Breithaupt, Franz
Franz Breithaupt ( 8. Dezember 1880 in Berlin; 29. April 1945 in Prien am Chiemsee) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Vorläufigen Reichswehr, der SA und der SS, zuletzt SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS sowie Generalleutnant der Polizei.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Schulbesuch war Offizierssohn[1] Breithaupt ab 1891 auf der Kadettenanstalt Plön und der Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde. Im Ersten Weltkrieg wurde er schwer verwundet. Während der Schlacht um Verdun war er zum Sturm-Bataillon Nr. 5 „Rohr“ nach Verdun abkommandiert und übernahm dort die Führung von Bataillons im Infanterie-Regiment Nr. 456 und Nr. 364. Ab dem 24. März 1917 war er Kommandeur der Vorposten der 9. Kavallerie-Division. Ab Dezember 1918 war er dann Adjutant beim Kommandierenden General des II. Armee-Korps in Stettin, 1919 übernahm er die Durchführung des 1. Lehrganges an der neuen Militär-Turnanstalt Wünsdorf.
Nach dem Zusammenbruch 1918 war er Mitglied der Marinebrigade „Ehrhardt“ und dessen Regionalableger „Schutzregiment Groß-Berlin“. Im November 1919 wurde Major Breithaupt aus dem aktiven Militärdienst der Vorläufigen Reichswehr verabschiedet udn begann eine kaufmännische Lehre in einer Fabrik im westfälischen Lübbecke.
Er wurde später einer der engsten Vertrauten Heinrich Himmlers. Nach der Niederschlagung des geplanten Röhm-Putsches wurde von Adolf Hitler für alle Angehörigen der liquidierten Verräter ein Sonderfonds eingerichtet, aus dem diese versorgt wurden, der von Franz Breithaupt verwaltet wurde. 1934 wurde Breithaupt Schatzmeister der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und ab 1941 deren Präsident.
Zweiter Weltkrieg
Franz Breithaupt war dann SS-Obergruppenführer, General der Waffen-SS und Chef des Hauptamtes „SS-Gericht“ in München. Sein Nachfolger wurde dort Dr. Günther Reinecke. Am 27. August 1944 wurde Breithaupt auf Vorschlag Himmlers von Hitler mit der Fürsorge für die Hinterbliebenen und Familien der im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 verfolgten und verurteilten Personen beauftragt:
- „Am 14. Dezember 1944 heißt es in einer informatorischen Notiz des Chefs des RSHA, Ernst Kaltenbrunner, zur Sippenhaft an alle Befehlshaber und Inspekteure der Sipo und des SD: ‚Zur Betreuung der Frauen, die nach der Verurteilung und Hinrichtung ihrer aktiv am 20.7. beteiligten Männer auf sich allein gestellt sind, hat der Reichsführer-SS den SS-Obergruppenführer Breithaupt eingesetzt. Den Frauen wird, insbesondere wenn sie mit Kindern mittellos dastehen, auf Antrag Unterstützung gewährt, die den jeweiligen persönlichen Verhältnissen entspricht.‘“[2]
Kurzchronologie
- 1923 Leiter eines Betriebes im Godramstein in der von Franzosen besetzten bayerischen Pfalz, wo er gegen die Separatistenbewegung kämpfte
- 1923 Heirat, die Ehe wurde am 11. November 1944 geschieden
- Von 1923 bis 1931 Geschäftsführer der Deutschen Turnerschaft, Mitglied des Senates der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin und zeitweise auch im Deutschvölkischen Offiziersbund
- 1. April 1929 dem Berliner Stahlhelmbund beigetreten
- 1931 Vorstandsvorsitzender der Mälzerei IREKS A.G. in Kulmbach und deren Berliner Geschäftsführer
- August 1931 Beitritt NSDAP (Mitgliedsnr. 602.663)
- 27. November 1931 Beitritt SA
- als SA-Sturmbannführer als Stabsführer an der Reichsführerschule München eingesetzt
- 1. Dezember 1932 Übertritt zur SS (SS-Nr. 39.719)[2] als SS-Sturmbannführer bei
- bis 31. Juli 1933 Adjutant des Reichsführers SS (RFSS) Heinrich Himmler in Berlin
- Frühjahr 1933 Herausgeber der Berliner Zeitung „Deutscher Sport – Das Sportorgan der nationalen Erhebung“
- Vertreter der Deutschen Turnerschaft im Kreis Brandenburg
- 31. Juli 1933 SS-Führer z. b. V. (zur besonderen Verwendung) im Stab Himmlers, dem späteren Persönlichen Stab „Reichsführer-SS“
- 1934 Schatzmeister der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG)
- 9. November 1934 Himmlers Berliner Adjutant für „besondere Aufträge“ (bis 1. Januar 1942)
- 1. November 1935 rückwirkend zum 1. Mai ehrenamtlicher SS-Standortführer in Berlin (bis zum 1. Januar 1942)
- 24. Dezember 1934 ehrenamtlicher Vizepräsident und Mitglied des Volksgerichtshofes
- Für die Hinterbliebenen der Opfer des Röhm-Putsches wurde ein von Breithaupt verwalteter Sonderfonds eingerichtet, aus dem die Familienangehörigen auf Staatskosten versorgt wurden
- 6. Dezember 1935 bis 29. April 1945 ehrenamtlicher Gauführer des NS-Reichsbund für Leibesübungen im Sportgau III (Berlin-Brandenburg)
- 1. April 1936 zum SS-Führer im Stab des SS-Hauptamtes ernannt (bis 1. Januar 1942)
- 21. April 1936 zum ehrenamtlichen Beauftragten des Reichssportführers für Berlin und die Provinz Brandenburg ernannt
- gleichzeitig stellvertretender Leiter der Obersten Behörde für Traberzucht und -rennen
- 20. April 1937 bis 20. Juni 1936 Schiedshelfer beim „Großen Schiedshof RFSS“
- seit 20. April 1938 3. Schiedsrichter und Beisitzer beim Obersten Parteigericht der NSDAP
- 1. Dezember 1937 Mitglied Lebensborn
- Oktober 1939 bis 5. Dezember 1940 Kommandeur der „8. verstärkten SS-Totenkopfstandarte“ in Krakau
- 6. Dezember 1940 Kommandeur der „5. verstärkte Totenkopfstandarte“ in Oranienburg
- August 1940 begann in Danzig seine Einarbeitung in die Dienstgeschäfte eines Polizeipräsidenten (bis Oktober 1940)
- 25. Oktober 1940 bis zum 18. April 1941 kommissarischer Polizeipräsident in Breslau
- 1941 Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG
- 1. Januar 1942 „SS-Führer im Stab RFSS“
- 1. März 1942 „SS-Führer im Reichssicherheitshauptamt“ (RSHA)
- „Führerlehrgang für den SS-Verwaltungsdienst“ in der SS-Führerschule des Wirtschafts-Verwaltungsdienstes zwecks Einsätze in den verschiedenen SS-Hauptämtern
- 15. August 1942 als Nachfolger von Paul Scharfe Chef des Hauptamtes „SS-Gericht“ in München (bis 20. April 1945)
- Infolgedessen erfolgte am 18. September 1942 auch seine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis
- Oktober 1942 ehrenamtlicher Gauführer des Sportgaues München-Oberbayern des Nationalsozialistischen Reichsbunds für Leibesübungen (NSRL) und stellvertretender Vereinsführer des Vereins „Deutsche Sportpresse“
- 22. Februar 1943 Beisitzer bei der Verkündung des Todesurteils gegen die Geschwister Scholl durch den Volksgerichtshof unter Roland Freisler
Tod
Seine genauen Todesumstände beim Endkampf um Deutschland am 29. April 1945 sind ungeklärt. Angeblich starb er bei einem Unfall. Bisweilen wird auch der übliche angebliche „Selbstmord“ behauptet, wiederum andere behaupten, er wurde von seinem Fahrer SS-Untersturmführer Karl Lang ( 25. Oktober 1909) ermordet.
Auszeichnungen (Auszug)
- März 1899: Fähnrich[3]
- Eintritt aus der Kadettenschule kommend in das Infanterie-Regiment „Prinz Moritz von Anhalt-Dessau“ (5. Pommersches) Nr. 42
- August 1900: Leutnant
- 27. Januar 1910: Oberleutnant
- 20. Mai 1914: Hauptmann
- November 1919: Major
- Verabschiedung aus der Vorläufigen Reichswehr
- 1932: SA-Sturmbannführer
- Übertritt zur SS
- 1. Dezember 1932: SS-Sturmbannführer
- 26. Juli 1933: SS-Obersturmbannführer (mit Wirkung vom 31. Juli 1933)
- 15. November 1933: SS-Standartenführer (mit Wirkung vom 9. November 1933)
- 8. November 1934: SS-Oberführer (mit Wirkung vom 9. November 1934)
- 9. November 1938: SS-Brigadeführer
- 15. August 1942: SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS
- 20. April 1945: SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- II. Klasse am 22. November 1914[3]
- I. Klasse am 31. Mai 1916
- Militärverdienstorden (Bayern) IV. Klasse mit Schwertern am 22. Februar 1915
- Friedrich-Kreuz am Bande für Kämpfer am 25. November 1915
- Kreuz für Verdienste im Kriege (Sachsen-Meiningen) am 4. März 1916
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz mit Schwertern am 9. Juni 1917
- Militärverdienstkreuz (Mecklenburg) II. Klasse am 1. September 1917
- Verwundetenabzeichen (1918) in Silber am 10. August 1918
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Kampfrune
- Totenkopfring der SS
- Ehrendegen des Reichsführers-SS am 9. November 1935
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Komturkreuz mit Schwertern am Ring am 1. Dezember 1935
- SS-Julleuchter am 16. Dezember 1935
- Deutsches Olympia-Ehrenzeichen I. Klasse am 16. August 1936 (Halsorden)
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938 am 25. Dezember 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Dienstauszeichnung der NSDAP in Bronze
- Reichsehrenurkunde des NSRL am 8. Dezember 1940
- Großoffiziersstern des Kaiserlich Mandschurischen Ordens am 17. Januar 1941
- Ungarischer Verdienstorden, Komtur am 30. Juli 1942
- Kriegsverdienstkreuz (1939) II. und I. Klasse mit Schwertern
- II. Klasse am 1. Mai 1942
- I. Klasse am 30. Januar 1943
- Ehrenzeichen für deutsche Volkspflege II. Stufe am 30. Januar 1943
Literatur
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im Dritten Reich, Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1
Verweise
- Breithaupt, Franz, ww2awards.com (englischsprachig)
Fußnoten
- Geboren 1880
- Gestorben 1945
- Deutscher General
- Deutscher Richter
- Deutscher SS-Obergruppenführer
- Militärperson (Preußen)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Freikorps-Mitglied
- SS-Mitglied
- SA-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- Sportfunktionär
- SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS
- Richter (Volksgerichtshof)
- Stahlhelm-Mitglied
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens
- Träger des Verdienstordens der Republik Ungarn
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (IV. Klasse)