Todenhöfer, Jürgen
Jürgen Gerhard Todenhöfer ( 12. November 1940) ist ein deutscher Jurist, Autor und ehemaliger Bundestagsabgeordneter, der als Mitglied BRD-Blockpartei CDU von 1972 bis 1990 im Bundestag saß. Zu Todenhöfers naivem Weltbild gehört es, fremdländische Mohammedaner in der BRD – wie z. B. Türken, Orientalen oder Afghanen – als Deutsche zu betrachten und deren Integration zu fördern.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werdegang
Todenhöfer studierte ab 1959 Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten München, Paris, Bonn und Freiburg im Breisgau. An der Universität Freiburg war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und wurde schließlich 1969 promoviert. 1972 trat er eine Stelle als Strafrichter am Amtsgericht Kaiserslautern an.
Während einer Fernsehdiskussion[1] berichtete er darüber, wie er mit seinem jüngeren Bruder im Streit lag. Er bedauerte, sich nicht mehr mit ihm versöhnt zu haben, bevor dieser sich selbst tötete, weil er die Aufnahmeprüfung als Offizier der Bundeswehr nicht bestanden hatte.[2]
Wirken
Todenhöfer galt im Bundestag als Mitglied des rechten Flügels der Union und fragte Helmut Kohl hartnackig danach, was eigentlich mit der „Deutschen Einheit“ sei.[3] In dieser Zeit warfen ihm Parteikollegen vor, „nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben“.[4]
Später entwickelte er sich immer mehr zu einem entschiedenen Kritiker der westlichen Welt. Für ihn ist der Westen der Urheber des Islamistischen Terrorismus.[5] In einem Gespräch, das Michael Vogt mit ihm führte, ging er so weit, die Frage zu stellen, wieviele Menschen ein westlicher Staatsmann eigentlich straffrei töten dürfe, „eine Million, zehn Millionen, hundert Millionen?“[6] Frieder Wagner bezeichnete ihn als die einzige namhafte Person, die öffentlich „den Kopf von Bush und Blair“ gefordert habe.
Er ermöglichte zwar Präsident Baschar al-Assad von Syrien, in einem Interview seine Sicht der Dinge darzustellen,[7] dasselbe gestand er aber Muammar al-Gaddafi, dem seinerzeitigen Machthaber von Libyen, nicht zu. Gegen ihn ergriff er öffentlich Partei.[8] Weil er mit Assad ein Interview geführt hatte, erhielt er laut Peter Scholl-Latour Morddrohungen. Deshalb sagte er einen Auftritt in einer Sendung von Anne Will ab.[9] Der Kabarettist Christian Springer[10] sagte dazu: „Wenn man Assad interviewt, dann bekommt man Morddrohungen“. Demnach dürfe sich Todenhöfer darüber nicht wundern. Auf der einen Seite wird ihm z. B. von Michael Stürzenberger die Verharmlosung des Islam vorgeworfen,[11] seit seiner Parteinahme für Assad hat sich diese Kritik jedoch relativiert.[12]
In einer Ausgabe des Nachtstudios im ZDF führte er Hitlers Aufstieg auf das Versailler Diktat zurück, an dem beteiligt gewesen zu sein Woodrow Wilson – laut Todenhöfer – nachträglich bereut habe. Peter Scholl-Latour widersprach ihm in diesem Punkt.[13]
Kritik
Überfremdungsapologet
- Sarrazin-Kritiker
In einem Streitgespräch[14] mit Thilo Sarrazin warf dieser Todenhöfer vor, sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ (2010) gar nicht gelesen zu haben; wenn das der Fall wäre, dann wüßte er nämlich, daß alle Frauen in der BRD, egal welcher Herkunft – und nicht nur deutsche Frauen – eine Kinderprämie erhalten sollten, wenn sie Kinder in die Welt setzen.[15]
- Mohammedanerfreund
In Interviews mit den Wochenzeitung Junge Freiheit äußerte Todenhöfer mehrfach, daß nur ein sehr kleiner Teil der Mohammedaner in der BRD sogenanntem Extremismus – also dem sogenannten Islamismus – zuneigten. Todenhöfer verschweigt dabei, daß der Anteil der Mohammedaner unter den Personen, die die BRD-Behörden als Extremisten kategorisieren, im Verhältnis sehr viel höher ist (10- bis 20fach höher) als beispielsweise die Zahl sogenannter rechter oder linker Extremisten. Ebenfalls bezieht Todenhöfer in seine Überlegungen nicht mit ein, wieviele Mohammedaner sich unter anderen – zukünftigen – Bedingungen möglicherweise extremistischen Auslegungen des Islam zuwenden würden.
- Kreuzzüge vs. islamischer Terror – Verdrehung von Ursache und Wirkung
In seinem Erfolgsbuch „Inside IS – 10 Tage im ‚Islamischen Staat‘“ wiederholt Todenhöfer die falsche Anschuldigung gegen christliche Europäer, diese seien während der Kreuzzüge unrechtmäßig in den Orient bzw. in den islamischen Machtbereich vorgedrungen.[16] Tatsächlich sahen sich die Teilnehmer der Kreuzzüge in der Pflicht, ihren Glaubensgenossen im damals christlich geprägten Vorderorient zu Hilfe zu kommen, weil diese von der militärischen Expansion der arabischen Mohammedaner bedroht und überrannt wurden. Dies bedeutete in der Folge, daß Christen (und Juden) von den Mohammedanern ermordet, versklavt oder aber zur Annahme des Islam (→ Islamisierung) gezwungen wurden. Auf Basis dieser Verdrehungen der Geschichte baut Todenhöfer bereits ab dem zweiten Kapitel seines Buches „Inside IS“ seine Theorien zur Entstehung des Islamischen Staats (IS) auf, womit er die Schuld der Mohammedaner zu relativieren versucht und gleichzeitig den Europäern (→ Weiße) eine Mitschuld gibt.
Sonstiges
Gegen Todenhöfer wird die Anschuldigung erhoben, er sei ein „Immobilienhai“.[17] Dabei wird sich auf die Sendung „Frontal 21“ berufen.[18]
Zitate
- „Ich finde Angela Merkel ungewöhnlich tüchtig.“[19]
- „Für mich hat das, was Abu Qatadah vertritt, nichts mit dem barmherzigen Islam zu tun, den 99,9 Prozent unserer muslimischen Mitbürger vertreten. Mit diesen gemäßigten Muslimen sollten wir uns verbünden, um das ideologische Kidnapping ihrer großen Religion durch Extremisten zu beenden. Die Anti-Pegida-Bewegung ist ein guter Anfang. Fast schon ein kleines Wunder. Euer J[ürgen] T[odenhöfer]“[20]
- „Es waren keine Muslime, sondern wir Deutsche, die zehn Millionen Slawen und sechs Millionen Juden, Mitbürger, Nachbarn und Freunde, feige und schändlich ermordeten.“[16]
- „Der Satz: ‚Nicht jeder Muslim ist ein Terrorist, aber jeder Terrorist ein Muslim‘ ist Unfug. Auch wenn die ‚islamischen‘ Terroranschläge überdurchschnittlich blutig waren. In Deutschland wurde übrigens bis heute nicht ein einziger Deutscher durch ‚islamische‘ Terroristen getötet. Aber allein seit 1990 wurden in Deutschland 29 Muslime durch Rechtsradikale ermordet. Man denke an die NSU-Morde oder an die Morde von Mölln und Solingen. Antiislamische Hassprediger lassen sich durch diese Fakten nicht aufhalten“[21]
- „Es gibt in Wirklichkeit keinen ‚islamischen‘ Terrorismus, so wie der Terrorismus der nordirischen IRA oder des Norwegers Anders Breivik nie christlich war. [...] Wer sich als Terrorist teuflischer Methoden bedient, kann sich nicht auf Gott berufen. Die Behauptung, dass Terrorismus vor allem ein religiöses Problem sei, ist eine atheistische Legende. Die Massenmorde der deutschen Nationalsozialisten, der sowjetischen und chinesischen Kommunisten sind traurige Beweise, dass der Mensch das grausamste aller Geschöpfe sein kann. Mit oder ohne Religion.“[22]
- „Wenn die USA eines Tages beschließen würden, die gesamte muslimische Welt ähnlich großzügig zu behandeln wie Israel, wäre der Erfolg gegen den Terrorismus sogar nachhaltig. Aber wollen die USA das überhaupt?“[23]
- „Der IS ist eine mörderische Terrororganisation, [...] wenn die westliche Politik ehrlich wäre, müsste sie zugeben, dass Politiker wie Bush jr., Cheney, Rumsfeld und Blair zumindest nach der Zahl ihrer Opfer noch schlimmere Terroristen sind.“[23]
- „Ich fordere alle ausländischen Jihadisten auf, sich vom ‚Islamischen Staat‘ zu lösen, in ihre Heimatländer zurückzukehren und sich den Behörden zu stellen. Sie werden faire Prozesse erhalten. Und hoffentlich kluge Integrationsprogramme.“[24]
Werke (Auswahl)
- Feindbild Islam. Zehn Thesen gegen den Hass. C. Bertelsmann, München 2011
- Du sollst nicht töten. Mein Traum vom Frieden. C. Bertelsmann, München 2013
- Inside IS – 10 Tage im „Islamischen Staat“. C. Bertelsmann, München 2015
Siehe auch
Verweise
- Jürgen Todenhöfers Weltnetzseite
- Hans-Jürgen Jakobs: Zurück im Glück, Süddeutsche Zeitung, 11. November 2010