Brausewetter, Hans
Hans Brausewetter ( 27. Mai 1899 in Málaga, Spanien; 29. April 1945 in Berlin) war ein deutscher Film- und Theaterschauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Bühnendichter, Theaterdirektor und Schauspieler Louis Angely war Hans Brausewetters Urgroßvater. Brausewetters Onkel war der Schriftsteller Arthur Brausewetter, Pfarrer in Danzig. Seine Schwester Renate war in den 1920er Jahren ebenfalls als Schauspielerin tätig. Hans Brausewetter war der Onkel des Meeresforschers Hans Hass. Hans Brausewetters Vater war Arzt, der seiner Gesundheit wegen nach Málaga ging, um dort zu praktizieren. So kam es, daß Hans Brausewetter dort am 27. Mai 1900 geboren wurde. Er erhielt zuerst mit seiner Schwester zusammen Privatunterricht, kam später auf die deutsche Realschule in Madrid, wo er sein „Einjähriges“ erwarb. Da die Familie Brausewetter nach dem Tod des Vaters wieder nach Deutschland übersiedelte, vollendete er seine Schulzeit in Stralsund, wo er während des Ersten Weltkrieges das Notabitur machte, um sich sofort als Kriegsfreiwilliger zu melden.
Fähnrich Brausewetter kehrte mit dem Eisernen Kreuz zurück, wurde 1919 entlassen, studierte ein wenig Philologie, war aber schon ganz auf das Theater eingestellt, nahm ein wenig Schauspielunterricht und machte für zwei Mark fünfzig Statisterie bei Barnowsky. Da ihm das zu wenig vorkam, riskierte er eine Lippe und wurde prompt hinausgeschmissen. Aber dieser „Rausschmiß“ hat ihm nichts geschadet, er landete 1920 bei Max Reinhardt am „Wiener Volkstheater“ mit einem Fünfjahresvertrag. Seine erste Rolle war der Schüler im „Faust“. Seitdem spielte er ununterbrochen Theater, so 1922–1928 und 1937–1945 am „Deutschen Theater“ in Berlin. Große Erfolge in Berlin hatte er mit „Das Paketboot Tennacity“ von Willdrac, „Alt-Heidelberg“ und „Mary Dugan“.
Sein Filmdebüt war 1921/22, ein Jahr später hatte er einen ersten Erfolg als Adjutant Masham in Ludwig Bergers „Ein Glas Wasser“. Fortan wurde er im deutschen Film gern als sympathischer, pausbäckiger Kumpel und Junge von nebenan besetzt, dem die Herzdame vom jugendlichen Helden weggeschnappt wird. Hans Brausewetter wirkte in 49 Stummfilmen mit. Sein erster Tonfilm war „Ein Burschenlied in Heidelberg“ mit Willy Forst und Betty Bird.
In der Erfolgs-Filmoperette „Die Drei von der Tankstelle“ (Wilhelm Thiele, 1930) teilte er dieses Schicksal mit Heinz Rühmann.
Mehr Glück hatten beide im Verein mit Josef Sieber 1939 in „Paradies der Junggesellen“, in dem jeder der drei Film-Freunde seine Braut bekommt: zu den Klängen des Liedes „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“. Dies war ein später Höhepunkt in Brausewetters Karriere. 1940 trug das Trio das Lied auch in dem Spielfilm „Wunschkonzert“ vor. Brausewetter spielte in über 100 Filmen. Selten, wie in Robert Siodmaks „Voruntersuchung“ als Mordverdächtiger, gelang es ihm, das Klischee zu durchbrechen und mehr Tiefgang zu zeigen.
Er war ein Kritiker des Dritten Reiches, und er machte auch kein Geheimnis aus seiner Ablehnung. Dies führte dazu, daß er kurzzeitig in ein Konzentrationslager überführt wurde, wo er durch Intervention der Schauspielerin Käthe Haack bei Reichspropagandaminister Joseph Goebbels wieder freikam.
1943 spielte er in dem bekannten, von Erich Kästner unter dem Pseudonym Berthold Bürger mitgeschriebenen Spielfilm „Münchhausen“ den Freiherrn von Hartenfeld.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Hans Brausewetter als Zivilist bei einem Bombenangriff durch eine Granate schwer verletzt und erlag seinen Verletzungen am 29. April 1945. Er wurde auf dem Luisenfriedhof II in Berlin beigesetzt.
Auszeichnung
- 1939: Ernennung zum Staatsschauspieler
Werke
Filmographie
- 1922: Das Spiel mit dem Weibe
- 1922: Der böse Geist Lumpaci Vagabundus
- 1922: Die Schuhe einer schönen Frau
- 1923: Der Wetterwart
- 1923: Der Matrose Perugio
- 1923: Der Schatz
- 1923: Der Kaufmann von Venedig
- 1923: Ein Glas Wasser
- 1924: Der Sprung ins Leben
- 1924: Tragödie im Hause Habsburg
- 1924: Das blonde Hannele
- 1924: Soll und Haben
- 1924: Die Schmetterlingsschlacht
- 1924: Die Stimme des Herzens
- 1925: Der Flug um den Erdball
- 1925: Sündenbabel
- 1925: Des Lebens Würfelspiel
- 1925: Elegantes Pack
- 1925: Götz von Berlichingen zubenannt mit der eisernen Hand
- 1925: Der Abenteurer
- 1925: Ein Walzertraum
- 1925: Die Kleine vom Bummel
- 1925: Der krasse Fuchs
- 1926: Die Wiskottens
- 1926: Wir sind vom K.u.K. Infanterie-Regiment
- 1926: Wien, wie es weint und lacht
- 1926: Faust – eine deutsche Volkssage
- 1926: Die drei Mannequins
- 1926: Des Königs Befehl
- 1926: Die Kleine und ihr Kavalier
- 1926: Überflüssige Menschen
- 1926: Liebeshandel
- 1926: Durchlaucht Radieschen
- 1926: Mitgiftjäger
- 1927: Der Sieg der Jugend
- 1927: Svengali
- 1927: Ein rheinisches Mädchen beim rheinischen Wein
- 1927: Die heilige Lüge
- 1927: Ein Mädel aus dem Volke
- 1927: Der fidele Bauer
- 1927: Höhere Töchter
- 1927: Die Sandgräfin
- 1927: Es zogen drei Burschen
- 1928: Die Durchgängerin
- 1928: Die Rothausgasse
- 1928: Verdun – Der Heldenkampf zweier Völker
- 1928: Polnische Wirtschaft
- 1928: Der Hafenbaron
- 1928: Heut war ich bei der Frieda
- 1928: Die Juwelenmarder
- 1928: Das Haus ohne Männer
- 1928: Der Herr vom Finanzamt
- 1929: Teure Heimat / Drei machen ihr Glück
- 1930: Ein Burschenlied aus Heidelberg
- 1930: Das Flötenkonzert von Sanssouci
- 1931: Schachmatt
- 1931: Ich geh’ aus und Du bleibst da
- 1931: Voruntersuchung
- 1931: Hilfe! Überfall!
- 1931: Der kleine Seitensprung
- 1931: Madame hat Ausgang
- 1931: Die spanische Fliege
- 1931: Yorck
- 1931: Der unbekannte Gast
- 1932: Unter falscher Flagge
- 1932: Der Sieger
- 1932: Hasenklein kann nichts dafür
- 1932: Mensch ohne Namen
- 1932: Die Tänzerin von Sanssouci
- 1932: Die elf Schill’schen Offiziere
- 1932: Moderne Mitgift
- 1932: Zigeuner der Nacht
- 1932: Was wissen denn die Männer
- 1933: Der Läufer von Marathon
- 1933: Hände aus dem Dunkel
- 1933: Die verlorene Melodie
- 1933: Alles für Anita
- 1933: Abel mit der Mundharmonika
- 1933: Gretel zieht das große Los
- 1933: Das Blumenmädchen vom Grand-Hotel
- 1934: Die Freundin eines großen Mannes
- 1934: Der Fall Brenken
- 1934: Die vier Musketiere
- 1935: Frischer Wind aus Kanada
- 1935: Ein Mädel aus guter Familie
- 1935: Der interessante Fall (Kurzfilm)
- 1935: Künstlerliebe
- 1935: Traumulus
- 1936: Raub der Sabinerinnen
- 1936: Wenn der Hahn kräht
- 1936: Die Hochzeitsreise
- 1936: Onkel Bräsig
- 1936: Fahrerflucht
- 1936: Susanne im Bade
- 1936: Eine Nacht mit Hindernissen / Der Klapperstorchverband
- 1937: Kristall oder Porzellan
- 1937: Mein Sohn, der Herr Minister
- 1937: Brillanten
- 1937: Kriminalfall Erich Lemke
- 1937: Die wirkliche Liebe
- 1937: Zwischen den Eltern
- 1938: Verklungene Melodie
- 1938: Kleiner Mann – ganz groß
- 1938: Hochzeitsnacht
- 1938: Wochenendfrieden
- 1938: Steputat & Co.
- 1939: Ich verweigere die Aussage
- 1939: Parkstrasse 13
- 1939: Umwege zum Glück
- 1939: Der Vorhang fällt
- 1939: Renate im Quartett
- 1939: Eine Frau wie Du
- 1939: Johannisfeuer
- 1939: Seitensprünge
- 1940: Alles Schwindel
- 1940: Liebesschule
- 1940: Der Kleinstadtpoet
- 1940: Wunschkonzert
- 1941: Venus vor Gericht
- 1941: Kleine Mädchen – große Sorgen
- 1941: Was geschah in dieser Nacht?
- 1942: Hab mich lieb
- 1942: Himmel, wir erben ein Schloß
- 1943: Die Jungfern vom Bischofsberg
- 1943: Damals
- 1943: Münchhausen
- 1943: Die Gattin
- 1943: Liebesbriefe
- 1943: Ein Mann für meine Frau
- 1944: Der verzauberte Tag
- 1944: Der grüne Salon
- 1944: Die Fledermaus
- 1945: Eine alltägliche Geschichte
- 1945: Tierarzt Dr. Vlimmen
- 1945: Sag die Wahrheit [unvollendet]
- 1945: Die tolle Susanne
Theatrographie (Auswahl)
- 1935: Maß für Maß (Deutsches Theater, Berlin)[1]
Hörspielsprecher (Auswahl)
- 1937: Verhör um Mitternacht (Reichssender Berlin, 26. Oktober 1937)[2]
- 1938: Verhör um Mitternacht (Deutschlandsender, 3. Februar 1938)[3]
- 1938: Geh’n wir alle tanzen (Reichssender Berlin, 11. Februar 1938)[4]
- 1938: Das schöne Abenteuer (Reichssender Berlin, 11. März 1938)[5]
- 1938: Flitterwochen (Deutschlandsender, 3. Juni 1938)[6]
Literatur
- Prominente ohne Maske – Drittes Reich, FZ-Verlag, ISBN 3924309396
- Filmwoche, Nr. 15, 1932