Schumacher, Ernst
Ernst Schumacher ( 12. November 1881 im Kirchspiel Ulderup, Kreis Sonderburg, Provinz Schleswig-Holstein; 1. September 1952 in Marburg an der Lahn) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine und der Kriegsmarine, zuletzt Konteradmiral z. V. im Zweiten Weltkrieg. Schumachers Geburtsort wurde 1920, nun als „Ullerup Sogn“, mit dem Kreis Sonderburg aufgrund der im Versailler Schandvertrag vorgesehenen Volksabstimmung in Schleswig an Dänemark abgetreten, das abgetretene Gebiet wird als „Nordschleswig“ bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Schumacher trat am 7. April 1900 der Crew 1900 bei, erhielt seine Ausbildung auf den Schulschiffen SMS „Gneisenau“ und SMS „Stein“, dann ging es auf die Marineschule Mürwik (MSM) in Flensburg-Mürwik, diente anschließend auf der SMS „Kaiser Karl der Große’, war Kompanieoffizier in der II. Matrosen-Division (1. Oktober 1903 bis 31. März 1904), diente auf der SMS „Mecklenburg“, ab dem 1. Oktober 1904 als Kompanieoffizier in der II. Marine-Division, war Wachoffizier (WO) auf dem Kleinen Kreuzer SMS „Berlin“ und kam am 29. September 1905 erneut als Kompanieoffizier in die II. Matrosen-Division.
Am 1. April 1906 ging es dann bis 16. Juli 1906 auf Große Fahrt nach Dar-es-Salaam. Als Wachoffizier auf der SMS „Adler“ ab 17. Juli 1906 nahm er auch am Maji-Maji-Krieg zum Schutz von Deutsch-Ostafrika teil. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er vom 11. Juni 1908 bis 31. März 1909 Kompanieoffizier in der II. Werft-Division in Wilhelmshaven, um dann anschließend 18 Monate als Ausbilder und Inspektionsoffizier an der Marineartillerie-Schule in Ellenberg zu dienen. Nach weiteren Dienststellungen als Wachoffizier auf der SMS „Schlesien“ und der SMS „Cöln“ wurde er am 1. Oktober 1913 Wachoffizier und III. Artillerieoffizier auf dem Großen Kreuzer SMS „Von der Tann“, als solcher erlebte er den Beginn des Ersten Weltkrieges.
Am 8. August 1915 wurde Kapitänleutnant Schumacher II. Artillerieoffizier auf dem Großen Kreuzer SMS „Lützow“, der ab März 1916 zu Admiral Franz Hippers I. Aufklärungsgruppe gehörte. Schumacher zeichnete sich besonders bei der Skagerrakschlacht, als die SMS „Lützow“ und die SMS „Derfflinger“ die Panzerkreuzer der Royal Navy „Warrior“ und „Defence“ versenkten. Konteradmiral Hoods Flaggschiff HMS „Invincible“ erhielt einen Turmtreffer durch die dritte Artilleriesalve der SMS „Lützow“, der eine Munitionskammer zur Explosion brachte und das Kriegsschiff in zwei Teile zerriß, die anschließend noch eine halbe Stunde aus der See ragten. Mit Admiral Hood gingen über tausend Mann unter, nur sechs wurden gerettet.
Am 2. Juni 1916 wurde Schumacher für seine Dienste belohnt und durfte bis dem 21. September 1916 an der Baubelehrung für das letzte deutsche Großlinienschiff SMS „Baden“, das als Flaggschiff der Hochseeflotte dienen sollte. Am 22. September 1916 wurde er dann auch II. Artillerieoffizier des Flaggschiffes. Die SMS „Baden“ unter Kapitän zur See Victor Harder (vom 24. August bis 30. November 1918 dann Kapitän zur See Heinrich Retzmann) wurde am 19. Oktober 1916 in Dienst gestellt. Die üblichen Probefahrten sowie die Einzelausbildung konnten bis Mitte März 1917 abgeschlossen werden, so daß am 14. März 1917 der Flottenchef Admiral Reinhard Scheer vom bisherigen Flaggschiff SMS „Friedrich der Große“ auf die Baden umsteigen konnte. Im Januar 1918 erhielt Schumacher Urlaub zum Zwecke seiner Kriegstrauung.
Am 7. August 1918 wurde Vizeadmiral Franz von Hipper Nachfolger des zum Chef des Admiralstabes ernannten Reinhard Scheer zum Flottenchef ernannt und bestieg die SMS „Baden“. Am 5. Januar 1919 Schumacher aus dem Schiffsdienst entlassen. Die SMS „Baden“ lief mit ihrer Rumpfmannschaft am 7. Januar 1919 in Begleitung der SMS „Regensburg“ nach Scapa Flow. Der Kleine Kreuzer übernahm dort die überflüssig gewordenen Besatzungsmitglieder des vormaligen Flaggschiffs und brachte sie bis zum 16. Januar nach Deutschland zurück. Als am 21. Juni 1919 der Befehl zur Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte gegeben wurde, ging die SMS „Baden“ nur langsam unter. Den Briten gelang es daher, das Schiff nach dem Sprengen der Ankerketten in flaches Gewässer zu schleppen, wo es auf Grund sackte.
Schumacher wurde zur Demobilisierung zur II. Matrosen-Division nach Wilhelmshaven, wo er vom 27. Januar 1919 bis 30. September 1919 als Stabsoffizier diente. In der Vorläufigen Reichsmarine war er vornehmlich in der Seekriegsleitung (vom 17. März 1920 bis 9. Juli 1920 zur Verfügung des Chefs der Admiralität Konteradmiral Adolf von Trotha) , in der Reichsmarine in der Marineleitung eingesetzt. Er war von 10. Juli 1920 bis 21. Mai 1924 Leiter der Waffenabteilung des Marinewaffenamts (MWa). Vom 28. Mai 1924 bis 27. September 1927 war er dann Kommandant der Befestigungen der Emsmündung in Wilhelmshaven, ab 4. Oktober 1927 Standortältester Kiel und ab 1. November 1927 erster Küstenbefehlshaber der Kommandantur von Kiel[2] (bis 27. September 1929). Gleichzeitig als Standortältester und schließlich Kommandant von Kiel war er auch Hafenkapitän Kiel und Marinekommissar des Kaiser-Wilhelm-Kanals (die Dienststelle sollte später „Kommandant der Seewasserstraße des Kaiser-Wilhelm-Kanals“ heißen). Am 30. September 1929 wurde Kapitän zur See Schumacher auf eigenen Antrag aus der Reichswehr verabschiedet und erhielt dabei den Charakter als Konteradmiral.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Schumacher am 4. September 1939 zur Verfügung der Kriegsmarine gestellt und wurde zum Kommandanten im Abschnitt Sylt[3] ernannt, was er auch bis zum 22. Juni 1941 blieb, seit 1. September 1940 nun offiziell als Konteradmiral z. V. Ab 23. Jun 1941 war er dann bis zum Eintreffen Konteradmiral Wilhelm Kopp Kommandant der Seeverteidigung Nordrußland bzw. Ukraine, kurz Seekommandant (SeeKo), und ab 1. Oktober 1941 zur Verfügung des Kommandierenden Admirals der Marinestation der Nordsee sowie ab dem 28. Februar 1942 zur Verfügung des OKM. Am 31. Mai 1943 wurde Schumacher aus gesundheitlichen Gründen endgültig in den Ruhestand verabschiedet.
Familie
Kapitänleutnant Schumacher heiratete am 3. Januar 1918 seine Verlobte Margot „Lotte“ Pernet, die Stieftochter von Erich Ludendorff, in dessen Haus auch die Feierlichkeiten stattfanden. Aus der Ehe sind die Söhne Knut und Hans-Jürgen ( 23. Dezember 1923) entsprossen. Als Schumacher wieder zum Kriegsdienst mußte, blieb Margot in der Villa Ludendorff wohnen. Auch als Ludendorff nach dem Kapp-Aufstand nach Bayern ging und in der Villa Ludwigshöhe in München-Solln (sie gehörte dem Kulmbacher Fabrikanten Fritz Hornschuh) endgültige Bleibe fand, wohnten die Schumachers bei ihm, der sich am lachen der Enkelkinder erfreute. Knut und Hans-Jürgen kämpften beide im Zweiten Weltkrieg als Offiziere.
Während Knut den Krieg überlebte und Familienvater wurde, war Leutnant Hans-Jürgen Schumacher am 1. Januar 1945 an der Deutschen Westfront als Jagdflieger der Luftwaffe gefallen. Er gehörte der 10. Staffel/Jagdgeschwader 77 an, die bei der Reichsluftverteidigung eingesetzt war, und nahm im Rahmen der Ardennenoffensive an dem Unternehmen „Bodenplatte“ teil. Ziel des JG 77 war Woensdrecht (Niederlande) nördlich von Antwerpen, wo fünf Supermarine Spitfire-Staffeln der 2nd Tactical Air Force der Royal Air Force lagen. Als die III. Geschwadergruppe (unter Major Armin Köhler), die auch aus vielen jungen, unerfahrenen Fliegern bestand, eintraf, waren jedoch die Spitfire schon in der Luft und den Deutschen zahlenmäßig weit überlegen. Ob Schumacher im Luftkampf oder von der feindlichen Flak abgeschossen wurde, ist unbekannt. Er befand sich schon auf den Rückflug. Seine Bf 109 K-4 schlug bei Wijchen westlich Nimwegen auf. Er wurde zuerst auf dem Graafseweg Friedhof in einem Massengrab bestattet und später auf den Deutschen Soldatenfriedhof Ysselsteyn umgebettet; Endgrablage: THH 7-79.
Beförderungen
- Seekadett (7. April 1900)
- Fähnrich zur See (19. April 1901)
- Leutnant zur See (27. September 1903)
- Oberleutnant zur See (20. November 1905)
- Kapitänleutnant (28. September 1910)
- Charakter als Korvettenkapitän (17. Dezember 1919)
- Korvettenkapitän (5. Februar 1920)
- Fregattenkapitän (1. April 1925)
- Kapitän zur See (1. Januar 1928)
- Charakter als Konteradmiral (30. September 1929)
- Konteradmiral z. V. (1. September 1940)
Auszeichnungen (Auszug)
- Roter Adler-Orden, IV. Klasse
- Kolonial-Denkmünze mit Spange „Deutsch-Ostafrika 1905/07“, 1912
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Orden vom Zähringer Löwen, Ritterkreuz II. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern
- Großherzoglich Oldenburgisches Friedrich August-Kreuz II. und I. Klasse
- Eiserner Halbmond
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Kriegsabzeichen für die Marineartillerie
Schriften (Auswahl)
- Marineartillerie, in: „Artillerie und Ballistik in Stichworten“, Verlag von Julius Springer, Berlin 1939
Fußnoten
- Geboren 1881
- Gestorben 1952
- Deutscher Konteradmiral
- Konteradmiral (Kriegsmarine der Wehrmacht)
- Kapitänleutnant (Kaiserliche Marine)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Roten Adlerordens 4. Klasse
- Träger des Ordens vom Zähringer Löwen (Ritter)
- Träger des Eisernen Halbmondes