Berger, Gottlob
Gottlob Christian Berger[1] ( 16. Juli 1896 in Gerstetten; 25. Januar 1975 in Stuttgart) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres, der Freikorps, Volksschullehrer, SA-Offizier, SS-Offizier, Reserveoffizier der Wehrmacht, Verbindungsoffizier Himmlers zum Führer der Sudetendeutschen, Konrad Henlein und dem Sudetendeutschen Freikorps sowie General der Waffen-SS und Chef des SS-Hauptamtes, er war zuletzt SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS, Mitglied des Reichstages und Träger des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Sohn des Sägewerkbesitzers Johannes Berger absolvierte nach dem Besuch der Volks- und Realschule von 1910 bis 1914 das Lehrerseminar in Nürtingen.
Erster Weltkrieg
Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sich Berger als Kriegsfreiwilliger, wurde an der Westfront eingesetzt und während der Ypernschlacht im Oktober 1914 schwer verwundet.
Zuletzt Ordonnanzoffizier, hatte Berger bei Kriegsende den Rang eines Leutnants erreicht und war mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet worden. Am 31. Januar 1919 wurde er demobilisiert und mit dem Charakter als Oberleutnant entlassen. Anschließend war er am März 1919 Kämpfer im Freikorps.[3] Als die Regierung Ebert aus Berlin vor den Kommunisten flüchten mußte, sorgte er in Stuttgart für ihren Schutz.
Zwischenkriegszeit
Im Zivilleben war Berger vorübergehend Seminarlehrer in Lichtenstern; von 1920 bis 1928 war er Lehrer in seinem Geburtsort Gerstetten. Nebenbei besuchte er 1920 und 1921 eine Akademie für Turn- und Sportlehrer in Tübingen. Von 1928 bis 1933 arbeitete er als Lehrer an einer Volksschule in Wankheim in der Nähe von Tübingen.
Der Lehrer Berger
- 1910–1914 Lehrerseminar in Nürnberg
- Seminarlehrer in Lichtenstern
- 1920 Hauptschullehrer in Gerstetten
- 1929 Schulvorstand in Wankheim
- 1933 Rektor in Esslingen
- 1935 Referent für Leibeserziehung und Direktor der Landesturnanstalt
NSDAP, SA und SS
Berger wurde 1922/23 Mitglied der NSDAP (Wiedereintritt 1. Januar 1931; Mitgliedsnr. 426.875), der SA (seit 15. November 1930) und der SS (seit 30. Januar 1936; SS-Nr. 275.991). Er gehörte zu den organisatorischen Mitschöpfern der Schutzstaffel und wirkte ab 1940 als Leiter des SS-Hauptamtes im Rang eines Obergruppenführers.
Zweiter Weltkrieg
Gemeinsam mit Franz Riedweg gehörte Berger zu den Architekten der Germanischen SS und den Ausländischen Freiwilligen der Waffen-SS, ebenfalls war er maßgeblich an der Aufstellung des „Wilddieb-Kommandos Oranienburg“ unter Führung von Oskar Dirlewanger, das als SS-Sondereinheit „Dirlewanger“ zur Bandenbekämpfung aufgestellt wurde, beteiligt.
Als Verbindungsmann zu Alfred Rosenberg war er Befürworter der Aufnahme europäischer Freiwilliger in die Waffen-SS, woraufhin mehrere hunderttausend Kämpfer gegen den Bolschewismus gewonnen werden konnten. 1943 wurde Berger Mitglied des Reichstages. Im September 1944 schlug er den kommunistisch getragenen Aufstand der Slowaken nieder.
Kriegsgefangenenfürsorge
Am 1. Oktober 1944 wurde ihm das Kriegsgefangenenwesen unterstellt (Chef KGW). Auf seine Initiative hin erhielten russische Kriegsgefangene teilweise Zivilarbeiterstatus, wie Berger sich generell für die Versorgung Kriegsgefangener einsetzte. 1949 wurde Berger dennoch von einem VS-Militärgericht zu 25 Jahren Haft verurteilt. Zwei Jahre später wurde die Strafe auf zehn Jahre herabgesetzt und bereits 1951 wurde er entlassen.
Nachkriegszeit
Berger war nach seiner Freilassung als Autor verschiedener Artikel tätig, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg befaßten.
Tod
Gottlob Berger verstarb 1975 in Stuttgart. VS-Generalmajor Spivey brachte eine Bronzetafel an seinem Grabstein an, auf der es heißt:
- „In dankbarer Erinnerung an Gottlob Berger, General der Waffen-SS, der kriegsgefangene Angehörige der USAAF beschützte und für sie sorgte“.[4]
Familie
1921 heiratete Berger seine Verlobte Maria Dambach ( 20. April 1900), aus der Ehe sind vier Kinder entsprossen: zwei Söhne (geboren 23. Juli 1923 und 21. Dezember 1938) und zwei Töchter (geboren 18. April 1922 und 28. Juni 1926).
Krista
Bergers 20jährige Tochter Krista, die im März 1941 Andreas Schmidt geheiratet hatte, starb am 11. November 1942 infolge einer Tuberkulose-Infektion (Tbc). Krista und Andreas waren 1942, so berichtete Schmidts enger Mitarbeiter und späterer Stellvertreter Dr. Otto Liess in „Die Deutsche Volksgruppe in Rumänien unter Führung von Andreas Schmidt 1940–1944“, in einen schweren unverschuldeten Autounfall bei Ploești verwickelt, als ein Kradmelder der Wehrmacht am Abend das Auto des Paares rammte. Die erheblich verletzte Krista Schmidt mußte hierauf mit Quetschungen und Rippenfellentzündung die Geburt ihres Kindes auf dem Krankenlager mit halber Oberflächenatmung und rasch virulenter Tbc-Infektion erwarten. Die Mutter verstarb wenige Monate nach der Entbindung des Säuglings, die kleine Heidrun wurde von der Großmutter Berger seither in Pflege genommen.
Der verwitwete Volksgruppenführer Andreas Schmidt heiratete Anfang 1944 ein zweites Mal, seine Braut war Adele Kaufmes, Tochter von Hans Kaufmes, Diplomlandwirt, Vizebürgermeister von Kronstadt und Landesbauernführer der deutschen Volksgruppe in Rumänien. Noch 1944 gebar Adele Schmidt Sohn Andreas, Vater Andreas Schmidt geriet als Freiheitskämpfer in Rumänien in sowjetische Gefangenschaft, wurde in die Sowjetunion verschleppt und dort im Frühling 1948 im sowjetischen Lager „1 Kapitalnaia“ in Workuta im Norden der Republik Komi auf Anleitung der Lagerleitung von (rumänischen oder russischen) Häftlingen barbarisch mit Beilen erschlagen.[5]
Wolf Gustav Ernst Berger
Wolf ( 23. Juli 1923 in Gerstetten) meldete sich freiwillig zur SS, kämpfte an der Ostfront als SS-Untersturmführer bei der Leibstandarte „Adolf Hitler“ und fiel am 11. Februar 1943 bei Rogan südöstlich von Charkow in der Kompanie von Heinrich Springer. Wolf Gustav Ernst Berger ruht auf der Kriegsgräberstätte in Charkow; Endgrablage: Block 10, Reihe 17, Grab 1947.
Beförderungen
- 22. Juni 1916 – Leutnant
- 31. Januar 1919 – Charakter als Oberleutnant
- 1. Januar 1931 – SA-Sturmführer
- 1931 – SA-Standartenführer
- 15. Oktober 1932 – SA-Oberführer
- 30. Januar 1936 – SS-Oberführer
- 10. November 1938 – Hauptmann der Reserve (Wehrmacht)
- 1939 – Major der Reserve (Wehrmacht)
- 20. April 1940 – SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS
- 20. April 1942 – SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS
- 21. April 1943 – SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS
Auszeichnungen (Auszug)
Erster Weltkrieg
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- II. Klasse am 26. November 1914
- I. Klasse am 21. August 1918
- Goldene württembergische Tapferkeitsmedaille am 21. Mai 1915
- Ritterkreuz des Militär-Verdienstordens am 4. Mai 1918
- Verwundetenabzeichen (1918) in Mattweiß (Silber) am 18. Juni 1918
- Friedrichs-Orden, Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern am 8. November 1918
- Sturmmedaille Ypern
Drittes Reich
- SA-Sportabzeichen in Gold (nach anderen Quellen in Silber) am 15. Dezember 1934
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer am 16. November 1935
- SS-Zivilabzeichen
- SS-Ehrenring, 1936
- SS-Ehrendegen, 1936
- Deutsche Olympia-Ehrenzeichen, I. Klasse am 16. August 1936 (Halsorden)
- Dienstauszeichnung der NSDAP in Bronze und Silber
- Ehrenzeichen für deutsche Volkspflege, II. Stufe
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“
- Medaille zur Erinnerung an die Heimkehr des Memellandes
- Kriegsverdienstkreuz (1939) II. uns I. Klasse mit Schwertern
- I. Klasse am 1. November 1939
- II. Klasse 1. Juli 1940
- Finnisches Freiheitskreuz, I. Klasse mit Schwertern am 10. September 1941
- Militär-Medaille (Rumänien); militärhistorisch strittig, um genau welche es sich handelt, manche vermuten, die Erinnerungsmedaille an den Kreuzzug gegen den Kommunismus
- Finnischer Orden der Weißen Rose, Kommandeurskreuz I. Klasse mit Schwertern und Stern am 26. August 1942
- Großkreuz mit Schwertern und Stern vom Orden der Heiligen Krone Ungarns am 1. Oktober 1942
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP am 30. Janauar 1943
- Deutsches Kreuz in Silber am 1. Juli 1943 als SS-Obergruppenführer/General der Waffen-SS und Chef SS-Hauptamt
- Großkreuz des Ordens der Krone des Königs Zvonimir mit Schwertern, Stern und Rittertitel (Kroatien) am 12. Juli 1943
- Goldenes HJ-Ehrenzeichen am 30. Januar 1944
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zur II. Klasse 15. September 1944
- Spange zur I. Klasse 18. September 1944
- Slowakisches Kriegssiegerkreuz, I. Klasse am 20. September 1944 als SS-Obergruppenführer/General der Waffen-SS
- Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern am 26. September 1944 als SS-Obergruppenführer/General der Waffen-SS und Chef des Ergänzungswesens der Waffen-SS
Fußnoten
- Geboren 1896
- Gestorben 1975
- Deutscher General
- Deutscher Lehrer
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS
- SS-Mitglied
- SA-Mitglied
- Freikorps-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich 1933–1945)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP
- Träger des Deutschen Kreuzes in Silber
- Träger des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes
- Träger des Finnischen Ordens der Weißen Rose