Genz, Alfred
Alfred Genz ( 8. März 1916 in Berlin; 23. April 2000 in Schongau)[1] war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major der Luftwaffe, Fallschirmjäger und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges. Er war der erste deutsche Soldat auf Kreta während des Unternehmens „Merkur“.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Genz gehörte zuerst zur Landespolizeigruppe „General Göring“ und gehörte ab April 1935 zur Luftwaffe. Er absolvierte Anfang 1938 den Fallschirmschützenlehrgang in Stendal. Nach dieser Ausbildung wurde er am 1. April 1938 Kompanie-Offizier und Zugführer der 4. Kompanie/I. Bataillon im Fallschirm-Jäger-Regiment 1 der 7. Flieger-Division. Seit dem 1. März 1938 war er Leutnant, am 1. April 1940 wurde er zum Oberleutnant befördert. 1940 wurde er zur Sturm-Abteilung „Koch“ versetzt, vermutlich erst nach dem Unternehmen „Weserübung“ (ggf. erst nach dem Westfeldzug), wo er Führer der der 1. (Sturm-)Kompanie wurde.
Kriegsschicksal
Es wird berichtet, Genz war der erste deutsche Soldat, der während des Unternehmens „Merkur“ die Insel Kreta aus der Hüfte schießend betrat. Die Sturmkompanie „Genz“, als Teil des I. Bataillons des Major Kochs, landete frühmorgens als die ersten Soldaten mit ihren Lastenseglern in die Feuerstellung dreier britischer Flak-Batterien am Stadtrand von Chania. Genz und seine Männer sprangen heraus, griffen den Feind an, überwältigten die Kanoniere und sprengte die Geschütze. Nachdem die eingeschlossene Kompanie von Genz vergeblich auf Entsatz gewartet hatte, entschloß sich ihr Führer zu einem zweiten Husarenstreich. Die provisorisch versorgten deutschen und britischen Verwundeten wurden unter dem Zeichen des Roten Kreuzes zusammengebettet, die kampffähigen Fallschirmjäger staffierten sich mit englischen Uniformteilen aus, die sie erbeutet hatten, und zogen – englisch parlierend, so gut sie es konnten – durch feindliches Gebiet sechs Kilometer weit bis zur eigenen Front. Genz bekam für seine Verwegenheit das Ritterkreuz, welches ihm persönlich vom Führer verliehen wurde.
- „Zunächst um uns wirbelnde Splitter der zerkrachten Fläche [des Gleiters IH] und viel Staub. Ich warf die Haube ab und sprang, die MP im Hüftanschlag, aus der Maschine, genau vor zwei Soldaten, die mir ihr Gewehr im Augenblick 1m vor den Leib hielten. Im zweiten Augenblick nicht mehr. Da – vor uns, um uns, überall aus der Erde flache Helme, Gesichter darunter, Gewehrläufe! Wir liefen einfach drauf los, warfen Handgranaten, zersägte Stahlsprengrohre mit Graukopfzünder, zu Handgranaten umgearbeitet, schossen. Unerwartet kam eine meiner abgerissenen Maschinen, die mit der Werfergruppe, in der sich auch der Kp.-Arzt, Oberarzt Dr. Martin Stehjfen befand, zur Hilfe. [...] Inzwischen waren Feindpanzer an die Batteriestellung herangekommen. Wir hatten uns nach Sprengung der Geschütze durch den Olivenhain in südwestlicher Richtung in ein Weinfeld zurückgezogen. Ich entschloß mich nun, mich mit der Kompanie zum Rgt. 3 durchzuschlagen. Die etwa 20 Verwundeten mußten wir unter dem ebenfalls schwer verwundeten Oblt. Toschka zurücklassen. Sie wurden in einem britischen Hospital hervorragend betreut und wir fanden sie nach der Einnahme von Candia wieder. Am Rande des Feldes an der Straße stehend, wies ich einen Späher ein, als um eine durch Hecken unübersichtliche Biegung der Straße ein LKW preschte, voller Soldaten, auf dem Führerhaus aufgelegt 1 MG, drei Mann dabei, die Ladefläche voller Khaki. Wir begriffen schneller, die anderen langsamer. Von der Wagenbesatzung blieb keiner übrig. [...]“ — Kompanieführer Genz
Da Genz seine beiden Brüder auf Kreta verloren hatte (Günther im Fallschirm-Jäger-Regiment 3 und Harald in der 2./Luftlande-Sturm-Regiment 1; ein Schicksal ähnlich den Gebrüdern von Blücher) und letztes männliches Mitglied seiner Familie war, wurde er bewußt von Kampfhandlungen abgezogen, wogegen er sich mehrfach schriftlich beschwerte. Nachdem er das I. Bataillon nach den Verlusten auf Kreta neu aufgebaut hatte, wurde er im Januar 1942 zu einer Erdkampschule der Luftwaffe abkommandiert, um Unterricht an Kommandeure in spe der Luftwaffen-Feld-Divisionen zu erteilen. Er hielt weitere Ausbildungsaufträge und war zeitweilig dem Stab von Kurt Student zugeteilt.
Am 1. Dezember 1943 bekam Hauptmann Genz eine neues Kommando im aktiven Dienst, er übernahm das III. Bataillon des Fallschirm-Jäger-Regimentes 12 und kämpfte mutig, zuletzt als Kommandeur des Fallschirm-Jäger-Regimentes 29[2] am Rande der Alpenfestung bei Iglau (Böhmen), bis zur Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945.
Wehrmachtbericht
Am 9. Juni 1941 wurde Genz im Wehrmachtbericht erwähnt:
- „In den Kämpfen um Kreta zeichneten sich die unter Führung von Major Koch, Hauptmann Altmann und Oberleutnant Genz[3] stehenden Fallschirmverbände durch Kühnheit und Heldenmut aus.“[4]
Schlachtenteilnahme
- Polenfeldzug
- Unternehmen „Merkur“
- Afrikafeldzug
- Schlacht um Monte Cassino
- Abwehr der Operation Shingle
- Abwehr der Prager Operation
- Abwehrkämpfe in Gratwin, Graz und Iglau
- als Kommandeur des Fallschirm-Jäger-Regimentes 29
Nachkriegszeit
Ende Dezember 1949 kehrte Genz aus der Kriegsgefangenschaft heim. Vom 26. April 1956 bis 31. März 1974 war Genz Offizier der Fallschirmjägertruppe der Deutschen Bundeswehr (zuletzt Oberst), u. a. als erster Kommandeur des Kemptener Luftlande-Jäger-Bataillons 19 in der Prinz-Franz-Kaserne und Kommandeur der Lufttransportschule in Schongau.
Auszeichnungen (Auszug)
- Fallschirmschützenabzeichen der Luftwaffe am 30. März 1938
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. Klasse
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 15. Mai 1940
- 1. Klasse am 15. Mai 1940
- Ärmelband „Kreta“
- Namentliche Nennung im Wehrmachtbericht am 9. Juni 1941[4]
- Erdkampfabzeichen der Luftwaffe am 27. August 1942
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 14. Juni 1941 als Oberleutnant und Kompanieführer der 1. (Sturm-)Kompanie des I. Bataillons/Luftlande-Sturm-Regiment 1
Bundeswehr (Auszug)
- Fallschirmspringerabzeichen in Gold, Stufe III
- Französisches Springerabzeichen (Brevet parachutiste militaire )
- Parachutist Badge (Jump Wings) der United States Army
Weitere
- Bundesverdienstkreuz, 1. Klasse am 4. März 1973
- Nationaler Verdienstorden Frankreichs (Ordre national du Mérite) am 25. Mai 1973
Verweise
- Umerziehungsliteratur: ArtikelILLER-KATASTROPHE: Der Tod von Kempten, Der Spiegel, 24/1957,