Weiser, Grethe
Mathilde Ella Dorothea Margarethe „Grethe“ Weiser, geb. Nowka ( 27. Februar 1903 in Hannover; 2. Oktober 1970 in Bad Tölz durch Autounfall), war eine deutsche Schauspielerin, die vor allem in komisch-heiteren Rollen in Filmen bekannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Grethe Weiser wurde als Tochter des Hochbauunternehmers Gottlieb Ernst Ludwig Nowka und dessen Frau Ella, geb. Schimke geboren. Sie wuchs in Klotzsche und dem nahen Dresden auf, besuchte die Neustädter Höhere Töchterschule und die Friedelsche Privatschule in Dresden-Blasewitz. Sie heiratete 1921 den Wiener Kaufmann Josef Weiser. Im Jahre 1922 wurde ihr Sohn Rolf Günther geboren.
Die Familie zog nach Berlin, wo Josef Weiser u. a. Pächter des Kabaretts Charlott am Kurfürstendamm wurde, in dem seine Frau erste Auftritte absolvierte. Sie nahm Gesangsunterricht, wurde Elevin an der Volksbühne und debütierte im Oktober 1926 im Chor einer „Lysistrata“-Inszenierung. In den folgenden Jahren trat sie in Operetten und an zahlreichen Berliner Kabaretts sowie als Schauspielerin und Sängerin an der Komischen Oper zu Berlin auf; sie gab Gastspiele am Thalia Theater in Hamburg, am Komödienhaus Dresden und spielte komische Rollen am Theater am Kurfürstendamm. Nach ihrer Scheidung 1934 lebte sie mit dem Filmjuristen und Produzenten Dr. Hermann Schwerin (1902–1970) zusammen, den sie am 21. März 1958 heiratete.
Schauspielerei
Erst 1937 in dem Film „Die göttliche Jette“ erhielt sie die Möglichkeit, ihren schlagfertigen Witz und ihre komödiantische Begabung in einer Hauptrolle zu demonstrieren. Der Film schildert – nach dem Vorbild der Opernsängerin Henriette Sonntag – den Aufstieg der Berliner Vorstadtkomödiantin Jette Schönborn zum weltstädtischen Revuestar.
Nach weiteren Hauptrollen – einer ehekittenden Platzanweiserin in „Meine Freundin Barbara“ und der kessen Soubrette Mausi Blanke in „Ehe In Dosen“ – trat sie erneut ins zweite Glied zurück. Sie spielte eine intrigante Nachtclubsängerin in „Rote Mühle“, „das Huhn“ in „Wir machen Musik“, Zarah Leanders plietsche Jungfer Käthe in „Die große Liebe“, die Köchin Jette in Carl Froelichs zweiteiliger Gründerzeitsaga „Familie Buchholz“ und „Neigungsehe“.
Nachkriegszeit
Im Nachkriegsfilm fand Grethe Weiser schnell Anschluß und spielte in zahlreichen Unterhaltungsfilmen mit, oft als obsiegende Witwe, resolute Tante oder gefürchtete Schwiegermutter. Ihr Markenzeichen blieb auch weiterhin: Herz mit Schnauze. Amüsant, erfrischend und ihretwegen sehenswert blieben ihre (oft improvisierten) Rollen auch dann, wenn die Filme selbst sehr oft ins Seichte abglitten.
Sie wirkte in insgesamt mehr als 100 Filmen mit. Beliebt war sie durch ihr volkstümliches Wesen und ihr unnachahmliches kesses Auftreten.
1949 spielte sie unter der Regie ihrer Freundin Ida Ehre in Hamburg erstmals auf der Bühne die Rolle der Mary Miller in der Komödie „Das Kuckucksei“ von Irma und Walter Firner, die zu ihrer Paraderolle wurde. Sie spielte diese Rolle alle zehn Jahre und nannte sie daher scherzhaft „meine Oberammergauer Passionsspiele“. Ebenfalls auf der Bühne hatte sie – neben der Mary Miller – 1953 einen großen Triumph als Mutter Wolffen in Gerhart Hauptmanns klassischer Gaunerkomödie „Der Biberpelz“. 1966 wagte sie in der deutschen Erstaufführung von Friedrich Dürrenmatts Theaterstück „Der Meteor“ am Thalia Theater Hamburg als sterbende Toilettenfrau Nomsen den Ausflug ins ernste Charakterfach. In dieser Rolle schlug sie ungewohnt leise, ernste und böse Töne an, was ihr großes Lob und Anerkennung seitens der Kritik einbrachte, die ihr das Publikum jedoch nur bedingt abnahm. Dieser Ausflug ins ernste Fach blieb somit auch die Ausnahme in ihrer langen Karriere als volkstümliche Schauspielerin.
Die heiteren Theaterstücke fanden in den späteren 1960er Jahren auch den Weg ins Fernsehen. Eines der erfolgreichsten Stücke, das bis heute gelegentlich in den Spartenkanälen des ZDF wiederholt wird, war „Keine Leiche ohne Lily“, die deutsche Adaption der Kriminalgroteske „Busybody“ des britischen Bühnenautors Jack Popplewell.
1969 begannen die Vorbereitungen zu einer Neuauflage von „Das Kuckucksei“, das diesmal auch im ZDF übertragen wurde. Dem gingen die Dreharbeiten zur 6teiligen Fernsehreihe „Theatergarderobe“ nach Drehbüchern von Horst Pillau voraus. Weiser spielte darin eine resolute Garderobiere, die als guter Geist der Schauspieler hinter den Kulissen wirkt und für alle Lebenslagen den passenden Rat auf den Lippen hat.
Tod
Am 2. Oktober 1970, gut eine Woche nach der Übertragung der Komödie „Das Kuckucksei“ vom 26. September 1970, reiste Grethe Weiser gemeinsam mit Hermann Schwerin sowie ihren Freundinnen Agnes Baronin von Spetzler – ihrer langjährigen Gesangslehrerin – und Haushälterin Maria Reisch sowie ihrem Lieblingshund Borra von einem Erholungsaufenthalt in Bad Tölz nach Berlin, um dort neue schauspielerische Engagements vorzubereiten. An einer Kreuzung in Untersteinbach bei Bad Tölz hatten sie einen schweren Autounfall, bei dem der Citroen DS des Ehepaares frontal mit einem Lastwagen zusammenstieß. Während Hermann Schwerin, Agnes von Spetzler und Maria Reisch noch an der Unfallstelle verstarben, wurde Grethe Weiser in das Krankenhaus von Bad Tölz eingeliefert, wo sie zunächst noch Bluttransfusionen erhielt. Ihr Leben konnte dadurch jedoch nicht mehr gerettet werden, sie verstarb ca. 50 Minuten später.
Ruhestätte
Grethe Weiser wurde unter ihrem Ehenamen Grethe Schwerin neben ihrem Mann auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Charlottenburg beigesetzt.
Filmbeiträge
V.S.-Produktion: Schauspielerleben: Grethe Weiser (Staffel 6/ Folge 3) (2019)
Grethe Weiser in „Der Haustyrann“ mit Heinz Erhardt von 1959
Auszeichnungen
- 1968: Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Werke
Filmographie
- 1930: Kasernenzauber
- 1931: Salto mortale
- 1933: Schlagerpartie
- 1933: Kind, ich freu’ mich auf Dein Kommen
- 1933: Gutgehendes Geschäft zu verkaufen ...
- 1933: Gretel zieht das große Los
- 1934: Einmal eine große Dame sein
- 1934: Schützenkönig wird der Felix
- 1934: Die einsame Villa
- 1934: Die bunte Platte
- 1934: Am Telefon wird gewünscht
- 1935: Frischer Wind aus Kanada
- 1935: Lady Windermeres Fächer
- 1935: Familie Schimek
- 1935: Einer zuviel an Bord
- 1935: Die selige Exzellenz
- 1935: Der Mann mit der Pranke
- 1935: Den Zahn laß Dir man ziehen
- 1935: Anschlag auf Schweda
- 1936: Martha. Letzte Rose
- 1936: Engel mit kleinen Fehlern
- 1936: Der Raub der Sabinerinnen
- 1936: Männer vor der Ehe
- 1936: Hilde und die 4 PS
- 1936: Geheimnis eines alten Hauses
- 1936: Fräulein Veronika
- 1936: Eskapade. Seine offizielle Frau
- 1936: Der verkannte Lebemann
- 1937: Menschen ohne Vaterland
- 1937: Mädchen für alles
- 1937: Meine Freundin Barbara
- 1937: Gabriele Eins, Zwei, Drei
- 1937: Die göttliche Jette
- 1938: Es leuchten die Sterne
- 1938: Unsere kleine Frau
- 1938: Mia moglie si diverte
- 1938: Frauen für Golden Hill
- 1939: Liebe streng verboten
- 1939: Verdacht auf Ursula
- 1939: Mein Mann darf es nicht wissen
- 1939: Marguerite: 3
- 1939: Irrtum des Herzens
- 1939: Hochzeitsreise zu dritt
- 1939: Frau am Steuer
- 1939: Ehe in Dosen
- 1939: Die Geliebte
- 1939: Das Glück wohnt nebenan
- 1940: Rote Mühle
- 1940: Polterabend
- 1940: Alles Schwindel
- 1940: Zwischen Hamburg und Haiti
- 1940: Wie konntest du, Veronika!
- 1940: Links der Isar – rechts der Spree
- 1940: Der rettende Engel
- 1941: Sonntagskinder
- 1941: Oh, diese Männer
- 1941: Leichte Muse
- 1941: Krach im Vorderhaus
- 1941: Ehe man Ehemann wird
- 1942: Tre ragazze viennesi
- 1942: Drei tolle Mädels
- 1942: Die große Liebe
- 1942: Alles aus Liebe
- 1942: Wir machen Musik
- 1942: Ein Walzer mit dir
- 1944: Neigungsehe
- 1944: Hundstage
- 1944: Familie Buchholz
- 1944: Die Frau meiner Träume
- 1944: Der Meisterdetektiv
- 1944: Ich glaube an dich (UA: 1950)
- 1944: Das Dementi (UA: 1950)
- 1945: Das alte Lied
- 1945: Shiva und die Galgenblume
- 1948: Morgen ist alles besser
- 1949: Liebe 47
- 1949: Tromba
- 1949: Nichts als Zufälle
- 1949: Die Reise nach Marrakesch
- 1949: Die Freunde meiner Frau
- 1949: Artistenblut
- 1949: Amico
- 1949: 1 x 1 der Ehe
- 1950: Tobias Knopp, Abenteuer eines Junggesellen
- 1950: Wenn Männer schwindeln
- 1950: Gabriela
- 1950: Die Nacht ohne Sünde
- 1950: Die Dritte von rechts
- 1951: Tanz ins Glück
- 1951: Johannes und die 13 Schönheitsköniginnen
- 1951: Hilfe, ich bin unsichtbar
- 1951: Gangsterpremiere
- 1951: Fanfaren der Liebe
- 1951: Durch Dick und Dünn
- 1951: Die verschleierte Maja
- 1952: Königin der Arena
- 1952: Ferien vom Ich
- 1952: Du bist die Rose vom Wörthersee
- 1952: Der keusche Lebemann
- 1952: Der Obersteiger
- 1952: Der Fürst von Pappenheim
- 1953: Der Onkel aus Amerika
- 1953: Hurra – ein Junge!
- 1953: Hollandmädel
- 1953: Die Rose von Stambul
- 1953: Die Kaiserin von China
- 1953: Der Vetter aus Dingsda
- 1953: Damenwahl
- 1954: Die tolle Lola
- 1954: Viktoria und ihr Husar
- 1954: Mädchen mit Zukunft
- 1954: Keine Angst vor Schwiegermüttern
- 1954: Geld aus der Luft
- 1954: Die sieben Kleider der Katrin
- 1954: Die Stadt ist voller Geheimnisse
- 1954: Bei Dir war es immer so schön
- 1955: Premiere im Metropol
- 1955: Vatertag
- 1955: Solang’ es hübsche Mädchen gibt
- 1955: Meine Kinder und ich
- 1955: Mein Leopold
- 1955: Drei Tage Mittelarrest
- 1955: Der doppelte Ehemann
- 1956: Ein Herz und eine Seele
- 1956: Ein Herz schlägt für Erika
- 1956: Kirschen in Nachbars Garten
- 1956: Ich und meine Schwiegersöhne
- 1956: Du bist Musik
- 1956: Der schräge Otto
- 1956: Bonsoir Paris, bonjour l’amour
- 1957: Tante Wanda aus Uganda
- 1957: Liebe, Jazz und Übermut
- 1957: Lemke’s sel. Witwe
- 1957: Einmal eine große Dame sein
- 1957: Die verpfuschte Hochzeitsnacht
- 1957: Die Beine von Dolores
- 1957: Der Kaiser und das Wäschermädel
- 1957: Das haut hin
- 1957: Casino de Paris
- 1958: Zauber der Montur
- 1958: Scala – total verrückt
- 1959: Der Haustyrann
- 1959: So angelt man keinen Mann
- 1960: Wir wollen niemals auseinandergehn
- 1960: Freddy und die Melodie der Nacht
- 1960: Die junge Sünderin
- 1961: Freddy und der Millionär
- 1961: Ach Egon!
- 1962: Wenn die Musik spielt am Wörthersee
- 1963: Lieder klingen am Lago Maggiore
- 1963: Jenny und der Herr im Frack
- 1963: Ferien vom Ich
- 1963: Berlin-Melodie. Vom Zille-Ball zum Jazzlokal
- 1964: Liebesgrüße aus Tirol
- 1965: Jean
- 1966: Bei Pfeiffers ist Ball
- 1966: Brille und Bombe: Bei uns liegen Sie richtig!
Theatrographie (Auswahl)
- 1935: Herz über Bord (Theater am Nollendorfplatz, Berlin)[1]
Hörspielsprecher (Auswahl)
- 1938: Geh’n wir alle tanzen (Reichssender Berlin, 11. Februar 1938)[2]