Trettner, Heinz
Heinrich „Heinz“ Trettner ( 19. September 1907 in Minden; 18. September 2006 in Mönchengladbach-Rheydt) war ein deutscher Offizier der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalleutnant der Luftwaffe und Eichenlaubträger des Zweiten Weltkrieges sowie General der Bundeswehr. Trettner war der letzte lebende General der Wehrmacht sowie der letzte lebende General des Zweiten Weltkrieges weltweit.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Heinz Trettner wurde als Sohn eines Offiziers der Preußischen Armee, der mit seiner Kompanie des Infanterie-Regiments „Prinz Friedrich der Niederlande“ (2. Westfälisches) Nr. 15 diesem 1902 und 1904 den Kaiserpreis erschoss, geboren. Das Abitur legte er 1925 am Hohenzollern-Gymnasium in Düsseldorf ab, heute Görres-Gymnasium.
Am 1. April 1925 trat er als Fahnenjunker der Reiterei in das 18. Reiter-Regiment in Stuttgart-Cannstatt ein und absolvierte die Ausbildung zum Offizier, u. a. an der Infanterieschule der Reichswehr in Dresden und der Kavallerieschule Hannover. 1929 wurde er zum Leutnant ernannt.
Am 31. Oktober 1932 wurde er offiziell aus der Reichswehr mit dem Charakter als Oberleutnant verabschiedet, diese Maßnahme war jedoch nur zur Tarnung. Ab dem 1. November 1932 wurde er an der Fliegerschule in Braunschweig zum Flugzeugführer ausgebildet, er besuchte bis zum 30. September 1933 u. a. die Flugfunkschule Berlin, die Verkehrsfliegerschule der Lufthansa und wurde als Beobachter zur italienischen Luftwaffe kommandiert. Ab dem 1. Oktober 1933 wurde er dann im Reichsluftministerium (RLM) in Berlin bei der Inspektion der Schulen (L In 4) eingesetzt. Am 1. Mai 1934 trat er nun die noch nicht enttarnte Luftwaffe bei und wurde zum Adjutant der Fliegerschule Kitzingen ernannt.
Legion Condor
Trettner hatte 1936 am ersten Auslandseinsatz der neuen deutschen Luftwaffe teilgenommen, an einer friedenserzwingenden Maßnahme der Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg. Zunächst kam er als Adjutant in den Stab des Befehlshabers der Legion Generalmajor Hugo Sperrle. Ab März 1937 war er Staffelkapitän in der Kampfgruppe 88. Zu Schulden kommen lassen haben sich dabei weder er noch seine Kameraden etwas – außer gegen kommunistische Umstürzler gekämpft zu haben, wie Trettner in der Nachkriegszeit richtigstellend stets stolz und selbstbewußt gegenüber Medien kundtat.
Anfang 1938 setzte Trettner seine Generalstabsausbildung an der Luftkriegsakademie Berlin-Gatow fort und wurde Erster Generalstabsoffizier (Ia) der 7. Flieger(Fallschirmjäger-)Divison. Dieser Verband wurde zur Bildung einer geschlossen Fallschirmjägereinheit aufgestellt. Neben dieser Tätigkeit wurde er auch als Referent beim RLM in der Inspektion der Luftlande- und Fallschirmjägertruppe (L In 11) eingesetzt. Zum 1. August 1939 wurde er zum Major befördert.
Zweiter Weltkrieg
Auf seinen Planungen fußten die Eroberung der Festung Holland beim Westfeldzug 1940. Schon am 15. Dezember 1940 kam er als Generalstabsoffizier und Ia zum XI. Fliegerkorps unter General der Flieger Kurt Student. In dieser Funktion arbeitete er dann die Pläne zur Eroberung von Kreta aus, später fühlte er sich für die dabei entstandenen hohen Verluste verantwortlich. Später war er bis 3. Oktober 1943 Chef des Stabes.
Am 22. Januar 1944 begann die Invasion die Alliierten bei Anzio-Nettuno südlich von Rom. Dorthin wurde die von Trettner ab dem 4. Oktober 1943 aufgestellte und geführte 4. Fallschirmjäger-Division verlegt. Am 1. Juni 1944, mit seiner Beförderung zum Generalmajor, wurde er offiziell zum Kommandeur der Division ernannt. Nach dem Kampf um Rom übernahm Mitte Juli 1944 Trettners Fallschirmjägerdivision im Rahmen der I. Fallschirm-Korps den Abschnitt Florenz. Im Wehrmachtbericht vom 28. Juni 1944 war zu vernehmen:
- „In den schweren Abwehrkämpfen des Trasimenischen Sees haben die 29. Panzergrenadier-Division unter Führung von Generalleutnant Fries, die 4. Fallschirmjägerdivision unter Führung von Oberst Trettner und die 356. Infanteriedivision unter Führung von Generalleutnant Faulenbach, hervorragend durch Artillerie und Flakartillerie unterstützt, alle mit überlegenen Kräften geführten Durchbruchsversuche des Feindes unter besonders hohen Verlusten für den Gegner zum Teil im Nahkampf immer wieder abgewehrt.“
Trettner war inzwischen mit dem Eichenlaub dekoriert und zum Generalleutnant befördert worden. Am 1. Mai 1945 bot das Oberkommando der deutschen Heeresgruppe C die Kapitulation an. Doch Trettner setzte den heldenhaften Kampf gegen den Feind und die mordenden Banden fort. Noch drei Tage lang sicherte er mit seinen abgekämpften Männern die Rückzugsroute Richtung Alpenfestung für zehntausende deutsche und italienische Soldaten sowie fliehende Zivilisten, die nicht selten die Vergewaltigungsorgien der Alliierten, insbesondere der Marokkaner (→ Mamma Ciociara), erdulden mußten.
Am 3. Mai 1945 geriet Trettner mit den Resten seiner Division im Kampfraum zwischen Vicenza und Bozen in Südtirol in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Kriegsgefangenschaft
Zuerst verbrachte Trettenr einige Zeit in Händen der VS-Amerikaner, er wurde zum Verhör dem London District Cage zugeführt, am 29. Juli 1946 wurde er in das Lager „Island Farm Special Camp 11“ überführt. Am 30. Oktober 1947 wurde er für 30 Tage an die Niederländer zu Verhörzwecken „ausgeliehen“. Am 6. April 1948 wurde er repatriiert und betrat wieder deutschen Boden, am 12. April 1948 wurde er aus der britischen Kriegsgefangenschaft entlassen.
Nachkriegszeit
In der Nachkriegszeit nahm er trotz seines Alters ein Studium der Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn auf und erhielt am 13. November 1956 seinen Diplom als Volkswirt. Schon zuvor gehörte er dem Amt „Blank“ an und trat am 2. November 1956 als Generalmajor der Bundeswehr bei. Trettner war bis 1959 Leiter der Abteilung Logistik beim europäischen NATO-Hauptquartier (SHAPE) in Fontainebleau bei Paris. Im Februar 1960 wurde er Kommandierender General des I. Korps der Bundeswehr. Im Januar 1964 wurde er dann, trotz Verleumdungen der DDR-Kommunisten, als Nachfolger von Friedrich Foertsch zum Generalinspekteur der Bundeswehr ernannt.
Am 24. August 1966 wurde er beurlaubt und am 25. August 1966 auf eigenem Wunsch in den Ruhestand verabschiedet, Generalmajor Günter Pape folgte ebenfalls aus Protest gegen den Gewerkschaftserlaß vom 1. August 1966 wenig später.
Traditionslose Bundeswehr
Als die Bundeswehr 2005 ihr 50jähriges Bestehen feiern wollte, verschickte sie zahlreiche Einladungen, so auch an den ehemaligen Generalinspekteur. Es war die Zeit der Umbenennung des Bundeswehrgeschwaders mit dem Ehrennamen „Mölders“, denn alle ehemaligen deutschen Spanienkämpfer galten auf einmal nicht mehr als traditionswürdig. Der ehemalige Spanienkämpfer und Generalinspekteur der Bundeswehr a. D. Heinrich Trettner quittierte die Einladung der traditionslosen Bundeswehr mit der hehren Aussage, er verbitte es sich, von diesem Haufen noch einmal angesprochen zu werden.
Tod
General a. D. Dipl.-Vw. Ruhestand|i. R. Heinrich „Heinz“ Trettner verstarb einen Tag vor seinem 99. Geburtstag.
Zitate
- „Es dürfte heute erwiesen sein, daß der Krieg gegen die Sowjetunion – anders als die Umerziehungspropaganda behauptet – in erster Linie ein nur schweren Herzens begonnener, aufgezwungener Präventivkrieg war.“ — Leserbrief Trettners, Bonner General-Anzeiger am 11. März 1997
Mitgliedschaften
- Mitglied im „Förderverein deutscher Soldatenverbände e. V.“ (FdS)
- Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Hercynia Freiburg im CV
- Unterzeichner des Aufrufes „Gegen das Vergessen“ des Instituts für Staatspolitik gegen die Namenstilgung des Jagdfliegers Werner Mölders und den Umgang der Bundeswehr mit Tradition und Soldatenverbänden.
Auszeichnungen (Auszug)
Beförderungen
- Fahnenjunker: 1. April 1925
- Fahnenjunker-Unteroffizier: 1. November 1926
- Fähnrich: 1. August 1927
- Oberfähnrich: 1. August 1928
- Leutnant: 1. Februar 1929
- Charakter als Oberleutnant: 31. Oktober 1932
- Oberleutnant: 1. Juni 1933
- Hauptmann: 1. Juni 1935
- Major i. G.: 1. August 1939 (RDA später mit Wirkung vom 1. Februar 1939)
- Oberstleutnant i. G.: 1. Oktober 1941
- Oberst i. G.: 1. März 1943
- Generalmajor: 1. Juli 1944
- Generalleutnant: 1. April 1945 (RDA 30. Januar 1945)
- Generalmajor (Bundeswehr): 2. November 1956
- Generalleutnant (Bundeswehr): 14. Oktober 1960
- General (Bundeswehr): 1. Januar 1964
- Flugzeugführerabzeichen (Wehrmacht)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. (und ggf. III.) Klasse
- Cruz de Guerra de España am 30. September 1938
- Spanische Feldzugsmedaille am 1. Dezember 1938
- Spanienkreuz in Gold am 6. Juni 1939
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse am 12. Mai 1940
- Ärmelband „Kreta“
- Gemeinsames Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz am 3. März 1944
- Namentliche Nennung im Wehrmachtbericht am 28. Juni 1944
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Ritterkreuz am 24. Mai 1940 als Major i. G. und Ia der 7. Flieger-Division
- Eichenlaub am 17. September 1944 (586. Verleihung) als Generalmajor und Kommandeur der 4. Fallschirm-Jäger-Division
Nach 1945
- Legion of Merit (VSA) am 1.11.1964
- Knight Commander of the Royal Victorian Order (Großbritannien) am 18.5.1965
- Großoffizier des Griechischen Ordens Georgs I. am 16.7.1965
- Großoffizier des Verdienstordens der Italienischen Republik am 8.8.1965
- Großoffizier der französischen Ehrenlegion am 18.1.1967
- Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband am 31.12.1969
Verweise
- Geboren 1907
- Gestorben 2006
- Deutscher General
- Angehöriger der Reichswehr
- Person (Legion Condor)
- Generalmajor (Luftwaffe der Wehrmacht)
- Militärperson (NATO)
- General (Heer der Bundeswehr)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband
- Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Großoffizier)
- Träger des Ordens Legion of Merit
- Mitglied der Ehrenlegion (Großoffizier)
- Knight Commander des Royal Victorian Order
- Kavallerist (Deutsches Reich)
- Korporierter im CV
- Kriegsgefangener