Phleps, Artur
Artur Gustav Martin Phleps ( 29. November 1881 in Birthälm, Siebenbürgen; gefallen 21. September 1944 in Simand bei Arad, Ungarn) war ein deutscher Offizier der Gemeinsamen Armee, der kaiserlichen und königlichen Armee, Freikorpskämpfer, Generalleutnant der Königlichen Rumänischen Armee und zuletzt SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS sowie Eichenlaubträger im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Artur Phleps wurde am 29. November 1881 in Siebenbürgen (damals Österreich-Ungarn) als dritter Sohn des Arztes Gustav Phleps und dessen Frau Sofie (Sophie), geb. Stolz geboren.
Militär
Der begabte Kadettenschüler Phleps stieg auch als Berufsoffizier der Gemeinsamen Armee schnell in der Militärhierarchie der Donaumonarchie auf. Im Ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet, war er 1918 im Range eines k. u. k. Oberstleutnants des Generalstabes aus dem aktiven Heer Österreich-Ungarns ausgeschieden.
1919 wurde Phleps, als seine Heimat Siebenbürgen an Rumänien fiel, von der neuen rumänischen Armee übernommen und er war im Großen Generalstab bei der Reorganisierung der ehemaligen „walachischen“ Armee und den in Siebenbürgen verbliebenen Teilen der österreichisch-ungarischen Armee zur nationalen Armee des Landes maßgeblich beteiligt. Er war unter anderem Kommandeur der 1. rumänischen Gebirgs-Brigade. Phleps hatte schließlich den Posten eines Referenten an der Militärakademie in Bukarest. Ab November 1937 war er Kommandierender General des königlich rumänischen Gebirgs-Korps in Straßburg am Mieresch. Am 1. Juni 1939 wurde er zum Generalleutnant befördert und ab dem 1. Februar 1940 in das rumänische Kriegsministerium kommandiert. Am 6. August 1940 wurde er in die Reserve versetzt.
Zweiter Weltkrieg
Nach der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges gegen Deutschland durch Frankreich und England sowie der Waffenbruderschaft Deutschlands und Rumäniens bat der erfolgreiche Offizier 1941 mit fast 60 Jahren und der ausdrücklichen Einwilligung Ion Antonescus zur deutschen Wehrmacht übertreten zu dürfen und ging, nachdem sein Gesuch angenommen wurde, noch im Sommer, wegen seines Status als Volksdeutscher, freiwillig zur Waffen-SS. Er trat vorerst unter dem Namen seiner Mutter, Stolz, in die SS-Division „Wiking“ ein. Phleps wurde nach dem Tod von Hilmar Wäckerle Kommandeur des Regiments „Westland“ (das bald zur „Kampfgruppe Stolz“ erweitert wurde) und der Reichsführer-SS Heinrich Himmler nahm nun Artur Phleps auch in die SS (SS-Nr. 401.214) auf.
„Prinz Eugen“
Am 13. Januar 1942 erhielt er als SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS den Auftrag, eine schlagkräftige Division aus Volksdeutschen Serbiens und des Banats aufzustellen. Diese Division, die 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ führte er dann vom 1. März 1942 bis zum 3. Juli 1943.
Weitere Aufstellungen
Im Frühjahr 1943 wurde er Kommandierender General und mit der Aufstellung des V. SS-Gebirgs-Korps beauftragt. Schon am 13. Februar 1943 hatte er den Auftrag erhalten, die Kroatische-SS-Freiwilligen-Division aufzustellen, da aber die zusätzliche Aufgabe kaum zu bewältigen war, übernahm im März 1943 als erster tatsächlicher Kommandeur der Division SS-Standartenführer Herbert von Obwurzer.
Soldatentod
Im September 1944 wollten der „Höhere SS- und Polizeiführer Siebenbürgen“ Phleps und seine Adjutanten sich ein Bild von der Lage an der Front nahe der rumänischen Grenze machen und brachen am 21. September zu einer Aufklärungsfahrt auf.
Nahe der im heutigen westrumänischen Banat liegenden Stadt Arad wurden sie jedoch von der Roten Armee überrascht und gefangengenommen. Die Bolschewisten ermordeten Phleps und seine Adjutanten um 17.30 Uhr während eines deutschen Luftangriffes. Das sowjetische Kriegsverbrechen an wehrlosen Gefangenen wurde nie geahndet.
Am 24. November 1944 wurde Artur Phleps posthum das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen, das man seinem Sohn, Reinhart Phleps (1917-2001) stellvertretend überreichte. Dieser kämpfte ebenfalls als Soldat in der Waffen-SS und wurde in den Einheiten III./SS-Gebirgsjäger-Regiment 14 „Prinz Eugen“ und in der Feldkommando-Stelle des SS-Hauptamtes „Persönlicher Stab RFSS“ als Arzt eingesetzt.
Würdigung
Das SS-Freiwilligen-Gebirgsjäger-Regiment 13 erhielt nun den Ehrennamen „Artur Phleps“ verliehen und durfte einen besonderen Ärmelstreifen mit dem Namen Phleps’ tragen.
Familie
Artur Phleps heiratete am 30. Apr. 1916 Emilie Erber ( 4. Mai 1891 in Hohenmanthen; späteres Mitglied der NS-Frauenschaft). Sie hatten zwei Kinder, Reinhart/Reinhard ( 16. Februar 1917) und Irmingard ( 12. September 1921 in Bistritz/Siebenbürgen).
Werdegang der Kinder
- Reinhart Phleps studierte und promovierte zum Dr. med. et chir. an der Universität Bukarest. Anschließend meldete sich der frischgebackene Chirurg freiwillig zur Wehrmacht und war vom 4. November 1941 bis 18. Oktober 1942 Unterarzt in der 15. Infanterie-Regiment. Danach wechselte er zur Waffen-SS, SS-Nr. 467 463(V), wurde am 9. November 1943 SS-Untersturmführer und kam zur Division seines Vaters, wo er Bataillonsarzt im SS-Freiwilligen-Gebirgsjäger-Regiment 13 wurde. Am 9. November 1944 wurde er zum SS-Obersturmführer befördert und kam am 10. Januar 1945 zur Feldkommandostelle „RFSS“, wo sich auch der Kommandostab „RFSS“ befand. Reinhart Phleps überlebte Krieg und Kriegsgefangenschaft, wurde Zahnarzt, heiratete, gründete eine Familie, war Mitglied der Bayerischen Landeszahnärztekammer, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte sowie des Landesverbandes Bayern. Er unterstützte Roland Kaltenegger massiv bei seinen Recherchen zu seinem Werk Totenkopf und Edelweiß – General Artur Phleps und die südosteuropäischen Gebirgstruppen der Waffen-SS 1942-1945. Der mehrfache Großvater lebte zuletzt viele Jahre mit seiner Gattin Hedy in in der Kratzerstraße 16 in Oberstdorf im idyllischen Oberallgäu, wo er am 8. Juni 2001 verstarb.
- Irmingard Phleps studierte in Graz und promovierte 1947 mit der Dissertation „Die Darstellung der Probleme des Briten in Übersee in einigen modernen englischen Literaturwerken“. Sie heiratete später den Schweden Vilhelm Söderberg und lebte fortan in dessen Heimat. Sie bewahrte stets einen engen Kontakt zu ihrem geliebten Bruder, die Familien besuchten sich regelmäßig gegenseitig. Dr. phil. Irmingard Söderberg, geborene Phleps, starb im September 1995 in Uppsala/Schweden.
Sowohl Irmingard als auch Reinhart waren zeitlebens aktiv im deutschtumfördernden „Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V.“ und unterstützen u. a. den Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e. V. sowie die Siebenbürgische Bibliothek und dessen Archiv laut Spendenliste auch finanziell.
Beförderungen (absteigend)
- SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS: 21. Juni 1943
- SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS: 20. April 1942
- SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS: 30. November 1941
- SS-Oberführer: 30. Juni 1941
- SS-Mann: 30. Juni 1941
- Generalleutnant: 1. Juni 1939
- Oberst: 28. Jun. 1920 (Rangdienstalter vom 1. April 1919)
- Eintritt in die Königlich Rumänische Armee als Oberstleutnant: 1. April 1919 (Rangdienstalter vom 1. November 1916)
- Freikorps vom November 1918 bis Februar 1919
- Oberstleutnant im k. u. k. Generalstabskorps: 1. November 1918
- Major im k. u. k. Generalstabskorps: 1. August 1916
- Oberleutnant: 31. Oktober 1907
- Leutnant: 1901
- K. u. k. Kadettenschule, Preßburg: 1896–1900
Auszeichnungen (Auszug)
- Militär-Jubiläumskreuz, 1908
- Österreichisches k. u. k. Mobilisierungskreuz 1912-1913
- Verwundetenmedaille 1917 Österreich-Ungarn am 19. August 1914
- Signum Laudis in Bronze mit Kriegsdekoration und Schwertern am 13. Oktober 1914
- Österreichisches Ehrenzeichen Rotkreuz, II. Klasse mit Kriegsdekoration: 23. Oct. 1915
- Signum Laudis in Silber mit Kriegsdekoration am 15. Mar. 1916
- Militär-Verdienst-Kreuz, III. Klasse mit Kriegsdekoration und Schwerter: 3. Jul. 1915
- Eisernes Kreuz (1914), II. Klasse am 27. Januar 1917
- Orden der Eisernen Krone, III. Klasse mit Kriegsdekoration und Schwertern am (24.)/30. April 1917
- Franz-Joseph-Orden (Offizierskreuz) mit Kriegsdekoration und Schwertern am 8./23.) Juli 1918
- Offizierskreuz mit Schwertern des Sterns von Rumänien am 12. März 1920
- Kreuz zur Erinnerung an den Krieg 1916–1919
- Österreichische Ehrenmedaille des Weltkrieges 1914-1918 mit Schwertern
- Kommandeurkreuz des Ordens der Krone von Rumänien am 1. Januar 1927
- Tschechoslowakisches Kriegskreuz 1914-1918 am 1. März 1928
Drittes Reich
- Orden der Krone von Jugoslawien, II. Klasse (1933)
- Komturkreuz des Sterns von Rumänien am 28. Februar 1933
- Militär-Verdienstorden (Bulgarien), II. Klasse zum Stern ODER bulgarischer Militärorden für Tapferkeit, I. Klasse mit Bruststern am 26. April 1934
- Großoffizierskreuz mit Bruststern und Schwertern des Ordens der Krone von Rumänien am 10. Mai 1939
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. Klasse (1914) am 10. Juli 1941
- Eisernes Kreuz (1939) 1. Klasse am 26. Juni 1941
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ am 12. September 1942
- Infanteriesturmabzeichen in Bronze am 7. Januar 1943
- Deutsches Kreuz in Gold am 20. Juni 1944 [1] als SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS
- Kroatischer Orden vom Eisernen Dreiblatt I. Klasse
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub [1]
- Ritterkreuz am 4. Juli 1943 als SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS sowie Kommandeur der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“
- Eichenlaub (670. Verleihung) am 24. November 1944 als SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS sowie Kommandierender General des V. SS-Gebirgs-Korps
- Verleihung posthum durch Heinrich Himmler an Phleps Sohn SS-Obersturmführer Dr. Reinhart Phleps
Literatur
- Ein Leben für die Heimat. Porträt unseres Kommandierenden Generals SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Artur Phleps (PDF-Datei)
- Walther-Peer Fellgiebel: Die Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes 1939-1945, Podzun-Pallas, Friedburg 2000, ISBN 3-7909-0284-5
- Roland Kaltenegger: Totenkopf und Edelweiß – General Artur Phleps und die südosteuropäischen Gebirgstruppen der Waffen-SS 1942-1945, ARES Verlag (2008), ISBN 978-3902475572
Verweise
Fußnoten
- Geboren 1881
- Gestorben 1944
- Deutscher General
- SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS
- Freikorps-Mitglied
- Person im Ersten Weltkrieg (Österreich-Ungarn)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Träger des Militärordens für Tapferkeit
- Träger des Ordens der Eisernen Krone (III. Klasse)
- Träger des Franz-Joseph-Ordens (Offizier)
- Träger des Ordens der Krone von Rumänien (Großkreuz)
- Träger des Sterns von Rumänien (Komtur)