Spee, Maximilian Graf von
Maximilian Johann(es) Maria Hubertus Reichsgraf von Spee ( 22. Juni 1861 in Kopenhagen; gefallen 8. Dezember 1914 vor den Falklandinseln an Bord des Großen Kreuzers SMS Scharnhorst) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine, zuletzt Vizeadmiral und Geschwaderchef im Ersten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Erster Weltkrieg
Mit seiner Ernennung zum Vizeadmiral übernahm von Spee gleichzeitig das Kommando über das deutsche ostasiatische Kreuzergeschwader. Dieses hatte seinen Hauptliegehafen in Tsingtau. Bei dem Rückmarsch des Ostasiengeschwaders in die Heimat traf er mit seinen Schiffen am 1. November 1914 bei Coronel auf eine britische Kreuzerdivision, die besiegt wurde. Die beiden britischen Panzerkreuzer HMS „Good Hope“ und HMS „Monmouth“ wurden im Verlaufe der Schlacht versenkt. Auf dem weiteren Weg um Kap Hoorn traf er am 8. Dezember 1914 bei den Falklandinseln auf eine ebenso weitaus überlegene britische Flotte. Das Flaggschiff SMS „Scharnhorst“, der Panzerkreuzer SMS „Gneisenau“, der Kleine Kreuzer SMS „Leipzig“ und der Kleine Kreuzer SMS „Nürnberg“ wurden bei der folgenden Seeschlacht bei den Falklandinseln versenkt.
Chronologie
- 23.4.1878–27.9.1878 Nach Eintritt in die Kaiserliche Marine als Kadett (Crew 78) durchlief er die Grundausbildung sowie eine seemännische Ausbildung auf der Segel-Schulfregatte „Niobe“.
- 28.9.1878–14.5.1885
- Es wurden verschiedene Ausbildungen und Spezialkurse auf der Marineschule in der I. Matrosen-Division und div. Schiffen absolviert, die er teilweise als Seekadett bzw. Unterleutnant z. S. durchlief – ein Kommando auf der Panzerfregatte „Deutschland“ schloß sich an. Etwas später war er als Wach-Offzier auf dem Kanonenboot „Möwe“ an verschiedenen Küstenplätzen Westafrikas unterwegs. Wegen Erkrankung mußte er die Heimreise auf Tender „Adler“ antreten und wurde anschließend zur Genesung beurlaubt.
- 15.5.1885–31.3.1887
- Als Leutnant zur See war er u. a. Kompanie-Offzier in der I. Matrosen-Division sowie Inspektions-Offz. der Marineschule.
- 6.7.1887–4.8.1888
- In dieser Zeit war er Hafenkapitän in Duala (Kamerun/Westafrika).
- 2.5.1890–30.9.1892
- Als Wach-Offz., inzwischen seit 1892 Kapitänleutnant, durchlief er verschiedene Bordkommandos, u. a. auf den Panzerschiffen „Württemberg“, „Baden“, „Bayern“ und dem Schulschiff „Moltke“.
- 2.1.1893–30.9.1894
- Als Kapitänleutnant wurde er auf das Panzerschiff „Bayern“ kommandiert, wo er als Wach-Offz. bzw. Batterie-Offz. tätig war.
- 1.10.1894–19.9.1895
- Auf der Deck-Offizier-Schule war er als Lehrer tätig und war zugleich Kommandant auf dem Panzerkanonenboot „Natter“.
- 14.4.1899–20.5.1901
- Im Stab „Kreuzergeschwader“ war er Admirals-Stabsoffz., wo er auch zum Korvettenkapitän ernannt wurde. Er war auch zeitweise in Ostasien tätig. Als I. Offizier diente er eineinhalb Jahre auf dem Linienschiff „Brandenburg“. Danach konnte er als Kommandant den Kleinen Kreuzer „Hela“ übernehmen.
- 27.3.1902–27.9.1908
- Als Dezernent für das Marinewesen war er in der Waffenabteilung des Reichs-Marineamtes tätig, wo er zum Fregattenkapitän befördert wurde.
- Als Kapitän zur See wurde er Kommandant auf dem Linienschiff „Wittelsbach“.
- 29.9.1908–28.9.1912
- Im Stab „Marinestation Nordsee“ war er Chef des Stabes, danach durchlief er verschiedene Stationen, wobei er zwischenzeitlich zum Konteradmiral befördert und zum Zweiten Admiral der Aufklärungsschiffe ernannt wurde.
- 29.9.1912–14.11.1913
- Nach der Ausreise nach Shanghai übernahm er die Führung des Kreuzergeschwaders (Ostasiengeschwader).
- 15.11.1913
- Graf von Spee wurde Chef des Kreuzergeschwaders und wurde gleichzeitig zum Vizeadmiral befördert.
- 1.11.1914
- Sieger mit dem Ostasiengeschwader bei der Seeschlacht bei Coronel (südchilenische Hafenstadt östlich der Insel „Santa Maria“).
- 8.12.1914
- Gefallen bei den Falkland-Inseln in der Seeschlacht mit den englischen Großpanzerkreuzern „Invincible“ und „Inflexible“ an Bord des Großen Kreuzers und Flaggschiffes „Scharnhorst“ (gesunken mit allen Männern gegen 4.17 Uhr nachmittags).
Auf See geblieben
Geschwaderchef Maximilian Reichsgraf von Spee, wie auch auf dem Kleinen Kreuzer „Nürnberg“ und auf dem Großen Kreuzer „Gneisenau“ seine beiden Söhne Otto ( 1890) und Heinrich ( 1893), fiel bei dieser Seeschlacht vor dem Feind.
Familie
Von Spee wurde als vierter Sohn von Grafen Rudolf August Joseph Hubert Reichsgraf von Spee (1822–1881) und dessen in Kopenhagen geborene Gattin Fernanda Sophie Marie Frederiksen, geb. Tutein (1832–1913), geboren. Er war Enkel von Franz Anton Graf von Spee (1781–1839). Die kurpfälzischen Minister Franz Wilhelm Caspar von Hillesheim (1663–1748) und Franz Karl Joseph Anton von Hompesch zu Bolheim (1735–1800) sowie der kurpfälzische Oberstjägermeister Ludwig Anton von Hacke (1682–1752) zählen ebenfalls zu seinen Vorfahren.
Ehe
Leutnant zur See Graf von Spee heiratete am 30. September 1889 in Dresden seine Verlobte Margareta Freiin von der Osten-Sacken (1867–1929), Tochter des Gutsbesitzers Arthur Freiherr von der Osten-Sacken und dessen Ehefrau, eine geb. von der Recke. Zeugen waren Karl Graf von der Recke-Volmerstein und Maximilians Bruder Ferdinand Reichsgraf von Spee. Aus der Ehe sind die beiden Söhne, die Reichsgrafen Otto und Heinrich, sowie die Tochter Huberta (1894–1954) entsprossen.
Otto Ferdinand Maria Hubertus ( 10. Juli 1890 in Kiel; ⚔ 8. Dezember 1914):
- Nach Gottes heiligem Willen starb den Heldentod in der Seeschlacht bei den Falklandinseln am 8. Dezember 1914 an Bord S.M.S „Nürnberg“ der Kaiserliche Leutnant zur See und Adjutant Otto Ferdinand Maria Hubertus Reichsgraf von Spee, Ritter des Eisernen Kreuzes. Geboren zu Kiel am 10. Juli 1890, trat er am 1.IV.1910 in die Kaiserliche Marine ein und wurde im Herbst 1912 nach Ostasien auf S.M.S. „Nürnberg“ kommandiert. Er nahm am Seegefecht bei Santa Maria teil und erlag seinen bei Falkland erhaltenen schweren Verletzungen, kurz bevor S.M.S. „Nürnberg“ sank. So setzte er sein Leben in treuer Pflichterfüllung ein und folgte seinem geliebten Vater und seinem tapferen Bruder nach, welche die ruhmreichen Flaggen schon deckten.
Heinrich Franz Irenäus Hubertus ( 24. April 1893 in Kiel; ⚔ 8. Dezember 1914)
- Nach Gottes heiligem Willen starb den Heldentod in der Seeschlacht bei den Falklandinseln am 8. Dezember 1914 an Bord S.M.S. „Gneisenau“ der Kaiserliche Leutnant zur See Heinrich Franz Irenäus Hubertus Reichsgraf von Spee, Ritter des Eisernen Kreuzes. Geboren zu Kiel am 24. April 1893, trat er am 1.IV.1911 in die Kaiserliche Marine ein und wurde m Herbst 1913 zum Kreuzergeschwader auf S.M.S. „Gneisenau“ kommandiert. Während der Seeschlacht bei Falkland harrte er in treuer Pflichterfüllung auf seinem Posten aus, bis die feindlichen Geschosse seinem Leben im Dienste des Vaterlandes ein Ziel setzten. So folgte er seinem Admiral und Vater bei Santa Maria in den Sieg, bei Falkland in den Tod.
Zitate
- „Möge der Name des Grafen Spee uns ein Leitstern sein zur Morgenröte einer besseren Zeit!“ — Kapitänleutnant Joachim Lietzmann, 1922
Beförderungen
- 23.4.1878 Eintritt in die Marine als Kadett
- 14.6.1879 Seekadett
- 17.1.1882 Unterleutnant zur See, Patentierung vorbehalten
- 16.11.1882 Patent als Unterleutnant zur See mit Rangdienstalter (RDA) vom 17.12.1881 erhalten
- 18.8.1885 Leutnant zur See
- 14.11.1892 Kapitänleutnant
- 16.5.1899 Korvettenkapitän, Patentierung vorbehalten
- 16.7.1899 Patent als Korvettenkapitän mit RDA vom 16.5.1899 erhalten
- 27.1.1904 Fregattenkapitän
- 27.1.1905 Kapitän zur See
- 27.1.1910 Konteradmiral
- 15.11.1913 Vizeadmiral
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Verdienstorden Philipps des Großmütigen, Ritterkreuz I. Klasse (GHVP3a/HP3a)
- Zentenarmedaille, 1897
- Roter Adlerorden, IV. Klasse mit der Krone
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz
- China-Denkmünze
- Orden vom Doppelten Drachen, II. Klasse, 3. Stufe (CDII.3)
- Sankt-Stanislaus-Orden, II. Klasse (RSt2)
- später Stern zur II. Klasse erhalten (RSt2mSt)
- Preußischer Kronenorden, III. Klasse
- Roter Adlerorden, III. Klasse mit der Schleife
- Militärverdienstorden (Bayern), Offizierkreuz (BMV.O/BMVO)
- Preußischer Kronenorden, II. Klasse
- 1912 Stern zur II. Klasse erhalten
- Oldenburgischer Haus- und Verdienstorden des Herzogs Peter Friedrich Ludwig, Ehren-Großkomturkreuz (OV2a)
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Eichenlaub
- Schwertorden, Kommandeur I. Klasse (SS2a)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
Ehrungen
Schiffsnamen
Nach Graf von Spee wurden später drei Kriegsschiffe benannt:
- „Graf Spee“ – Großer Kreuzer der „Mackensen“-Klasse der Kaiserlichen Marine, Stapellauf 15. September 1917 – das Kriegsschiff blieb unvollendet
- „Admiral Graf Spee“ – Panzerschiff der „Deutschland“-Klasse der Reichsmarine, Stapellauf 30. Juni 1934 – Selbstversenkung am 17. Dezember 1939
- „Graf Spee“ - Schulfregatte (1959–1967) der Marine der Bundeswehr
Denkmäler
- Friedhof Punta Arenas, Chile
- Kiel: Gedenktafel für Reichsgraf von Spee und die Söhne an der St.-Heinrichs-Kirche, der katholischen Garnisonkirche.
- Gedenkplatte am Stadtmuseum Düsseldorf
Straßennamen
- Aurich
- Berlin-Tiergarten: von 1935 bis 1989 war die heutige Hiroshimastraße beim Reichsmarineamt nach ihm benannt
- Bremen-Hastedt
- Düsseldorf: Speestraße
- Dortmund; 2014 befürwortete das Stadtarchiv in einer Stellungnahme die Umbenennung der Speestraße.
- Essen: Schule und Straße in Bredeney
- Freiburg im Breisgau: Admiral-Spee-Straße im Stadtteil Wiehre
- Kiel: Graf-Spee-Straße im Stadtteil Blücherplatz (seit 1936)
- Königsberg (Preußen): Graf-Spee-Straße in Amalienau
- Münster (Westfalen): Straße in St. Mauritz
- Oldenburg (Oldenburg): Straße in Donnerschwee
- Regensburg
- Trier: Speestraße
- Trudering: Graf-Spee-Platz
- Westerland: Straße in der ehemaligen Marinesiedlung
- Fulda: Graf-Spee-Straße
Literatur
- Hermann Kirchhoff: Maximilian Graf von Spee – Der Sieger von Coronel. Das Lebensbild und die Erinnerungen eines deutschen Seemanns, in: „Unsere Seehelden“, Band I, Marinedankverlag, Berlin 1915
- Hans Pochhammer: Graf Spee’s letzte Fahrt: Erinnerungen an das Kreuzergeschwader, Berlin 1918
- Claus Fein: Seeheld Graf Spee, Kampf und Untergang der Schlachtflotte des Grafen Spee
- Joachim Lietzmann: Auf verlorenem Posten – Unter der Flagge des Grafen Spee, Ludwigshafen am Bodensee 1922 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!