Sayn-Wittgenstein, Heinrich Prinz zu

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Flieger-As zu Sayn-Wittgenstein, er trug die Ehrennamen „fliegender Prinz“ und „Nachtfalke“.

Heinrich Alexander Ludwig Peter Prinz zu Sayn-Wittgenstein, eigentlich zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (Lebensrune.png 14. August 1916 in Kopenhagen, Dänemark; Todesrune.png gefallen 21. Januar 1944 bei Stendal), war ein deutscher Offizier des Heeres sowie der Luftwaffe und Berufssoldat aus der Familie Sayn-Wittgenstein. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Kampfflieger sowie Nachtjagd-Flugzeugführer hoch dekoriert und fiel als Major bei seinem letzten Feindflug gegen die Terrorflieger der Alliierten.

Zum Zeitpunkt seines Fliegertodes war er mit 83 Nachtluftsiege (23 an der Ostfront, 60 an der Westfront) bei 320 Feindflüge (150 davon als Kampfflieger oder Beobachter) der erfolgreichste Nachtjäger der Luftwaffe. Der verwegene Schwerterträger ruht inzwischen auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Ysselsteyn, an seiner Seite ruht Eichenlaubträger Egmont Prinz zur Lippe-Weißenfeld.

Leben

Fliegerschüler Leutnant Prinz zu Sayn-Wittgenstein

Elternhaus und Abstammung

Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein (links) bei der kirchlichen Trauung seines älteren Bruders Ludwig Stanislaus Heinrich Aloysius Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (1915–1962) mit Maria Anna „Marianne“ Freiin Mayr von Melnhof (Lebensrune.png 9. Dezember 1919 in Salzburg) im März 1942. Im Hintergrund ein weiterer Bruder, Alexander Franz Leo Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (1925–1945), gefallen bei der Schlacht um Berlin. Prinz Ludwig wurde später der VI. Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und bis zu seinem frühen Tode Chef des adeligen Hauses.
Von links: Hartmann Grasser, Walter Nowotny, Günther Rall, Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein und Nicolaus von Below (Hitlers Adjutant) nach der Eichenlaubverleihung im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“, 22. September 1943

Die Eltern von Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein waren Gustav Alexander Prinz zu Sayn-Wittgenstein (1880–1953), Diplomat an der Deutschen Botschaft in Kopenhagen, und dessen Gattin Walburga, geborene Freiin von Friesen (1885–1970). Einer seiner berühmten Vorfahren war Ludwig Adolf Peter zu Sayn-Wittgenstein. Sein vollständiger Name lautete Heinrich Alexander Ludwig Peter zu Sayn-Wittgenstein, wobei Heinrich als Rufname in Erinnerung an den großen Urahnen, Graf Heinrich III. von Sayn bevorzugt wurde. Heinrichs älterer Bruder Ludwig (Lebensrune.png 4. Mai 1915; Todesrune.png 9. Januar 1962 in Sayn) war später Chef des Hauses Sayn-Wittgenstein-Sayn. Ferner hatte Heinrich – zusätzlich zu Ludwig – noch einen weiteren Bruder, den 1945 gefallenen Alexander Franz Leo Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn.

Die Eltern von Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein zogen 1919 berufsbedingt in die Schweiz. Ab 1926 besuchte Heinrich ein Internat in Neubeuern (Oberbayern). Aufgrund seines schwachen Allgemeinzustandes folgte 1927 ein Kuraufenthalt im schweizerischen Davos. Ab 1932 besuchte er eine Höhere Schule in Freiburg im Breisgau, wo er das Abitur ablegte.

Militärdienst

So ergab es sich auch von selbst, daß er nach Ableistung des Reichsarbeitsdienstes, bei dem er in einem Lager in Emmendingen harte Handarbeit kennenlernte, den Beruf des Offiziers einschlug. So begann er im April 1936 seine militärische Laufbahn bei der Reiterei bei dem Reiterregiment 17 in Bamberg. Da er sich verpflichtet hatte und auch als guter Soldat erwies, stieg er rasch in der Beförderung und diente bald als Fahnenjunker bei den „Cannstätter Reitern“.

In den Urlaubstagen besuchte er seine Familie, die damals auch im Schloß in Sayn wohnte. Er hielt sich öfter in Sayn auf, auch während der Kriegszeit. Im Sommer 1937 meldete er sich zur Luftwaffe und wurde im Oktober desselben Jahres in die Fliegerschule Braunschweig aufgenommen. Nach mehreren Lehrgängen wurde er im Juni 1938 zum Leutnant befördert und erhielt das Offizierspatent. Er versah nun seinen Dienst auf verschiedenen militärischen Flugplätzen, den sogenannten Fliegerhorsten. Hier flog er bereits verschiedene Maschinen, die neue Entwicklungen zeigten, im Spanischen Bürgerkrieg erprobt waren und die, wie die Junkers 88 und die Heinkel 111, vor allem die Bodentruppen unterstützten.

Zweiter Weltkrieg

Bis August 1941 flog er als Kampfflieger im Kampfgeschwader 51. Nach 150 Feindflügen wurde er im August 1941 aus eigenem Wunsch zur Nachtjagd versetzt.

Bald wurde er zu einem Nachtjagdfliegerhorst nach Deutschland kommandiert. Denn allmählich begann der uneingeschränkte Bombenkrieg der Alliierten gegen das Reichsgebiet, bei dem die Alliierten bis Ende des Krieges 1,4 Millionen Tonnen Bomben auf deutsche Städte abwarfen, in denen laut Statistik 593 000 Menschen umkamen. Gegen diese Bomber kämpfte Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein im Rahmen der Reichsluftverteidigung mit seiner Besatzung in der Ju 88 in pausenlosem Einsatz Nacht für Nacht. Er war fast immer der Erste, der mit seiner Besatzung in die Nacht flog, wenn Alarm gegeben war, und es ist die Episode überliefert, wie er beim raschen Heranfahren über das weite Flugfeld zu seiner Maschine beim Sprung aus dem Auto mit dem Stiefel hängenblieb und ungeduldig schließlich den Fuß aus dem eingeklemmten Pelzschuh riß und dann in vier Stunden Nachtjagd in eisiger Höhe, den Fuß nur in einer dünnen Socke auf dem Steuerpedal, in ruhiger Konzentration wie immer flog und einen feindlichen Bomber abschoß.

Vom Nachtjagdleitstand, wo über einem Meßtisch der Jägerleitoffizier, der im Funksprechverkehr mit den aufgestiegenen Besatzungen der Ju 88 stand, die Richtung der Feindflugzeuge laufend durch ihm zugerufene Radarwerte überprüfte, wurden die Flugzeugführer bis zu den Bombern geleitet. Hatten sie diese dann selbst in ihrem an Bord befindlichen Lichtenstein-Gerät, so war es für sie leicht, in Schußweite und meist auch in Sichtweite zu gelangen. Dann war die Jagd offen. Zwei starke Schnellfeuerkanonen unter der Vorderkanzel und zwei Zwillingsmaschinengewehre mit großem Kaliber gaben die tödlichen Feuerstöße, wenn der Kommandant die Maschine in Zielrichtung auf einen Bomber hatte.

Hauptmann zu Sayn-Wittgenstein entwickelte hierbei eine tollkühne Taktik. Er griff blitzschnell von vorn an, schoß aus allen Rohren und zog dicht über dem brennenden Großbomber hinweg zum nächsten („blitzschnell von vorne“ - konnte bei der Nachtjagd so nicht praktiziert werden, sondern es wurde bedingt durch die sogenannte „schräge Musik“, Bordwaffen die schräg nach oben feuerten, meist versetzt unter dem angegriffenen Objekt gefeuert). So gelangen ihm in einer Nacht oft mehrere Abschüsse. Diese Kampfesweise erforderte natürlich eiserne Nerven und blitzschnelles Navigieren und es überrascht nicht, daß er wegen eines Magenleidens ein Lazarett aufsuchen mußte und zwei Monate ausfiel. Er wurde nach Lazarettaufenthalt und kurzem Genesungsurlaub in Sayn dann auf verschiedenen Fliegerhorsten stationiert: in Böberitz bei Berlin, in Ostpreußen, wo er gegen einfliegende russische Bomber am 25. Juli 1942 sieben Abschüsse erzielte. Anschließend tat er als Kommandeur der II. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3 in Schleswig Dienst. Die nächsten Monate stand er weiter im Einsatz und flog Nacht für Nacht den Bomberverbänden entgegen, bis er gegen Ausgang des Jahres 64 Abschüsse erreichte.

Geschwader-Kommodore

Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein begann das neue Jahr 1943 als Geschwader-Kommodore im Range eines Majors, eines Stabsoffiziers also, was für einen erst 27jährigen eine steile militärische Karriere bedeutete. Er führte nun das Nachtjagdgeschwader 2, das in Deelen in den Niederlanden seinen Fliegerhorst hatte. Von hier startete er wieder Nacht für Nacht und schoß in der Zeit vom 1. bis 20. Januar 15 Großbomber ab und war mit insgesamt 83 Abschüssen der Beste aller Nachtjäger des Zweiten Weltkrieges.

Tod

Todesumstände

In der Nacht des 21. Januar 1944 gelang es Wittgenstein, nochmals zwei Nachtbomber abzuschießen. Unmittelbar nach diesem letzten Luftsieg wurde sein Flugzeug, eine Ju 88, gegen 23 Uhr ebenfalls getroffen, wobei die linke Tragfläche Feuer fing und die Maschine an Höhe verlor. Wittgenstein gab seinem Bordfunker Ostheimer und dem Rest der Besatzung den Befehl, mit dem Fallschirm abzuspringen, was diese auch taten und dadurch überlebten. Der Bordfunker Ostheimer berichtete über das, was geschah:

„Wir waren wieder in Position und Major Wittgenstein wollte eben schießen, als es in unserer Maschine fürchterlich krachte und blitzte. Es brannte auch gleich die linke Fläche. und die Maschine begann zu stürzen. Da sah ich, wie über mir das Kabinendach fort flog und hörte in der Eigenverständigung wie ein Schrei ‚raus!‘. Ich riß die Atemmaske und Kopfhaube herunter und wurde aus der Maschine geschleudert. Nach einiger Zeit zog ich den Schirm und kam nach etwa 15 Minuten östlich Hohengöhrener Damm bei Schönhausen (in der Nähe von Hamburg) auf den Boden. Soviel ich erkennen konnte, erhielten wir den Beschuß von unten. Weitere Beobachtungen konnte ich nicht machen. Unser Absturz erfolgte kurz vor 23 Uhr.“

Wehrmachtbericht

„Der Kommodore eines Nachtjagdgeschwaders Major Prinz zu Sayn-Wittgenstein fand im nächtlichen Kampf gegen feindliche Terrorflieger bei seinem 83. Nachtjagdsieg nach Vernichtung von fünf britischen Bombern den Heldentod. Der Führer ehrte den gefallen Nachtjäger durch Verleihung des Eichenlaubs mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Mit ihm verliert die deutsche Luftwaffe einen ihrer hervorragendsten Nachtjagdflieger.“[1]

Ruhestätte

Prinz zu Wittgensteins Leiche wurde in einem Waldgebiet der Gemeinde Lübars bei Stendal gefunden. Sein Fallschirm hatte sich aufgrund der geringen Absprunghöhe nicht mehr geöffnet. Nach seinem Tod wurde ihm als 44. Soldaten der Wehrmacht das „Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes“ verliehen. Die militärische Beisetzung fand am 29. Januar 1944 auf dem Geschwaderfriedhof in Deelen statt. Im Rahmen einer allgemeinen Umbettungsaktion nach Kriegsende wurden seine sterblichen Überreste 1948 auf den Deutschen Soldatenfriedhof in Ysselsteyn (bei Venray) überführt, wo er seitdem inmitten von über 30.000 deutschen Soldaten ruht. Ein zweiter Grabstein Wittgensteins befindet sich zum Gedenken im Park des ehemaligen Schlosses Schönhausen.

Auszeichnungen (Auszug)

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Die Wehrmachtberichte 1939–1945, Band 3, S. 18