Lloyd George’s Visit

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Lloyd George’s Visit (dt.: Lloyd Georges Besuch) ist der Titel eines am 22. Oktober 1936 in der englischen Zeitung The Evening Post erschienenen Artikels, der die bei einem Besuch Deutschlands gewonnenen Eindrücke Lloyd Georges wiedergibt.

Artikeltext

Quelle
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NAZI REGIME
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LLOYD GEORGE's VISIT
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HITLER’S HOLD ON PEOPLE
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DESIRE FOR PEACE
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(From “The Post's” Representative.)
LONDON, September 23.

   In an interview in London, the Rt. Hon. David Lloyd George summed up the impressions which he had derived from his recent visit to Germany.
   “Germany,” he said, “does not want war, but she is afraid of an attack by Russia, and is suspicious of the Franco- Russian Pact. I have never seen a hap- pier people than the Germans, and Hitler is one of the greatest of the many great men I have met.
   I am fully convinced that the Ger- man people today earnestly desire peace. Undoubtedly, Germany fears an attack by Russia, and in the same way Russia fears an attack by Ger- many, and I believe that the fear in each case is quite genuine.”
   Asked how he reconciled Germany’s desire for peace with the recent at- tacks on the Soviet, he replied:
   “How do you reconcile Russia's pro- fessed desire for peace with her years of attack upon Germany? The fact is that they have been abusing one an- other like pickpockets for years. It has been a sort of slanging match, but I think that today people are rather apt to overlook what is said over the Soviet radio, and to pay attention only to German attacks upon Russia.”

PEOPLE WORSHIP HITLER.

   “Germany does not want war. Hitler does not want war. He is a most re- markable personality, one of the great- est I have ever met in the whole of my life, and I have met some very great men.
   “Affection is a quite inadequate word to describe the attitude of the German people towards Hitler. It amounts almost to worship. I have never seen anything like it. Some men I met who are not Nazis told me that they did not know what the country would have done without him. They are inclined to blame Hitler‘s supporters for some of the things which they do not ap- prove, but there is no whisper of criti- cism of Hitler. It is just like our motto, ‘The King can do no wrong.’”
   Mr. Lloyd George was asked, “How do you reconcile that attitude towards Hitler with the suppression of the trade unions and the free expression of opinion?”

   “I cannot explain it,” he replied. “I am merely stating the facts, but you must remember that the Germans are a highly disciplined people, and have always been so. They are far more accustomed to discipline than we are, and I think that the restrictions in existence in Germany at the present time would have a far greater effect upon people of this country than upon Germany.

A GREAT MISFORTUNE.

   “I have always thought, and still think, that the persecution of Jews in Germany has been a great misfortune. But Germany is not the only country that has persecuted Jews. We must not forget the pogroms in Russia and in other European countries.”
   Giving his impression of the German people of today, he said: “I have never seen a happier people. The feeling of depression and gloom which has oppressed them in post-war years has completely disappeared. They are to- day a very gay people. That is not merely my own opinion. Since I re- turned from Germany I have had letters from Englishmen who have been in the habit of visiting Germany on business or on holiday, and they all confirm my own view.
   “One of the foremost impressions which I derived from my visit was the universal desire to remain on terms of closest friendship with Great Bri- tain. I found that among everyone I met, from Hitler down to the working men with whom I spoke. Everywhere Britain is held in deepest respect, and there is a profound desire that the tragic circumstances of 1914 should never be repeated.”

ECONOMIC RECOVERY.

   Mr. Lloyd George was profoundly impressed by the economic recovery of Germany. “We hear agreat deal," he said, “of the efforts that Germany is making in the direction of re-arma- ment, but little is said of, the colossal schemes that are being pushed through for the development of the internal re- sources of the country, and the im- provement of the conditions of the working population.
   “I saw a good deal of the latter, and I was enormously impressed by the boldness and beneficence of the Ger- man plans. The Germans are reclaim- ing over 4,000,000 acres of land which was either completely waste or barely cultivated at all. They are building millions of houses for their working population, and everywhere they are constructing settlements for their town workers outside the city boundaries, with gardens attached to each house.
   “The new roads which they are con- structing are magnificent. By these and similar means they have reduced unem- ployment from 6,000,000 to 1,000,000 in three and a half years. Whatever we may think of Hitler and the present regime in Germany, that in itself is a very great achievement.”

Quelle: Evening Post, Ausgabe 96, 22. Oktober 1936, Seite 27: Lloyd George’s Visit. (Papers Past|Faksimile)


Übersetzung

NAZI-REGIME
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LLOYD GEORGES BESUCH
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HITLERS BANN AUF MENSCHEN
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WUNSCH NACH FRIEDEN
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(Vom "The-Post"-Vertreter.)
LONDON, 23. September.

   In einem Interview in London faßte der Sehr Ehrenwerte David Lloyd George die Eindrücke zusammen, die er bei seinem jüngsten Besuch in Deutschland gewonnen hat.
   „Deutschland“, sagte er, „will keinen Krieg, aber es hat Angst vor einem Angriff durch Rußland und ist mißtrauisch gegenüber dem russisch-französischen Pakt. Ich habe noch nie ein glücklicheres Volk als das Deutsche gesehen, und Hitler ist einer der größten der vielen großen Männer, die ich getroffen habe.
   Ich bin fest davon überzeugt, daß das deutsche Volk heute ernsthaft Frieden wünscht. Zweifellos fürchtet Deutschland einen Angriff durch Rußland, und in der gleichen Weise befürchtet Rußland einen Angriff Deutschlands, und ich glaube, daß die Angst in jedem Fall ganz echt ist.“    Gefragt, wie er Deutschlands Wunsch nach Frieden mit den jüngsten Angriffen auf die Sowjets vereinbart, antwortete er:
   „Wie vereinbaren Sie Rußlands geäußerten Wunsch nach Frieden mit seinem langjährigen Angriff auf Deutschland? Tatsache ist, daß sie sich seit Jahren gegenseitig mißbrauchen wie Taschendiebe. Es hat eine Art Beschimpfungswettstreit gegeben, aber ich denke, daß heute die Menschen eher geneigt sind zu übersehen, was über das sowjetische Radio gesagt wird, und die Aufmerksamkeit nur auf die deutschen Angriffe auf Rußland richten.“

MENSCHEN VEREHREN HITLER.

   „Deutschland will keinen Krieg. Hitler will keinen Krieg. Er ist eine äußerst bemerkenswerte Persönlichkeit, eine der größten, die ich je in meinem ganzen Leben getroffen habe, und ich habe einige sehr große Männer getroffen.
   Zuneigung ist ein völlig unzutreffendes Wort, um die Haltung des deutschen Volkes gegenüber Hitler zu beschreiben. Es kommt beinahe einer Verehrung gleich. Ich habe noch nie etwas ähnliches gesehen. Einige Männer, die ich traf, die keine Nazis waren, erzählten mir, daß sie nicht wüßten, was das Land ohne ihn getan hätte. Sie sind geneigt, den Hitler-Anhängern für einige der Dinge die Schuld zu geben, die sie nicht gutheißen, aber es gibt kein Geflüster der Kritik an Hitler. Es ist wie unser Motto: ‚Der König kann kein Unrecht tun‘.“
   Mr. Lloyd George wurde gefragt: „Wie vereinbaren Sie diese Haltung gegenüber Hitler mit der Unterdrückung der Gewerkschaften und der freien Meinungsäußerung?“

   „Ich kann es nicht erklären“, antwortete er. „Ich äußere nur die Tatsachen, aber Sie müssen bedenken, daß die Deutschen ein sehr diszipliniertes Volk sind und immer schon waren. Sie sind weit mehr an Disziplin gewöhnt als wir es sind, und ich denke, daß die momentan in Deutschland bestehenden Beschränkungen eine weit größere Wirkung auf Menschen in diesem Land haben würden als auf Deutschland.“

EIN GROSSES UNGLÜCK.

   „Ich habe immer gedacht, und denke es immer noch, daß die Verfolgung der Juden in Deutschland ein großes Unglück gewesen ist. Aber Deutschland ist nicht das einzige Land, das Juden verfolgt hat. Wir dürfen nicht die Pogrome in Rußland und in anderen europäischen Ländern vergessen.“    Seinen Eindruck von dem Deutschen Volk von heute wiedergebend sagte er: „Ich habe noch nie eine glücklicheres Volk gesehen. Das Gefühl der Depression und Schwermut, das es in den Nachkriegsjahren niederdrückte, ist vollständig verschwunden. Sie sind heute ein sehr fröhliches Volk. Das ist nicht nur meine eigene Meinung. Seit ich aus Deutschland zurückkehrt bin, habe ich Briefe von Engländern, die in Deutschland auf Geschäftsreise oder im Urlaub gewesen sind, bekommen, und sie alle bestätigen meine eigene Ansicht.    Einer der wichtigsten Eindrücke, die ich durch meinen Besuch gewonnen habe, war der allumfassende Wunsch, eine engste Freundschaft mit Großbritannien zu bewahren. Ich fand diesen bei jedem, den ich traf, von Hitler abwärts bis zu den Arbeitern, mit denen ich sprach. Überall wird Großbritannien mit tiefstem Respekt betrachtet, und es gibt eine tiefe Sehnsucht, daß die tragischen Umstände des Jahres 1914 nie wiederholt werden sollten.“

WIRTSCHAFTSAUFSCHWUNG.

   Herr Lloyd George war zutiefst von dem Wirtschaftsaufschwung Deutschlands beeindruckt. „Wir hören viel“, sagte er, „von den Anstrengungen, die Deutschland in Richtung der Wiederbewaffnung macht, aber es wird wenig über die kolossalen Pläne gesagt, die umgesetzt werden zur Entwicklung der internen Ressourcen des Landes und zur Verbesserung der Bedingungen der arbeitenden Bevölkerung.    Ich sah ein gutes Stück des letzteren und war enorm von der Kühnheit und Wohltätigkeit der deutschen Pläne beeindruckt. Die Deutschen gewinnen über 4.000.000 Hektar Land zurück, die entweder völlig brach lagen oder aber kaum kultiviert wurden. Sie bauen Millionen Häuser für ihre arbeitende Bevölkerung, und überall bauen sie für ihre Stadtarbeiter Siedlungen außerhalb der Stadtgrenzen, mit Gärten an jedem Haus.    Die neuen Straßen, die sie konstruieren, sind großartig. Durch diese und ähnliche Mittel haben sie die Arbeitslosigkeit in dreieinhalb Jahren von 6.000.000 auf 1.000.000 verringert. Was immer wir auch von Hitler und dem gegenwärtigen Regime in Deutschland halten mögen, das ist an sich eine sehr große Errungenschaft.“

Siehe auch