Lippert, Julius
Julius Lippert ( 9. Juli 1895 in Basel, Deutsche Schweiz; 30. Juni 1956 in Bad Schwalbach) war ein deutscher Offizier, promovierter Staatswissenschaftler, Journalist und nationalsozialistischer Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Dr. Julius Lippert wurde am 9. Juli 1895 in Basel geboren. In Genua besuchte er bis zu seinem 13. Lebensjahr die Schule. Dann gingen seine Eltern nach Deutschland zurück, und Julius Lippert kam schließlich auf das Gymnasium in Wiesbaden und machte Abitur.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg meldete er sich als Kriegsfreiwilliger des Deutschen Heeres in Darmstadt beim 2. Großherzoglich Hessischen Feldartillerie-Regiment Nr. 61 und kam an die Westfront. Vor Verden an der Maas, wo er monatelang im ärgsten Feuer lag, wurde er im Februar 1916 verwundet. Das Eiserne Kreuz II. Klasse war der Lohn für besondere Tapferkeit. Wieder genesen wurde er nach einiger Zeit als Zugführer zu einer Infanterie- Geschützbatterie an der Westfront kommandiert. Die Tankschlacht bei Cambrai, jener ungeheure englische Durchbruchsversuch, stellte die deutsche Feldartillerie, insbesondere die Infanteriebegleitbatterien, vor fast unlösbare Aufgaben.
Auch Julius Lippert, inzwischen Leutnant geworden, griff mit seiner Batterie in diese schon fast unvorstellbaren Materialschlacht ein. Er wurde dabei schwer verwundet. Seine Wiederherstellung machte nur langsam Fortschritte, und da er noch nicht felddienstfähig war, wurde er zunächst auf eine Dolmetscherschule geschickt. Im März 1918 bei der großen Märzoffensive kam Leutnant Lippert dann zu einer der ganz neu eingerichteten Abhörstationen, mit denen feindliche Funksprüche und Telefonleitung in der vordersten Feuerlinie abgehört werden konnten.
Weimarer Republik
Nach seiner Entlassung aus dem Militär studierte er an der Berliner Universität Staatswissenschaft. Gleichzeitig wurde er Leiter der deutschnationalen Studentengruppe, die er in durchaus völkischem Sinne führte. 1920 nahm er als Angehöriger der Freikorps am Kapp-Lüttwitz-Aufstand teil, 1921 promovierte er zum Doktor der Staatswissenschaft, 1922 schloß er sich der Deutschvölkischen Freiheitspartei an, 1923 wurde er Handelsredakteur und bald darauf auch politischer Redakteur im „Deutschen Tageblatt“. Gleichzeitig trat er in die Schwarze Reichswehr ein.
1926 schloß er sich der NSDAP an und wurde 1927 der erste Hauptschriftleiter des neu gegründeten politischen Kampfblattes „Der Angriff“. Lippert entwickelte das Blatt bald zu einer scharfen Propagandawaffe. Lippert hat die Gerichtssäle des Systems wegen seiner mannhaften Haltung oft genug kennengelernt. Als er seine Stellung beim „Angriff“ antreten wollte, wurde er verhaftet und zur Verbüßung einer Gefängnisstrafe wegen politischer „Beleidigung“ nach Moabit gebracht.
Nach einiger Zeit war er wieder frei, und im gleichen Augenblick stand er wieder mitten im Kampf. Unter seiner Leitung wurde der „Angriff“ zu einer der schärfsten Waffen der nationalsozialistischen Bewegung in Berlin. 1929 wurde Dr. Julius Lippert in die Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt und Fraktionsführer der NSDAP. Damit begann für ihn der Kampf um die Säuberung der Berliner Stadtverwaltung, ein Kampf, der mit größter Erbitterung und mit aller Konsequenzen geführt wurde.
Drittes Reich
Im März 1933 wurde Dr. Lippert zunächst Staatskommissar für Berlin, im selben Jahr Preußischer Staatsrat; am 1. Oktober 1933 erfolgte der Beitritt zur SA als SA-Standartenführer und vier Jahre später wurde er zum „Oberbürgermeister und Stadtpräsident der Reichshauptstadt“ ernannt. Am 1. Mai 1937 wurde er zum SA-Gruppenführer befördert.
Zweiter Weltkrieg
1940 meldete sich Lippert zur Wehrmacht. Er war im Westfeldzug kurze Zeit Stadtkommandant von Arel (Belgien), wurde 1941 Kommandeur der „Propagandaabteilung Südost“ und war beteiligt an der Errichtung des Soldatensenders Belgrad.
Nachkriegszeit
1945 wurde Lippert in Belgien verhaftet und sieben Jahre in Untersuchungshaft gehalten. Zeitweise saß der Angeklagte in der Todeszelle. 1952 wurde Lippert zu sieben Jahren Zwangsarbeit verurteilt und gleichzeitig nach Deutschland abgeschoben. Hier mußte er erneut ein Spruchkammerverfahren über sich ergehen lassen. Wegen der Publikation „Im Strom der Zeit“ (1940), dem „antisemitischer Charakter“ zugesprochen wurde, wurde Lippert als „nationalsozialistischer Aktivist“ eingestuft. Ein beruflicher Neuanfang in der Bundesrepublik war somit zunächst verbaut.
Tod
Am 30. Juni 1956 – vier Jahre nach seiner Haftentlassung – im 61. Lebensjahr, verstarb Dr. Julius Lippert in Bad Schwalbach an den Folgen eines Herzleidens.
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. Klasse
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
Drittes Reich
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Ehrenwinkel der Alten Kämpfer (da er SA-Uniform trug, trug er ab September 1934 die SA-Ehrenstreifen, 1 × 12 mm Streifen und 1 × 4 mm Streifen für seinen NSDAP-Eintritt 1929)
- Goldenes Ehrenzeichen der NSDAP
- Gau-Traditionsabzeichen für den Gau Groß-Berlin
Schriften
- Lächle... und verbirg die Tränen – Erlebnisse und Bemerkungen eines deutschen „Kriegsverbrechers“, Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See 1955
- Zum 50. Todestag des Autors erschien zudem ein Hörbuch.
Literatur
- Das Deutsche Führerlexikon, Otto Stollberg G.m.b.H., Berlin 1934
- Männer im Dritten Reich, Orientalische Cigaretten-Compagnie „Rosma“ GmbH, 1934
- Geboren 1895
- Gestorben 1956
- Deutscher Politiker
- Deutscher Journalist
- Deutscher Offizier
- Landtagsabgeordneter (Preußen)
- Bürgermeister (Berlin)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- NSDAP-Mitglied
- SA-Mitglied
- Angehöriger der Wehrmacht
- DAF-Funktionär
- DVFP-Mitglied
- Träger des Eisernen Kreuzes II. Klasse (1914)
- Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP