechen hatten es auf das Marchfeld vorgesehen[10]
Siehe auch
- Magna Europa • Hintergrundmächte • Eurasien
- Sprachwaffe • Anglizismus • Kulturgenozid
- Englisch als Wirtschaftssprache • Amtssprache (Europäische Union)
- Deutsche Rechnersprache • Germanisch-deutsche Vornamen für Kinder edlen Blutes
Literatur
- Wolfgang Bittner: Die Eroberung Europas durch die USA, Westend Verlag, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-86489-677-4
- Der Anglizismen-Index, IFB Verlag deutscher Sprache, Paderdorn 2016, ISBN 978-3-942409-53-7
Verweise
- Tweetalig onderwijs (tto), Seite zum zweisprachigen Unterricht in den Niederlanden (niederländischsprachig)