Wilhelm von Preußen (1882–1951)

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Friedrich Wilhelm Victor August Ernst von Preußen (Lebensrune.png 6. Mai 1882 im Marmorpalais in Potsdam; Todesrune.png 20. Juli 1951 in Hechingen) war ein deutscher Adliger, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, Offizier der Preußischen Armee sowie des Deutschen Heeres und Chef des Hauses Hohenzollern. General der Infanterie Dr. h. c. Wilhelm von Preußen war u. a. Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ und Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler.

Wilhelm von Preußen

Leben

Der Kronprinz als 18jähriger Leutnant im Ersten Garde-Regiment zu Fuß des Garde-Korps
Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen und des Deutschen Reiches
Kronprinz Wilhelm in der Uniform der Totenkopfhusaren, 1913
Der Deutsche Kronprinz 1917 mit seinem Generalstabschef Oberst Graf von der Schulenburg im Hauptquartier Stenay an der Westfront; Das Hauptquartier des Kronprinzen Wilhelm war vom September 1914 bis zum Februar 1918 im von 1879–1881 erbauten Schloß der Familie Verdier in Stenay im im Reichsland Elsaß-Lothringen. Er nannte es „Unter den Linden“ („Château des tilleuls“).
Kronprinz Wilhelm besucht die Familie von Generaloberst Alexander von Kluck in Ostpreußen
Luisenbund-Tagung in der Potsdamer Messehalle 1932; am Rednerpult Schirmherrin Cecilie von Preußen, vorn, zweiter von rechts, der ehemalige Kronprinz Wilhelm, ganz rechts Bundesführerin Charlotte Freifrau von Hadeln. Im Hintergrund die Riege der Landesführerin und Mitglieder des Stahlhelmbundes.
Wilhelm von Preußen in der Uniform der NSKK-Motorbrigade Berlin-Brandenburg (nicht mit der Uniform der Motor-SA zu verwechseln)

Jugend, Studium und Militär

Von 1896 bis 1900 besuchte Prinz Wilhelm die Prinzenschule in Plön (Schleswig-Holstein). Nach einer neunwöchigen Ausbildung erlangte er an seinem 18. Geburtstag 1899 das Offizierspatent. Am 30. Mai 1900 wurde er bei der 2. Kompanie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß Leutnant und Zugführer, am 1. September 1900 wurde er zum Oberleutnant befördert.

Von 1901 bis 1903 studierte er als Korporierter (Mitglied des Corps Borussia) Staats- und Verwaltungsrecht in Bonn, im Frühjahr 1903 unternahm er dann eine Mittelmeerreise (Italien, Ägypten, Konstantinopel, Athen) mit seinem Bruder Eitel Friedrich. Am 6. Mai 1903 kehrte er nach Potsdam zurück und erhielt das Kommando der 2. Kompanie des Ersten Garde-Regiments.

1905 bis 1911 war er à la suite zum Kürassier-Regiment „Königin“ Nr. 2. Am 19. September 1907 wurde er zum Major im Regiment Garde du Corps, im Herbst 1909 wurde er zum Kommandeur des I. Bataillons des 1. Garde-Regiments zu Fuß ernannt.

Am 2. November 1910 brach er zu einer mehrmonatigen Indien- und Ägyptenreise auf, begleitet wurde er unter anderem von Generalleutnant Alfred Burggraf und Graf zu Dohna-Schlobitten. Am 15. September 1911 wurde der Kronprinz Kommandeur des 1. Leib-Husaren-Regiments Nr. 1 (→ Leibhusaren) in Danzig-Langfuhr. Im Dezember 1913 wurde der Kronprinz in den Großen Generalstab nach Berlin versetzt.

Erster Weltkrieg

Generalmajor Wilhelm von Preußen hatte zu Beginn des Krieges das Oberkommando über die 5. Armee (bis 29. November 1916), die in der Marneschlacht den äußersten ersten Flügel bildete. Er wurde am 27. Januar 1915 zum Generalleutnant und am 27. Januar 1917 zum General der Infanterie befördert.

Er war seit dem 26. September 1915 zugleich Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „Deutscher Kronprinz“ (Chef des Stabes vom 26. November 1916 bis Kriegsende war Generalleutnant Friedrich Graf von der Schulenburg), die er in der Schlacht von Verdun führte. Zusammen mit Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff erwirkte er 1917 die Entlassung Theobald von Bethmann Hollwegs beim Kaiser.

Zwischenkriegszeit

1923 konnte Prinz Wilhelm das Pfarrhaus auf der Insel Wieringen in der Zuiderzee verlassen und kehrte auf Vermittlung von Gustav Stresemann aus dem niederländischen Exil nach Deutschland zurück, wo er dann abwechselnd in Potsdam und Oels (Schlesien) wohnte.

Nachdem sich im August der Abgesandte des Kronprinzen an den PrIM Severing und den RK wegen der Rückkehr des Prinzen nach Deutschland gewandt hatte (R 43 I/2204, Bl. 273–277), hatte StS v. Rheinbaben dem RIM am 21.9.23 geschrieben: „Der Herr Reichskanzler ist der Meinung, daß vor einer Erledigung des Ruhrkonflikts eine Rückkehr des Kronprinzen nach Deutschland nicht in Frage kommen kann, da bis dahin die innen- und außenpolitische Lage Deutschlands eine derart labile sein wird, daß jedes weitere Belastungsmoment ausgeschaltet werden muß.“ Nach der Beilegung des Konflikts und einer Konsolidierung der Verhältnisse könne dem früheren Kronprinzen die Rückkehr nach Deutschland als Privatmann und die Bewirtschaftung seines Besitztums in Oels nicht verwehrt werden. Der RK, der sich hierin in Übereinstimmung mit dem PrIM befinde, bitte den RIM um seine Meinung (R 43 I/2204, Bl. 281). Als Abgesandte des Kronprinzen waren am 18. 8. und 20.10.23 Major von Müldner (BA: NL von Stockhausen 15) sowie vor dem 4.10.23 Freiherr von Hünefeld bei dem RK. Hünefeld bedankte sich in einem Schreiben vom 4.10.23 bei dem RK, daß dieser in Vertretung der „Angelegenheit“ ein Opfer auf sich genommen habe. Die Verschiebung des Kabinettsbeschlusses bis zum 20.10.23 werde der Kronprinz verstehen (R 43 I/2204, Bl. 290). […] „Das Kabinett ist grundsätzlich mit der Rückkehr des früheren Kronprinzen einverstanden. Das Einverständnis des Preußischen Ministerpräsidenten Braun wird der Staatssekretär Weismann herbeiführen.“ […] Am 10.11.23 telegrafierte Major a. D. v. Müldner dem RK, der Kronprinz habe die Grenze überschritten und befinde sich auf dem Weg nach Oels (R 43 I/2204). Die Rückkehr des Kronprinzen erregte erhebliches internationales Aufsehen und mußte auch vor der Botschafterkonferenz gerechtfertigt werden (Schultheß 1923, S. 214, 421). Der RK beauftragte Geschäftsträger v. Hoesch, ihr mitzuteilen, die RReg. habe keinen Grund gefunden, dem Kronprinzen als dt. Staatsbürger die Rückkehr zu seiner Familie zu verweigern. Obgleich die brit. Reg. der frz. Forderung auf Auslieferung und Sanktionsmaßnahmen nicht folgte, sprach sich der brit. AM Lord Curzon am 14.11.23 gegenüber dem dt. Botschafter Sthamer scharf gegen die Rückkehr des Kronprinzen Wilhelm aus. Diese Torheit spiele in die Hände Poincarés. Der Kronprinz werde als Gegengewicht zu den politischen Aspirationen des bayer. Kronprinzen Ruprecht angesehen. Die Haltung der RReg. erscheine angesichts der schwierigen politischen Situation unverständlich. Die Auslieferungsforderung werde durch die Bestimmungen des VV gerechtfertigt (Pol.Arch.: Büro RM 63). Aus München teilte StS v. Haniel am 16.11.23 „streng vertraulich“ mit, der Nuntius habe seine Verwunderung über diese Rückkehr in einem derart gefährlichen Augenblick ausgedrückt. „Der gute Eindruck, den die rasche Niederschlagung des Hitlerputsches im Ausland hervorgerufen habe, werde dadurch wieder aufgehoben, und Frankreich ein neuer Grund zum Vorgehen gegen Deutschland gegeben.“[1]

1933 setzte er sich für die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler ein. Er war Mitglied im Stahlhelmbund (seit 1930), der Motor-SA (seit 1933) und, nach Zusammenlegung, der Motor-Sturm-Abteilung des NSKK (seit 1934; Austritt 1936).

Zweiter Weltkrieg

Seinen Wunsch, als Offizier der Wehrmacht zu dienen, lehnte Walther von Brauchitsch aus Altersgründen ab, aber auch, weil die Gefahr zu groß war, daß der Kronprinz durch Kampfhandlungen hätte zu Schaden kommen können. Durch den Tod seines Vaters, Wilhelms II., wurde er 1941 Chef des Hauses Hohenzollern.

Wilhelm von Preußen wurde in der Ostmark von einmarschierenden französischen Truppen festgenommen und nach Lindau in französische Kriegsgefangenschaft gebracht.

Nachkriegszeit

Nach seiner Vertreibung aus Potsdam Ende 1945 und der Beschlagnahmung von Schloß Cecilienhof durch die Sowjets lebte er einige Monate auf der Burg Hohenzollern, im Herbst 1945 bezog er dann ein Haus in Hechingen (Baden-Württemberg), am Fuße der Stammburg seiner Familie.

Tod

General der Infanterie a. D. Dr. h. c. Wilhelm Prinz von Preußen verstarb im Alter von 69 Jahren am 20. Juli 1951. Sieben Tage später wurde Deutschlands letzter Kronprinz im Offiziersgärtchen der St.-Michaels-Bastei der Burg Hohenzollern beigesetzt.

Titel

  • 6. Mai 1882 bis 15. Juni 1888: Seine Königliche Hoheit Prinz Wilhelm von Preußen
  • 15. Juni 1888 bis 20. Juli 1951: Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der deutsche Kronprinz, Kronprinzen von Preußen

Familie

Heirat

Wilhelm von Preußen war seit September 1904 mit Cecilie, Herzogin zu Mecklenburg(-Schwerin) verlobt und seit dem 6. Juni 1905 mit ihr verheiratet.

Kinder

Aus der Ehe mit Kronprinzessin Cecilie von Preußen sind sechs Kinder entsprossen.

∞ 1933 Dorothea von Salviati (1907–1972)
∞ 1938 Kira Kirillowna Romanowa (1909–1967), frühere Großfürstin von Rußland
∞ 1941–1943 Maria Anna Freiin von Humboldt-Dachroeden (1916–2003)
∞ 1943 Magdalene Pauline Prinzessin Reuß (1920–2009)
∞ 1945 Lady Brigid Katherine Rachel Guinness (1920–1995), Tochter des britischen Industriellen Rupert Guinness, 2. Earl of Iveagh
∞ 1949 Clyde Kenneth Harris (1918–1958)

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Deutsche Orden

Ausländische Orden

Erster Weltkrieg

Drittes Reich

Ehrungen

Werke (Auswahl)

  • Aus meinem Jagdtagebuch, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/Berlin 1912
  • Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm. Aus den Aufzeichnungen, Dokumenten, Tagebüchern und Gesprächen, herausgegeben von Karl Rosner, Cotta, Stuttgart/Berlin 1922
  • Meine Erinnerungen aus Deutschlands Heldenkampf, E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1923
  • Ich suche die Wahrheit! – Ein Buch zur Kriegsschuldfrage, Cotta, Stuttgart/Berlin 1925

Literatur

  • Ernst Vollbehr: Bei der Heeresgruppe Kronprinz. Zweites Kriegsbilder-Tagebuch, mit einem Geleitwort Seiner Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen, F. Bruckmann Verlag, München 1917

Trivia

In der Kaiserfront-Extra-Buchreihe, in welcher das Deutsche Reich den Ersten Weltkrieg gewinnt, wird Wilhelm von Preußen im Jahre 1917 mit Hilfe Paul von Hindenburgs und Erich Ludendorffs zu Kaiser Wilhelm III. gekrönt.

Fußnoten

  1. Rückkehr des ehemaligen Kronprinzen, Kabinettssitzung vom 23. Oktober 1923