Riga
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Staat: | Lettland |
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Provinz: | Livland |
Riga ist eine Stadt in Livland und heutige Hauptstadt des Staates Lettland. Seit die Stadt 1201 von einem Bremer gegründet wurde, gehörte sie zum Einflußgebiet des Deutschen Ordens und war Mitglied der Hanse. Später wird die einst freie Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Baltenland von verschiedenen Mächten unterworfen, u. a. von Polen-Litauen, Schweden und ab 1721 vom Russischen Kaiserreich.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Lage
![](/m/images/d/d8/Riga_%28Marinest%C3%BCtzpunkt%29.jpg)
![](/m/images/4/47/Befreiung_von_Riga%2C_22._Mai_1919.jpg)
Riga liegt an der Mündung der Düna, 16 km vom Rigaer Meerbusen entfernt. Riga ist die größte Stadt Livlands und des Baltikums.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner |
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1767 | 19.500 |
1930 | 377.900 |
1945 | 228.200 |
Rigaer Wappen
- „Die ältesten Wappendarstellungen Rigas finden sich auf den Siegel aus der Zeit von 1225-26 und 1330-40. Darauf sind bereits die wichtigsten heraldischen Elemente zu finden, wie sie das Wappen noch heute enthält. So das geöffnete Stadttor, welche die Stadtrechte symbolisieren, also die im Mittelalter bestätigte Autonomie der Stadt. Das Stadtrecht wurde Riga 1201 von Bischof Albert gewährt.[1] (Der Kreuzstab steht wahrscheinlich für seine Macht über die Stadt.) Die gekreuzten Schlüssel stehen für den Schutzheiligen der Stadt, Sv. Pēteris, also Petrus. Dabei handelt es sich um die Himmelsschlüssel, wie sie in der Bibel beschrieben sind: ‚Ich will Dir des Himmelreiches Schlüssel geben‘. Im oberen Teil des Siegels befand sich das Bischofszepter, das durch das Kreuz des Deutschen Ordens ersetzt wurde, als die Stadt unter seine Herrschaft fiel. Hinzugefügt wurde außerdem bald der Löwe im Tor, der für die Wehrhaftigkeit der Riganer steht.“[2]
Geschichte
Gründung
Seit etwa 1150 kamen gotländische Kaufleute regelmäßig zum Handel an den Unterlauf der Düna am Rigebach, das Riga den Namen gab und das hier in die Düna mündete und später zugeschüttet wurde. Nur anhand des heutigen Verlaufs bestimmter Straßen ist die Lage dieses Baches nachvollziehbar. Mehrfach gingen Missionsbewegungen vom späteren Gründungsort Rigas aus, die jedoch bis zur Stadtgründung fehlschlugen. Vor allem im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts gelangten zunehmend deutsche Kaufleute nach Livland, zunächst allerdings war der Semgaller Hafen am Unterlauf der Aa, etwa 50 km westlich Rigas, ein wichtiger Handelsplatz. Er wurde auf päpstlichen Beschluß hin 1200 geschlossen, um Riga als einzigen Handelsplatz zu etablieren.
Die im Jahre 1201 von Bischof Albert I. von Buxhoeveden aus Bremen gegründete Stadt Riga war die Hauptstadt von Livland (lateinisch: Livonia). Riga war vor allem Sitz der Erzbischöfe von Riga, aber auch eine immer bedeutender werdende Handelsstadt, die der Hanse angehörte. Insbesondere in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens wuchs Riga mit beachtlicher Geschwindigkeit, so daß die bebaute Fläche innerhalb von weniger als 30 Jahren um etwa das 5- bis 6-fache gewachsen war.
Der 1202 gegründete Ritterorden der Schwertbrüder errichtete in Riga ein Konventshaus mit Kapelle bzw. Kirche St. Georg. Seit 1211 gewannen die Bürger der Stadt, insbesondere die Kaufleute, die sich nach der Unterwerfung der umliegenden Völkerschaften ansiedelten, an Einfluß; 1225 konnten die Bürger den bisher vom Bischof eingesetzten Stadtvogt selbst wählen. Der Rigaer Rat ist 1225 zum ersten Male urkundlich erwähnt und bestand wahrscheinlich seit etwa 1222/23.
Riga unter dem Deutschen Orden
Im Rahmen der Ostsiedlung versuchten die Bischöfe vor allem Deutsche im heidnischen Gebiet anzusiedeln. Militärisch wurden sie dabei vor allem von Ritterorden unterstützt, zunächst von dem Schwertbrüderorden und nach dessen Niedergang von dem Deutschen Orden, in den der Schwertbrüderorden eingegliedert wurde. Insbesondere nach der Vertreibung der Kreuzfahrer aus Palästina begann sich der Deutsche Orden verstärkt um die Osteuropäischen Gebiete zu kümmern, vor allem Preußen, aber auch Livland. Der Deutsche Orden war eine organisatorisch eigenständige, machtvolle kirchliche Organisation, die bald als neuer Machtfaktor zu den Erzbischöfen von Riga in Konkurrenz trat. Geleitet wurde der livländische Zweig des Deutschen Ordens von einem Landmeister, der direkt dem Hochmeister (= Oberster Ordensherr) unterstand.
Die zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen den Erzbischöfen von Riga und dem Deutschen Orden wurden sowohl mit Waffengewalt als auch mittels Prozessen beim Heiligen Stuhl ausgefochten. Die Bischöfe versuchten, Schutz bei nahen Staaten wie Dänemark zu finden aber auch beim Deutschen Kaiser. Seit der Schlacht bei Neuermühlen 1492 erkannte der Erzbischof von Riga den Deutschen Orden als die Schutzmacht Livlands (1492–1561) an und beteiligte sich auch mit einem eigenen Heereskontingent an der Schlacht am Smolinasee 1502.
Von der Reformation bis zur russischen Provinz
Im Jahre 1522 schloß sich die Stadt Riga der Reformation an, womit die Macht der Erzbischöfe gemindert wurde. Letzter Erzbischof von Riga war Wilhelm von Brandenburg. Nach seiner Abdankung im Jahre 1561 kam die Stadt unter den Einfluß von Polen-Litauen, doch polnische Versuche zur Gegenreformation in Riga und dem südlichen Livland scheiterten: 1621 wurden Riga und die Festung Dünamünde durch den schwedischen König Gustav II. Adolf erobert, der sich in den Dreißigjährigen Krieg vor allem auch deshalb einschaltete, um die Ausbreitung des Luthertums zu fördern.
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Im russisch-schwedischen Krieg 1656–1658 hielt Riga einer russischen Belagerung stand und blieb bis Anfang des 18. Jahrhunderts die zweitgrößte Stadt im schwedischen Herrschaftsbereich. In dieser Zeit genoß die Stadt weitgehende Selbstverwaltung. Im Jahre 1710 eroberte Zar Peter der Große im Laufe des Großen Nordischen Krieges Riga. Der Aufstieg des Russischen Kaiserreiches als Großmacht in der Ostseeregion wurde durch den Frieden von Nystad im Jahre 1721 besiegelt.
Riga wurde an das Kaiserreich angeschlossen und war ab 1796 Hauptstadt des Gouvernements Livland (siehe Ostseegouvernements). Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde Riga schrittweise zu einem der wichtigsten Häfen Rußlands ausgebaut, die Bevölkerungszahl der Stadt verzehnfachte sich zwischen 1850 und 1900. Trotz russischer Herrschaft blieb sowohl die Stadtkultur als auch der Großgrundbesitz bis ins 19. Jahrhundert vom Einfluß der deutschen Oberschicht im Lande geprägt. Bis 1891 war die offizielle Amtssprache Deutsch, dann wurde durch den Panslawismus Russisch als Amtssprache durchgesetzt.
Weltkriege und Besatzung
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1913 gaben etwa 40 % der Einwohner an, Letten zu sein, knapp 20 % Russen bzw. Altgläubige, etwa 13 % Deutsch-Balten, etwa 7 % der Einwohner waren Juden. Außerdem gab es eine nennenswerte polnische bzw. litauische Minderheit. Noch 1881 sah das Bild ganz anders aus. Gut 30 % der Einwohner gaben an, deutschbaltisch zu sein, etwa 33 % waren Letten, 19 % waren Russen bzw. Altgläubige, 8,5 % Juden.
Erster Weltkrieg
Der Aufstieg Rigas wurde durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen. Die Stadt lag an der Frontlinie und zur Sicherstellung der Kriegswirtschaft wurden 200.000 Einwohner (Arbeiter mit ihren Familien) für Rüstungszwecke nach Zentralrussland evakuiert.
Nach der deutschen Besetzung 1917/18 gelang es den Letten, am 18. November 1918 auf britischen Befehl eine unabhängige Republik auszurufen. Die Rote Armee konnte den Anspruch der Sowjetunion gegen das von Deutsch-Balten unterstützte unabhängige Lettland nicht durchsetzen und mußte sich aus dem Baltikum zurückziehen.
Am 22. Mai 1919 wurde Riga von Truppen der Eisernen Division und der Baltischen Landeswehr befreit.
Zwischenkriegszeit
Riga wurde zur Hauptstadt Lettlands, am 18. März 1921 wurde hier der polnisch-sowjetische Friedensvertrag unterschrieben. Es folgt eine erneute Blütezeit in der Geschichte der Stadt.
Gegen Anfang der 1930er Jahre ging diese Blütezeit langsam zu Ende. 1938 hatte Riga noch ca. 385.000 Einwohner. Mit der Machterernennung der Nationalsozialisten in Deutschland wurde Lettland nicht nur von den neu aufkeimenden hegemonialen Strömungen der Sowjetunion bedroht, die eine Angliederung des ehemals russischen Territoriums forderten. Im Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939 vereinbarten die beiden Länder, das Baltikum und damit auch Lettland der sowjetischen Einflußsphäre zuzuweisen.
Zweiter Weltkrieg
Im Herbst 1939 wurden die Deutsch-Balten vereinbarungsgemäß in den vom Deutschen Reich eroberten Warthegau umgesiedelt. Am 17. Juni 1940 rollten sowjetische Panzer durch Rigas Straßen und besetzten die Stadt, die nun Hauptstadt der Lettischen Sowjetrepublik wurde.
Bekannte, in Riga geborene Personen
- Karlis Aperats (1892–1944), Waffen-Standartenführer der SS und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Werner Bergengruen (1892–1964), baltendeutscher Schriftsteller
- Heinz Erhardt (1909–1979), deutscher Komiker, Musiker, Unterhaltungskünstler, Schauspieler und Dichter
- Nikolajs Galdins (1902–1945), SS-Obersturmbannführer und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Johannes Guter (1882–1967), Schauspieler, Filmregisseur und Drehbuchautor
- Nicolai Hartmann (1882–1950), deutscher Philosoph
- Alvis Hermanis (geb. 1965), lettischer Dramatiker und Theaterregisseur
- Elfriede Jaksch (1849–1897), baltendeutsche Schriftstellerin
- Victor Janson (1884–1960), deutscher Schauspieler und Regisseur
- Wolfgang Lüth (1913–1945), deutscher Offizier der Kriegsmarine
- Arnolds Mencis (1915–?), lettischer Militärflieger und Angehöriger der deutschen Luftwaffe
- Berndt Lubich von Milovan (1913–2006), Hauptsturmführer der Waffen-SS im Kampf gegen den Bolschewismus
- Kurt August Graf von Mellin (1883–1946), Gutsbesitzer
- Reinhard Neubert (1896–1945), deutscher Jurist und Politiker (NSDAP)
- Aaron Nimzowitsch (1886–1935), jüdischer Schachgroßmeister
- Wilhelm Ostwald (1853–1932), deutscher Chemiker
- Wilhelm Peßler (1880–1962), deutscher Volkskundler und Kulturhistoriker
- Max Erwin von Scheubner-Richter (1884–1923), deutscher Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und einer der sechzehn Blutzeugen des 9. November 1923
- Georg Schweinfurth (1836–1925), deutscher Afrikaforscher
- Heinrich Sonne (1917–2011), deutscher SS-Hauptsturmführer der Reserve und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Michail Tal (1936–1992), jüdischer Schachweltmeister
- Hans Diedrich von Tiesenhausen (1913–2000), deutscher Marineoffizier der Reichsmarine und der Kriegsmarine
- Emilia Unda (1879–1939), baltendeutsche Schauspielerin
- Voldemars Veiss (1899–1944), lettischer Offizier der Waffen-SS
- Heinz von Westernhagen (1911–1945), deutscher SS-Obersturmbannführer
Siehe auch
Literatur
PDF Architektenverein zu Riga / Technischer Verein zu Riga: Riga und seine Bauten, 1903 Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Wilhelm Neumann: Riga und Reval (1908) (PDF-Datei)