Degrelle, Léon

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Léon Joseph Marie Ignace Degrelle (Lebensrune.png 15. Juni 1906 in Beulen, Wallonien; Todesrune.png 31. März 1994 in Málaga, Spanien) war der Führer der belgischen Rexisten, Reserveoffizier der Wehrmacht und der Waffen-SS, zuletzt offiziell im Rang eines SS-Standartenführers und ausländischer Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges. Von 1944 bis 1945 war er Gauleiter von Wallonien und der letzte Kommandeur der 28. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Wallonien“. Er war u. a. Träger des Goldenen Verwundetenabzeichens, der Nahkampfspange in Gold und des Eichenlaubs zum Ritterkreuz.

Leben

Der begnadete Redner Degrelle
Coloriert (reichsfoto.wordpress)

Abstammung

Am 15. Juni 1906 wurde Léon Degrelle als Sohn strenggläubiger französischer Emigranten in Bouillon geboren. In Bouillon wurde im 11. Jahrhundert Godefroy, der erste König von Jerusalem während der Kreuzzüge, geboren. 1839 fiel Bouillon bei der Teilung Luxemburgs an Belgien.

Studium

Von 1912 bis 1926 besuchte Degrelle die Jesuitenschule und schloß ein Studium der Rechtswissenschaften an der katholischen „Universität Löwen“ mit der Promotion zum Dr. jur. ab.

Beruf und Politik

Er arbeitete als Berichterstatter und reiste als Korrespondent der „Katholischen Aktion“ nach Mexiko und berichtete vom Bürgerkrieg zwischen den mexikanischen „Cristeros“ und den „Camisas rojas“ (Rothemden) des Diktators Calles, der die katholische Kirche brutal unterdrückte. Aus dem Schlachtruf der ersteren („Viva Cristo Rey“) nahm Degrelle die Idee für den Namen des Magazins, das er nach seiner Rückkehr in Belgien gründete: „Christus Rex“. Degrelle – der im Laufe der Jahre die ganze christliche Welt bereiste – entwickelte die Idee eines vereinten Europa im Geiste des christlichen Abendlandes mit Frontstellung gegen den anglo-amerikanischen Kapitalismus und den sowjet-russischen Bolschewismus.

Aus Unzufriedenheit über die Politik der damals in Belgien führenden Katholischen Partei formierte er im Jahre 1930 die rexistische Bewegung (Mouvement National Rexiste), die er 1935 als Partei registrieren ließ. Als Zeichen der Bewegung wurde das „Burgunderkreuz“ gewählt, das eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Hakenkreuz aufweist.

Degrelle als Bataillonsführer an der Ostfront

Ehe

1932 heiratete er Marie-Paule Lemay. Aus der Ehe gingen acht Kinder – sieben Töchter und ein Sohn – hervor.

Drittes Reich

Degrelle – der von Primo de Rivera, Mussolini, Hitler und Churchill umworben wurde – verfolgte entgegen weit verbreiteter Ansicht nicht die Idee eines separaten Wallonenstaates, sondern eines burgundischen Staates in den Grenzen des Kreises Burgund im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation von 1512, das er als „Großburgund der Renaissancezeit“ bezeichnete.

Bei den belgischen Parlamentswahlen am 24. Mai 1936 gewannen die Rexisten 34 Mandate (21 in der Abgeordnetenkammer, 13 im Senat); sie wurden zur stärksten politischen Kraft in Wallonien.

Am 4. Oktober gewann Degrelle einen der Führer der flämischen Nationalisten, Paul de Mont (1895–1950), zur Mitarbeit bei den Rexisten. Die Rexisten organisierten für den 25. Oktober mit 250.000 Menschen einen friedlichen „Marsch auf Brüssel“, um ihrer Unzufriedenheit mit dem „demokratischen“ Regime Ausdruck zu verleihen. Degrelle wurde verhaftet, jedoch am nächsten Tag wieder freigelassen, nachdem ein Generalstreik Belgien lahmgelegt hatte.

Im Dezember versuchte Jozef van Roey (1874–1961), der Erzbischof von Mecheln und Brüssel, beim Papst zu intrigieren, um Degrelle und andere Rexisten exkommunizieren zu lassen; sein Versuch scheiterte jedoch, nachdem Degrelle auf Vermittlung Mussolinis persönlich im Vatikan vorgesprochen hatte.

19.–24. Januar 1937: Degrelle füllte als Redner an fünf aufeinanderfolgenden Abenden den Brüsseler Sportpalast bis zum letzten Platz; die Rexisten galten als die stärkste politische Kraft in Belgien.

11. April: Nach einem Wahlkampf, der sich durch eine beispiellose Hetze von den Kirchenkanzeln ausgezeichnet hatte, erlitten die Rexisten eine schwere Niederlage. Erzbischof van Roey hatte Degrelle-Wählern die Exkommunizierung angedroht, seinen Schäfchen wohlweislich verschweigend, daß er dafür im Vatikan keinen Rückhalt hatte.

Zweiter Weltkrieg

Léon Degrelles Heinkel He 111 nach der Notlandung am Strand von San Sebastián in Spanien im Mai 1945

1939 begann wegen unüberbrückbarer Differenzen der deutsch-polnische Krieg, den die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs zum Vorwand nahmen, dem Deutschen Reich den Krieg zu erklären (nicht aber der Sowjetunion, als auch die Rote Armee in Polen einrückte) und weiteten ihn zu einem europäischen Krieg aus. Nachdem die Wehrmacht 1940 nach erneutem Scheitern aller deutscher Friedensvorschläge die militärische Initiative hatte übernehmen müssen und in Belgien eingerückt war, wurde Degrelle über Dünkirchen nach Lille in Frankreich deportiert. Infolge des unglaublich schnellen Vormarsches der Deutschen wurde er dann nach La Rochelle verschleppt. Die Vichy-Regierung veranlaßte auf Drängen der belgischen Exilregierung, die sich ebenfalls in Vichy befand, die Entlassung Degrelles, der daraufhin nach Belgien zurückkehrte.

Wallonische Legion

Degrelle in der Nachkriegszeit

1941 stellte die deutsche Wehrmacht einen Truppenverband in Bataillonsstärke auf, der an der Ostfront unter dem Kommando von Georges Jacobs zum Einsatz kam. Die „Wallonische Legion“ trug zunächst Heeresuniformen mit dem belgischen Wappen auf dem linken Ärmel. Diese verpflichtete sich in der Wehrmacht zunächst für zwei Jahre mit der Option, sich danach weiterzuverpflichten oder die Heimreise anzutreten.

Mit der Vision eines gemeinsamen Europas, hinsichtlich des Mitspracherechtes der Wallonen in diesem Europa nach dem Endsieg, schlug Degrelle zuerst Himmler, dann Hitler selbst eine Beteiligung von Wallonen im Rahmen der Wehrmacht vor, mit der Bedingung, daß diese Beteiligung nur im Osten, also gegen den Kommunismus, zu erfolgen habe. Flamen waren in der Wehrmacht bereits seit 1941 aktiv. Das Ziel von Degrelles Kampf war ein freies Europa, ein gemeinsames Europa der freien Vaterländer.

Mit der Anordnung, sämtliche nichtdeutschen Freiwilligen in die Waffen-SS zu überführen, wurden auch die Reste der an der Ostfront zerschlagenen Wallonischen Legion reorganisiert und – materiell und personell verstärkt – zu einer SS-Sturmbrigade umgebildet. Degrelle wurde zum SS-Sturmbannführer ernannt und übernahm die politische Führung der Brigade. Nach verlustreichen Kämpfen wurde die Brigade gegen Kriegsende in 28. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Wallonien“ umbenannt.

Attest von Léon Degrelle für Jacques Leroy

Hauptsturmführer

Am 30. Januar 1944 erfolgte die Ernennung Degrelles zum SS-Hauptsturmführer. Zu dieser Zeit wurde die Sturmbrigade Wallonie gemeinsam mit der 5. SS-Panzerdivision „Wiking“ und weiteren Heeres-Divisionen im Kessel von Tscherkassy eingeschlossen, in dem mehr als 54.000 Soldaten auf engstem Raume eingekesselt waren. In heldenhaften Ausbruchskämpfen gelang es den von Degrelle befehligten Wallonen, bei Lissjanka den Durchbruch zu erkämpfen. Für seinen überragenden Anteil am gelungenen Ausbruch wurde Degrelle am 20. Februar 1944 im Führerhauptquartier das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Als am 6. Juni 1944 die anglo-amerikanische Invasion Europas gelang, witterte die Résistance Belgiens Morgenluft. Zwei Attentäter erschossen Degrelles Bruder, den Apotheker Edouard Degrelle, am 8. Juli 1944 in dessen Geschäft in Bouillon, nachdem sie nach einem Medikament gefragt hatten. Am 9. Juli 1944 rächten sich belgische Rexisten um 23:00 Uhr mit der Liqidierung des Apothekers Henrie Charles, welcher der politischen Gegnerschaft zugerechnet wurde. Weiters wurden die drei politischen Gegner Rene Pierlot sowie Henri und Louis Bodard am 11. Juli 1944 im Wald von Bouillon erschossen. Bezeichnenderweise erinnert eine Gedenktafel an Henrie Charles und die Gedenkstätte La Gernelle am Ort der Liquidation an die drei erschossenen politischen Gegner, während dem Gedenken an Edouard Degrelles Schicksal keine Erinnerungsstätte zugebilligt wird.

Im September 1944 wurde Degrelle Kommandeur der 28. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Wallonien“. Bei Kriegsende entging er der Gefangennahme durch seine Flucht nach Spanien. Am 14. Dezember 1945 wurde er in Belgien in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Degrelle wurde mit dem EK 2 und EK 1, der Nahkampfspange in Gold, dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, dem Eichenlaub zum Ritterkreuz sowie dem Verwundetenabzeichen in Gold (für fünf- oder mehrfache Verwundung) ausgezeichnet.

Anmerkung (SS-Brigadeführer)

Dr. jur. Léon Joseph Marie Ignace Degrelle

Laut verschiedener Aussagen Degrelles wurde er am 2. Mai 1945 in Malente von Heinrich Himmler zum SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS d. Reserve“ befördert. Da Adolf Hitler diesen jedoch bereits am 28. April aller Ämter enthoben hatte, ist es jedoch fraglich, ob Himmler zu so einer Beförderung überhaupt noch berechtigt war. Allerdings wurde Himmler erst am 6. Mai durch Karl Dönitz über seine Entlassung unterrichtet. Degrelle selber hat jedenfalls nie Ansprüche auf diesen Rang erhoben: In einem Nachkriegs-Attest für den wallonischen Ritterkreuzträger Jacques Leroy (1973) unterzeichnete Degrelle dieses mit „SS-Standartenführer und Kommandant der SS-Division Wallonie“.

Nachkriegszeit

Der Ritterkreuzträger mit der Nahkampfspange in Gold Léon Degrelle konnte sich bei Kriegsende der Verhaftung und der drohenden Verurteilung in Belgien – unter anderem wegen Hochverrats – entziehen. In einem Flugzeug konnte er nach Spanien flüchten, dort kam er schwer verwundet an. Er baute sich in Spanien unter dem Namen León José de Ramirez Reina eine neue Existenz als Geschäftsmann auf. Die Sieger haben Degrelles Kinder in Europa in verschiedene Anstalten verstreut. Er konnte seine Familie nur mit viel Mühe wieder in Spanien in Sicherheit bringen.

Kameradschaftspflege

Nach 1945 besuchte Degrelle regelmäßig Treffen von SS-Veteranen, Vereinen und weitere Veranstaltungen, beispielsweise eine Sonnwendfeier anläßlich eines Wehrsportlagers der französischen Nationalen Front. Er hielt enge Kontakte mit SS-Veteranen wie Otto Skorzeny oder dem schweizerischen Nationalsozialisten François Genoud.

Als Autor

Seine Erinnerungen schrieb er in mehreren Büchern nieder. 1992 erschienen seine Memoiren „Denn der Haß stirbt ... Erinnerungen eines europäischen Kriegsfreiwilligen“.

Familie

Degrelle war zweimal verheiratet, zuerst mit Marie-Paule und später mit Jeanne Marie, geb. Brevet. Er hatte insgesamt sieben Töchter und einen Sohn. Sein Bruder Édouard Degrelle wurde am 8. Juli 1944 von belgischen Bandenmitgliedern der „Armée secrète“ (Terroristen der „Maquisards“) ermordet.

Zitate

Auf die Frage, ob er etwas aus seiner nationalsozialistischen Vergangenheit bereut, antwortete er:

„Ja, daß wir nicht gesiegt haben.“
SS-Standartenführer a. D. Leon Degrelle, 1991
Léon Degrelle in der Nachkriegszeit II.jpg

Beförderungen

  • 12. Februar 1942: Gefreiter (Heer)
  • 28. Februar 1942: Oberfeldwebel (Heer)
  • 1. Mai 1942: Leutnant d. R. (Heer)
  • 1943: Oberleutnant d. R. (Heer)
  • mit Wirkung vom 1. Juni 1943: SS-Obersturmführer der Reserve der Waffen-SS
  • 1. Januar 1944: SS-Hauptsturmführer der Reserve der Waffen-SS
  • 20. April 1944: SS-Sturmbannführer der Reserve der Waffen-SS
  • 1. Januar 1945: SS-Obersturmbannführer der Reserve der Waffen-SS
  • 20. April 1945: SS-Standartenführer der Reserve der Waffen-SS
  • 2. Mai 1945 Direktbeförderung zum SS-Brigadeführer der Reserve der Waffen-SS
    • Himmler hat die Beförderung persönlich vorgenommen und im Soldbuch eingetragen, da Himmler jedoch seiner Ämter bereits enthoben war, beanspruchte Degrelle diesen Dienstgrad nicht, auch nicht in der Nachkriegszeit.

Auszeichnungen (Auszug)

Ritterkreuzverleihungszeremonie in Bewegung

Denn der Hass stirbt.jpg

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Veröffentlichungen

  • Meine Abenteuer in Mexiko, Haas, Augsburg 1937
  • Ich war Gefangener. Kerkertagebuch aus Belgien und Frankreich, Hesperos-Verlag, Nürnberg 1944
  • Front de l’est, La Table Ronde, Paris 1969
  • Die verlorene Legion, Schütz-Verlag, Preußisch Oldendorf 1972
  • 96-book.png Internet Archive: PDF EPUB DjVu BlätternLetter to the Pope on his visit to Auschwitz, 1979
  • Epic: The Story of the Waffen SS. Abgedruckt in: The Journal of Historical Review, Winter 1982-83 (Vol. 3, No. 4), Seiten 441–468
  • Hitler, geboren in Versailles, Grabert-Verlag, Tübingen 1993, ISBN 3-87847-122-X (Klappentext)
  • Denn der Haß stirbt ... – Erinnerungen eines europäischen Kriegsfreiwilligen, Winkelried-Verlag, Dresden 2006, ISBN 3938392061 (Klappentext)
  • Verschwörung der Kriegstreiber 1914 – Das Attentat von Sarajewo, Hintermänner und Hintergründe, Verlag Druffel & Vowinckel, 2009, ISBN 978-38061-1203-0
  • The Bloody End of Ernst Röhm: The Night of the Long Knives, The Barnes Review: The Degrelle Series Chapter 19 & 20, Juli/August 2002 (Netzbuch)
  • Hitler Democrat (2012) (Netzbuch)

Literatur

  • Lionel Baland: Léon Degrelle et la presse rexiste („Léon Degrelle und die rexistische Presse“), Déterna, Paris 2008 (1., 2. und 3. Auflage)

Verweise

Fußnoten

  1. Andere Dokumente geben den 23. Dezember 1943 oder den 20. Februar 1944 an.
  2. 2,0 2,1 2,2 Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, S. 268, ISBN 978-3-938845-17-2
  3. Ein anderes Dokument gibt den 23. Dezember 1943 dafür an.