Luftlande-Sturm-Regiment 1
Das Luftlande-Sturm-Regiment 1 (auch: 1. Luftlande-Sturm-Regiment) wurde am 2. November 1939 in Hildesheim als Versuchs-Abteilung Friedrichshafen aufgestellt und kurz darauf in Sturm-Abteilung „Koch“ umbenannt. Die Einheit war der 7. Flieger-Division mit ihrem Oberkommandierenden Kurt Student unterstellt. Bei Beginn des Westfeldzuges wurde die Sturm-Abteilung in Belgien und Holland eingesetzt.
Walter Kochs verwegene Männer erlangten Weltruhm durch den spektakulären Sturm auf die Festung Eben-Emael.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Herbst 1940, nach dem Husarenstück bei Eben-Emael und dem siegreichen Westfeldzug, wurde die Sturm-Abteilung „Koch“ (die Sturmabteilung der 7. Flieger-Division) auf drei Bataillone verstärkt und zum Luftlande-Sturm-Regiment 1 (LL.St.Rgt.1) umbenannt. Im Winter 1940/41 wurde dann ein IV. Bataillon aufgestellt.
Am 20. Mai 1941 wurde zum ersten und letzten Mal das gesamte Regiment bei der Eroberung von Kreta eingesetzt, 749 Soldaten des Sturm-Regiments, das zur ersten Angriffswelle gehörte, sind gefallen oder wurden als vermißt gemeldet. Anschließend wurden die Fallschirmjäger der vier Bataillone des Regimentes einzeln als „Elite-Feuerwehr“ an bedrohten Frontabschnitten (insbesondere an der Ostfront, auch zur Partisanenbekämpfung) eingesetzt.
Ab Herbst 1941 wurden die Sturmkämpfer vermehrt als Ersatztruppen für aufgeriebene oder vermißte Fallschirmjäger-Einheiten an der Ostfront (→ Kesselschlacht von Demjansk) abkommandiert. Im Februar 1942 wurde der Stab zum Stab der neuen Luftwaffen-Division „Meindl“. Bis zum späten Frühling 1942 wurden die I. bis III. Bataillone in verschiedene Fallschirmjäger-Regimenter der 1. Fallschirmjäger-Division aufgeteilt bzw. anderen Kampfeinheiten unterstellt, das IV. Bataillon wurde nach schweren Kämpfen an der Ostfront ab Oktober 1942 als Lehrbataillon der Erdkampfschule der Luftwaffe in Frankreich verwendet, es kam im Februar 1943 als II./Fallschirm-Jäger-Regiment 6 zur 2. Fallschirmjäger-Division.
Entwicklung
- Versuchs-Abteilung[2] „Friedrichshafen“
- 1. Kompanie des I. Bataillons des Fallschirm-Jäger-Regiment 1 (1./I./FJR 1)
- Pionier-Zug des II. Bataillons des Fallschirm-Jäger-Regiments 1 (PiZg/II./FJR 1)
- 17. Staffel der Kampfgruppe zu besonderen Verwendung 5 (17./KGrzbV5)[3] mit anfänglich 34 Ju 52 and 43 DFS 230
- Sturm-Abteilung „Koch“ (Luftlande-Sturm-Abteilung)
- Luftlande-Sturm-Regiment 1 (seit Spätsommer/Herbst 1940)
- Am 26. Februar 1942 wurde der Stab des Sturmregiments zum Stab der Luftwaffen-Division „Meindl“
- ab Ende Dezember 1942 als 21. und 22. Luftwaffen-Felddivision; → Luftwaffen-Feld-Division.
- Das I. Bataillon (Ostfront-Feuerwehr ab 6. Dezember 1941
- ab Mai 1942 Dienst an der Westfront in Frankreich) wurde im Januar 1944 zum I./Fallschirm-Jäger-Regiment 12 (Fsch.Jäg.Rgt.12)
- Das II. und III. Bataillon wurden Mitte 1942 zum II. und III./Fallschirm-Jäger-Regiment 5 (Fsch.Jäg.Rgt.5)
- Das IV. Bataillon wurde im Februar 1943 zum II./Fallschirm-Jäger-Regiment 6. (Fsch.Jäg.Rgt.6)
- Am 26. Februar 1942 wurde der Stab des Sturmregiments zum Stab der Luftwaffen-Division „Meindl“
Kommandeure
- 2. November bis 31. August 1939 Walter Koch ( 10 September 1910; 23 Oktober 1943)
- 1. September 1940 bis 21. Mai 1941 Eugen Meindl
- 21. Mai bis 18. Juni 1941 Hermann-Bernhard Ramcke
- 19. Juni 1941 bis 26. Februar 1942 Eugen Meindl
Aufstellung und Führung 1940/41
Regimentsstab und Stabskompanie, LL-Sturmregiment
- Kommandeur: Generalmajor Eugen Meindl (Kommandeur der Gruppe West
- 20. Mai 1941 auf Kreta schwer verwundet, Hermann-Bernhard Ramcke übernahm[4]
- Adjutant: Oberleutnant Hans-Joachim von Seelen
- Stab Major: Major Franz Braun ( 20. Mai 1941, Kreta)[5]
- Regierungs-Inspektor: Karl Reitz ( 20. Mai 1941, Kreta)[6]
- Ordonnanz-Offizier: Oberleutnant Schächter
- Nachrichten-Offizier: Oberleutnant Göttsche
- Offizier z. b. V.: Oberleutnant der Reserve Otto Zierach
- Nachschub: Major Käthler
- Hauptfeldwebel der Stabs-Kompanie: Hauptfeldwebel Koskialowski ( 20. Mai 1941, Kreta)
- Regimentsarzt: Oberstabsarzt Dr. Heinrich Neumann
I./St.Rgt.
- Kommandeur: Major Walter Koch (Gruppe West; 20. Mai 1941 schwer verwundet))
- 1. Kompanie (Gruppe Mitte zugeteilt): Oberleutnant Alfred Genz (erster deutscher Soldat auf Kreta)
- Zugführer: Ltn. Rudolf Toschka, Fw. Wilhelm Kempke, Oberleutnant Hans Marenbach ( 20. Mai 1941),[7] Fahnenjunker Bühl (schwerverwundet auf Kreta),[8] Fw. Walter Baedke
- 2. Kompanie (Gruppe Mitte zugeteilt): Hauptmann Gustav Altmann
- Zugführer: Ltn. Helmhart Kahleyss ( 20. Mai 1941),[9] Ltn. Möhr und Ltn. Rümmler (beide auf Kreta gefangen)
- 3. Kompanie: Oberleutnant Wulff Fritz Walter Baron von Scheel-Plessen ( 20. Mai 1941, Kreta)[10]
- 4. Kompanie: Hauptmann Kurt Sarrazin ( 20. Mai 1941, Kreta)[11]
- zur 4. Kompanie gehörte auch der Unteroffizier und spätere Ritterkreuzträger Friedrich Schäfer
- Bataillonsarzt: Stabsarzt Rolf Jäger
II./St.Rgt.
- Kommandeur: Major Eduard Leopold Edgar Stentzler (Gruppe West; Ritterkreuz für Kreta; ᛣ 20. Oktober 1941, Rußland)
- 5. Kompanie: Oberleutnant Herterich
- 6. Kompanie: Oberleutnant Pissin
- 7. Kompanie: Oberleutnant Josef Barmetler
- 8. Kompanie: Oberleutnant Kurt Reinhardt
III./St.Rgt.
- Kommandeur: Major Otto Scherber (Gruppe West; 20. Mai 1941, Kreta)[12]
- 9. Kompanie: Hauptmann Rudolf Witzig (20. Mai 1941 schwer verwundet)
- 10. Kompanie: Oberleutnant Rudolf Schulte-Sasse ( 20. Mai 1941, Kreta)[13]
- 11. Kompanie: Oberleutnant Rolf Jung ( 20. Mai 1941, Kreta)[14]
- 12. Kompanie: Oberleutnant Herbert Gansewig ( 20. Mai 1941, Kreta)[15]
- Bataillonsarzt: Bataillonsarzt: Stabsarzt Dr. Wolfgang Ellenbeck ( 20. Mai 1941, Kreta)[16]
- ggf. übernahm stellvertretend Oberarzt Dr. Merk/Merck von der 10. Kompanie, nachdem das Bataillon aufgerieben wurde, wurde er Dr. Diehm (IV. Bataillon) unterstellt
IV./St.Rgt.
- Kommandeur: Hauptmann Walter Gericke (Gruppe West; Ritterkreuz für Kreta)
- 13. Kompanie: Oberleutnant Paul Sauer (20. Mai 1941 schwer verwundet)
- 14. Kompanie: Hauptmann Erhard Kiesel ( 20. Mai 1941, Kreta)[17]
- 15. Kompanie: Oberleutnant Artur Dobke ( 20. Mai 1941, Kreta)[18]
- 16. Kompanie: Oberleutnant Robert Hoefeld
- Bataillonsarzt: Stabsarzt Theophil Diehm
Ausrüstung
Im Gegensatz zum Heeresregiment waren die Fallschirmjäger, bedingt durch den Lufttransport in der Ju 52 oder mit Lastenseglern, ganz anders ausgerüstet. Die Unterschiede waren:
- Die 13. Kompanie hatte statt des Infanteriegeschützes den ursprünglich als Nebelwerfer 35 eingeführten schweren Granatwerfer 10,5 cm. Dieser konnte in drei Lasten zerlegt werden und somit am Fallschirm als auch im Lastensegler transportiert werden. Er konnte auch mit Traglasten im Gelände bewegt werden. Ein Anfang 1941 durchgeführtes Versuchsschießen mit dem Do-Gerät, einer Vorentwicklung des späteren Raketenwerfer, wurde aufgrund der hohen Streuung, des hohen Munitionsaufwandes und des beschränkten Transportraumes aufgegeben.
- Die 14. Kompanie wurde nur mit einer 3,7-cm-PaK 36 ausgerüstet, die von einem schweren Zündapp-Beiwagenkrad gezogen wurde. Für den Fallschirmeinsatz wurde die PaK als auch das Krad unter der Ju 52 zwischen den Fahrgestellen montiert. Sie wurden über dem Zielraum ausgeklinkt und schwebten an einer „Traube“ von fünf Fallschirmen herunter.
- Die 15. Kompanie war nur mit schweren Maschinengewehren ausgerüstet und hatte so zusammengefaßt eine enorme Feuerkraft. Die MG-Kompanien des Heeres und andere Fallschirmkompanien verfügten statt einigen MGs über einen mittleren 8-cm-Granatwerfer.
- Die 16. Kompanie entsprach den üblichen Pionierkompanien, wobei bei den Fallschirmjägern natürlich diese als Sturmpioniere verwendete Kompanie entsprechend dem beschränkten Transportraum angepaßte Ausrüstungen besaß.
Siehe auch
- Unternehmen „Merkur“
- Unternehmen „Rösselsprung“ (1944)
- SS-Fallschirmjäger-Bataillon 500/600
- Fallschirm-Panzer-Division 1 „Hermann Göring“
- Heldentod der Gebrüder von Blücher
Literatur
- Hauptmann Piehl: Ganze Männer – Vom Leben und Erleben der deutschen Fallschirmjäger, mit einem Geleitwort des Kommandierenden Generals des XI. Fliegerkorps General der Flieger Student, Verlagshaus Bong & Co. (1942)
- Dietrich Brehde: Der Blaue Komet: Geschichte des IV. Battalion des Luftlande-Sturmregiments 1940–1945, 2. Auflage, Schild, München 1988 ISBN 3-88014-095-2
- Erich Busch: Die Fallschirmjäger Chronik 1935–1945, Podzun-Pallas, Friedberg 1983, ISBN 3-7909-0200-4
- Karl-Heinz Gola: Die deutsche Fallschirmtruppe 1936–41: Ihr Aufbau und ihr Einsatz in den ersten Feldzügen der Wehrmacht, E. S. Mittler & Sohn, Hamburg 2006, ISBN 3-8132-0684-X
- Feri Fink: Der Komet auf Kreta – Die drei Tage des Sturmregiments, Gelka-Druck- und Verlag-Ges., 1993
- Jean-Yves Nasse: Green Devils!: German Paratroopers 1939–1945, Histoire & Collections, Paris 1997, ISBN 2-908182-61-0
- Martin Pöppel: Himmel und Hölle. Das Kriegstagebuch des Fallschirmjägers Martin Pöppel, Internationaler Kulturdienst (1986), ISBN 978-3926469007
- Bruce Quarrie: German Airborne Divisions: Blitzkrieg 1940–41, Osprey Publishing, Oxford 2004, ISBN 1-84176-571-6
- Peter Schmitz, et al.: Die deutschen Divisionen 1939–1945: Band 2, Die Divisionen 6–10, Biblio, Osnabrück 1994, ISBN 3-7648-2429-8
- Hans-Martin Stimpel: Die deutsche Fallschirmtruppe 1942–45: Einsätz auf Kriegsschauplätzen im Osten und Westen, E. S. Mittler & Sohn, Hamburg 2001, ISBN 3-8132-0683-1