Göth, Amon

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SS-Untersturmführer Amon Göth

Amon Leopold Göth (Lebensrune.png 11. Dezember 1908 in Wien; Todesrune.png 13. September 1946 in Krakau, hingerichtet) war ein deutscher Offizier der SS und Kommandant des KL Plaszow bei Krakau im Zweiten Weltkrieg.

Leben

Amon Göth wurde am 11. Dezember 1908 in die gutbürgerlichen Verhältnisse einer wohlhabenden Wiener Verlegerfamilie hineingeboren. „Mony“, wie er als Kind gerufen wurde und wie ihn später auch seine Frauen nannten, interessierte sich schon früh für Sport und vaterländische Ideen. In der Firma seiner Eltern, die überwiegend religiöse und militärische Bücher herausgaben, lernte der junge Göth Verlagsbuchhändler. In den kommenden Jahren war er in Buchhandelsgeschäften ebenso unterwegs wie für die nationalsozialistische Sache.

Aufstieg während des Nationalsozialismus

Anna Geiger und Amon Göth bei ihrer Hochzeit in Wien 1938
SS-Hauptsturmführer Göth zu Pferde
Amon Göth mit seiner Tochter Ingeborg

Amon Göth trat am 13. Mai 1931 in die NSDAP (NSDAP-Nr. 510.764, NSDAP-Ortsgruppe „Margareten“) ein. Sofort wurde er politischer Leiter der SA in seiner Ortsgruppe und galt als ehrgeiziger SA-Mann, der noch eine große Karriere vor sich haben sollte. 1933 schloß er sich nun der SS, dem Sturm „Libardi“ an und erhielt die Ausweisnummer 43.673. Sofort wurde er als SS-Scharführer Adjutant des Stabsführers im Stab der 52. SS-Standarte eingeteilt und war nebenbei noch Motorstaffelführer. Von Anfang an wurde er als „vorbildlicher SS-Kamerad“ bezeichnet, und ihm wurden große Verdienste um die Partei bescheinigt.

Nach Sprengstoffanschlägen in Krems, die Angehörigen der österreichischen SS angelastet wurden, mußte Göth ins Altreich flüchten, um den Fängen der Justiz zu entgehen. Zu diesem Zeitpunkt war Göth bereits Führer der Motorstaffel der SS Niederösterreich. Er stellte später aufgrund seiner frühen Aktivitäten in der österreichischen SS 1939 sogar Antrag auf den Blutorden, jedoch wurde ihm dieser Orden nach längerem bürokratischen Hin und Her nicht verliehen.

Er flüchtete nach München und freundete sich dort mit einem Doggenzüchter namens Josef Stehberger an. Er hielt sich mit Schmuggel bzw. mit dem Verkauf geschmuggelter Waren über Wasser. Im Oktober 1933 wurde er schlußendlich doch noch von der österreichischen Polizei als „SS-Kurier“ verhaftet, durfte jedoch Weihnachten wieder in Freiheit im Kreise seiner Familie feiern.

Göth bekam von seinen Eltern eine junge Dame vorgestellt, mit dem Vorschlag, nun endlich seßhaft zu werden und zu heiraten. Zu aller Überraschung stimmte er zu und schon am 7. Januar 1934 heiratete er die vier Jahre ältere Olga Janauschek, eine Bankbeamtin aus Wien.

Am 15. Juli 1936 wurde endgültig die Scheidung von Olga Göth ausgesprochen werden. Olga wurde damals von einem zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Juristen namens Arthur Seyß-Inquart vertreten. Mit Urteil des Erzbischöflichen Diözesangerichtes wurde am 12. Dezember 1940 sogar die kirchliche Ehe zwischen Amon und Olga Göth für ungültig erklärt. Als Grund gab Göth an, daß er zum Zeitpunkt der Eheschließung noch nicht für diesen Schritt bereit gewesen sei und deshalb die Ehe auch kirchlich geschieden werden sollte.

Im Sommer 1937 zog Göth nach München zu Josef Stehberger und startete nun den zweiten Anlauf zu seiner SS-Karriere. Vorübergehend drohte ihm jedoch der Ausschluß, da er scheinbar ernste Meinungsverschiedenheiten mit seinem damaligen Vorgesetzten hatte – als dieser jedoch selbst die SS verließ, konnte Amon Göth seinen Dienst weiter versehen.

Zweite Ehe

Ruth Irene Kalder (genannt „Majola“), die Geliebte Amon Göths auf dem Balkon der Kommandantenvilla

Nach dem Beitritt Österreichs kehrte Göth zurück nach Wien und heiratete abermals am 13. Oktober 1938 (nach anderen Quellen am 23. Oktober) in der Wiener Bezirkshauptmannschaft Mariahilf nach SS-Ritus. Anna Geiger war eine sportliche junge Frau – sie fuhr gerne Motorrad und besuchte regelmäßig Motorradrennen, wo sich die beiden auch kennenlernten. „Anny und Mony“ waren ein Traumpaar, Göth trat 1939 aus der Kirche aus und bezeichnete sich von nun an als „gottgläubig“. Auch im Verlag der Göths lief es gut. Der Betrieb erwirtschaftete einen jährlichen Umsatz von 1,5 Millionen Reichsmark und konnte derartige Umsätze bis 1944 halten. Im Juli 1939 kam Peter, der Sohn des jungen Paares, zur Welt. Das Glück währte jedoch nicht lange, schon am 9. Februar 1940 starb er an den Folgen einer Diphterie-Infektion. Sie sollten dennoch zwei weitere Kinder bekommen.

KL-Kommandant

Göth war in verschiedenen Konzentrationslagern auf polnischem Gebiet tätig und auch an der Auflösung des damaligen Krakauer Ghettos beteiligt. 1943 wurde er Kommandant des KL Płaszów.

Göth erwies sich den Häftlingen gegenüber als äußerst sadistisch veranlagt. Er behandelte auch seine SS-Untergebenen sehr hart und brachte diese wegen kleinster Vergehen vor ein SS- und Polizeigericht. Zudem betrieb er offen Schwarzmarktgeschäfte. Dies führte dazu, daß er durch SS-Untergebene wegen seiner Grausamkeiten und der Unterschlagung von Reichseigentum angezeigt wurde. Mietek Pemper, der vom 18. März 1943 bis zum 13. September 1944 Göths Stenograph und damit als jüdischer KL-Häftling eine einzigartige Ausnahme in dieser Position eines persönlichen Schreibers eines KL-Kommandanten war, gibt den Tenor der Anzeige wie folgt wieder:

„Göth lebt wie ein Pascha, während unsere Soldaten im Osten sterben.“

Göths plötzliches Ende als Lagerkommandant

Am 13. September 1944 war es so weit, vor Göths Villa hielt ein schwarzer Mercedes, dem zwei in Ledermäntel gekleidete Männer entstiegen. Nachdem ihnen die Tür geöffnet worden war, verlangten sie bestimmt, SS-Hauptsturmführer Göth zu sprechen. Wortlos reichten die beiden dem Kommandanten einen Bescheid, woraufhin Göth Mantel und Hut nahm und sofort mit ihnen in den Wagen stieg.

Der Verhaftung war Schriftverkehr zwischen HSSPF Ost Wilhelm Koppe und dem persönlichen Stabs Himmler vorausgegangen, scheinbar hielt nun auch Berlin nicht mehr an Göth fest. Der Haftbefehl wurde letztendlich vom SS- und Polizeigericht VI in Krakau aufgrund des Verdachts auf Aneignung von Wertgegenständen und Geld jüdischer Häftlinge mit dem Ziel persönlicher Bereicherung und wegen unvorschriftsmäßiger Behandlung von Häftlingen im KZ Plaszów ausgestellt.

Göth trug bei seiner Verhaftung 80.000 RM bei sich, was darauf deuten ließ, das Göth bereits die Flucht aus Plaszów geplant hatte bzw. in Kürze untergetaucht wäre. Da Göth angab, daß das Geld von Oskar Schindler stammte, wurde auch dieser Mitte Oktober 1944 von der Gestapo verhaftet, jedoch nach acht von Verhören geprägten Tagen wieder freigelassen.

Göth und Julian Scherner wurden vor ein SS-Ehrengericht gestellt und verurteilt. Scherner wurde zum SS-Hauptsturmführer degradiert und zur Brigade „Dirlewanger“ versetzt, Göth jedoch vorerst auf Kaution entlassen, wobei die Ermittlungen gegen ihn immer noch liefen. SS-Obersturmführer Arnold Büscher übernahm für Göth die Lagerleitung in Plaszów.

Im November 1944 durchsuchte eine Kommission der Gestapo eine Lagerhalle, in der Göth ganze 60 Kisten gestapelt hatte. Begleitet von „Majola“, Göths Geliebter, wurden einige Kisten geöffnet. „Majola“ gab an, daß alle Kisten ihr gehören würden, als jedoch Pelze, Geld, Schmuck, Wein, Schokolade, Zigaretten, Cognac und andere Luxusgegenstände zum Vorschein kamen und auf allen Kisten „A. G.“ standen, wurde das komplette Gut beschlagnahmt und die Lagerhalle versiegelt.

Göths Frau Anna hatte inzwischen von seinem Verhältnis zu Ruth Irene Kalder (genannt „Majola“) erfahren und an einem Wiener Gericht die Scheidung beantragt.

Im Januar 1945 flüchtete Ruth Kalder mit ihrer Mutter ebenfalls nach Wien, während Göth immer noch in Dachau von der SS festgehalten wurde. Ruth Kalder versuchte in Wien, Druck auf Göths Noch-Ehefrau Anna auszuüben, um nach dessen Freilassung, mit der sie beide fest rechneten, selbst heiraten zu können. Ruth Kalder gab sogar den Ehebruch freiwillig bei einem Anwalt zu Protokoll, um die Scheidung zu beschleunigen.

Schindler und Privatmann Göth sahen sich Ende Januar 1945 zum letzten Mal in Brünnlitz in der neuen Fabrik. Die „Schindler-Juden“ erstarrten, als sie Göth mit ihrem Direktor durch die Fabrik gehen sahen. Auch sie sahen Göth an diesem Tag zum letzten Mal.

Im Februar 1945 kehrte Göth zurück nach Wien, um die Scheidung über die Bühne zu bringen. In Wien angekommen, erkrankte er jedoch und mußte ins Reservelazarett in der Sternwartestraße 74. Scheinbar machte sich ein Magengeschwür bemerkbar. Wenige Tage später, am 17. Februar, wurde Göth jedoch von der SS-Feldpolizei verhaftet und in das Polizeigefängnis Rossauerlände gebracht. Am 20. Februar besuchte ihn dort sein Vater – es war das letzte Mal, daß er seinen Sohn sah, denn schon am 21. Februar wurde Göth nach München-Stadelheim verlegt. Der Grund der neuerlichen Verhaftung waren angebliche Devisenvergehen, die vom Hauptamt SS-Gericht Traunstein vorgebracht wurden.

Deutscher Prozeß

Zuständig für die Bearbeitung dieser Anzeige war der SS-Jurist Konrad Morgen, dessen Vernehmungsprotokolle nach dem Krieg unter anderem vom Nürnberger Tribunal ausgewertet wurden. Göth wurde daraufhin am 13. September 1944 in Wien von der Gestapo verhaftet.

Hermann Florstedt, Kommandant von Lublin, und Karl Otto Koch, Kommandant von Buchenwald, wurden wegen ähnlicher Delikte von der SS zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Bevor der deutsche Prozeß gegen Göth jedoch beginnen konnte, war der Zweite Weltkrieg vorbei. Wegen der völkerrechtswidrigen Verhaftung der letzten deutschen Regierung Dönitz konnte der Prozeß nicht mehr durch die deutsche Justiz durchgeführt werden.

Endkampf und Gefangennahme

Göth verbrachte fünf Wochen in München-Stadlheim, bis er am 27. April 1945 von der SS-Feldpolizei zum Flak-Ersatz-Regiment 3 der Flak-Ersatz-Division bzw. inzwischen Flak- Schul- und Ersatz-Division Süd nach München-Freimann überstellt wurde. Der Luftwaffen-Division unterstanden operativ alle im Südkessel des Reiches stationierten Flak-Ersatz-Regimenter 3 und 6 sowie drei Flakartillerie-Schulen (Flakartillerieschule Süd, Flak-Waffentechnische Schule Süd und Offiziersbewerber-Ausbildungsabteilung Süd). Diese Schulen wurden jedoch am 25. April 1945 aufgelöst. Die verbliebenen Flak-Ersatz-Regimenter 3 und 6 wurden bei Feindnäherung aufgelöst und dem Heer eingegliedert. Hier soll sich Göth bewährt haben und wurde für Führer und Vaterland bei der Reichsverteidigung verwundet. Im Lazarett Bad Tölz wurde er dann am 4. Mai 1945 durch Beamte der CIC (Counter Intelligence Corps) festgenommen.

Göth gab sich als Bauer aus und konnte tatsächlich erste Verdachtsmomente zerstreuen, noch hatten die Alliierten keine Ahnung, wer ihnen hier ins Netz gegangen war. Im August 1945 erkrankte Göth an Fleckfieber, da er keine Kleidung zum Wechseln bei sich trug. Er überstand die Krankheit jedoch aufgrund der guten medizinischen Versorgung des VS-amerikanischen Lazaretts.

Amon Göth bei seinem polnischen Prozeß in Krakau

Polnischer Prozeß

Im Sommer 1945 befand sich Göth selbst als Insasse in einem VS-amerikanischen Konzentrationslager für deutsche Kriegsteilnehmer auf dem Gelände des ehemaligen deutschen KL Dachau. Die VS-Amerikaner lieferten ihn zusammen mit Rudolf Höß, dem ehemaligen Kommandanten des KL Auschwitz, am 28. Juni 1946 an die Polen aus.

Der Prozeß gegen Göth fand dann in Krakau vom 27. August bis zum 5. September 1946 statt. Gerichtsvorsitzender war Dr. Alfred Eimer, der bereits vor dem Krieg als Richter tätig gewesen war.

Angeklagt wurde Göth unter anderem wegen der Mitverantwortung für den Tod von mehr als 8.000 Menschen im Lager Płaszów, der Mitschuld am Tod weiterer 2.000 Menschen bei der Liquidierung des Ghettos in Krakau-Podgórze am 13. und 14. März 1943 sowie Hunderten von Morden bei der Auflösung der Ghettos in Tarnau und Szebnie. Göth wurde vom Gericht zum Tode verurteilt und am 13. September 1946 gehängt. Göths Hinrichtung wurde durch die polnischen Henker vorsätzlich dilettantisch und grausam durchgeführt (siehe Verweis).

Erbe

Monika, die uneheliche Tochter Amon Göths (Lebensrune.png 1945)

Am 7. November 1945 brachte Ruth Kalder Göths Tochter Monika zur Welt. Die Scheidung der Ehe von Anna und Amon Göth wurde am 19. Dezember 1945 vom Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen beschlossen.

Im September 1946, kurz vor seiner Hinrichtung, sah sich Göth mit einer Klage seiner Ex-Frau konfrontiert, die auf 30 % des Vermögens beharrte, die ihr bei der Scheidung zugesprochen wurden. Seit dem 1. Januar 1939 war Göth der alleinige Gesellschafter des Verlages „Göth“. Es sollte schließlich bis zum 2. März 1948 dauern, bis ihre gemeinsamen Kinder Ingeborg (Inge) und Werner Göth die Leitung des Verlages übernehmen. Am 12. September 1960 wurde der Verlag „Göth“ aus dem Wiener Handelsregister gelöscht. Am 10. März 2003 verstarb Anna Geiger in Innsbruck.

Sonstiges

Im Februar 2002 veröffentlichte der Autor Matthias Kessler das Buch „Ich muss doch meinen Vater lieben, oder?“ Es entstand durch ein zweitägiges Interview des Autors mit Monika Göth, der 1945 geborenen Tochter.

In den Medien taucht immer wieder die falsche Behauptung auf, daß Amon Göth der Onkel Gerd Honsiks sei. In Wahrheit war Amon Göth zu keinem Zeitpunkt der Onkel Gerd Honsiks.[1] Die kurze Ehe seiner Tante mit Göth wurde wegen seelischer Grausamkeit sechs Jahre vor Honsiks Geburt und drei Jahre vor dem Beitritt Österreichs zum Reich durch den Staat und die Kirche annulliert. Diese Lüge wurde erstmals durch ein pseudowissenschaftliches Buch des sogenannten Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes in Umlauf gebracht und hält sich seitdem hartnäckig.

Beförderungen

  • 1930–1932 SS-Bewerber ggf. SS-Anwärter (nach späteren Aussagen der Geliebten Ruth, die jedoch nicht zu belegen sind)
  • Ende 1932/Anfang 1933 SS-Mann
  • Mai 1933 SS-Scharführer
  • Januar 1941 SS-Oberscharführer
  • 9. November 1941 SS-Untersturmführer
    • da sein „rassisches Gesamtbild“ stimme, er „fälisch-ostisch“ gepaart mit „mutiger, bestimmter Haltung“ und „umfassenden Wissen“ ausgestattet sei und bei ihm keine Mängel und Schwächen zu erkennen seien.
  • SS-Obersturmführer (übersprungen durch Antrag von dem Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF Ost) im Generalgouvernement Friedrich-Wilhelm Krüger in Absprache mit Generalleutnant Maximilian von Herff vom Personalhauptamt)
  • 1. August 1943 SS-Hauptsturmführer
  • 20. April 1944 SS-Hauptsturmführer der Reserve der Waffen-SS
  • April/Mai 1945 SS-Sturmbannführer (?; ggf. der Reserve der Waffen-SS)
    • Göth gab bei seinen Verhören an, kurz vor seiner Gefangennahme durch den Feind noch zum Sturmbannführer (ggf. als Ansporn für den Endkampf in einer Kampfgruppe) befördert worden zu sein, obschon dies aufgrund der Kriegswirren nicht mehr eingetragen wurde. SS-Obersturmbannführer Rudolf Höss bestätigte diese Version, die VS-Amerikaner führten ihn auch als „SS-Major“, schlußendlich läßt sich die Beförderung jedoch nicht mit Sicherheit verifizieren.

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Im Gespräch mit Gerd Honsik