Behr, Winrich

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Winrich Hans Hubertus Behr (Lebensrune.png 22. Januar 1918 in Berlin; Todesrune.png 25. April 2011 in Düsseldorf-Hubbelrath) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major i. G. des Heeres und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges.

Werdegang

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Winrich Behr, der aus einer Berliner Offiziersfamilie stammte, trat nach dem Abitur am Französischen Gymnasium 1936 oder 1937 dem Heer als Fahnenjunker bei und wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1938 zum Leutnant befördert. Er gehörte zur 3. (Kradschützen-)Kompanie der Aufklärungs-Abteilung (mot.) 3, die der 3. Panzer-Division unterstellt war.

Zweiter Weltkrieg

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Behr nahm am Polenfeldzug teil. Nach der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges gegen Deutschland durch England und Frankreich nahm er am Westfeldzug 1940 teil und wurde dann der 5. leichten Division (mot.) des Afrika Korps unterstellt. Beim Afrikafeldzug zum Oberleutnant befördert, wurde er mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und am 29. April 1941 im Wehrmachtbericht genannt. Am 10. September 1941 wurde Behr an die Schule für Schnelle Truppen nach Wünsdorf versetzt und von dort am 15. Februar 1942 an die Schule für Schnelle Truppen nach Krampnitz, um seinen letzten Schliff als Panzerkommandant zu erhalten.

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Im Stab der 6. Armee

Anschließend war er Erster Ordonnanzoffizier (O 1) unter Arthur Schmidt im Generalstab der 6. Armee in Stalingrad.

„Meine Hauptaufgabe war das Führen der Lagekarte. Ich mußte mehrmals täglich die Meldungen von den verschiedenen Frontabschnitten einholen und in einem Bericht zusammenfassen und natürlich darüber auf dem Laufenden sein, was die Russen taten. Außerdem hatte der O 1 kurzfristige Veränderungen der Versorgungslage vorzutragen: Wie viele Panzer haben wir noch, wie sieht es mit der Munition aus und dergleichen.“

Er erhielt von Friedrich Paulus den Befehl, im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ über die Lage der 6. Armee zu berichten („Am 19. November 1942 hatten wir 80 fahrbereite Panzer. Die Russen traten an mit 1200 nagelneuen T 34.“).

„Am 01.12.1942 1. Ordonnanzoffizier im Generalstab der 6. Armee in Stalingrad, erhält er dort den Auftrag von Friedrich Paulus, Hitler im Führer-Hauptquartier über die aussichtslose der 6. Armee zu berichten und einen Ausbruch zu erbitten. Da Behr noch nicht Offizier des Generalstabes war, trug er noch die schwarze Panzeruniform. Paulus hatte schon vorher mehrere höhere Offiziere ins Führerhauptquartier entsandt, deren Mission jedoch allesamt scheiterten. Seine letzte Hoffnung setzte er in den hochdekorierten erfahrenen Frontoffizier. Behr erhielt den Auftrag eine sofortige Entsatzoperation, sowie zusätzliche Luftversorgung zu erbitten. Sollte dies nicht möglich sein, solle die 6. Armee die Erlaubnis erhalten auf eigene Verantwortung zu handeln, womit eine Kapitulation beabsichtigt war. Der Auftrag an Behr bedeutete die letzte Möglichkeit für die Soldaten der 6. Armee und dessen war sich Behr bewußt. Am 13.01.1943 wurde er ausgeflogen und zunächst dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Don Erich von Manstein zugeführt. Diesem berichtete Behr, woraufhin ihn Manstein bat die gleichen Worte bei Hitler zu wiederholen. Gleichzeitig fügte Manstein hinzu, das er befürchtete das Hitler nicht zu überzeugen war. Er rief dann bei Kurt Zeitzler an, um ihn zu bitten, Behr sofort vorstellig werden zu lassen. Im Führerhauptquartier nahm Behr so an zwei Lagebesprechungen teil, die erste am 14.01.1943 und die zweite am 15.01.1943. Vor dem ersten Vortrag wurde Behr durch seinen Schwager von Below, Adjutant bei Hitler, von Hitlers Gesprächstaktik aufgeklärt. Zunächst würde er einen längeren Monolog halten, um dann das Gespräch abzubrechen. Im Vorzimmer empfing ihn Hitler mit den Worten ‚Heil, Herr Hauptmann‘ und führte ihn dann in den Konferenzraum, in dem sich ca. 20 höhere Offiziere aufhielten. Nachdem Jodl die Lage vortrug, sollte Behr sprechen, der aber von einem der bekannten Monologe Hitlers von seinen Worten angehalten wurde. In diesem 1 1/2 stündigem Gespräch drehte sich Hitler immer wieder mit den Worten ‚Melden Sie das ihrem Generalobersten‘ zu Behr. Nachdem Hitler geendigt hatte und den Raum verlassen wollte, bat Behr seinen Bericht vorzutragen, wobei er auf den Befehl von Paulus hinwies, die Lage ungeschminkt zu berichten. Hitler unterbrach den Bericht des Hauptmanns nicht, auch dann nicht als dieser auf die zunehmenden Desertionen deutscher Soldaten hinwies. Die hinter Hitler stehenden Keitel, Jodl, Warlimont und Schmundt versuchten dabei Behr durch wütenden gebärden zum Schweigen zu bringen. Keitel drohte gar mit erhobenen Zeigefinger. Nach drei Stunden wurde dieses erste Treffen beendet und Behr aufgefordert am nächsten Tag bei der Lagebesprechung erneut anwesend zu sein. Nachdem Zeitzler dann mit Behr zusammentraf, warf ihm dieser zunächst vor ohne eine vorherige Absprache bei Hitler vorsprachig geworden zu sein, erklärte sich aber mit dem kompletten Wortlaut des Behrschen Vortrags einverstanden. Weiterhin sollte Behr einen Brief Zeitzlers an Paulus mit nach Stalingrad zurücknehmen, der ihn über die komplette Lage an der Ostfront aufklären sollte. Nach dem krieg berichtete Behr, das er den Eindruck hatte das nur Keitel, Jodl, Schmundt und Warlimont noch an die Rettung der 6. Armee glaubten. Hitler schien diese jedoch schon abgeschrieben zu haben. Er phantasierte über ein frisches SS-Panzerkorps, oder Transportflugzeugen aus Italien und Afrika. Jedem anwesenden Offizier war klar, das dies keine annähernd erfolgreichen Lösungen sein konnten. Nach diesem Gespräch forderte ihn Schmundt auf noch etwas zu bleiben. Am Ende dieses Gesprächs fragte ihn Schmundt was er Paulus berichten würde, Behr antwortete er würde ihm sagen, das es keine Aussicht auf Entsatz oder bessere Luftversorgung geben würde. Woraufhin Schmundt sagte, er könne nicht zurück nach Stalingrad und er gehöre jetzt zum Sonderstab des Feldmarschalls Milch. Behr versuchte dennoch zurück in den Kessel zu kommen, wurde aber auf dem Flugplatz Taganrog aufgehalten.“[1]

Dort nahm er an zwei Lagebesprechungen teil, die erste am 14. Januar 1943 und die zweite am 15. Januar 1943. Dem Spiegel erzählte er 2002 (Heft 51):

„Ich sollte Hitler den Zustand der 6. Armee schildern und auf diese Weise erreichen, dass Generaloberst Friedrich Paulus Handlungsfreiheit erhielt, also auch kapitulieren durfte. [...] Paulus befahl mich am 13. Januar gegen 9 Uhr in seinen Bunker. Da saßen er und Generalstabschef Arthur Schmidt. Sinngemäß haben die gesagt: Behr, Sie fliegen noch heute raus. [...] Paulus sagte, dass alle Versuche, über die Luftbrücke größere Unterstützung zu erhalten, gescheitert seien. Entweder müsse sich das ändern, oder er müsse kapitulieren. Dafür wollte er von Hitler Handlungsfreiheit. [...] Er glaubte, dass ein junger Frontoffizier – ich war damals 24 Jahre alt –, der mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet worden war, auf Hitler eventuell noch Eindruck machen könne. [...] ich wirkte, als wäre ich gerade aus einem Panzer gestiegen. Ich trug in Stalingrad die Uniform der Panzertruppe, zu der ich ursprünglich gehörte, war abgemagert, wenn auch nicht so entkräftet wie die kämpfende Truppe. Und natürlich habe ich vor dem Gespräch mit Hitler das Ritterkreuz über den Rollkragen des Pullovers gezogen, so dass es deutlich sichtbar war. [...] Nicolaus von Below, Luftwaffen-Adjutant Hitlers, war mein Schwager und hatte mich vorgewarnt. [...] Ich habe darum gebeten, meinen Vortrag halten zu dürfen. Das war schließlich mein Befehl, und außerdem war ich bereits in Rage. [...] Hitlers Vortrag war einfach skandalös. Auf der Karte standen lauter Fähnchen herum, die Divisionen symbolisieren sollten. Das sah so aus, als wenn bei jedem Fähnchen noch Tausende Soldaten kämpften. Dabei wusste ich ja, dass es nur noch wenige Männer waren, die ein Gewehr halten konnten. Und besonders erbost hat mich, dass Hitler von mehreren SS-Panzerdivisionen sprach, die uns heraushauen würden. [...] Ich hatte schon von Manstein erfahren, dass diese SS-Divisionen überhaupt nicht in der Lage waren, uns zu erreichen. Dass Hitler versuchte, mich als den Gesandten von Paulus mit solchen Märchen irrezuführen, machte mir klar – den Mann kannst du abschreiben. [...] Am nächsten Tag wurde ich nochmals zu ihm gerufen. Generalfeldmarschall Erhard Milch war auch dabei. Der sollte nun die Luftversorgung übernehmen. Hitler polterte, er solle die Luftwaffe auf Trab bringen. Mich hat er offenbar als Zeugen dazu gerufen, damit ich Paulus hinterher berichtete, wie sehr er sich engagierte. [...] Ich hatte im Führerhauptquartier noch ein Gespräch mit General Rudolf Schmundt, dem militärischen Chefadjutanten Hitlers, einem überzeugten Nationalsozialisten. Der fragte mich: ‚Wie fanden Sie denn das Gespräch mit Hitler?‘ Da habe ich ganz offen gesagt: ‚Katastrophal. Das glaubt doch keiner, dass ich so töricht bin, die Sache mit den SS-Divisionen zu glauben.‘ Damit war ich nicht mehr der richtige Bote, um Paulus zum Durchhalten zu bewegen.“
Traueranzeige

Behr wurde dann ab März 1943 im Stab der 79. Infanterie-Division eingesetzt, um am 11. Oktober 1943 auf die Kriegsakademie zu wechseln. Am 6. Februar 1944 wurde er in den Generalstab kommandiert und am 15. Februar 1944 dem Generalstab der Heeresgruppe B unter Erwin Rommel, später Günther von Kluge zugeteilt. Am 1. April 1944 wurde er zum Major im Generalstab befördert und erlebte als solcher die Invasion in der Normandie. Zuletzt kämpfte er im Stab unter Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall Model im Ruhrkessel.

Nachkriegszeit

Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft studierte er an der Universität Bonn Jura, unterstützte Hansgeorg Model 1955 bei der Suche des Kriegsgrabes von Walter Model im dichten Wald bei Duisburg und arbeitete für die Hohe Behörde in Luxemburg. Dort war er enger Mitarbeiter des Ersten Generalsekretärs der Hohen Behörde der Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), Max Kohnstamm, und nacheinander Leiter der Pressestelle und Kabinettchef des deutschen Vizepräsidenten Franz Etzel. Anschließend war er ab 1958/59 in Brüssel Stellvertretender Generalsekretär (Vize-Generalsekretär) der Europäischen Kommission.

Zurück in Deutschland, leitete er deutsche Unternehmen. 1961–1965 war er auch Mitglied des Vorstandes der Erdölgesellschaft Aral AG in Bochum. 1965–1983 war er geschäftsführender Gesellschafter bzw. Generaldirektor der Frankfurter Gesellschaft Telefonbau und Normalzeit (TN), Lehner & Co. Winrich Behr, der 1983 pensioniert wurde, lebte zuletzt zurückgezogen in Düsseldorf.

Gefragter Zeitzeuge

In der BRD trat er öfters in den Geschichtsfälschungssendungen des Guido Knopp auf um zu erläutern, daß Adolf Hitler völlig unfähig und er selbst keine Kenntnisse von angeblichen Kriegsverbrechen hatte:

Von der Ermordung der Juden und den anderen Menschheitsverbrechen Hitlers hatte ich keine Kenntnis.“[2]

Familie

Winrich und Stephanie Behr.png

1944 heiratete Behr seine Verlobte Stephanie Kühne (Lebensrune.png 18. Februar 1924 in Nienhagen; Todesrune.png 24. Mai 2011 in Düsseldorf-Hubbelrath). Ihr Vater war Otto Albert Stephan Kühne (1882–1957), Rittmeister der Reserve, Landwirt, Gutsbesitzer in Nienhagen bei Halberstadt und beauftragter Verwalter des Kühneschen Familiengutes in Beesdau, Niederlausitz. Ihre Mutter war Marie Alwine Gertrud Ottilie Barbara, geb. Bennecke (1895-1987). Sie hatte fünf Geschwister, ihre älteste Schwester Tilla Maria war mit Nicolaus Freiherr von Below verheiratet.[3]

Kinder

  • Soscha
  • Giselbert
  • Stephanie Behr
  • Benedikt

Auszeichnungen (Auszug)

Verweise

Fußnoten