Schmetz, Heinrich

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Hauptmann Heinrich Schmetz

Heinrich Schmetz (Lebensrune.png 22. Oktober 1914 in Essen; Todesrune.png 22. Juli 2004 in Gauting bei München) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Hauptmann der Luftwaffe und Ritterkreuzträger der Kampfflieger im Zweiten Weltkrieg sowie zuletzt Oberst der Luftwaffe der neu gegründeten Bundeswehr in der Nachkriegszeit.

Werdegang

Heinrich Schmetz nahm als Beobachter und dann Flugzeugführer an 263 Feindflüge teil.
Heinrich Schmetz (links) und Bernhard Jope vom Kampfgeschwader 100
Bernhard Jope und Heinrich Schmetz vom Kampfgeschwader 100 II.jpg
Bernhard Jope und Heinrich Schmetz vom Kampfgeschwader 100 III.jpg
  • Herbst 1935 nach Abitur und Reichsarbeitsdienst Eintritt in die Luftwaffe als Fahnenjunker
    • schon mit 14 Jahren begann der junge flugbegeistere Schmetz mit dem Segelfliegen
  • Ausbildung an der Flieger-Übungsstelle auf dem Fliegerhorst Weimar-Nohra
  • Ende 1936 der I. Gruppe/KG 253 als Beobachter zugeteilt
    • „Am 1. April 1935 wurde in Gotha unter der Tarnbezeichnung ‚Fliegergruppe Gotha‘ mit der Aufstellung der I. Gruppe des Kampfgeschwaders 253 begonnen. Ab dem 1. Oktober 1935 führte die Gruppe ihre offene Bezeichnung I. / Kampfgeschwader 253. Am 1. April 1936 wurde im Rahmen der Zellteilung durch die I. / Kampfgeschwader 253 die III. / Kampfgeschwader 253 in Nordhausen aufgestellt. Diese war mit Junkers Ju 52/3m und Dornier Do 23 ausgestattet. Mit gleichem Datum erfolgte in Gotha die Aufstellung eines Geschwaderstabes und in Erfurt die Aufstellung der II. Gruppe / Kampfgeschwader 253. Nach dem tödlichen Absturz des ersten Generalstabschefs der Luftwaffe, Generalleutnant Wever, am 3. Juni 1936 erhielt das Geschwader den Ehrennahmen ‚General Wever‘ verliehen. Am 15. März 1937 wurde die III. / Kampfgeschwader 253 geteilt und stellte so die IV. / Kampfgeschwader 153 auf. Am 1. Mai 1939 wurde das Geschwader in Kampfgeschwader 4 (Stab, I.-III. / Kampfgeschwader 4) umbenannt.“[1]
  • Im September 1937 wurde Schmetz beurlaubt und in die Reserve versetzt, um ein Studium der Luftfahrttechnik aufnehmen zu können.
  • 1938 wurde er zum Leutnant der Reserve befördert und offiziell bei der IV. Gruppe des kurzlebigen Kampfgeschwaders 254 in Gütersloh geführt.
  • 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkrieges reaktiviert und in die 7. Staffel/III. Gruppe/Kampfgeschwader 4 versetzt
  • Teilnahme am Unternehmen „Weserübung“
  • Teilnahme am Westfeldzug 1940
    • 31. Mai 1940 als Besatzungsmitglied einer Ju 88 A-1 erlebte er deren Abschuß, aber sein Flugzeugführer konnte die Maschine noch notlanden.
    • Teilnahme am Unternehmen „Adlerangriff“, Nacheinsätze gegen britische Industrieanlagen und gegen die Küstenschiffahrt
  • 15. Oktober 1940 die III. Gruppe schied aus dem Geschwaderverband aus und bildete die III. Gruppe des Kampfgeschwaders 30
    • hier wurde Leutnant Schmetz Besatzungsmitglied bei Hajo Herrmann (zuerst Feindflüge mit der He 111, dann mit der Ju 88)
  • Teilnahme am Balkanfeldzug
  • 1941 Aufklärungseinsätze über der Nordsee und dem Ärmelkanal
  • Januar 1942 Beginn der Ausbildung zum Flugzeugführer an der Flugzeugführerschule (FFS A/B 61), dann an der FFS C 2
  • Ende 1942 Versetzung in die 3. Staffel der am 29. November 1942 in Zichenau gebildeten Kampfgruppe zur besonderen Verwendung 21 (KGr. 21); ausgerüstet mit Junkers Ju 86
  • 1. Februar 1943 als Oberleutnant Staffelkapitän der 3./KGr. 21
  • Februar 1943 wurde die Kampfgruppe 21 nach Garz/Usedom zum Lehr und Erprobungskommando 21 versetzt; hier wurde mit der Do 217 K-2 die neue Fritz-X-Waffe erprobt.
  • 29. März 1943 aus der KGr. 21 wurde nun in Schwäbisch die neue III. Gruppe/KG 100; aus der 3./KGr. 21 wurde nun die 9./KG 100
    • September 1943 Erfolge gegen das italienische Schlachtschiff „Roma“ (nach dem italienischen Verrat an der Waffenbrüderschaft) und das Schlachtschiff der Royal Navy HMS „Warspite“
  • 1. Oktober 1943 Hauptmann
    • nach anderen Quellen erfolgte die Beförderung am 1. Februar 1944 ggf. mit Wirkung bzw. Rangdienstalter vom 1. Oktober 1943
  • 14. April bis 15. Juni 1944 Kapitän der 11. Staffel/IV. (Ergänzungs-)Gruppe/KG 100
  • Juli/August bis 7. September 1944 mit der Führung der III. Gruppe/KG 100 beauftragt; Einsatz an der Invasionsfront.
    • als der feindliche Brückenkopf sich ausweitete, vermochte Schmetz in einer epischen Rettungsaktion eine zusammengewürfelte Gruppe aus Luftwaffensoldaten, Heeressoldaten und Soldaten der Kriegsmarine aus dem Gefahrengebiet im Süden Frankreichs zu evakuieren.
  • September 1944 als Lehrgangsleiter an der Verbandsführerschule vorübergehend dem General der Kampfflieger unterstellt
  • November 1944 Führer/Kommandeur der II. Gruppe/KG 100
  • Februar 1945 Ia im Stab des Bevollmächtigten zur besonderen Verwendung für Sonderwaffen der Luftwaffe
    • in dieser Zeit soll er zuständig gewesen sein für den Einsatz der Luft-Luft-Rakete „R4/M“ beim JV 44, ebenso soll er bei Wernher von Braun beratend gewesen sein.

Einsatz des KG 100 mit Fritz-X-Waffen

Die „Fritz X“, die erste in Serienproduktion hergestellte Lenkbombe (ferngelenkte Fallbombe) der Welt, die von dem deutschen Wissenschaftler und Luftfahrtingenieur Dr. Max Otto Kramer (1903–1986) erfunden wurde, kam am 29. August 1943 zur Truppe. Die Waffe wurde nach Sicht manuell mit einer Funkfernsteuerung ins Ziel geführt und war für die Schiffsbekämpfung konzipiert, kam aber auch gegen Landziele zum Einsatz. Bereits am 9. September 1943 konnte die Luftwaffe ihren größten Erfolg mit dieser Waffe verbuchen:

„Das KG 100 war seit dem 29. August in Istres bei Marseille stationiert und hatte den Auftrag im Mittelmeer alliierte Schiffe anzugreifen. Während in den ersten beiden Wochen noch kaum Erfolge erzielt wurden, stieg die Zahl der beschädigten und versenkten Schiffe allmählich steil an. Als Italien am 4. September 1943 die Achsenmächte verließ und mit den Alliierten ein Friedensabkommen abschloss, wusste niemand für welche Seite sich die starke, aber bis dahin völlig falsch eingesetzte italienische Flotte entscheiden würde. Am 9. September landeten die Alliierten bei Salerno und bereits mittags meldeten Aufklärer, dass die italienische Flotte in Richtung Süden unterwegs war. Es hieß, dass sie die Alliierten bei Salerno bekämpfen sollte, aber in Wirklichkeit war sie unterwegs nach Malta. Der Verband bestand aus dem erst ungefähr ein Jahr alten Flaggschiff der Italiener, dem Schlachtschiff ‚Roma‘, dessen Schwesterschiff ‚Italia‘, dem Schlachtschiff ‚Vittorio Veneto‘, sowie 6 Kreuzern und 8 Zerstörern. Als die 12 Do 217 K-2 mit je einer Ruhrstahl X-1 bestückt denn Verband ausmachten, stiegen sie auf 6.500 m und klinkten ihre Gleitbomben aus. Als erstes warf Oberleutnant Heinrich Schmetz, der später das Ritterkreuz erhielt und die Führung der Gruppe übernahm, seine X-1 ab. Sie durchschlug das Deck und detonierte im Inneren der ‚Roma‘. Die zweite X-1 durchdrang fünf Minuten später das vordere Panzerdeck der ‚Roma‘ und brachte die Munitionskammern zum Explodieren. Die gewaltige Explosion zerriss das Flaggschiff in zwei Teile und es sank innerhalb von 20 Minuten. Circa 1.255 Mann Besatzung, darunter Admiral Bergamini, fanden dabei den Tod. Eine weitere Gleitbombe traf die ‚Italia‘, durchschlug den Boden des Schiffes und explodierte. 800 t Wasser drangen durch das Leck in das Schiff ein, aber die ‚Italia‘ konnte sich noch aus eigener Kraft bis nach Malta retten. Weitere nennenswerte Erfolge waren die Versenkung des britischen Kreuzers ‚HMS Spartan‘ und des Zerstörers ‚HMS Janus‘. Darüber hinaus wurde am 11. September 1943 der 10.000 t Kreuzer ‚USS Savannah‘ kampfunfähig gebombt und zwei Tag später die ‚HMS Uganda‘ mit 8.500 t schwer beschädigt, genauso wie der amerikanische Kreuzer ‚USS Philadephia‘ zu einem späteren Zeitpunkt. Ein weiterer Angriff erfolgte auf die ‚HMS Warspite‘, die vor Salerno Unterstützungsfeuer gab. Major Jope selber flog diesen Einsatz und seine X-1 durchschlug mitschiffs sechs Panzerdecks, bevor sie auf dem Boden explodierte. Sie riss ein riesiges Loch in den Rumpf, durch das 5.000 t Wasser eindrangen. Dadurch verlor das Schiff sämtlichen Dampf und damit die Energiezufuhr für alle Systeme und den Antrieb. Die ‚HMS Warspite‘ konnte zwar nach Malta abgeschleppt werden, aber die umfangreiche Reparatur setzte das Schiff für zwölf Monate außer Gefecht.“[2]

Nachkriegszeit

Schon im Juni 1945 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, wurde er mehrmals von den US-Amerikaner über den Einsatz der Lenkwaffen im Krieg verhört. 1946 bis 1947 war er, mehr oder minder freiwillig, bei der französischen Marine, die mit ihren erbeuteten Ju 188 ihre erbeuteten Fritz-X-Waffen erprobten. Anschließend war er für das französische Rüstungsministerium tätig.

Am 20. Februar 1956 trat Schmetz als Hauptmann in die Bundeswehr ein, diente im Bereich der Waffenbe- und auswertung, war ab 1965 mehrere Jahre in Dayton, Ohio als Luftwaffenverbindungsoffizier „Air Force Security Assistance Center“ (Wright-Patterson Air Force Base) – hier war er an einem deutsch-amerikanischen Projekt beteiligt, die Methoden für Senkrechtstart und -landung sowie Kurzstart und -Landung entwickelte –, wobei er 1967 auch eine US-amerikanische Lizenz für Zivilflieger erhielt, kehrte dann nach Europa zurück, war bei der Nato bei der Entwicklung der Panavia 200 (PA-200) „Tornado“, dem Flugabwehrraketensystem „Roland“ sowie der Infanterie-Panzerabwehrrakete „MILAN“ beteiligt, war zuletzt Luftwaffenverbindungsoffizier zur US Army auf dem Redstone Arsenal (Huntsville, Alabama) und wurde am 31. März 1974 als Oberst in den Ruhestand verabschiedet.

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten