„1914“. Die letzten Tage vor dem Weltbrand
Filmdaten | |
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Originaltitel: | „1914“. Die letzten Tage vor dem Weltbrand |
Produktionsland: | Weimarer Republik |
Erscheinungsjahr: | 1931 |
Laufzeit: | 112 Minuten |
Sprache: | Deutsch |
Filmproduktion: | Richard Oswald-Produktion GmbH |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Richard Oswald |
Drehbuch: | Heinz Goldberg, Fritz Wendhausen, Eugen Fischer (Vorspruch) |
Produzent: | Richard Oswald |
Ton: | Charles Métain |
Kamera: | Mutz Greenbaum |
Standfotos: | Josef Höfer |
Bauten: | Franz Schroedter |
Maske: | Oscar Schmidt, Hermann Rosenthal |
Aufnahmeleitung: | Walter Zeiske |
Schnitt: | Paul Falkenberg |
Besetzung | |
Darsteller | Rolle |
Heinrich George | Jean Jaurès |
Albert Bassermann | von Bethmann-Hollweg, deutscher Reichskanzler |
Eugen Klöpfer | Kaiser Franz Joseph |
Reinhold Schünzel | Zar Nikolaus II. |
Alfred Abel | Graf Leopold Berchtold, k.u.k. Außenminister |
Oskar Homolka | Sasonow, Minister des Äußeren |
Lucie Höflich | Die Zarin |
Theodor Loos | Paleologue, französischer Botschafter am russischen Hof |
Ferdinand Hart | Großfürst Nicolai Nicolajewitsch |
Hans Peppler | Graf Pourtales, deutscher Botschafter am russischen Hof |
Fritz Alberti | Buchanan, englischer Botschafter am russischen Hof |
Paul Bildt | Nicolson |
Eugen Burg | Baron von Giesl, österreichischer Gesandter am serbischen Hof |
Alexander Granach | Ein Freund von Jaurès |
Hermann Wlach | von Jagow, deutscher Staatssekretär des Äußeren |
Wolfgang von Schwindt | von Moltke, deutscher Generalstabschef |
Heinrich Schroth | von Falkenhayn, deutscher Kriegsminister |
Karl Staudt | Graf von Szögyeny-Marich, österr.-ungarischer Botschafter |
Ernst Dernburg | Ein General |
Robert Hartberg | Graf Hoyos |
Adolf Edgar Licho | Suchomlimow, Kriegsminister |
Leo Reuß | |
Hermann Heilinger | Januskewitsch, Generalstabschef |
Hugo Flink | von Szapary, österreichischer Botschafter am russischen Hof |
Viktor de Kowa | Großfürst Michael |
Fred Goebel | Großfürst Dimitri |
Alice Hechy | Alexandra Alexandrowna, Hofdame |
Viktor Jensen | Graf Paar, Generaladjutant |
Otto Torday | Graf Stefan Tisza, ungarischer Ministerpräsident |
Alfred Gerasch | Conrad von Hötzendorff, Generalstabschef |
Michael von Newlinski | Untersuchungsrichter |
Carl Balhaus | Gavrilo Princip |
Karl Gerhardt | Ketterl, Kammerdiener des Kaisers |
Ferdinand von Alten | Viviani, Minister des Äußeren |
Bruno Ziener | Freiherr von Schön, deutscher Botschafter am französischen Hof |
Paul Mederow | Sir Edward Grey, Außenminister |
Fritz Odemar | Fürst Lichnowsky, deutscher Botschafter am englischen Hof |
Carl Goetz | Jules Cambon, französischer Botschafter am englischen Hof |
Bernhard Goetzke | König Peter |
Olaf Fjord | Kronprinz Alexander |
Adolf Klein | Paschitsch, Ministerpräsident |
„1914“. Die letzten Tage vor dem Weltbrand ist ein Spielfilm, der sich auf historische Dokumente stützt. Regisseur und Produzent war der bis 1933 in Deutschland tätige jüdische Filmemacher und Produzent Richard Oswald. Der Film zeigt in Form einer Reportage die Ereignisse an den europäischen Höfen – mit Hauptgewicht auf dem russischen Zarenhof – zwischen dem Attentat von Sarajewo, bei dem am 28. Juni 1914 der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz-Ferdinand und seine Gattin Sophie ums Leben kamen, und dem Kriegsausbruch Anfang August.
Die Uraufführung fand am 20. Januar 1931 im Tauentzien-Palast in Berlin statt.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Der letzte Sonntag im Juni 1914. Das Volk von Sarajewo drängt sich auf den Straßen, bejubelt den Erzherzog-Thronfolger, der seinen Einzug hält — da krachen zwei Revolverschüsse ... und eine Stunde später meldet dem 84jährigen Kaiser Franz Josef sein Generaladjutant, aufs Tiefste erschüttert, daß der zu seinem Nachfolger auserwählte Erzherzog ermordet ist.
Kronrat in Ischl. Graf Berchtold, der österreichische Außenminister, fordert energisches Einschreiten gegen Serbien, das die Fürstenmörder unterstützt hat, der Generalstabschef Conrad schließt sich ihm an, nur Graf Tisza ist gegen einen Krieg, und der alte Kaiser gibt ihm recht. Er will keinen Krieg. Berchtold läßt in Berlin anfragen, Reichskanzler von Bethmann-Hollweg versichert ihm, daß der deutsche Kaiser seinen Bündnispflichten gemäß treu an der Seite Österreichs stehen werde, aber er wünscht, ebenso wie der Kaiser, dringend eine Lokalisierung des Konflikts. Graf Berchtold arbeitet die Note aus, in der die Monarchie von Serbien Genugtuung fordert — und Bethmann ist sehr peinlich überrascht, wie er das Dokument liest. Das entspricht ja nicht den Besprechungen? Er will die Note mildern, ja abändern lassen — aber sie ist schon abgesandt und wird am nächsten Tag in Belgrad übergeben. In Belgrad ist man im ersten Augenblick ratlos. Der alte König Peter will die Bedingungen Österreichs annehmen, so schwer sie sind, Kronprinz Alexander und der greise Paschitsch sind aber anderer Meinung. Sie wenden sich an den Zaren um Hilfe und Beistand. Der große slawische Bruder soll Serbien gegen Österreich unterstützen. Alexanders Telegramm an den Zaren geht ab, und damit verschiebt sich der Schwerpunkt der Ereignisse nach Petersburg.
Der Zar antwortet, von Sasonow beraten, daß er Serbien beistehen werde. Die serbische Regierung, die fieberhaft auf das Eintreffen des Zarentelegramms gewartet hat, läßt nun ihre Antwort auf die österreichische Note überreichen. Der österreichische Gesandte, Baron Giesl, findet sie ungenügend und reist ab.
Österreich macht mobil. In Berlin ist man anderer Meinung. Kaiser Wilhelm II. findet die serbische Note „eine brillante Leistung für die kurze Frist“. Er hätte darauf „nie mobil gemacht, und Giesl hätte ruhig in Belgrad bleiben können“. Schon beginnt Berlin zu vermitteln — aber jetzt hängt alles von Petersburg ab. Großfürst Nikolaj Nikolajewitsch fordert von dem Zaren die Mobilmachung. Keine Teilmobilmachung gegen Österreich, sondern die allgemeine Mobilmachung. Der Zar sträubt sich — eine allgemeine Mobilmachung würde sich ja gegen Deutschland richten! Aber Nikolaj hat auch Sasonow für sich, und die Generäle, die um jeden Preis losschlagen wollen. Petersburg wird zum Brandherd des Weltkrieges. Vergebens versucht die Zarin ihren Gatten zurückzuhalten, er führt zwar auf der einen Seite einen ständigen Telegrammwechsel mit dem deutschen Kaiser, läßt sich aber von seiner Umgebung doch beeinflussen und befiehlt die allgemeine Mobilmachung. Deutschland bleibt nichts weiter übrig, als sich zu wehren.
Der Zustand der drohenden Kriegsgefahr wird verkündet — nochmals versucht es der Kaiser, auf Rußland einzuwirken. Eine zwölfstündige Frist wird Rußland gegeben, die Mobilmachung zurückzuziehen. Den 1. August punkt 12 Uhr mittags erscheint der deutsche Botschafter Graf Pourtales zum letzten Male bei Sasonow, um das eine Wort zu hören, das den Weltkrieg und die Weltkatastrophe aufhalten würde — aber das eine Wort wird nicht ausgesprochen. Pourtales verläßt Petersburg. Noch scheint eine Hoffnung zu bestehen, noch sträubt sich England, aber Frankreich erklärt sich schon bereit, an Rußlands Seite zu treten, Paris mobilisiert, England wird überredet . . . und in dem kleinen „Cafe Croissant“ zu Paris fällt durch zwei Revolverschüsse der einzige Mann, der vielleicht noch das Unglück aufhalten könnte: Jean Jaures, der Führer des französischen Volkes.
Der erste Schuß im Weltkrieg traf einen Mann, der nur für den Frieden lebte ...
Anmerkungen
- Der Richard-Oswald-Film „1914“. Die letzten Tage vor dem Weltbrand wurde schon in der Weimarer Republik stark unter die Lupe genommen. Der Film wurde der Filmprüfstelle öfters vorgelegt.
- Der Film ist auf Einspruch der Sachverständigen vom Auswärtigen Amt hin wegen Gefährdung des deutschen Ansehens im Auslande und Gefährdung der Beziehungen zu auswärtigen Staaten im Dezember 1930 verboten worden.
- Nach Vorführung des Films kam es zu einer Verlesung einer Erklärung des Auswärtigen Amtes durch den Gesandten Meyer, in der gesagt wurde; daß das Auswärtige Amt die Wiedergabe der geschichtlichen Vorgänge in ihrer Vollständigkeit vermisse, der Film sei geeignet ein falsches Bild zu geben und beeinträchtige damit Deutschlands Auslandsinteressen. Im Gegensatz zu BRD wurde in der Weimarer Republik auf historische Genauigkeit geachtet.
- Dr. von Wegerer führte ähnliche Gründe an, er betonte, der Film gebe durch Lückenhaftigkeit keine Vorstellung von den Vorgängen.
- Die Anteilnahme der einzelnen Länder an der Kriegsursache sei nicht klar herausgestellt. Frankreich und England spielten zu sehr Nebenrollen, einige Länder kämen zudem in der Charakterisierung anders weg als zu erwarten sei.
- Oswald hatte den bekannten Historiker Dr. Eugen Fischer, den Autor des Buches „39 Tage“, beauftragt, dem Film eine klärende Einleitung vorauszuschicken, die, ähnlich wie beim Dreyfus-Film in Form einer kurzen historischen Darlegung geschehen sollte, die Dr. Fischer spricht. Am 6. Januar 1931 wurde diese Ansprache im Ufa-Atelier aufgenommen und auch im Film selbst wurden einige Änderungen vorgenommen. Die erneute Veränderung an diesen Film sollte die Beanstandungen des Auswärtigen Amtes berücksichtigen, so daß er ohne weiteres freigegeben wurde.
Filmszenen
Eugen Klöpfer, Viktor Jensen (v.l.n.r.)
Oskar Homolka, Hans Peppler (v.l.n.r.)
Albert Bassermann (2.v.l.)
Fritz Alberti (links)
Alexander Granach, Heinrich George (v.l.n.r.)
Oskar Homolka, Hans Peppler (v.l.n.r.)
Szene mit Reinhold Schünzel (rechts)
Fritz Odemar, Paul Mederow (v.l.n.r.)
Oskar Homolka, Fritz Alberti (v.l.n.r.)
Filmvorschau
Verweise
- IFK-Programmheft
- E-Mule-Verweis:
- ed2k://|file|1914-Die.letzten.Tage.vor.dem.Weltbrand.(1931).Richard.Oswald.deu.avi|1307156480|0EF5C5DB05F60BFA71C1B1B79823FB9B|/