Plattenseeoffensive

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Plattenseeoffensive Ungarn März 1945

Die Plattenseeoffensive (auch: Plattensee-Offensive) der Deutschen Wehrmacht in Ungarn gegen die anrückende Rote Armee dauerte vom 6. März 1945 bis zum 16. März. Ziele der Offensive waren die Sicherung der Erdölversorgung bzw. deren kämpfender Verbrauch und der Schutz von Wien.

Geschichte

Gepanzerte deutsche Truppen, Ungarn, Januar 1945

Nach dem Ende der Ardennenoffensive an der Westfront wurden die verbliebenen operativen Kräfte der Wehrmacht an den Plattensee verlegt, um den Raum westlich der Donau unter Kontrolle zu bringen. Am Nordufer trugen die 6. SS-Panzer-Armee und die 6. Armee den Angriff vor (Unternehmen „Frühlingserwachen“), im Süden die 2. Panzerarmee (Unternehmen „Eisbrecher“). Aus dem jugoslawischen Raum griffen Verbände der Heeresgruppe E an (Unternehmen „Waldteufel“). Hauptgegner waren die Armeen der 3. Ukrainischen Front, die im günstigsten Fall eingeschlossen werden sollten.

Bei den Planungen zur Offensive konnten dank der ungarischen Treibstoffherstellung starke Panzerverbände mit rund 770 Einheiten eingesetzt werden. Die Geländebeschaffenheit während der Schneeschmelze im März war hingegen nachteilig für den Angreifer. Da die nach der Ardennenoffensive sehr schnell und auf einem kleinen Straßennetz stattfindende Truppenkonzentration ohne Probleme erkannt werden konnte, wurden auf sowjetischer Seite die Truppen von Angriffs- in Verteidigungsstellung gebracht. Bis zu 3.000 Panzerminen und 90 Geschütze wurden je Frontkilometer eingesetzt.

In der dritten Linie wurden Verbände in Angriffsformation in Reserve gehalten. Der Wehrmacht gelang es, bis maximal 40 Kilometer in die Linien einzubrechen; und das nur an wenigen Abschnitten. Im ganzen konnte man nicht einmal die zweite Linie der sowjetischen Verteidigung gefährden. Die Rote Armee konzertierte nun Armeen der 2. und 3. Ukrainischen Front an der nördlichen Flanke der deutschen Truppen und schlug am 16. März mit überlegenen Verbänden zu. Jetzt drohte der 6. Panzerarmee die Einkesselung. Unter Zurücklassung von Teilen der schweren Waffen gelang ihr den fluchtartigen Rückzug.

Deutsche Einheiten

Deutsche Soldaten während des Unternehmens „Frühlingserwachen“
Gran-Brückenkopf

Der Roten Armee war es bis zum Jahresende 1944 gelungen, die Donau zu überschreiten und in der Belagerung von Budapest die Hauptstadt einzuschließen. Sie war südlich des Plattensees weit nach Westen vorgestoßen. Die deutschen Gegenangriffe im Januar 1945 hatten daher das hauptsächliche Ziel, die Besatzung der Hauptstadt Budapest (13. Panzerdivision, Panzer-Grenadier-Division „Feldherrnhalle“, 8. SS-Kavallerie-Division „Florian Geyer“, 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division „Maria Theresia“ sowie zahlreiche kleinere deutsche Einheiten und viele Verbände der ungarischen Armee, u. a. der Pfeilkreuzler und Honvéd) zu entlasten. Selbst der Einsatz der 3. SS-Panzer-Division „Totenkopf“ und der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ reichte jedoch nicht aus, um den Einschließungsring um die ungarische Hauptstadt zu durchbrechen.

Trotz der Kritik einiger deutscher Generäle (unter anderem Heinz Guderian) befahl Adolf Hitler, die nach dem Scheitern der Ardennenoffensive freiwerdende 6. Panzerarmee nicht an die Oder zur Verteidigung Berlins, sondern unter größtmöglicher Geheimhaltung nach Ungarn zu verlegen. Dieser Verband unter Führung des SS-Oberstgruppenführers Sepp Dietrich verfügte – zumindest auf dem Papier – mit der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“, der 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“, der 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ und der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ über hohen Kampfwert.

Tatsächlich waren diese Divisionen jedoch schwer abgekämpft und nur notdürftig mit unerfahrenem Ersatz aufgefüllt. So wurde die Division „Das Reich“ faktisch zweimal in den vorangegangenen vier Jahren in Rußland aufgerieben. Im Jahre 1944 mußte sie die besonders verlustreichen Kämpfe an der Invasionsfront in der Normandie und die fehlgeschlagene Ardennen-Offensive verkraften.

Entsatzunternehmen

Das Unternehmen „Konrad 3“[1] von Stuhlweißenburg aus (erneute Großoffensive ab dem 18. Januar 1945, um wieder Verbindung mit den 78.000 in Budapest eingekesselten deutschen und ungarischen Soldaten herzustellen) sowie das Unternehmen „Südwind“ im Bereich südwestlich von Budapest konnten ein weiteres Vorgehen der Roten Armee in Richtung Westen vorerst verhindern.[2]

Unternehmen „Südwind“

Die Obersturmbannführer der Waffen-SS Joachim Peiper (links) und Martin Groß in Ungarn am Gran-Brückenkopf im Februar 1945

Das Unternehmen „Südwind“ wurde mit dem Ziel initiiert, in Transdanubien (auch Westungarn oder Pannonien genannt) den Gran-Brückenkopf der Roten Armee durch deutsche Kräfte zu bereinigen. In der Zeit vom 17. bis 24. Februar 1945 wurde das Unternehmen der Heeresgruppe Süd unter anderem mit Hilfe der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“, 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“, 211. Volks-Grenadier-Division unter Generalleutnant Johann Heinrich Eckhardt, 44. Reichsgrenadier-Division „Hoch- und Deutschmeister“, 96. Infanterie-Division (Landungsunternehmen über die Donau von Süden nach Norden, wo die Division mit Sturmgeschütze einen eigenen Brückenkopf im Rücken der sowjetischen Verteidigung bildete) und das Panzerkorps „Feldherrnhalle“ (ehem. IV. Panzerkorps) unter General der Panzertruppen Ulrich Kleemann sowie Teilen der 357. Infanterie-Division (Kampfgruppe unter Oberst i. G. Anton Staubwasser[3]) durchgeführt.

Es gelang innerhalb von 24 Stunden, den Brückenkopf um 30 % einzudrücken, aber der verbliebene sowjetische Brückenkopf gefährdete weiterhin Komorn, Preßburg und Wien und die südlich der Donau operierende deutsche Angriffsgruppe. Die letzten der von sowjetischen Truppen verteidigten Ortschaften wurden schließlich am 24. Februar 1945 zurückerobert. Im Ergebnis dieses deutschen Unternehmens wurden mehrere sowjetische Divisionen zerschlagen, und die beiden Schützenkorps verloren fast alle ihrer schweren Waffen.

Der Wehrmachtbericht meldete 700 Gefangene, 4.000 gezählte Tote, 90 abgeschossene Panzer und 334 erbeutete Geschütze. Jedoch waren auch die deutschen Verluste erheblich. Etwa 6.500 Soldaten waren gefallen, verwundet oder wurden vermißt, und 156 Panzer und Sturmgeschütze waren nicht mehr einsatzfähig, womit die Divisionen des I. SS-Panzerkorps auf deren Ausgangsstand nach der Ardennenoffensive zurückfielen.

Als die Deutschen in der Überraschungsoffensive den feindlichen Brückenkopf vernichteten, waren die Russen wegen dieser plötzlichen Wende entsetzt. Man erklärte dies in Nachkriegsveröffentlichungen damit, daß die Deutschen mit Nachtsicht- und Zielgeräten ausgerüstete Panzer verwendet hätten. Tatsächlich handelte es sich hier nur um den Einsatz von vier nachtkampffähigen Panzern „Panther“. Sie operierten als Versuchseinheit im Raum Stuhlweißenburg und waren dort nach Aussagen russischer Veteranen für eine Vielzahl von Abschüssen russischer Panzer verantwortlich. Des weiteren war der Erfolg des Unternehmens dem Mut der Infanterie von Heer und Waffen-SS zuzurechnen, die immer wieder gegen die großen Massen der Bolschewisten anrannten, bis diese wichen oder vernichtet waren.

Verluste

Ihre Ehre hieß Treue: Denkmal des I. SS-Panzer-Korps in Dég bzw. Weißenburg, südlich von Stuhlweißenburg, Ungarn

Bei ihrer letzten Abwehroperation im Zweiten Weltkrieg erlitt die Rote Armee zwischen dem 6. und 15. März 1945 nach eigenen Angaben Verluste in Höhe von 32.899 Mann, davon 8.492 Tote und 24.407 Verwundete,[4] außerdem 152 Panzer und 415 Panzerabwehrkanonen. Es ist davon auszugehen, daß die Verluste in Wahrheit deutlich höher waren.

Die Verluste der Wehrmacht betrugen demgegenüber im selben Zeitraum insgesamt 12.358 Gefallene, Vermißte und Verwundete sowie 31 Panzer, darunter mehrere schwere.[5]

Exkurs: Nur Infanterie hält Gelände

Ein alter Grundsatz besagt, man kann mit Kavallerie, Hubschraubern oder Panzern Gelände erobern aber nur mit Infanterie halten. In der Schlacht bei Belle Alliance 1815 schickte Napoleon seine Kavallerie ohne Infanterieunterstützung gegen die englischen Geschütze. Die Kavallerie kam, die Geschützbesatzungen flüchteten sich in die englischen Infanteriekarrees, die Kavallerie konnte nicht gegen die englische Infanterie halten und zog sich zurück. Die Geschütze wurden erneut besetzt.

Am Plattensee 1945 griffen deutsche Panzer die sowjetischen Linien an, ohne genügend Kräfte zur Besetzung des Geländes zu haben. Zum Einbruch der Dunkelheit mußte man sich jedesmal zu der eigenen Linie zurückziehen. In der Nacht kam dann der Gegner, zog die toten Panzersoldaten aus den nicht gesprengten T-34 heraus, machte sie wieder fahrbereit und zog sich zurück. Es gab Panther-Besatzungen, so aus dem Kampfraum der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ überliefert, die in zwei oder drei Tagen zwei- oder dreimal den gleichen Russenpanzer erlegten. Der hatte dann halt jedesmal eine neue Besatzung und ein geflicktes Einschußloch mehr.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Gosztony: Endkampf an der Donau 1944/45. 1978
  • Lukas Grawe: „Plattenseeoffensive“ 1945 – Hitlers Fehlschlag am Balaton. In: Clausewitz. Heft 5. 2013. S. 45–50
  • Rolf Hinze: Mit dem Mut der Verzweiflung – Das Schicksal der Heeresgruppen Nordukraine, Südukraine, Süd-/Ostmark 1944/1945. 2006
  • Georg Maier: Drama zwischen Budapest und Wien – Der Endkampf der 6. Panzerarmee 1945. 1985
  • Josef Paul Puntigam: Vom Plattensee bis zur Mur – Die Kämpfe im Dreiländereck. 1993
  • Krisztián Ungváry: A magyar honvédség a második világháborúban (Die ungarische Armee im Zweiten Weltkrieg). 2004

Fußnoten

  1. Beim Unternehmen „Konrad 1“ konnte durch das IV. SS-Panzerkorps mit der 96. Infanterie-Division (die von Norden her mit Sturmbooten über die Donau übersetzte) am 6. Januar Gran zurückerobert werden. Nach dem fehlgeschlagenen Durchbruchsversuch im Vértes-Gebirge plante das Panzerkorps mit einem nördlichen Angriff über das Pilis-Gebirge den Entsatz Budapests. Dieser Entsatzangriff „Konrad 2“ begann offiziell am 9. Januar von Gran aus. Hierzu waren etwa 200 Tonnen Versorgungsgüter zusammengetragen worden, um diese im Erfolgsfall nach Budapest transportieren zu können. Der im Südosten angreifenden 711. Infanterie-Division gelang es, in die sowjetischen Linien eine Lücke zu schlagen, in welche auch die 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ einrückte. Die deutschen Panzer konnten sich dann beim Unternehmen „Konrad 3“ nur mit Mühe über die vereisten Steilhänge des Gewässers schleppen. Trotzdem hatte sich diese Offensive bis zum 26. Januar 1945 dem Budapester Kessel auf etwa 25 Kilometer genähert. Einer deutschen Kampfgruppe war sogar eine Sprechfunkverbindung mit den Verteidigern Budapests möglich. Hitler hatte schon am 22. Januar 1945 befohlen, die 6. Panzerarmee unverzüglich nach Ungarn zu verlegen, um eine sowjetische Offensive aufzuhalten. Zur weiteren Unterstützung wurden außerdem die 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ unter dem Kommando von SS-Oberführer Otto Baum aus Italien und die SS-Panzer-Division Totenkopf unter dem Kommando von SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Hellmuth Becker aus Italien und Warschau nach Ungarn in Marsch gesetzt.
  2. K.-H. Frieser, Krisztián Ungváry u. a.: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 8, München 2007, S. 929
  3. Staubwasser, seit 9. November 1944 Oberst im Generalstab, war zuletzt seit dem 27. April 1945 Ia des Generalkommandos LXIV. Armeekorps.
  4. G. F. Krivosheev: Soviet Casualties and Combat Losses in the Twentieth Century, London 1997, S. 110
  5. K.-H. Frieser, Krisztián Ungváry u. a., Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 8, München 2007, S. 942