Schumacher, Ernst

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Konteradmiral z. V. Ernst Schumacher (1881–1952)

Ernst Schumacher (Lebensrune.png 12. November 1881 im Kirchspiel Ulderup, Kreis Sonderburg, Provinz Schleswig-Holstein; Todesrune.png 1. September 1952 in Marburg an der Lahn) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine und der Kriegsmarine, zuletzt Konteradmiral z. V. im Zweiten Weltkrieg. Schumachers Geburtsort wurde 1920, nun als „Ullerup Sogn“, mit dem Kreis Sonderburg aufgrund der im Versailler Schandvertrag vorgesehenen Volksabstimmung in Schleswig an Dänemark abgetreten, das abgetretene Gebiet wird als „Nordschleswig“ bezeichnet.

Werdegang

Hochzeit im Hause Ludendorff am 3. Januar 1918; Von links nach rechts sitzend: Hauptmann Schumacher (Vater des Bräutigams), Frau Margot Schumacher (Braut), Kapitänleutnant Ernst Schumacher (Bräutigam), Frau Margarethe Ludendorff (Brautmutter), Fräulein Heyl (ggf. Trauzeugin) und Frau Hauptmann Breucker (ggf. Trauzeugin). Stehend: Leutnant Heinz Pernet (Bruder der Braut), Frau Hauptmann Schumacher (Mutter des Bräutigams), Frau Dr. Schumacher, Dr. Schumacher, Frau Käthe Ludendorff (Stieftante der Braut und Ehefrau von Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Hans Ludendorff), Fräulein von Zitzewitz, Frau Paula Brachmann (geb. Schmidt, Schwester der Margarethe Ludendorff), Fräulein Schumacher, Geheimer Konsistorialrat Dr. D. Paul Conrad (1865–1927), Generalstabsarzt der Kaiserlichen Marine Dr. med. Johannes Brachmann (1867–1941; zuletzt mit dem Charakter als Marine-Generaloberstabsarzt der Reichsmarine), Unterstaatssekretär und Wirklicher Geheimer Rat Exzellenz Gustav Jahn (1862–1940; ab Anfang 1918 Reichsfinanzhofspräsident München), Frau Gertrud Jahn (Erich Ludendorffs Schwester), General der Infanterie Ludendorff, Leutnant Erich Pernet (Bruder der Braut; 23. März 1918), Hauptmann Wilhelm Breucker (Regimentskamerad, früherer Adjutant, Freund[1]) und Oberleutnant Lingemann (Ludendorffs Adjutant).

Schumacher trat am 7. April 1900 der Crew 1900 bei, erhielt seine Ausbildung auf den Schulschiffen SMS „Gneisenau“ und SMS „Stein“, dann ging es auf die Marineschule Mürwik (MSM) in Flensburg-Mürwik, diente anschließend auf der SMS „Kaiser Karl der Große’, war Kompanieoffizier in der II. Matrosen-Division (1. Oktober 1903 bis 31. März 1904), diente auf der SMS „Mecklenburg“, ab dem 1. Oktober 1904 als Kompanieoffizier in der II. Marine-Division, war Wachoffizier (WO) auf dem Kleinen Kreuzer SMS „Berlin“ und kam am 29. September 1905 erneut als Kompanieoffizier in die II. Matrosen-Division.

Am 1. April 1906 ging es dann bis 16. Juli 1906 auf Große Fahrt nach Dar-es-Salaam. Als Wachoffizier auf der SMS „Adler“ ab 17. Juli 1906 nahm er auch am Maji-Maji-Krieg zum Schutz von Deutsch-Ostafrika teil. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er vom 11. Juni 1908 bis 31. März 1909 Kompanieoffizier in der II. Werft-Division in Wilhelmshaven, um dann anschließend 18 Monate als Ausbilder und Inspektionsoffizier an der Marineartillerie-Schule in Ellenberg zu dienen. Nach weiteren Dienststellungen als Wachoffizier auf der SMS „Schlesien“ und der SMS „Cöln“ wurde er am 1. Oktober 1913 Wachoffizier und III. Artillerieoffizier auf dem Großen Kreuzer SMS „Von der Tann“, als solcher erlebte er den Beginn des Ersten Weltkrieges.

Am 8. August 1915 wurde Kapitänleutnant Schumacher II. Artillerieoffizier auf dem Großen Kreuzer SMS „Lützow“, der ab März 1916 zu Admiral Franz Hippers I. Aufklärungsgruppe gehörte. Schumacher zeichnete sich besonders bei der Skagerrakschlacht, als die SMS „Lützow“ und die SMS „Derfflinger“ die Panzerkreuzer der Royal Navy „Warrior“ und „Defence“ versenkten. Konteradmiral Hoods Flaggschiff HMS „Invincible“ erhielt einen Turmtreffer durch die dritte Artilleriesalve der SMS „Lützow“, der eine Munitionskammer zur Explosion brachte und das Kriegsschiff in zwei Teile zerriß, die anschließend noch eine halbe Stunde aus der See ragten. Mit Admiral Hood gingen über tausend Mann unter, nur sechs wurden gerettet.

Am 2. Juni 1916 wurde Schumacher für seine Dienste belohnt und durfte bis dem 21. September 1916 an der Baubelehrung für das letzte deutsche Großlinienschiff SMS „Baden“, das als Flaggschiff der Hochseeflotte dienen sollte. Am 22. September 1916 wurde er dann auch II. Artillerieoffizier des Flaggschiffes. Die SMS „Baden“ unter Kapitän zur See Victor Harder (vom 24. August bis 30. November 1918 dann Kapitän zur See Heinrich Retzmann) wurde am 19. Oktober 1916 in Dienst gestellt. Die üblichen Probefahrten sowie die Einzelausbildung konnten bis Mitte März 1917 abgeschlossen werden, so daß am 14. März 1917 der Flottenchef Admiral Reinhard Scheer vom bisherigen Flaggschiff SMS „Friedrich der Große“ auf die Baden umsteigen konnte. Im Januar 1918 erhielt Schumacher Urlaub zum Zwecke seiner Kriegstrauung.

Am 7. August 1918 wurde Vizeadmiral Franz von Hipper Nachfolger des zum Chef des Admiralstabes ernannten Reinhard Scheer zum Flottenchef ernannt und bestieg die SMS „Baden“. Am 5. Januar 1919 Schumacher aus dem Schiffsdienst entlassen. Die SMS „Baden“ lief mit ihrer Rumpfmannschaft am 7. Januar 1919 in Begleitung der SMS „Regensburg“ nach Scapa Flow. Der Kleine Kreuzer übernahm dort die überflüssig gewordenen Besatzungsmitglieder des vormaligen Flaggschiffs und brachte sie bis zum 16. Januar nach Deutschland zurück. Als am 21. Juni 1919 der Befehl zur Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte gegeben wurde, ging die SMS „Baden“ nur langsam unter. Den Briten gelang es daher, das Schiff nach dem Sprengen der Ankerketten in flaches Gewässer zu schleppen, wo es auf Grund sackte.

Schumacher wurde zur Demobilisierung zur II. Matrosen-Division nach Wilhelmshaven, wo er vom 27. Januar 1919 bis 30. September 1919 als Stabsoffizier diente. In der Vorläufigen Reichsmarine war er vornehmlich in der Seekriegsleitung (vom 17. März 1920 bis 9. Juli 1920 zur Verfügung des Chefs der Admiralität Konteradmiral Adolf von Trotha) , in der Reichsmarine in der Marineleitung eingesetzt. Er war von 10. Juli 1920 bis 21. Mai 1924 Leiter der Waffenabteilung des Marinewaffenamts (MWa). Vom 28. Mai 1924 bis 27. September 1927 war er dann Kommandant der Befestigungen der Emsmündung in Wilhelmshaven, ab 4. Oktober 1927 Standortältester Kiel und ab 1. November 1927 erster Küstenbefehlshaber der Kommandantur von Kiel[2] (bis 27. September 1929). Gleichzeitig als Standortältester und schließlich Kommandant von Kiel war er auch Hafenkapitän Kiel und Marinekommissar des Kaiser-Wilhelm-Kanals (die Dienststelle sollte später „Kommandant der Seewasserstraße des Kaiser-Wilhelm-Kanals“ heißen). Am 30. September 1929 wurde Kapitän zur See Schumacher auf eigenen Antrag aus der Reichswehr verabschiedet und erhielt dabei den Charakter als Konteradmiral.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Schumacher am 4. September 1939 zur Verfügung der Kriegsmarine gestellt und wurde zum Kommandanten im Abschnitt Sylt[3] ernannt, was er auch bis zum 22. Juni 1941 blieb, seit 1. September 1940 nun offiziell als Konteradmiral z. V. Ab 23. Jun 1941 war er dann bis zum Eintreffen Konteradmiral Wilhelm Kopp Kommandant der Seeverteidigung Nordrußland bzw. Ukraine, kurz Seekommandant (SeeKo), und ab 1. Oktober 1941 zur Verfügung des Kommandierenden Admirals der Marinestation der Nordsee sowie ab dem 28. Februar 1942 zur Verfügung des OKM. Am 31. Mai 1943 wurde Schumacher aus gesundheitlichen Gründen endgültig in den Ruhestand verabschiedet.

Familie

Kapitänleutnant Schumacher heiratete am 3. Januar 1918 seine Verlobte Margot „Lotte“ Pernet, die Stieftochter von Erich Ludendorff, in dessen Haus auch die Feierlichkeiten stattfanden. Aus der Ehe sind die Söhne Knut und Hans-Jürgen (Lebensrune.png 23. Dezember 1923) entsprossen. Als Schumacher wieder zum Kriegsdienst mußte, blieb Margot in der Villa Ludendorff wohnen. Auch als Ludendorff nach dem Kapp-Aufstand nach Bayern ging und in der Villa Ludwigshöhe in München-Solln (sie gehörte dem Kulmbacher Fabrikanten Fritz Hornschuh) endgültige Bleibe fand, wohnten die Schumachers bei ihm, der sich am lachen der Enkelkinder erfreute. Knut und Hans-Jürgen kämpften beide im Zweiten Weltkrieg als Offiziere.

Während Knut den Krieg überlebte und Familienvater wurde, war Leutnant Hans-Jürgen Schumacher am 1. Januar 1945 an der Deutschen Westfront als Jagdflieger der Luftwaffe gefallen. Er gehörte der 10. Staffel/Jagdgeschwader 77 an, die bei der Reichsluftverteidigung eingesetzt war, und nahm im Rahmen der Ardennenoffensive an dem Unternehmen „Bodenplatte“ teil. Ziel des JG 77 war Woensdrecht (Niederlande) nördlich von Antwerpen, wo fünf Supermarine Spitfire-Staffeln der 2nd Tactical Air Force der Royal Air Force lagen. Als die III. Geschwadergruppe (unter Major Armin Köhler), die auch aus vielen jungen, unerfahrenen Fliegern bestand, eintraf, waren jedoch die Spitfire schon in der Luft und den Deutschen zahlenmäßig weit überlegen. Ob Schumacher im Luftkampf oder von der feindlichen Flak abgeschossen wurde, ist unbekannt. Er befand sich schon auf den Rückflug. Seine Bf 109 K-4 schlug bei Wijchen westlich Nimwegen auf. Er wurde zuerst auf dem Graafseweg Friedhof in einem Massengrab bestattet und später auf den Deutschen Soldatenfriedhof Ysselsteyn umgebettet; Endgrablage: THH 7-79.

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Marineartillerie, in: „Artillerie und Ballistik in Stichworten“, Verlag von Julius Springer, Berlin 1939

Fußnoten

  1. Seit 1913 kannte Breucker Erich Ludendorff persönlich. Als damaliger Leutnant des von Ludendorff als Regimentskommandeur befehligten Düsseldorfer Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39. Breucker war zu jener Zeit Bataillonsadjutant. Seit dieser Zeit stand er offenbar auch in einem nahen persönlichen Verhältnis zur Familie Ludendorff, auch zu Erich Ludendorffs erster Frau und ihren Kindern. Im Dezember 1914 war Breucker schon von Ludendorff als Oberleutnant zum Adjutanten des Feldmunitionschefs Ost in den Stab des Oberbefehlshabers Ost berufen worden. Zur Begrüßung war er im Schloß zu Posen beim Abendessen zwischen Ludendorff und Paul von Hindenburg zu sitzen gekommen. Und hier lernte Breucker natürlich auch sonst viele später noch bedeutende Offiziere kennen. Nach dem Krieg nahm er an den alljährlichen Erinnerungstreffen des Stabes Ober-Ost teil, an denen auch von Hindenburg teilnahm. Während eines Frontkommandos lernte Breucker auch den späteren Generaloberst Werner von Fritsch kennen, mit dem ihn bis zu dessen Tod im Jahr 1939 eine gute Kriegskameradschaft verband. Im Jahr 1918 – und so auch noch am 9. November 1918 – tat Breucker Dienst im Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt auf dem Kurfürstendamm in Berlin und hatte deshalb zusammen mit seiner Frau eine Wohnung in Berlin in der Güntzelstraße 66. In diese konnte Breucker das Ehepaar Ludendorff aufnehmen, als es in den Revolutionstagen in der Pension Tscheuschner, wo dieses bis dahin lebte, zu Beunruhigungen kam um dessen Anwesenheit willen. Einige Tage nach der Entlassung Ludendorffs am 26. Oktober 1918 hatte Wilhelm Breucker auch ein Gespräch mit Walther Rathenau. Um den 11. November 1918 herum hatte er in Berlin zwei Unterredungen mit dem Kriegsminister Heinrich Schëuch, wobei die Reise Ludendorffs nach Schweden besprochen wurde. Im Dezember 1918 hatte Breucker in Kassel auf Schloß Wilhelmshöhe längere Unterredungen mit Paul von Hindenburg und Wilhelm Groener, dem Nachfolger Ludendorffs. Und zwar über Breuckers erfolglose Forderungen nach Richtigstellung der damals in der Öffentlichkeit verbreiteten Verunglimpfungen Ludendorffs. Auch Hugo Stinnes ließ Breucker damals zu sich bitten. Breuckers Buch „Die Tragik Ludendorffs. Eine kritische Studie auf Grund persönlicher Erinnerungen an den General und seine Zeit“ erschien 1953.
  2. Kommandant von Kiel, Lexikon der wehrmacht
  3. Die Dienststelle des Abschnittskommandanten Sylt wurde im August 1939 mit Sitz in Westerland auf Sylt aufgestellt. Der Abschnitt umfaßte alle Inseln und Hallingen von der Elbe bis zur deutsch-dänischen Grenze. Nach der Besetzung Dänemarks kam auch die Insel Roem hinzu. Der Kommandant unterstand dem Küstenbefehlshaber Nordfriesland, ab Februar 1941 dem Küstenbefehlshaber Deutsche Bucht. Ab November 1944 unterstand der Abschnittskommandant dem Kommandanten der Seeverteidigung Nordfriesland.