Kunze, Wilhelm

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Wilhelm Hermann Otto Kunze (Lebensrune.png 15. November 1894 in Leipzig; Todesrune.png 20. August 1960 ebenda) war ein deutscher Offizier der Sächsischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalmajor des Heeres und Divisionskommandeur im Zweiten Weltkrieg.

Werdegang

Juristensohn Wilhelm Kunze besuchte von 1901 bis 1905 die 3. Höhere Bürgerschule und von 1906 bis 1912 die humanistische Thomasschule zu Leipzig. Sein Abitur legte er 1914 am Gymnasium in Zwickau ab. Zu seinen Klassenkameraden in Leipzig gehörte der spätere Marineoffizier Friedrich Ruge. Nach der Schule wollte Kunze Berufsoffizier werden und bewarb sich bei der Sächsischen Armee. Am 12. März 1914 wurde er in der Leipziger Prinz-Johann-Georg-Kaserne zum Fahnenjunker ernannt. Bereits in den ersten Tagen freundete er sich mit dem Kameraden Dietrich von Choltitz an. Als weitere Bekanntschaft erwähnte er Leutnant Johannes Frießner. Von August bis Oktober, inzwischen hatte der Erste Weltkrieg begonnen, war er im Rang eines Fähnrichs Zugführer. Danach wurde er zum Leutnant befördert. Er diente in Belgien, Frankreich und Russischen Kaiserreich. Im Oktober 1915 erlitt er schwere Verwundungen. Von 1915 bis 1916 wurde er als Kompanieführer im Reichsland Elsaß-Lothringen eingesetzt. Kunze kämpfte schließlich bei Verdun und der Somme. Von 1916 bis 1917 war er Bataillonsadjutant. 1917 war er am Aufbau der Polnischen Streitkräfte in Warschau beteiligt. Von 1917 bis 1918 war er Regimentsadjutant und nahm an der Dritten Flandernschlacht teil. Danach war er Ordonnanzoffizier bei Generalmajor Fritz von Loßberg. 1918 wurde er als Oberleutnant Bataillonsführer und erneut Regimentsadjutant. 1919 war er kurz Adjutant beim Grenzjäger-Bataillon eines Grenzjäger-Regiments. 1919 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften und Nationalökonomie an der Universität Leipzig. Nach dem Putsch in Hamburg trat er wieder als Offizier in Erscheinung. 1920 wurde er Ordonnanzoffizier in Breslau und Adjutant auf einem Truppenübungsplatz in Falkenberg. Danach fand eine Überführung in das Reichswehr-Infanterie-Regiment 38 statt. 1920 gruppierte sich die Einheit im 11. Infanterie-Regiment. Seit 1921 diente er im Stab des 11. (Sächsisches) Infanterie-Regiments in der König-Albert-Kaserne in Leipzig. Von 1926 bis 1929 war er Regimentsadjutant. Zur selben Zeit als Wachoffizier in Berlin, schloß er Freundschaft mit dem Hauptmann Friedrich Olbricht.

Kurzchronologie

  • 12.3.1914 Eintritt in das Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg“ (8. Königlich Sächsisches) Nr. 107 (Leipzig)
    • nach vereinzelte Quellen trat er zuerst in das 10. Königlich Sächsische Infanterie-Regiment Nr. 134 in Plauen ein und diente er ab dem 2. August 1914 beim Infanterie-Regiment Nr. 107
  • 12.10.1915 Kompanieführer
  • 14.1.1916 Führer der Maschinengewehrkompanie
  • 30.7.1916 Bataillonsadjutant
  • 18.7.1917 stellvertretender Regimentsadjutant
  • 7.8.1918 Führer der 2. Maschinengewehr-Kompanie
  • 22.9.1918 stellvertretender MG-Offizier im Regimentsstab
  • 21.1.1919 Regimentsadjutant
  • 30.3.1919 Bataillonsadjutant
  • 1.6.1921 in der 5. Kompanie/Infanterie-Regiment 11 (Leipzig)
  • 1.2.1923 in der 8. (MG) Kompanie/Infanterie-Regiment 11 (Leipzig)
  • 1.2.1927 MG-Offizier im Stab des Infanterie-Regiments 11 (Leipzig)
  • 1.3.1929 Chef der 12. (MG) Kompanie/Infanterie-Regiment 11 (Leipzig)
  • 1.10.1934 Lehrer an der Infanterieschule (Dresden)
  • 1.1.1935 Lehrer an der Kriegsschule Dresden
  • 10.11.1938 Kommandeur des II. Bataillons/Infanterie-Regiment 101 (Oschatz)
  • 26.8.1939 Kommandeur des Infanterie-Regiments 455
  • 14.1.1942 Führerreserve OKH (IV)
  • 15.2.1942 kommandiert zum Stab der 71. Infanterie-Division
  • 21.4.1942 Kommandeur des Infanterie-Regiments 685
  • 31.10.1942 Führerreserve OKH (IV)
  • 5.4.1943 Führerreserve Heeresgruppe Nord
    • mit der stellvertretenden Führung der 254. Infanterie-Division beauftragt
  • 13.5.1943 Führerreserve OKH (III)
  • 10.7.1943 Führerreserve Heeresgruppe Süd
  • 22.7.1943 mit der Führung der 336. Infanterie-Division beauftragt
  • 1.9.1943 Kommandeur der 336. Infanterie-Division
  • 7.12.1943 Führerreserve OKH (IV)
  • 8.2.1944 kommandiert zum Generalstab des Oberbefehlshabers West
  • 15.2.1944 Kommandant der Festung Boulogne
  • 18.6.1944 Führerreserve OKH (IV)
  • 30.11.1944 in den Ruhestand verabschiedet

Nachkriegszeit

Nach der Kapitulation der Wehrmacht wurde Kunze von den sowjetischen Besatzern als Polizeichef und 2. Bürgermeister von Oschatz eingesetzt. Als Kommunalpolitiker unterwarf er sich der „antifaschistisch-demokratische Umwälzung“ in der SBZ. Er war auch an der Leitung des Oschatzer Krankenhauses beteiligt.

Verhaftung

Nach Kritik am System wurde er verhaftet. Im sowjetischen Speziallager Nr. 1 Mühlberg wurde er Aufseher in einem speziellen Arrestbunker. Von Mühlberg wurde er über Frankfurt (Oder) in die Sowjetunion verschleppt und zum Kriegsgefangenen deklariert. Er verbrachte die Kriegsgefangenschaft in den Lagern Krasnogorsk bei Moskau, Woikowo bei Iwanowo, Minsk und Brest. Dort schrieb er für die „Deutsche Kriegsgefangenen-Zeitung“. 1949 verurteilte ihn ein Sowjetisches Militärtribunal routinemäßig zu insgesamt 25 Jahren Zwangsarbeit. Während der Haft mußte er die Antifa-Zentralschule in Moskau besuchen, um Vorteile zu erlangen.

1953 wurde er vorzeitig in die Deutsche Demokratische Republik entlassen. Er wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historischen Abteilung des Ministeriums des Innern der DDR und Lehrer für Taktik an der Militärakademie „Friedrich Engels“ in Dresden, wo auch die ehemaligen Wehrmacht-Offiziere Wilhelm Adam, Heinz-Bernhard Zorn und Bernhard Bechler unterrichteten. Außerdem war er Reitlehrer der „Gesellschaft für Sport und Technik“. Zu seinem Dresdner Bekanntenkreis gehörten Otto Korfes und Friedrich Paulus. Er wurde Mitglied der Blockpartei NDPD und betätigte sich in der Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere.

Kunze ließ sich in den Machtapparat der SED einbinden und wurde unter den Decknamen „GM Trocken“ Geheimer Informator (GI) des Ministeriums für Staatssicherheit. Allerdings lieferte er ungenügende Informationen und übte Kritik an der DDR. 1960 wurde er vom 1. Senat des Bezirksgerichts Leipzig unter dem Vorsitz Kurt Bacherts wegen Erfüllung des Tatbestandes „Staatsgefährdende Propaganda und Hetze“ (§ 19 StGB-DDR) zu einer Gefängnisstrafe von anderthalb Jahren verurteilt.

Tod

Kunze starb wenige Monate später an einem Krebsleiden im Haftkrankenhaus Leipzig-Kleinmeusdorf und wurde auf dem Südfriedhof beigesetzt.

Familie

Wilhelm war der Sohn eines Rechtswissenschaftlers. Sein Vater, Dr. jur. Kunze, war Staatsanwalt am Reichsgericht in Leipzig und zuletzt Oberstaatsanwalt in Zwickau.

Gestern früh, 9 Uhr [Anm.: Oktober 1906], begann die diesjährige Herbstjustizkampagne gegen die „Leipziger Volkszeitung" vor der 4. Strafkammer. Den Vorsitz führte Landgerichtsdirektor Adam, öffentlicher Ankläger war Staatsanwalt Kunze, die Verteidigung lag in den Händen des Rechtsanwalts Genossen Liebknecht, der vor Eintritt in die Verhandlungen die ganze Kammer wegen Verdachts der Befangenheit ablehnte. Er zog jedoch diesen Antrag nach Rücksprache mit seinem Klienten zurück, als sich herausstellte, dass eine andere Kammer nicht sofort zu beschaffen sei. Darauf äußerte sich der Angeklagte zur Anklage. Vorsitzender: Sie haben schon früher gesagt, dass Sie von dem Artikel Kenntnis genommen haben und den Verfasser nicht nennen wollen. Die „Volkszeitung" erscheint täglich und in einer Auflage von 42.000 Exemplaren. Aus dem Artikel, für den Sie nach Paragraph 20 des Pressegesetzes verantwortlich sind, macht man Ihnen zum Vorwurf, dass Sie darin behaupten, der Herr Oberstaatsanwalt Böhme habe den politischen Redakteuren der „Leipziger Volkszeitung" den Vorwurf der Feigheit gemacht, und dass Sie sagen: Wir mussten deshalb Herrn Böhme öffentlich zur Ordnung rufen.[1]

Ehe

1921 heiratete Oberleutnant Kunze seine Verlobte Hanne Froebel, einer Nachkommin des Pädagogen Friedrich Fröbel. Sie zogen in den Stadtteil Leipzig-Gohlis. Ihr gemeinsamer Sohn wurde 1923 geboren.

Beförderungen

Unterschrift als Generalmajor

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Stammtafel der Familie Kunze, Leipzig 1928
  • Stammtafel der Familie Fröbel, Taucha 1935

Fußnoten