Reinhardt, Georg-Hans
Georg-Hans Reinhardt ( 1. März 1887 in Bautzen; 24. November 1963 am Tegernsee) war ein deutscher Offizier der Sächsischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generaloberst und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord im Zweiten Weltkrieg sowie nach dem Kriege Sachautor und Vorsitzender der Gesellschaft für Wehrkunde.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Familie und Ehe
Georg-Hans Reinhardt war der Sohn des Bankiers Georg Reinhardt und dessen Ehefrau Lisbeth, geb. Mosbach. Er besuchte das Humanistische Gymnasium in Bautzen, das er mit Abitur abschloß. Am 9. September 1919 heiratete der Offizier Eva, geb. Prüfer; sie hatten zwei Töchter.
Militärischer Werdegang (chronologisch)
- 25. März 1907 Eintritt in das Königlich Sächsische 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg“ Nr. 107, Leipzig
- Januar 1912 Gerichtsoffizier im III. Bataillon des 8. Infanterie-Regiments
- 1. Oktober 1912 Adjutant des III. Bataillons des 8. Infanterie-Regiments
- November 1912 bis Februar 1913 zum Königlich-Sächsischen Ulanen-Regiment 18, Leipzig, kommandiert
- 12. Juli 1913 Adjutant des Königlich-Sächsische 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg“ Nr. 107
- Mai 1916 Adjutant der Brigade Nord
- Sommer 1916 kommandiert zur Generalstabs-Ausbildung zur 58. Infanterie-Division und zum XIX. Armee-Korps
- Herbst 1916 in den Generalstab versetzt zum Deutschen Etappenkommando der k.u.k. österr. 7. Armee
- 22. Dezember 1916 Id im Generalstab der XII. Reserve-Korps und bei der 23. Reserve-Division
- Ende Januar 1917 Ib im Generalstab der 8. Kavallerie-Division
- Ende August 1917 Ib im Generalstab der Kavallerie-Division Nord
- Herbst 1917 Ia der 192. Infanteriedivision
- 3. Januar 1919 Kompanie-Führer im Infanterie-Regiment 107, Leipzig
- 23. März 1919 im Generalstab der 24. Division (2. Königlich Sächsische), Teilnahme an bürgerkriegsähnlichen Kämpfen gegen Spartakisten in Leipzig
- 1. Oktober 1919 im Generalstab der Freikorpseinheit 2. Freiwilligen Grenzjäger-Brigade Nr. 19 unter Oberst und Pour-le-Merit-Träger Richard Georg Frotscher in Leipzig, Übernahme in die Vorläufige Reichswehr
- 16. Mai 1920 in die Reichswehr übernommen
- 1. Oktober 1920 Chef der 6. Kompanie des 11. (Sächsischen) Infanterie-Regiments;
- Gasthörer an der Universität Leipzig in den Fächern Geschichte, Philosophie und Wirtschaftslehre
- 1. April 1922 im Generalstab des Artillerieführers IV, Dresden
- 1. Oktober 1923 im Generalstab der 4. Division, Dresden
- 1. Oktober 1925 etatmäßig in der 4. Eskadron des 12. (Sächsischen) Reiter-Regiments, Großenhain/Sachsen; kommandiert als Taktiklehrer an die Infanterieschule in Ohrdruf
- 1. März 1926 kommandiert als Taktiklehrer an die Infanterieschule in Dresden
- 1. Oktober 1927 Lehrer für Taktik und Kriegsgeschichte im Reichswehrministerium, Berlin (etatmäßig bei der Heers-Ausbildungs-Abteilung [T4])
- 1. Oktober 1929 Leiter des 3. Lehrgangs für Führergehilfen im Reichswehrministerium, Berlin (etatmäßig bei der Heers-Ausbildungs-Abteilung [T4])
- 1. Oktober 1931 Kommandeur des III. Bataillons des 10. (Sächsischen) Infanterie-Regiments, Dresden
- 1. März 1933 Chef des Generalstabes der 4. Division und des Wehrkreiskommandos IV, Dresden
- 1. Oktober 1933 Chef der Heeres-Ausbildungs-Abteilung (T4) im Truppenamt des RWM, Berlin (als Nachfolger von Walter Wever)
- 1. Juli 1935 im Generalstab des Heeres, Chef der 4. Abteilung (Ausbildung)
- 12. Oktober 1937 Kommandeur 1. Schützen-Brigade, Weimar (als Stab für die Schützeneinheiten der 1. PD, anfangs nur SR 1 und KS 1, aufgestellt)
- 10. November 1938 Kommandeur 4. Panzer-Division, Würzburg
- 9. Februar 1940 (mit Wirkung vom 15. Februar 1940) Kommandierender General des XXXXI. Armee-Korps (mot.)
- Juli 1940 zugleich Leiter des „Versuchsstabes Seelöwe“ in Berlin (u. a. werden Landungsmittel für das geplante Unternehmen „Seelöwe“ ausprobiert)
- 9. Oktober 1941 (mit Wirkung vom 5. Oktober 1941) Befehlshaber der Panzergruppe 3
- 1. Januar 1942 Oberbefehlshaber der 3. Panzer-Armee
- 16. August 1944 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte
- 25. Januar 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord (durch Umbennenung der Heeresgruppe Mitte)
- 26. Januar 1945 seines Kommandos wegen Meinungsverschiedenheiten mit Hitler enthoben und in die Führerreserve versetzt, Reinhardt bleibt Oberbefehlshaber bis zum Eintreffen des Nachfolgers, auch dann bleibt er vor Ort, ein Abtransport ist unmöglich. Mit geheimer Zustimmung des neuen Oberbefehlshabers bleibt er aktiv.
- zuletzt noch bei Elbing (Ostpreußen) trotz Führerreserve in Abwehrkämpfe verwickelt, durch Granatsplitter (Gehirnerschütterung, Schädelsplitterung) verwundet, in der Folge einige Wochen im Lazarett
Nachkriegszeit und Tod
Im Juni 1945 wurde Reinhardt nach seiner Genesung im Lazarett von VS-Amerikanern verhaftet und im OKW-Prozeß am 27. Oktober 1948 wegen „Kriegsverbrechen“ zu 15 Jahren Haft verurteilt. Im Juni 1952 wurde er aus der Haftanstalt in Landsberg am Lech entlassen.
- 28. November 1947 Anklageschrift im so genannten „High Command Case“
- 5. Februar 1948 Beginn der Verhandlungen gegen Johannes Blaskowitz, Karl-Adolf Hollidt, Hermann Hoth, Georg von Küchler, Wilhelm Ritter von Leeb, Rudolf Lehmann, Hermann Reinecke, Georg Hans Reinhardt, Karl von Roques, Hans von Salmuth, Otto Schniewind, Hugo Sperrle, Walter Warlimont und Otto Wöhler
- 27. Oktober 1948 im „OKW-Prozeß“ zu 15 Jahren Haft verurteilt (wegen „[...] Beseitigung von nicht arbeitsfähigen ‚Krüppeln‘ durch Übergabe an den SD, den Zwangseinsatz von einheimischen Arbeitskräften für die deutsche Kriegswirtschaft unter unmenschlichen Bedingungen, das massenweise Verhungernlassen sowjetischer Kriegsgefangener und vor allem das Vernichten ganzer Dörfer als angeblich ‚letzten Ausweg, die abwesenden Partisanen unschädlich zu machen‘, veranlaßt zu haben.“ **Verteidiger: Dr. Friedrich Frowein, zu seiner Verteidigung sprach General der Panzertruppe a. D. Hans Röttiger
- 27. Juli 1952 aus der Haft in Landsberg am Lech (u. a. saß er mit Joachim Peiper) entlassen
- 23. Juni 1954 bis 15. Juni 1963 Vorsitzender der Gesellschaft für Wehrkunde
- nach Generalmajor a. D. Vollrath von Hellermann. Sein Nachfolger wird Generalleutnant der Bundeswehr a. D. Smilo Freiherr von Lüttwitz;
- verfaßt zahlreiche Denkschriften
- 16. Juni 1963 Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für Wehrkunde
- 22. November 1963 Tod in München
- 26. November 1963 Trauerfeier im Münchner Waldfriedhof
- 27. November 1963 Beisetzung mit militärische Ehren in Tegernsee
Auszeichnungen
Beförderungen
- 25.03.1907 Fahnenjunker
- 19.11.1907 Fähnrich
- 14.08.1908 Leutnant (Pat. v. 14.02.1907)
- 25.09.1914 Oberleutnant (Pat. v. 25.09.1914)
- 22.05.1916 Hauptmann
- Herbst 1916 Hauptmann i. G.
- 16.05.1920 Patent vom 18.04.1916 erhalten
- 01.03.1927 Major i. G.
- 10.10.1931 Oberstleutnant
- 01.02.1934 Oberst
- 20.04.1937 Generalmajor (mit Wirkung vom 01.04.1937)
- 01.10.1939 Generalleutnant (mit Wirkung vom 1.1.1939)
- 17.05.1940 General der Panzertruppe (mit Wirkung vom 01.06.140)
- 16.03.1942 Generaloberst (mit Wirkung vom 01.01.1942)
- Ritterkreuz des k. u. k. Franz-Joseph-Ordens am 22. Dezember 1913
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- II. Klasse am 19. April 1914
- I. Klasse am 8. August 1915
- Kgl. Sächs. Albrechts-Orden, Ritterkreuz II. Klasse mit Schwertern am 31. Oktober 1914
- Kgl. Sächs. Verdienstorden, Ritterkreuz II. Klasse mit Schwertern am 10. Februar 1915
- Ritterkreuz des Militär-St.-Heinrichsorden am 22. August 1915
- Kriegsverdienstkreuz (Sachsen)
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
- Kgl. Bayerischer Militär-Verdienstorden, IV. Klasse mit Schwertern
- Bronzene Militärverdienstmedaille (Signum Laudis in Bronze) am Bande des k. u. k. Militär-Verdienstkreuzes mit Kriegsdekoration
- Kreuz für Auszeichnung im Kriege, II. Klasse (Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz)
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum EK II am 21. September 1939
- Spange zum EK I am 2. Oktober 1939
- Dreimalige namentliche Nennung im Wehrmachtbericht am 18. und 19. Oktober 1941 sowie am 21. Januar 1944
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern[1]
- Ritterkreuz am 27. Oktober 1939 als Generalleutnant und Kommandeur der 4. Panzer-Division
- Eichenlaub am 17. Februar 1942 (73. Verleihung) als General der Panzertruppe und Befehlshaber der 3. Panzergruppe[2]
- Schwerter am 26. Mai 1944 (68. Verleihung) als Generaloberst und Oberbefehlshaber der 3. Panzer-Armee
- Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland am 1. März 1962 (ggf. 24. November 1962)
Verweise
Fußnoten
- Geboren 1887
- Gestorben 1963
- Deutscher Generaloberst
- Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe (Heer der Wehrmacht)
- Kommandierender General des XXXXI. Armeekorps (Heer der Wehrmacht)
- Kommandeur einer Schützen-Brigade (Heer der Wehrmacht)
- Kommandeur einer Panzer-Division (Heer der Wehrmacht)
- Oberbefehlshaber einer Armee (Heer der Wehrmacht)
- Hauptmann (Sachsen)
- Hauptmann (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Oberst (Reichswehr)
- Generaloberst (Heer der Wehrmacht)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Militär-St.-Heinrichs-Ordens
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes
- Generalstabsoffizier (Deutsches Reich)