Schutztruppe

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Der SchutztruppenreiterDieses Denkmal war bis 2009 (endgültiger Abbau am 25. Dezember 2013) Wahrzeichen Windhuks und ganz Deutsch-Südwestafrikas. Es wurde nach den Aufständen der Hereros und Hottentotten (1904–1907) zur Erinnerung an die Gefallenen errichtet und war seit 1912 als „Südwester Reiter“ bekannt.

Schutztruppe (auch: Kaiserliche Schutztruppe) war die offizielle Bezeichnung der militärischen Einheiten in den deutschen Kolonien in Afrika von 1891 bis 1918. Der Begriff „Schutztruppe“ geht auf die Entscheidung des Reichskanzlers Otto von Bismarck zurück, für die erworbenen beziehungsweise eroberten Überseegebiete den Begriff „Schutzgebiet“, d. h. Protektorat, anstelle von Kolonie zu verwenden. Die Schutztruppe war das Symbol deutscher Reichsmacht außerhalb der unmittelbaren Reichsgrenzen und die Exekutive deutscher Interessen, dazu gehörte auch der Schutz der Siedler, kolonialen Handelsherren, Afrikaforscher und Zivilisten aller Herren Länder im deutschen Herrschaftsbereich und deren Grenzgebiet.

Der 8. Februar 1889 (Beginn der Aufstellung der Wissmann-Truppe) ist gemäß A.K.O. (Allerhöchster Kabinettsorder) vom 16. September 1911 der Stiftungstag der Schutztruppe.

„Vom großen Aufstande in Deutsch-Südwest“, Bildmontage aus einem 1938 erschienenen Kolonialbuch. Oben links: Lothar von Trotha; oben rechts: der langjährige Gouverneur Theodor Leutwein; in der Mitte: Major Ludwig von Estorff; unten: Hauptmann Friedrich von Erckert an der Spitze seines Kamelreiterkorps; über allem thront das erhabene Reiterdenkmal.

Geschichte

Auftrag

Afrikaforscher Major a. D. Dr. phil. h. c. Hermann Philipp Detzner, der „Lettow-Vorbeck der deutschen Südsee“.

Die Schutztruppen bildeten einen vom kaiserlichen Heer und der kaiserlichen Marine unabhängigen Teil des Militärs des Deutschen Reiches unter dem ständigem Oberbefehl des Deutschen Kaisers und der Verwaltung des Reichs. Der örtliche Oberbefehl oblag dem Gouverneur, dem der Kommandeur der jeweiligen Schutztruppe unterstand. Mit Ausnahme von Deutsch-Südwestafrika bestanden diese Einheiten überwiegend aus einheimischen Reichsnegern unter dem Befehl von deutschen Offizieren und Unteroffizieren.

In den deutschen Kolonien Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika befanden sich eigene Schutztruppen, die die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Inneren zur Aufgabe hatten. Zu ihren Aufgaben gehörte die Eroberung von nicht vertraglich erworbenen Kolonialterritorien, die Niederschlagung von Aufständen, Grenzsicherung und Sicherung von Expeditionen. Für eine Kriegsführung gegen andere koloniale Streitkräfte waren sie weder ausgebildet noch ausgerüstet.

In den Kolonialgebieten Deutsch-Neuguinea, Samoa und in Togoland bestanden lediglich Polizeieinheiten, da hier kein umfangreicher Widerstand gegen die deutsche Machtergreifung erwartet wurde. Das deutsche Militär im chinesischen Kiautschou bestand aus Marineinfanteristen der kaiserlichen Marine, da diese Kolonie dem Reichsmarineamt unterstellt war.

Entstehung

Die Schutztruppen entstanden in den deutschen Kolonien aus Einheiten, die ursprünglich entweder als Polizeitruppe oder als privatrechtliche Militärverbände verfaßt waren:

  • Südwestafrika: die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika bildete eine kleine Polizeieinheit, die sich aber bereits 1889 nicht mehr gegen den mörderischen Rebellion der Herero durchsetzen konnte. Daraufhin richtete das Reich 1889 eine eigene Polizeitruppe bzw. „wissenschaftliche Expedition“ (so genannt, um die Einreise durch englisches Gebiet unproblematisch zu gestalten; über Rotterdam nach Liverpool und von dort nach Teneriffa) unter dem Hauptmann Curt von Francois („Francois-Truppe“; Allerhöchste Kabinettsordre vom 16. Mai 1889 gab von Francois die Strafbefugnis eines Korpskommandeurs in Kriegszeiten über die Truppe, wie über die im lande ansässigen Europäer) ein, der Schutzverträge mit den Häuptlingen der Herero aushandelte. Juristisch nicht abschließend geklärt ist das Datum der genauen Überführung der Truppe zur „Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika“. Die bisher häufig dazu zitierte Allerhöchste Kabinettsorder vom 3. Mai 1894 bildete dazu anscheinend keine Grundlage. Die „Francois-Truppe“ wurde mit dem Gesetz vom 9. Juni 1895 in die Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika unter Theodor Leutwein überführt, die 1904 von Lothar von Trotha übernommen wurde.[1]
  • Kamerun: Auch in Kamerun wurde zunächst 1891 eine Polizeitruppe aufgestellt, die mit dem Gesetz vom 9. Juni 1895 zur Schutztruppe umgebildet wurde.[2][3]

Truppenstärke

1913 bestanden die Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika aus 410 Deutschen und 2.682 Askari, in Deutsch-Südwestafrika aus 1.967 Deutschen und in Kamerun aus 185 Deutschen und 1.560 Einheimischen. Bei militärischen Expeditionen und Fernunternehmungen, insbesondere während des Ersten Weltkrieges, kamen eine große Anzahl Träger hinzu.

Aufstellung der Schutztruppen

Die Schutztruppe war auch um das Wohl der Eingeborenen besorgt. Kulturprogramme, Schulpflicht für Jungen, aber auch medizinische Versorgung, wie diese Massenimpfungen gegen die Pocken im Jahre 1909. Bis 1913 war fast die Hälfte der Eingeborenen geimpft. Die Schlafkrankheit wurde erfolgreich bekämpft.
Askari im Heldenkampf unter dem Befehl des „Buschgeistes“ General Paul von Lettow-Vorbeck.

Deutsch-Ostafrika

Deutsch-Ostafrika – Kommando Daressalam
  • Stärke: 68 Offiziere, 42 Ärzte, 150 deutsche Beamte, Feuerwerker und Unteroffiziere, 2.472 afrikanische Soldaten

Deutsch-Südwestafrika

Der deutsche Friedhof am Waterberg – Hier ruhen Seite an Seite mit den Gefallenen aus dem Hereroaufstand die tapferen Männer der Schutztruppe, die bei der Verteidigung von Deutsch-Südwest während des Ersten Weltkrieges gegen eine mehr als zehnfache englisch-burische Übermacht ihr Leben ließen.
Deutsch-Südwestafrika – Kommando Windhuk
  • Stärke: 90 Offiziere, 22 Ärzte, 9 Veterinäre, 59 Beamte, Feuerwerker, 342 Unteroffiziere, 1.444 deutsche Soldaten

Kamerun

Kamerun – Kommando Soppo [5]
  • Stärke: 61 Offiziere, 17 Ärzte, 23 Beamte, Feuerwerker, 98 deutsche Unteroffiziere, 1.550 afrikanische Soldaten

Kommandeure der Schutztruppe

Die Kommandeure der Schutztruppe waren Inhaber der Befehlsgewalt in der kolonialen kaiserlichen Schutztruppe während ihres Bestehens von 1891[6] bis 1918. Der Kriegsherr (Oberbefehlshaber) der Schutztruppe war unmittelbar der Kaiser. Diese Regelung, analog zu derjenigen der Kaiserlichen Marine, stand im Gegensatz zu den restlichen Truppenkontingenten des Reichs, die in Friedenszeiten den jeweiligen deutschen Bundesfürsten als Kontingentsherrn[7] unterstanden, wobei dem Kaiser als Obersten Kriegsherrn ein Inspektionsrecht zustand.

Helden der Schutztruppe: Paul von Lettow-Vorbeck und Heinrich Schnee
Tuchuniform der Schutztruppen mit Schutztruppenhut

Die Schutztruppen waren dem Reichskanzler in seiner gleichzeitigen Eigenschaft als Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts (RKA) nachgeordnet, der von einem Unterstaatssekretär vertreten wurde. Das 1907 gegründete Reichs-Kolonialamt war in vier Abteilungen gegliedert. Drei bearbeiteten die Geschäfte der kolonialen Zivilverwaltung, die vierte, das Kommando der Schutztruppen,[8] war für die Militärverwaltung zuständig.[9]

Kommandeure im Kommando der Schutztruppen

Kommandeure der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika

Kommandeure der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika

Kommandeure der Schutztruppe für Kamerun

Bildergalerie

Siehe auch

Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika, 1894

Archiv (2. November 2018)

Literatur

  • Mit der Schutztruppe durch Deutsch-Afrika, 1905 (PDF-Datei Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!; Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)
  • Franz Volkmer: Denkwürdige Männer aus der Grafschaft Glatz; in: Blätter für Geschichte und Heimatkunde der Grafschaft Glatz, Band I, 1906–1910, S. 17–18
  • Wolfgang-Eisenhardt Maillard, Jürgen Schröder: Das Offizierkorps der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika im Weltkrieg 1914–18, Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen e. V., 2003
  • William Stephenson: Der Löwe von Afrika. Der legendäre General Paul von Lettow-Vorbeck und sein Kampf um Ostafrika. München: Goldmann, 1984. ISBN 3-442-06719-7
  • Leutwein, Theodor: Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika. 4. Auflage, Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft, Windhuk, Namibia 1997, ISBN 99916-40-07-X
  • Schutztruppen-Ordnung für die Kaiserlichen Truppen in Afrika 1898/1908. Organisatorische Bestimmungen und Uniformierung, 1908 (Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)
  • Walther Beckmann: Unsere Kolonien und Schutztruppen - Das Ehrenbuch der Überseekämpfer; Nachdruck der Originalausgabe von 1934 (Bestellmöglichkeit)
  • Claus Nordbruch:

Verweise

Fußnoten

  1. Art. Kolonialgesellschaft für Südwestafrika in Deutsches Koloniallexikon
  2. Art. Polizeitruppen in Deutsches Koloniallexikon
  3. sog. Dahomeaufstand 1893 - siehe Golf Dornseif, Aufbaujahre der Schutztruppe Kameruns und ihre Folgen (PDF; 973 kB)
  4. die häufig anzutreffende Bezeichnung „Oberkommando“ ist nicht richtig - vgl. Art. Schutztruppen im Koloniallexikon 1914
  5. Stand: 1914
  6. Edgar Loening: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, G. Fischer Verlag, 1920, S. 205f.
  7. Die Verfassung des Deutsche Reiches vom 16. April 1871, Art. 63
  8. Das Kommando der Schutztruppen (in der Literatur vielfach fälschlich als Oberkommando bezeichnet) war die zentrale Militär-Verwaltungsbehörde der deutschen Kaiserlichen Schutztruppe und bildete als vierte Abteilung (M) Teil des Reichskolonialamts. Die amtliche Bezeichnung ist irreführend, da der Behörde keinerlei tatsächliche Führungsfunktionen zustand. Die militärische Befehlsgewalt lag bei den Gouverneuren der jeweiligen deutschen Kolonie.
  9. Heinrich Schnee (Hg.): Deutsches Kolonial-Lexikon, Quelle & Meyer Verlag, Leipzig 1920, S. 54