Osmanische Armee

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Als Osmanische Armee oder Kaiserlich Ottomanische Armee bezeichnet man militärhistorisch das Heer des Osmanischen Reiches von zirka 1299 bis 1923, allerdings bezeichnete sich das Vielvölker-Heer aus Mohammedanern erst im 19., ggf. erst im 20. Jahrhundert selbst so. Das Osmanische Reich verdankt seine Entstehung und Rolle als entscheidende Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Nordafrika und auf der Krim zum großen Teil den Erfolgen der osmanischen Armee.

Diorama im „Historischen Museum der Stadt Wien“ – Vor 154 Jahren (1529) hatte zum letzten Mal ein Türkenheer Wien belagert. Nun holte das Osmanische Reich wieder zur Aggression gegen das Abendland aus. Großwesir Kara Mustafa marschierte im Frühjahr 1683 mit (mindestens) 160.000 Mann durch Ungarn nach Wien. Dort standen kaum 15.000 Soldaten zur Verteidigung gegen die Türkengefahr bereit.

Geschichte

Heereszug des Sultans; der Heereszug zeigt die in unterschiedlichen militärischen Einheiten organisierten osmanischen Krieger, vom Fußvolk bis hin zu den Reitersoldaten.

Am Anfang der osmanischen Armee stand der nomadische Krieger, welcher auf der Suche nach Beute und/oder religiösem Selbstverständnis (Ghazi) die osmanischen Eroberungszüge prägte. Doch die Unkalkulierbarkeit von Stammeskriegern wurde mehr und mehr zum Problem eines sich zentral entwickelnden Staates. Erst in der Zeit des osmanischen Bürgerkrieges bis kurz nach der Eroberung von Konstantinopel formte sich eine neue schlagkräftige Armee, die die Grundlage für die folgenden Eroberungen legte.

Janitscharen

Cevat Pasha (Çobanlı, 1871–1938) mit wilhelminischem Oberlippenbart und Offiziers-Fez 1918, Kriegsminister, General der Osmanischen Armee und Produkt deutscher Militärausbildung in Konstantinopel

Mit Murad I. wurden die bestehenden Einheiten weiter organisiert und eine neue Truppeneinheit, die sogenannten „Janitscharen“ (Yeni Ceri), geschaffen. Dieser Truppenteil bestand aus christlichen Sklaven, die sich aus der Beute und später als Abgaben rekrutierte. Dieser in späterer Zeit bedeutende Truppenteil unterstand allein dem Sultan und wurde erstmals als stehende Einheit, die jederzeit einsatzbereit war, eingerichtet. Murad I. (1362–1389) ordnete seine Einheiten durch Gesetz (Kanun), darin wurde die Bezahlung entweder durch Geld bzw. Beute oder durch Militärpfründe festgelegt. Damit erfolgte die Teilung der osmanischen Kernarmee in sogenannte Provinztruppen (vorwiegend Militärpfründe) und vorwiegend Besoldete Pfortenunmittelbare Truppen (Kapikulu). In den nachfolgenden Jahren wuchsen vor allem die Truppenteile der Janitscharen und die der Sipahi ausgebaut, und damit wurden überwältigende Erfolge in den osmanischen Feldzügen errungen.

„Janitscharen (türk. jeni ṭscheri, ‚neue Soldaten‘), türk. Fußvolk, 1329 von Sultan Orchan aus Kriegsgefangenen, später aus gewaltsam ausgehobenen Christenkindern gebildet. Diese wurden von türkischen Landleuten im Islam erzogen und an Strapazen und Blutvergießen gewöhnt. Sie zeichneten sich durch ungestümen, nach Vorschrift des Korans bis zu dreimal zu wiederholenden Angriff aus. Die ihnen gewährten Vorrechte ließen ihre Zahl stark wachsen, die, Ende des 15. Jahrh. 40.000, sich später auf etwa 100.000 hob. Sie wurden in 196 Orta (etwa Bataillon) mit verschiedener Benennung und Verwendungsweise eingeteilt und waren, wenigstens in der Hauptstadt, in Kasernen untergebracht. Ihre Kriegswaffen waren Flinte, langes Messer (auch zur Unterstützung der Flinte beim Schießen) und Pistole, ihre Kleidung die vorn aufgeschürzte Dolama, weite Beinkleider und Lederschuhe, ferner im Frieden Turban, im Kriege Filzmütze mit Reislöffel im Futteral, Mantel, Gebetsteppich und Wasserflasche. Jeder sorgte für Waffen und Kleidung selbst. Seit dem Karlowitzer Frieden durften sie heiraten und ein Gewerbe betreiben. Ihre Bevorzugung erzeugte bei ihnen eine beispiellose Unbotmäßigkeit, der die Sultane, als einer unermeßlichen Gefahr für den Bestand des Staates, mehrfach vergeblich entgegenzutreten suchten. Erst 1826 schlug Mahmud II. ihren letzten Aufstand durch nach abendländischem Muster aufgestellte Truppen mit blutiger Strenge nieder und hob ihr Korps auf.“Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1905

1500–1700

Zwischen 1500 und 1700 bildete sich eine Armee, die zuerst zentral vom Sultan geführt wurde. Später ging die Befehlsgewalt an berufene Großwesire oder Befehlshaber aus der osmanischen Führungsspitze, die im 17. Jahrhundert nicht mehr absolut durch den Sultan regiert wurde, sondern in einer Form von Oligarchie durch die Herrschaft unterschiedlicher Herrschaftsgruppen regierte.

18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert zerfiel die Schlagkraft der Zentraltruppen, und irreguläre lokale Bereichs- bzw. Grenztruppen standen im Gegensatz zur niedergehenden Armee in der Hauptstadt. Erst mit der Vernichtung der Janitscharen und dem Aufbau einer an Europa orientierten Truppe reorganisierte sich die Osmanische Armee zur Mitte des 19. Jahrhunderts, wenngleich die Niederlage bei der Schlacht von Nisib (1839) ein bedeutender Rückschritt darstellte.

20. Jahrhundert

Flieger- bzw. Flugzeugführerabzeichen nach preußischem Vorbild der Fliegertruppe des Osmanischen Reiches, vielfach von deutschen Fliegern der deutschen Militärmission im Ersten Weltkrieg getragen

Um 1904 betrug die Mobilmachungsstärke der Armee 1.795.350 Mann, die aktive Stärke 230.408 Mann. Die Armee war eingeteilt in sieben Armeekorps und die unabhängigen Kommandos Tripolis und Hedschas.[1]

Fliegertruppe

Im Juni 1909 wurde die Fliegertruppe des Osmanischen Reiches gegründet; sie war eine der ersten Gefechtsflugtruppen der Welt. Kurz danach begann für die Streitkräfte des Osmanischen Reichs eine Zeit von Konflikten und Kriegen: zwei Balkankriege (1912/13), Erster Weltkrieg, türkischer Befreiungskrieg (Mai 1919 bis Oktober 1923). Die osmanische Fliegertruppe blieb lange Zeit unwirksam, so daß im Ersten Weltkrieg die Lufthoheit nur durch deutsche Jagdflieger der Kaiserlichen Fliegertruppe gesichert werden konnte. Zahlreiche deutsche Flieger-Asse dienten am Bosporus. Erste Erfolge erzielte die türkische Luftwaffe im Jemen, im Kaukasus und im (von Atatürk geführten) Türkischen Befreiungskrieg gegen die Siegermächte des Ersten Weltkrieges.

Deutsche Militärmissionen im Osmanischen Reich

Deutsche und türkische Marineangehörigen wurden mit dem Eisernen Kreuz (1914), II. Klasse ausgezeichnet
Hauptmann Fritz Klein als osmanischer Major und Mensil Mufetisch (menzil müfettis) (Generaletappenchef) der osmanischen Truppen im Irak, Bagdad, Frühjahr 1915
Ein Offizier der Osmanischen Armee und Veteran der Schlacht von Gallipoli, hier u. a. mit Eiserner Halbmond, Enveriye-Dolch und Eisernes Kreuz (1914), II. Klasse.

Deutsche Soldaten im Osmanischen Reich hatten über viele Epochen hinweg Tradition. Am Anfang stand die vernichtende Niederlage der Osmanen im Russisch-Türkischen Krieg (1768–1774) und im Krieg gegen Rußland 1877/78. Dieser Krieg war der letzte einer Reihe von elf russisch-osmanischen Waffengängen seit dem 16. Jahrhundert. In ihrer Folge hatte der Sultan in Konstantinopel nach und nach Gebiete rund um das Schwarze Meer an Rußland abtreten müssen. Seit dem 19. Jahrhundert galt das einst glanzvolle Vielvölkerreich den Westmächten nur mehr als „kranker Mann am Bosporus“. Und auch die osmanischen Herrscher selbst erkannten, daß es dringend der Reformen bedurfte. Beeindruckt vom deutschen Sieg über Frankreich 1870/71 suchte man daher militärischen Rat in Berlin.

Militärkommission 1882

Auf Einladung von Sultan Abdülhamid II. begann eine deutsche Militärkommission 1882, Memoranden zum Aufbau eines modernen Militärapparats zu verfassen. Das bis dahin an der osmanischen Kriegsakademie geltende Ausbildungssystem der französischen Armee wich dem neuen Vorbild aus Deutschland – weg von der Taktik der starren Verteidigung, hin zur offensiven beweglichen Kriegsführung nach preußischem Vorbild. Auch politisch und gesellschaftlich imponierte den Osmanen das deutsche Modell: die Erziehung von Wehrpflichtigen zu treuen Soldaten. Am 25. Oktober 1886 trat das neue Einberufungsgesetz in Kraft.

Zugleich ging man dazu über, Offiziere der osmanischen Armee direkt im Deutschen Reich ausbilden zu lassen. Mit der Zeit erhöhte sich zudem die Zahl der unter dem Befehl deutscher Offiziere stehenden Einheiten. Auch die Verantwortung für die Ausbildung an den Kriegsakademien wurde Deutschen übertragen. Und schon damals trug Waffentechnik aus Deutschland maßgeblich zur Modernisierung der Armee bei. Die von Berlin als Berater und Ausbilder entsandten Offiziere steigerten die Verkäufe von Rüstungsproduzenten wie Krupp, Loewe und Mauser.

Von der Goltz

Besonders weitreichende Auswirkungen – bis tief ins 20. Jahrhundert hinein – hatten die Ideen des späteren Generalfeldmarschalles Colmar Freiherr von der Goltz, der ab 1883 Organisator des Militärbildungswesen (nach Art der preußischen Kriegsakademie) und ab 1885 Leiter der deutschen Militärkommission war. Seine Schriften wirkten sich nicht nur auf das soldatische Selbstverständnis der osmanischen Offiziere aus, sondern veränderten auch ihr Gesellschaftsbild und ihre politischen Ansichten. Goltz glaubte, die Armee müsse jenseits und zugleich über der Politik stehen. In seiner einflußreichen, ins Türkische übersetzten Schrift „Das Volk in Waffen“ definierte er das Militär als einen Bereich, in den sich Politiker nicht einzumischen hätten. Diesen Standpunkt teilten viele Offiziere des Osmanischen Reiches. Von der Goltz’ Werk „Das Volk in Waffen – Ein Buch über Heerwesen und Kriegführung unserer Zeit“ gehörte zur Lieblingslektüre von Mustafa Kemal Atatürk (am 13. März 1899 war sein erstes Jahr in der nach deutschem Vorbild reorganisierten Kriegsschule „Kara Harp Okulu“ für angehende türkische Offiziere, wo der spätere Atatürk auch drei Jahre Deutsch studierte), wie dieser schriftlich erwähnte.

Am 21. Oktober 1889, ein Jahr nach seiner Thronbesteigung, besuchte Kaiser Wilhelm II. zum ersten Mal Konstantinopel und ließ dort den „Deutschen Brunnen“ bauen. Als von der Goltz 1909 erneut das Osmanische Reich aufsuchte, begrüßte ihn sein ehemaliger Schüler Atatürk und nannte ihn einen „großen Gelehrten und Philosophen“.[2]

Reorganisation 1913

Ausgangspunkt der Reorganisation der veralteten und kaum wirksamen Kaiserlich Ottomanischen Armee durch die Preußische Armee bildete dabei die 1913 durch Vertrag eingerichtete Deutsche Militärmission im Osmanischen Reich. Die Militärmission in Konstantinopel unter dem deutschen Generalleutnant (ab 1914 General der Kavallerie und Kaiserlich-Ottomanischer Marschall) Otto Liman von Sanders hatte den Auftrag, die Reorganisation der Osmanischen Armee durchzuführen. Entsprechend der Reorganisation des Heeres durch die Deutschen war bereits 1912 der englische Admiral Limpus von der Royal Navy mit der Reorganisation der Marine beauftragt worden. Nach der Beschlagnahme der Schlachtschiffe „Reschadie“ und „Sultan Osman I.“ durch die Briten 1914 kündigten die Türken den Vertrag auf und beauftragten im Ersten Weltkrieg den deutschen Konteradmiral Wilhelm Souchon mit der Mission.

Vorspiel zum Weltkrieg

„Bevor der Erste Weltkrieg zum Prüfstein für die militärische Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kaiserreich wurde, befand sich das Osmanische Reich, bedingt durch den Putsch der Jungtürken 1908, Unruhen im Inneren und die Balkankriege von 1912 und 1913, kurz vor dem Kollaps. Eigentlich war man in Berlin von seinem baldigen Zusammenbruch überzeugt. Zwar war bereits ab 1913 eine deutsche Militärmission unter Marschall Otto Liman von Sanders mit einer Reform der osmanischen Armee betraut. Doch als der türkische Kriegsminister Enver Paşa während der Juli-Krise 1914 dem Deutschen Reich ein Militärbündnis vorschlug, das die Position der Türken auf dem Balkan langfristig stärken sollte, wies man ihn ab. Ende Juli war es dann der deutsche Kaiser Wilhelm II. persönlich, der ein Zusammengehen wünschte. Und plötzlich drängte Berlin die osmanische Regierung, den Mittelmächten im Fall eines Krieges gegen Russland beizustehen. Denn für die Reichsregierung spielten nun auch globalstrategische Überlegungen eine Rolle – führten doch über osmanisches Territorium die Landrouten nach Zentralasien, zum indischen Subkontinent wie auch in Richtung Afrika, wo Russland, England und Frankreich Kolonien und Einflussgebiete besaßen. Durch Angriffe auf diese Gebiete, so das Kalkül, könnte man die Gegner auf den europäischen Kriegsschauplätzen indirekt schwächen. Türkische Truppen sollten also für nicht deklarierte deutsche Kriegsziele instrumentalisiert werden. Am 2. August 1914 unterzeichneten beide Seiten den Bündnisvertrag, ohne sich jedoch zuvor über gemeinsame Kriegsziele verständigt zu haben. Berlin erwartete vom Osmanischen Reich neben der Bereitstellung von Truppen vor allem, dass sein politischer Einfluss als ein asiatisches muslimisches Großreich bis in die von Muslimen bewohnten Besitzungen der Ententemächte hineinreichen würde. Auch betrachtete sich Kaiser Wilhelm II., seit er 1898 das Osmanische Reich besucht hatte, selbst als ‚Beschützer‘ sämtlicher Muslime. Seine Orientpolitik basierte auf geopolitischen Ideen, die er etwa seit den 1890er-Jahren als imperialistische Kolonialpolitik vorantrieb, um damit in Konkurrenz zu den anderen Großmächten zu treten. In Gelehrten-, Industrie- und Bankenkreisen kursierten Vorstellungen, die muslimischen Völker würden nur darauf warten, durch deutschen Fleiß, deutsches Wissen unter einer starken deutschen Regierung zu neuer Macht und Blüte zu gelangen, wie es in einer der vielen politischen Denkschriften jener Zeit hieß. Einige Autoren entwickelten gar Szenarien eines Großwirtschaftsraums von der Nordsee bis zum Persischen Golf, auf den sich der künftige Weltmachtanspruch gründen sollte. Andere befürworteten eine Besiedlung Mesopotamiens durch deutsche Kolonisten und die Ausbeutung seiner Rohstoffe; vor allem Erdöl und Kohle. Die im Bau befindliche Bagdadbahn war sinnfälliger Ausdruck solcher Ambitionen. Überdies wurden bereits Konzepte einer umfassenden wirtschaftlichen Modernisierung des Osmanischen Reiches und der Erschließung seiner Rohstoffe durch deutsche Unternehmen nach Kriegsende entwickelt. Enver Paşa hatte am 2. August 1914 zwar das Geheimabkommen unterzeichnet, am Tag darauf aber die ‚bewaffnete Neutralität‘ seines Landes erklärt. Dies brachte ihm Ärger mit Berlin ein, das sich schon im Kriegszustand mit Russland befand. Sein Land sollte Russland möglichst bald ebenfalls den Krieg erklären und Kampfhandlungen im Schwarzen Meer eröffnen. Grundsätzlich war derosmanische Kriegsminister bereit, doch wollte er sich den richtigen Zeitpunkt zum Losschlagen nicht vorschreiben lassen. Denn noch fehlte ihm Rückhalt in der eigenen Regierung. Einige Minister hegten sogar offene Sympathien für die Entente, dem Militärbündnis zwischen dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Russland. Die Mobilisierung der Streitkräfte erforderte Zeit. Material und Ausrüstung mussten fast vollständig per Bahn über die Balkanländer aus Deutschland herangeschafft werden, was sich angesichts des Misserfolgs Österreich-Ungarns in Serbien und der Transportblockaden seitens Rumäniens als zunehmend schwierig erwies. Nicht zuletzt verfolgte jedoch Enver Paşa auch eigene Kriegsziele, die ihn zögern ließen.“[3]

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg war das Osmanische Reich mit Deutschland verbündet. Kurz nach Kriegsausbruch lieferte das Kaiserreich den Schlachtkreuzer „Goeben“ und den Leichten Kreuzer „Breslau“ an seinen Partner. Am 13. August 1914 gab die Türkei den Ankauf bekannt. Die Kriegsschiffe wurden in „Yavuz Sultan Selim“ und „Midilli“ umbenannt, fuhren allerdings weiterhin mit deutschen Besatzungen und unter deutschem Kommando.

Ebenfalls mit Unterstützung aus Berlin wurden nun die Dardanellen militärisch befestigt, die „Yavuz Sultan Selim“ sicherte den Bosporus. Beide Meerengen wurden am 27. September 1914 für die internationale Schiffahrt gesperrt. Bei der erfolgreichen Abwehr der englisch-französischen Angriffe auf die Dardanellen 1915 standen die osmanischen Truppen unter dem Befehl der Generäle Vehip Pascha und Otto Liman von Sanders, der seit 1913 die deutsche Militärmission in Konstantinopel leitete. Als „Löwe von Gallipoli“ verehrt, übernahm er schließlich im März 1918 auf Bitte des osmanischen Kriegsministers Enver Pascha den Oberbefehl über die bis dahin mit wenig Erfolg vom deutschen General Erich von Falkenhayn geführten Armeen des Osmanischen Reichs in Palästina und Syrien. Ihre Niederlage gegen die Briten konnte Liman von Sanders aber nicht mehr abwenden.

Deutsche Kriegsgräberstätte Tarabya

Nach dem Anwachsen der deutschen militärischen Präsenz in Konstantinopel ab 1914, insbesondere durch das Eintreffen der Mittelmeerdivision der Kaiserlichen Marine, dem intensiven Ausbildungsbetrieb, dem ungewohnten Klima und vor allem dem bis dahin mangelnden Impfschutz gegen Tropenkrankheiten waren bald die ersten schweren Krankheits- und Todesfälle deutscher Soldaten in Konstantinopel zu verzeichnen. Deutsche Soldaten wurden bislang auf dem bis heute bestehenden Ausländerfriedhof in Feriköy oder anderen christlichen Friedhöfen begraben. Nun wurde ein „Ehrenfriedhof der Marine“ eingerichtet, der im wesentlichen für die Gefallenen und Verstorbenen der Mittelmeerdivision der Kaiserlichen Marine vorgesehen war.

Die ersten Soldaten wurden offensichtlich im November 1914 in Tarabya bestattet und bildeten zunächst die erste, untere Grabreihe. Zu jener Zeit stand auch das Moltke-Denkmal, das heute weit oberhalb des Friedhofes steht, unmittelbar an den Grabreihen. Um jedoch die 1915 weiter anwachsende Zahl von Toten ordnungsgemäß zu bestatten, wurde im August 1915 auf Anregung des Marineattachés Korvettenkapitän Hans Humann, einem Sohn von Carl Humann, dem berühmten Ausgräber von Pergamon, eine Friedhofskommission aufgestellt. Sie hatte die Aufgabe, den Ausbau und die Verwaltung des Ehrenfriedhofs in Therapia einheitlich zu leiten und über alle einschlägigen Fragen bindende Entschlüsse zu fassen.

Reichswehr

Nach dem Ersten Weltkrieg unterhielten Deutschland und die Türkei sechs Jahre lang keine diplomatischen Kontakte. Bereits am 3. März 1924 aber wurde die Verbindung mit einem Freundschaftsvertrag wiederbelebt. Auch die militärische Zusammenarbeit fand ihre Fortsetzung. Wieder lieferte man Waffen an die Türkei, und die Reichswehr bildete Soldaten aus.

Zweiter Weltkrieg

Die gemeinsamen Erinnerungen an die Kriegsjahre waren einer weiteren Bindung an das deutsche Modell dabei nur förderlich. Nichtsdestoweniger blieb die Türkei, wie auch Spanien, im Zweiten Weltkrieg neutral, alte Soldaten vom Bosporus, der Georgischen Legion und Kämpfer der Legion Condor zeigten sich ob der Undankbarkeit beider Nationen äußerst enttäuscht.

Osmanische Orden und Ehrenzeichen (Auswahl)

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. David Woodward: Armies of the World 1854–1914, 1978, S. 79 ff.
  2. George W. Gawrych: The Young Atatürk: From Ottoman Soldier to Statesman of Turkey, S. 10
  3. Die türkisch-deutsche Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg, Bundeszentrale für politische Bildung, 1. September 2014