Diessl, Gustav

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Gustav Diessl (1896–1948)
Gustav Diessl
Grab von Gustav Diessl und seiner Frau Maria Cebotari
Wien, Döblinger Friedhof
Inschrift des Grabsteins

Gustav Karl Balthasar Diessl (Lebensrune.png 30. Dezember 1899 in Wien; Todesrune.png 20. März 1948 ebenda) war ein deutscher Schauspieler und Graphiker aus Österreich.

Leben

Jugend

Einen Tag vor Silvester wurde Gustav Diessl als Sohn des Altphilologen Professor Alois Diessl in Wien geboren. Sein älterer Bruder war Arzt und einer der besten Alpinisten jener Zeit. Im Sommer 1934 starb er den tragischen Tod des Bergsteigers in einem Schneesturm am Montblanc. Als man ihn in Chamonix zu Grabe trug, spielte man in dem dortigen Kino „Die weiße Hölle vom Piz Palü“. Gustav Diessls Schulfreund war Hans Thimig.[1] Er ging vier Jahre auf die Volksschule und dann auf das Realgymnasium. Mit vierzehneinhalb Jahren kam er auf die Kunstgewerbeschule, wo er gleichzeitig sein Einjährige und die Reifeprüfung bauen konnte. Ein Jahr studierte er bei dem Bildhauer Anton Hanak und zwei Jahre bei dem Maler Kolo Moser.

Mit siebzehn Jahren rückte er zum 1. Regiment der Tiroler Kaiserjäger ein und kam nach der Ausbildung während des Ersten Weltkrieges an die italienische Front. Dort erlebte er den ganzen Zusammenbruch mit und verbrachte noch elf Monate nach Kriegsende in Gefangenschaf in Sizilien.[2]

Weimarer Republik

Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft ging es ihm wie allen anderen – es war notwendig, Geld zu verdienen, und es war gleichzeitig fast unmöglich. Als Maler war nichts zu holen – er wäre brennend gern Theatermaler geworden, aber da gab es Bestimmungen von Verbänden, die einem das Leben schwer machten und einen wirklichen Verdienst erst nach Jahren ermöglichten. So folgte er dem Beispiel seines Freundes Thimig und wurde Schauspieler – vorerst bei der Österreichischen Wanderbühne, die in zwei Lastwagen Ober- und Niederösterreich unsicher machte. Das erste, richtige Engagement fand er an der Neuen Wiener Bühne, deren Oberregisseur G. W. Pabst war – die beiden lernten sich also schon lange vor ihren Filmzeiten kennen und schätzen. Aber Pabst war schon damals derjenige, der Diessl zum Film brachte, indem er ihn an Carl Froelich empfahl, der in Wien den Film „Im Banne der Kralle“ drehte. Dieser erste Film mit Diessl wurde in Deutschland aber nie gezeigt. An der Neuen Wiener Bühne spielte er unter Pabsts Regie seine erste große Rolle in Sternheims „1913“.

Dann kam er das erste mal nach Berlin und glaubte, er würde nun alle großen Rollen im Film spielen – das erwies sich als Irrglauben, er spielte zwar eine kleine Rolle wieder bei Froelich in „Kabale und Liebe“, aber damit war es aus, und es ging dem jungen Schauspieler Diessl so schlecht, daß ihm nichts anderes übrig blieb, als Statisterie zu machen, um sich über Wasser zu halten. Von hier an schwamm sein Lebensschiff reichlich schwankend zwischen Berlin und Wien hin und her. Mal spielte er an der Berliner Tribüne, mal in Wien im Modernen Theater oder in den Kammerspielen. Zwischendurch filmte er auch mal wieder – aber niemals kam er an den Erfolg, der zur Sicherheit notwendig war – im Gegenteil: Ein halbes Jahr saß er einmal wieder ganz ohne Bühne und Film da und lernte Kupferstechen. Dann drehte er bei Pudowkin den „Lebenden Leichnam“ mit der Jacobini, halb in Moskau und halb in Berlin, und schließlich bekam er wieder einen festen Vertrag bei Direktor Hartung vom Berliner Renaissance-Theater.

Diessl wurde für den Stummfilm entdeckt; nach kleineren Rollen besetzte ihn Georg Wilhelm Pabst als Jack the Ripper in dem inzwischen zum Klassiker gewordenen Film „Die Büchse der Pandora“ (1929) nach dem Bühnenstück von Frank Wedekind. Es folgten Hauptrollen in „Mutterliebe“ (1929) an der Seite von Henny Porten sowie das noch stumme Bergdrama „Die Weiße Hölle vom Piz Palü“ (1929) mit Leni Riefenstahl als Partnerin – ein Film, der 1935 vertont wurde. Georg Wilhelm Pabst besetzte ihn in dem Kriegsdrama „Westfront 1918“ (1930) – Diessls erstem Tonfilm.

1931 drehte er in Hollywood bei den MGM-Studios den Film „Menschen hinter Gittern“. Er hätte in Amerika noch weitere Filme gedreht, wäre nicht das Ende die deutschen Versionen gekommen. Trotzdem war das amerikanische Vierteljahr vom Januar bis März 1931 ungeheuer interessant und lehrreich für einen Mann wie Diessl.

Drittes Reich

Auch international war Gustav Diessl ein vielgefragter Darsteller, er spielte in der Schweizer Produktion „Un de la montagne“ (1934, „Das Schicksal eines Verfemten“) mit, in den 40er Jahren kamen einige italienische Filme hinzu. Doch sein Metier blieb der deutschsprachige Film.

Nachkriegszeit

Letztmalig sah man Diessl in G. W. Pabsts „Der Prozeß“ (1948) sowie in Karl Antons „Ruf an das Gewissen“ (1949) auf der Leinwand – einem Film, der erst nach Diessls Tod 1949 in die Kinos kam.

Gustav Diessl, der 1935 Erinnerungen zu seinem Expeditionsfilm „Der Dämon des Himalaja“ (1935) veröffentlicht hatte, machte sich auch als Kunstmaler einen Namen.

Tod

Der Schauspieler, der als Bergführer, Liebhaber und Überlebenskünstler, aber auch mit Charakterrollen in mehr als 35 Filmen überzeugen konnte, verstarb, nachdem er bereits zwei Schlaganfälle erlitten hatte, am 20. März 1948 mit nur 48 Jahren in seiner Geburtsstadt Wien. Er wurde auf dem Döblinger Friedhof beigesetzt (Gruppe 28, Reihe 1, Nr. 6).

Erst nach seinem Tod kamen zwei ältere Filme in die Kinos, in denen er die männliche Hauptrolle gespielt hatte: der Film „Starke Herzen“, der nach seiner Fertigstellung 1937 wegen seines Antikommunismus nach dem Urteil der Filmprüfstelle verboten wurde, und der Kriminalfilm „Ruf an das Gewissen“, der bei Kriegsende zwar abgedreht, jedoch erst später von der DEFA fertiggestellt wurde.

Familie

Er war in erster, kurzer Ehe mit Irmgard Amalie Wettach verheiratet, seine zweite Ehefrau wurde Schauspielerkollegin Camilla Horn (1903–1996). 1938 heiratete er die Sopranistin Maria Cebotari (1910–1949), aus der Verbindung stammen zwei Söhne.

Filmographie

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 29, 21. Juli 1935
  2. Filmwoche, Nr. 49, 2. Dezember 1931