Bock, Fedor von
Moritz Albert Franz Friedrich Fedor von Bock ( 3. Dezember 1880 in Küstrin, Neumark; gefallen 4. Mai 1945 in Oldenburg/Holstein) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht. Während des Zweiten Weltkrieges war er Oberbefehlshaber verschiedener Heeresgruppen (seit 1940 Generalfeldmarschall), besonders bekannt als glänzender Feldherr und „Sieger von Dünkirchen“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ausbildung und Militär
Nach dem Schulbesuch in Graudenz, Wiesbaden und Charlottenburg bei Berlin trat Fedor von Bock in die Hauptkadettenanstalt Lichterfelde ein. Er trat nach dem Abitur der Preußischen Armee am 15. März 1898 als Fähnrich bei, am 1. Mai 1898 wurde er Leutnant des Garde-Korps im 5. Garde-Regiment zu Fuß in Berlin-Spandau, 1905 Bataillons- und 1907 Regimentsadjutant. Von 1910 bis 1912 absolvierte von Bock die Generalstabsausbildung. 1912 wurde er als Hauptmann in den Großen Generalstab versetzt und 1913 in den Generalstab des Gardekorps.
Erster Weltkrieg
Als Generalstäbler rückte von Bock auch 1914 ins Feld. Nach einem Truppenkommando als Bataillonsführer im 4. Garde-Regiment zu Fuß wurde er Major im Generalstab der 200. Infanterie-Division. Während der „Großen Schlacht in Frankreich“ wurde er mit dem Orden „Pour le Mérite“ ausgezeichnet. Das Kriegsende erlebte er als 1. Generalstabsoffizier der Heeresgruppe „Deutscher Kronprinz“.
Weimarer Zeit
Major von Bock war nach dem Kriege zuerst Mitglied der Heeresfriedenskommission, 1920 als Oberstleutnant Chef des Stabes der 3. Division und des Wehrkreises III Berlin. 1924 übernahm er das Jägerbataillon im 4. (Preußischen) Infanterie-Regiment, dessen Kommandeur er 1925 als Oberst wurde. 1929 Generalmajor und Chef des Stabes beim Gruppenkommando I (Berlin) der Reichswehr. 1931 Generalleutnant und Kommandeur der 1. Kavallerie-Division in Frankfurt/O., dann Befehlshaber im Wehrkreis II Stettin/Pommern.
Drittes Reich
Als General der Infanterie und Kommandierender General übernahm von Bock erst das II. Korps und am 1. April 1935 den Befehl über das Heeresgruppenkommando 3 in Dresden. 1939 nahm er – inzwischen Generaloberst – an der Spitze der 8. Armee an dem Beitritt Österreichs teil. Am 1. November 1938 übernahm er den Oberbefehl über die Gruppe I (Berlin).
Zweiter Weltkrieg
Im Polenfeldzug stellte Generaloberst von Bock mit der Heeresgruppe Nord die Verbindung zwischen dem Reichsgebiet und Ostpreußen her, er erhielt hier das Ritterkreuz. Im Westfeldzug befehligte er die Heeresgruppe B, die Holland, Belgien und zwei französische Armeekorps zur Kapitulation zwang. Einheiten seiner Heeresgruppe besetzten am 14. Juni 1940 Paris.
Im Rußlandfeldzug befehligte Generalfeldmarschall (befördert am 19. Juli 1940) von Bock die Heeresgruppe Mitte. Wegen seines Magenleidens mußte er den Oberbefehl 1941 an Generalfeldmarschall von Kluge abgeben, aber nach dem Ausfall von Generalfeldmarschall Walter von Reichenau mußte er im Januar 1942 wieder an die Front. Er übernahm zusätzlich zur Heeresgruppe B die Heeresgruppe Süd, siegte glänzend bei der Schlacht Kesselschlacht von Charkow (als schnelle Speerspitze fungierte General der Kavallerie Eberhard von Mackensen, Kommandierender General des III. Panzerkorps/1. Panzer-Armee), wurde jedoch wegen strategischer Differenzen mit Hitler bezüglich einer Aufteilung der Heeresgruppe für das Unternehmen „Braunschweig“ (er sollte Recht behalten, denn die führte zur Katastrophe von Stalingrad) am 15. Juli 1942 in die Führerreserve beordert.
Verräterkreise
Fedor von Bock hat mehrfache Bemühungen seines Neffen Henning von Tresckow, ihn für den „Widerstand“ zu gewinnen, abgelehnt. Er sagte dazu:
- „Ich bin kein südamerikanischer Operettengeneral!“
Tod
Am 23. April 1945 hatte die Familie von Bock, aus Ostpreußen kommend, in Petersdorf bei Lensahn (Ostholstein) Unterkunft gefunden. Am 3. Mai 1945 wurde Generalfeldmarschall Fedor von Bock mit seiner Frau Wilhelmine, der jüngsten Stieftochter Katharina „Karin“ Elisabeth Sophie von der Osten, einer Freundin und seinem Fahrer auf dem Wege zu dem in der Nachbarschaft untergekommenen Generalfeldmarschall von Manstein Opfer eines britischen Tieffliegerangriffes (Jagdbomber der Royal Air Force). Während alle übrigen Insassen sofort tot waren, wurde Fedor von Bock mit schweren Verbrennungen in das Marinelazarett nach Oldenburg (Holstein) gebracht. Generalfeldmarschall von Manstein besuchte ihn noch am Abend des 3. Mai. Von Bocks letzte Worte waren:
- „Manstein, retten Sie Deutschland!“
Am nächsten Tag starb der schwerverwundete Feldherr, er wurde auf dem Friedhof zu Lensahn beigesetzt.
Familie
Fedor von Bock wurde am 3. Dezember 1880 als Sohn des Obersten und späteren Generalmajors sowie Kommandant von Torgau Moritz Carl Albert von Bock (Kommandeur des 5. Brandenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 48) und dessen Ehefrau Olga Helene Franziska, geb. von Falkenhayn, in Küstrin geboren und am 16. Januar 1881 getauft. Sein älterer Bruder war Fedor Franz-Karl von Bock (1876–1943).
Seine Eltern hatten am 19. Oktober 1873 in Graudenz geheiratet. Sein Vater Moritz ( 15. Januar 1828 in Koblenz; 16. April 1897 in Charlottenburg) war zu den Zeitpunkt 45 Jahre, Oberstleutnant und diente im 7. Ostpreußischen Infanterie-Regiment Nr. 44. Als Bataillonskommandeur wurde er im Deutsch-Französischen Krieg zweimal verwundet und 1873 in den erblichen Adelsstand erhoben. Seine Mutter Olga ( 4. März 1851 auf Burg Belchau; 14. Dezember 1919 in Berlin) war 22 Jahre, sie war eine Schwester des preußischen Kriegsministers und späteren Chefs des Generalstabs des Feldheeres Erich von Falkenhayn.
Fedor von Bocks Großeltern waren Oberst Friedrich Wilhelm von Bock (1780–1838) und Albertine, geb. Herault de Hautcharmoy (1800–1876) sowie der Rittergutsbesitzer Fedor Leo Tassilo von Falkenhayn (1814–1896), Herr auf Burg Belchau, Kreis Graudenz und auf Schwirsen, Kreis Thorn und Franziska Antonie Laura, geb. Freiin von Rosenberg (1826–1888).[1]
Ehen
Mally (1887–1910)
Der Königlich Preußische Leutnant Moritz Albert Franz Friedrich Fedor von Bock ehelichte am 7. Oktober 1905 in Charlottenburg seine Verlobte Mally Lonny Anna Marga Klara von Reichenbach ( 12. März 1887 in Berlin), die Tochter von Major a. D. Leopold Ernst Dorotheus von Reichenbach (1852–1929) und Fanny Julia Anna Margarete, geb. Adelssen (1865–1921), wohnhaft zu Deutsch-Wilmersdorf. Aus dieser ersten Ehe ist am 15. August 1906 die Tochter Mally Lonny Anna Marga Ursula von Bock entsprossen.
Ursula heiratete am 20. März 1928 in Kolberg Walther Hermann Ernst von Blanckenburg-Strachmin ( 4. Mai 1900 Strippow), Herr auf Schloß Schützow (hier wurden im November 1943 130.000 Bände der Preußischen Staatsbibliothek eingelagert). Von Blanckenburg-Strachmin war am 21. Januar 1945 bei der Schlacht um Provinz Pommern gefallen, als die Rote Armee Strachmin überrannte. Fedor von Bocks Gemahlin Mally war am 10. Dezember 1910 mit nur 23 Jahren verstorben.
Wilhelmine (1893–1945)
Nach 26 Jahren als Witwer und Offizier mit Leib und Seele heiratete Fedor von Bock am 20. Oktober 1936 ein zweites Mal. Seine Gemahlin wurde Wilhelmine Gottliebe Jenny von Boddien (1893–1945), Mutter von vier Kindern. Wilhelmine war die Tochter von Oberstleutnant Fritz Wilhelm August von Boddien (1850–1909), Herr auf Knauten und Grodtken und der Gottliebe, geb. von Wulffen genannt Küchmeister von Sternberg (1856–1942). Wilhelmine hatte am 11. Juni 1920 in Knauten den Kaufmann Oberstleutnant der Reserve Karl August von der Osten ( 7. Oktober 1892), Gutsherr auf Witzmitz (Anteil B) und Pinnow (beide Landkreis Regenwalde). Die Ehe wurde am 27. Juni 1935 geschieden. Karl August heiratete ebenfalls erneut, am 8. Mai 1937 in Nemischhof, Kreis Arnswalde die am 21. Februar 1910 in Potsdam geborene Veronika von Arnim, mit der er zwei weitere Söhne bekam.
Auszeichnungen (Auszug)
Beförderungen
- Eintritt in die Armee als Fähnrich (15. März 1898)
- Sekondeleutnant (1. Mai 1898)
- Oberleutnant (10. September 1908)
- Hauptmann (22. März 1912)
- Major (30. Dezember 1916)
- Oberstleutnant (18. Dezember 1920)
- Oberst (1. Mai 1925)
- Generalmajor (1. Februar 1929)
- Generalleutnant (1. Februar 1931)
- General der Infanterie (1. März 1935)
- Generaloberst (15. März 1938)
- Generalfeldmarschall (19. Juli 1940)
Deutsches Kaiserreich
- Preußischer Kronen-Orden, IV. Klasse am 13. September 1911
Erster Weltkrieg
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- II. Klasse am 18. September 1914
- I. Klasse am 30. Oktober 1916
- Fürstl. Hohenzollernsches Ehrenkreuz III. Klasse mit Schwertern, Oktober 1914
- Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration am 24. Juni 1915
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern am 25. Oktober 1916
- Orden der Eisernen Krone III. Klasse mit der Kriegsdekoration am 9. Februar 1917
- Grossherzoglich Mecklenburg-Schwerinsches Militärverdienstkreuz II. Klasse am 3. August 1917
- Hanseatenkreuz Hamburg am 19. September 1917
- Hanseatenkreuz Bremen am 30. Januar 1918
- Orden vom Zähringer Löwen Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern am 10. Januar 1918
- Orden der Württembergischen Krone Ritterkreuz mit Schwertern am 25. Januar 1918
- Pour le Mérite am 1. April 1918 als Major und Ia im Generalstab der Heeresgruppe „Deutscher Kronprinz“
- Militär-Verdienstorden (Bulgarien) Kommandeurkreuz am 2. August 1918
Weimarer Republik
- Dienstauszeichnungskreuz, März 1920
- Schlesischer Adler II. und I. Stufe am 15. April 1921
Drittes Reich
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse am 2. Oktober 1936
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer am 14. Dezember 1934
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Orden der Krone von Jugoslawien I. Klasse am 1. Juni 1939
- Eichenlaub zur Wehrmacht-Dienstauszeichnung I. Klasse am 12. September 1939
Zweiter Weltkrieg
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum EK II am 22. September 1939
- Spange zum EK I am 22. September 1939
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 30. September 1939 als Generaloberst und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „Nord“
- Orden der Krone von Italien Großkreuz am 27. August 1940
- Rumänischer Militärorden „Michael der Tapfere“ III. und II. Klasse am 29. Juli 1942
- Rumänischer Militärorden „Michael der Tapfere“ I. Klasse am 1. September 1942
- Ungarischer Verdienstorden, Großkreuz mit Schwertern am 27. November 1942
- Viermalige namentliche Nennung im Wehrmachtbericht am 7. August 1941; 19. September 1941; 18. Oktober 1941; 30. Mai 1942
Literatur
- Gerd F. Heuer: Die deutschen Generalfeldmarschälle und Großadmirale 1933–1945, VPM Verlagsunion Pabel Moewig KG, ISBN 3-8118-1406-0
- Ronald Smelser / Enrico Syring (Hg.): Die Militärelite des Dritten Reiches 27 biographische Skizzen, Ullstein Verlag Berlin 1995, ISBN 3-550-07080-2
Fußnoten
- Geboren 1880
- Gestorben 1945
- Deutscher Generalfeldmarschall
- Major (Preußen)
- Major (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- General der Infanterie (Reichswehr)
- Kommandeur der 2. Division (Reichswehr)
- Person (Schwarze Reichswehr)
- Generalfeldmarschall (Heer der Wehrmacht)
- Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe (Heer der Wehrmacht)
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 4. Klasse
- Träger des Ordens der Württembergischen Krone (Ritter)
- Träger des Ordens vom Zähringer Löwen (Ausprägung unbekannt)
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Ordens der Eisernen Krone (III. Klasse)
- Träger des Österreichischen Militärverdienstkreuzes III. Klasse
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Hanseatenkreuzes (Bremen)
- Träger des Hanseatenkreuzes (Hamburg)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Träger des bulgarischen Militär-Verdienstordens
- Träger des Ordens der Krone von Italien (Großkreuz)
- Erwähnung im Wehrmachtbericht
- Person (Küstrin)