Eulenburg, August Graf zu

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August Ludwig Traugott Botho Graf zu Eulenburg II.jpg

August Ludwig Traugott Botho Graf zu Eulenburg (Lebensrune.png 22. Oktober 1838 in Königsberg; Todesrune.png 16. Juni 1921 in Berlin) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt General der Infanterie und als Nachfolger von Wilhelm von Wedel-Piesdorf (1837–1915) von 1907 bis 1918 Minister des königlichen Hauses.[1] Er war u. a. kaiserlicher Oberzeremonienmeister und nach dem Ende der Monarchie Generalbevollmächtigter des Hauses Hohenzollern.

Leben

August Ludwig Traugott Botho Graf zu Eulenburg.png
August Ludwig Traugott Botho Graf zu Eulenburg, Soldatisches Führertum.jpg
E. war zunächst Offizier im 1. Garde-Regiment zu Fuß. 1860-62 begleitete er seinen Onkel Friedrich Graf E. auf der ostasiatischen Expedition zur Anknüpfung von Handelsbeziehungen mit Japan, China und Siam. In den Kriegen 1866 und 1870/71 war er persönlicher Adjutant des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, 1868-83 dessen Kammerherr und Hofmarschall und bildete den konservativen Widerpart zu dessen liberaler Umgebung. 1883 Oberzeremonienmeister, 1890 Oberhofmarschall, 1907-13 Hausminister, blieb er auch im Hofdienst ein unabhängiger Charakter, frei von jedem Byzantinismus. Von ihm stammt die Äußerung, daß man dem Kaiser unter 4 Augen alles sagen könne. E. vermittelte 1894 bei der äußeren Versöhnung zwischen Wilhelm II. und Bismarck. In der Krise zwischen Caprivi und Botho Graf E. (1894) arbeitete er auf einen völligen Bruch zwischen den beiden hin, in der Erwartung, daß Wilhelm II. dann Caprivi entlassen und seinen Bruder Botho zum Reichskanzler ernennen werde, der damals in konservativen Kreisen als der geeignete starke Mann für die Auseinandersetzung mit der Sozialdemokratie galt. E. vertrat am Hofe Wilhelms II. die konservativ-agrarischen Interessen und versuchte, in diesem Sinne auch auf die Besetzung des preußischen Staatsministeriums und des Reichskanzlerpostens einzuwirken (so 1897 bei seinem mißlungenen Versuch, Fürst Chlodwig Hohenlohe durch Botho Graf E. zu ersetzen).[2]

Kurzchronologie

  • Besuch des Gymnasiums in Marienwerder; Abitur
  • 1. November 1856 Grenadier
    • Eintritt als in das 1. Garde-Regiment zu Fuß (Garde-Korps)
  • 13. Juni 1857 Portepee-Fähnrich
  • 13. April 1858 überetatmäßiger Sekondeleutnant (seit 6. Juni 1859 etatmäßiger)
    • 1858 7. Kompanie/1. Garde-Regiment zu Fuß
    • 1. April 1860 bis 1. April 1862 beurlaubt zur Begleitung der Gesandtschaft nach Japan bzw. Ostasien und dabei zum Gesandschaftsattaché ernannt
      • Sekondeleutnant Graf von Eulenburg begleitete seinen Onkel Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg, Leiter und außerordentlicher Minister der Preußischen Ostasien-Expedition („Eulenburg-Mission“) bei der von der Preußischen Marine in Ostasien durchgeführte Expedition. Die Marine stellte 1859 unter der militärischen Führung von Kapitän zur See Henrik Ludvig Sundevall ein Geschwader aus der Korvette „Arcona“, der Fregatte „Thetis“, dem Schoner „Frauenlob“ und dem Transportschiff „Elbe“ auf. Die wissenschaftliche und diplomatische Leitung hatte Friedrich Graf zu Eulenburg. Zu den mitreisenden Wissenschaftlern gehörte der Forschungsreisende Ferdinand von Richthofen. Ziel der Mission war es, Handels-, Freundschafts- und Schiffahrtsverträge mit Japan und China abzuschließen. Der Vertrag mit Japan kam aufgrund großer Beharrlichkeit und Geschick nach mehr als fünfmonatigen Verhandlungen am 24. Januar 1861, der mit China am 2. September 1861 zustande. Darüber hinaus nutzte von Eulenburg die Möglichkeit, Hinterindien (Siam, Burma und Laos) zu inspizieren und einen Bericht über die wirtschaftliche und kulturelle Situation zu verfassen. Am 7. Februar 1862 wurde ein Vertrag zwischen Siam und Preußen inklusive des Deutschen Zollvereins, dem Zusammenschluß von Staaten des Deutschen Bundes für den Bereich der Zoll- und Handelspolitik, und Mecklenburg unterzeichnet, der es unter anderem allen Westlern erlaubte, Land privat zu erwerben, was in der dortigen Kultur eigentlich verboten war. Die Expedition wurde von zahlreichen Mißgeschicken begleitet, so dem Verlust der „Frauenlob“, die in einem Taifun sank und dabei alle 47 Besatzungsmitglieder in den Tod riß. Der junge Graf von Eulenburg erhielt für die Unterstützung seines Onkels bei seiner Rückkehr den neu gestifteten Preußischen Kronenorden, IV. Klasse verliehen.
    • 1862 9. Kompanie/1. Garde-Regiment zu Fuß
    • 1863 2. Kompanie/1. Garde-Regiment zu Fuß
    • Regimentsadjutant nach Rangliste 1863/64
    • 6. bis 19. Juni 1864 stellvertretender Adjutant des I. Bataillons/1. Garde-Landwehr-Regiment in Königsberg
    • 18. April 1865 persönlicher Adjutant des Kronprinzen Friedrich Wilhelm à la suite des 1. Ostpreußischen Grenadier-Regiments Nr. 1 „Kronprinz“
  • 24. Dezember 1865 Premierleutnant mit Patent vom 11. Februar 1865
  • 16. Mai 1867 Hauptmann unter Belassung in seinem Verhältnis in der Adjutantur
    • 1868 bei der Reserve-Infanterie des Reserve-Landwehr-Bataillons (Berlin) Nr. 35
    • 26. September 1868 ausgeschieden und zu den Reserveoffizieren des 1. Garde-Regiments zu Fuß übergetreten;
    • 28. September 1868 Hofmarschall des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (Friedrich III.)
    • 20. Juli 1870 erneut persönlicher Adjutant des Kronprinzen im Deutsch-Französischen Krieg
    • 7. Mai 1871 Vize-Oberzeremonienmeister beim Kaiser und König Wilhelm I.
  • 22. März 1873 Major der Landwehr (1. Garde-Landwehr-Regiment)
    • 1883–1914 Oberzeremonienmeister bei Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II.
    • 1879 bis 1890 Mitglied in der General-Ordenskommission
  • 22. März 1883 Oberstleutnant der Landwehr
  • 27. Januar 1889 Charakter als Oberst und mit der Uniform des 1. Garde-Regiments zu Fuß zu den Offizieren à la suite der Armee
  • 22. November 1891 Charakter als Generalmajor
    • 1891 Oberhof- und Hausmarschall bei Wilhelm II.
  • 18. Oktober 1895 Charakter als Generalleutnant
  • 18. Oktober 1904 Charakter als General der Infanterie
    • 9. Februar 1906 Berechtigung zum Tragen der Uniform des 1. Garde-Regiments zu Fuß erhalten
    • 14. September 1907 bis November 1918 Hausminister (Minister des königlichen Hauses) bei Kaiser Wilhelm II. sowie Mitglied des Preußischen Herrenhauses

Familie

August entstammte dem obersächsischen Uradelsgeschlecht zu Eulenburg. Er war der Sohn des Verwaltungsjuristen, Gutsherrn, Kammerherrn, Landhofmeisters und Rechtsritters des Johanniter-Ordens Botho Heinrich Graf zu Eulenburg (1804–1879), Herr auf Wicken, und dessen Ehefrau Therese Johanne Charlotte, geborene Gräfin von Dönhoff zu Friedrichstein (1806–1885). Er hatte elf Geschwister, der spätere preußische Ministerpräsident Botho Wend August Graf zu Eulenburg (1831–1912) war sein älterer Bruder. Seine jüngere Schwester war Emmy Charlotte Sperata (Lebensrune.png 15. November 1840), seine jüngere Brüder waren Karl Botho Wend Heinrich Graf zu Eulenburg (1843–1919), ein General der Kavallerie, und der früh verstorbene Reserveoffizier und Diplomat Wend Botho Graf zu Eulenburg (1845–1875), der mit der Tochter von Otto Fürst von Bismarck, Marie Johanna Elisabeth Gräfin von Bismarck-Schönhausen (1848–1926) verlobt war, die dann nach dessen Tod 1878 den Diplomaten den Diplomaten Kuno Otto Heinrich Hermann Karl Graf zu Rantzau (1843–1917) heiratete.

Ehe

Sekondeleutnant Graf zu Eulenburg heiratete am 26. September 1864 seine in Berlin geborene Verlobte Adelaide Auguste Hermine Henriette Luise Hedwig „Hedda“[3] von Witzleben (1843–1928) Tochter des Kammerherrn, Schloßhauptmanns von Rheinsberg und Besitzer des Rittergutes Collm Friedrich Hartmann von Witzleben (1802–1873)[4] und der Dorothea „Dolly“ von Mecklenburg (1810–1861). Ehefrau Hedda wurde später die Palastdame der Kaiserin Auguste Viktoria.

Kinder

Aus der Ehe sind folgende Kinder entsprossen:

  • Friedrich Wilhelm Botho (Lebensrune.png 7. Januar 1866 in Berlin; Todesrune.png 1880)
  • Wanda Therese Dorothea Emmy Luise (Lebensrune.png 17. Oktober 1867 in Berlin; Todesrune.png 8. Oktober 1907 in Potsdam)
    • ∞ 27. Juni 1896 in Bornstedt den Gardeoffizier (zuletzt Major) Anton Carl Martin von L'Estocq (Lebensrune.png 28. April 1858 in Potsdam; Todesrune.png 8. Oktober 1907 ebenda), Sohn von Generalleutnant Anton Wilhelm Karl von L’Estocq
  • Victor Karl Louis Max (Lebensrune.png 7. Oktober 1870 in Berlin)
  • Philipp Richard Karl Wend (Lebensrune.png 16. April 1876 in Berlin)
  • Paula Alexandrine Emmy Viktoria (Lebensrune.png 30. Oktober 1882 in Berlin)
    • ∞ 26. März 1908 Major a. D. Hans Wilhelm von Schweinitz (1873–1932); fünf Kinder

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Rangliste 1868
Rangliste 1870/71
Rangliste 1891
Rangliste 1909
Rangliste 1914
Grabstätte auf dem Friedhof I der Dreifaltigkeitsgemeinde am Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg

Ehrungen

  • Kammerherr, 1868
  • Ehrenbürger von Potsdam, 1913

Literatur

  • Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum, Band 10, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, 1942, S. 364–366, Nr. 3268

Fußnoten

  1. Der Minister des königlichen Hauses war in Preußen zuständig für die Verwaltung der Krongüter und die Wahrung anderer königlicher Rechte.
  2. Eulenburg, August Ludwig Traugott Graf zu, in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 679–680
  3. Nach anderen Quellen Hedwig „Hedda“ Adelaide Hermine.
  4. Friedrich Hartmann von Witzleben stammte aus dem Thüringer Uradelsgeschlecht von Witzleben und war das siebente Kind des Obersten Friedrich Albert Ernst Heinrich von Witzleben (1761–1818), der sich längere Zeit in Ostpreußen aufhielt. Von 1831 bis 1834 war er Adjutant von Karl Herzog zu Mecklenburg-Strelitz, 1834–1850 Kammerherr der Prinzessin Augusta von Preußen, der späteren Kaiserin Augusta, 1861 Schloßhauptmann von Rheinsberg. Am 15. September 1836 heiratete er die in Dresden geborene Dorothea „Dolly“ von Mecklenburg (1810–1861). Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, Hedda war die jüngste Tochter. In seiner Freizeit fertigte eine große Anzahl von Porträts von Personen der preußischen Herrscherhauses.
  5. Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen 1878, S. 77.
  6. Großherzoglich Hessische Ordensliste 1894, S. 69.