Münnich, Burkhard Christoph von

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Generalfeldmarschall Reichsgraf von Münnich

Burkhard Christoph ab 1728 Graf, ab 1741 Reichsgraf von Münnich (Lebensrune.png 9. Mai 1683 in Neuenhuntorf bei Oldenburg; Todesrune.png 16. Oktober 1767 in Sankt Petersburg) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalfeldmarschall der Kaiserlich-Russischen Armee, Wasserbauingenieur, Premierminister und Staatsmann Rußlands. Große Verdienste erwarb sich der deutsche Adlige und Genosse Walhallas außerdem als Feldherr und Militärreformer im Kaiserreich zahlreicher russischer Kaiser von Peter dem Großen bis Katharina II. Sein Sohn Ernst Johann Graf von Münnich schrieb in seinen Memoiren, daß sein Vater auf sein „treues, teutsches Herz“ stets stolz war. Zum deutschen Reichsgrafen ernannte ihn 1741 der Kurfürst von Sachsen als Reichsvicar.

Leben

Burkhard Christoph Graf von Münnich.jpg

Sein Vater Anton Günther von Münnich, Herr auf Huntorf und Gruneck, war Deichbauer (erster General-Deichgraf in den Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst) und Rittmeister a. D. (später mit dem Charakter eines Oberstleutnants), so daß der Sohn, nachdem er in seiner Jugend eifrig mathematische Studien betrieben hatte, ebenfalls Ingenieurwesen studierte und sich für das Soldatenleben interessierte. Schon in seinem 16. Lebensjahr unternahm er eine Reise durch Holland nach Frankreich, wo ihm in Paris eine Ingenieurstelle bei der elsässischen Division angeboten wurde, die er jedoch ausschlug, weil er befürchtete, gegen sein Vaterland kämpfen zu müssen. Auf seiner Rückreise in die Heimat wurde er (1701) in Darmstadt zum Hauptmann ernannt und nahm als Kompaniechef in dem hessen-darmstädtischen Kontingent der römisch-deutschen Reichsarmee an der Belagerung und Eroberung von Landau (1702) teil. 1705 erhielt er durch Vermittlung seines Vaters eine Ernennung zum fürstlich-ostfriesischen Oberingenieur mit dem Auftrage, „so oft seine ausländischen Dienste es zugeben“, insbesondere beim Deich- und Sielwesen „guten Rath und Anweisung zu geben“. 1706 trat er als Major der Garde zu Fuß in das in englischem und holländischem Solde stehende „hessen-kassel'sche Corps“ ein, welches während des spanischen Erbfolgekrieges dem Prinzen Eugen von Savoyen über die Alpen zu Hilfe zog. Er kämpfte bei Castiglione und wirkte mit bei der Belagerung und Erstürmung der Festungen Oberitaliens. Nachdem die Franzosen Italien verlassen hatten, kehrte er für kurze Zeit nach Deutschland zurück, eilte dann aber nach den Niederlanden, wo sich sein Korps an den siegreichen Feldzügen des Prinzen Eugen beteiligte.

Er war ein junger Major bei den mörderischen Schlachten unter den Fahnen Prinz Eugen von Savoyens und des Herzogs von Marlborough (Oberkommandierende der antifranzösischen Alliierten). Wie damals üblich, begleitete ihn stets seine Gattin. Nach dem Siege bei Malplaquet (1709) in Anerkennung seiner Tapferkeit wurde er zum Oberstleutnant befördert. 1712 fiel von Münnich schwer verwundet in französische Kriegsgefangenschaft und wurde nach Paris gebracht, wo er von allen Seiten mit Zuvorkommenheit behandelt wurde. Schon 1713 gelang es ihm, sich loszukaufen. Er wurde zum Obersten des Kettler’schen Infanterie-Regiments (Altpreußisches Infanterieregiment No. 10) ernannt, fand aber in den folgenden Jahren zugleich Gelegenheit, bei den von dem Landgrafen Karl unternommenen Hafen- und Kanalanlagen bei Karlshafen seine Kenntnisse im Wasserbau zu verwerten.

1716 wurde er Oberst und ging zu August dem Starken in polnisch-sächsische Dienste, verantwortete den Bau des Mniszech-Palastes in Warschau und wurde 1717 Generalmajor und Generalinspektor der polnischen Truppen. Seine in Hessen verbliebene Familie ließ er nach Warschau nachkommen. Er richtete die „Kron-Garde“ (der polnischen Kronarmee) ein, ein aus vier Bataillonen bestehendes Infanterie-Regiment.

Als Ingenieur siedelte er, nach einer ausgedehnten Reise nach Petersburg und Riga auf Einladung des einstigen Zaren, der nun russischer Kaiser war, 1721 nach Rußland um, wo er deutsches Deichbauwissen und Festungsbaukunst vermittelte und zu den von Peter dem Großen angeworbenen deutschen Spezialisten zählte.

Erst mit der Übernahme der Bauleitung durch Graf von Münnich konnte zwischen 1724 und 1732 der Bau des Ladoga-Kanals zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht werden. Als Leiter der Baukommission von St. Petersburg widmete sich von Münnich dem Aufbau der russischen Residenz nach modernen Grundsätzen. Ohne den technischen und organisatorischen Einfallsreichtum des Grafen von Münnich wäre die heutige Metropole St. Petersburg in ihrer Gründungsphase nicht lebensfähig gewesen.

Nachdem ihn bereits Peter I. umgehend nach seiner Anstellung in russische Dienste zum Generalleutnant befördert hatte, ernannte ihn Peter II. am 7. Mai 1727 zum General en Chef (General der Infanterie) und erhob ihn am 28. Februar 1728 in den russischen Grafenstand. Graf von Münnichs Energie gelang es, die Arbeit so zu fördern, daß schon im Jahre 1728 die Schiffahrt auf dem Kanal eröffnet und derselbe mit seinen 32 Schleusen im Jahre 1732 in seiner ganzen Länge von fast 15 deutschen Meilen dem Verkehr übergeben werden konnte.

Unter Kaiserin Anna I. gewann er gemeinsam mit den Deutschen Ernst Johann von Biron und Heinrich Johann Friedrich Ostermann erheblich an Einfluß. So war er von 1731 bis 1740 Minister des geheimen Kabinetts. Außerdem wurde er am 26. Februar 1731 Generalfeldzeugmeister. Am 24. Januar 1732 wurde er zum Präsidenten des Kriegskollegiums und am 24. Februar 1732 zum Generalfeldmarschall ernannt. Im selben Jahr errichtete er das adlige Kadettenkorps nach preußischem Vorbild und ließ die ukrainische Linie befestigen.

Im Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1735) leitete von Münnich die Belagerung und Eroberung Danzigs (1734), schlug die Unruhen in Warschau nieder und trug damit maßgeblich zum Sieg des Kurfürsten Friedrich August II. von Sachsen bei. In dem 1735 begonnenen Krieg gegen die Türkei, in dem das Russische Kaiserreich an der Seite der Kaiserlichen Armee des römisch-deutschen Kaisers kämpfte, erhielt Generalfeldmarschall von Münnich den Oberbefehl über die Armee in der Ukraine.

1736 wurde er zudem Generalissimus aller russischen Armeen. 1739 schlug er die Osmanen im Russisch-Österreichischen Türkenkrieg und erhielt den ehrenvollen Spitznamen „Schrecken der Türken“. Nach der Eroberung der Festung Chotyn kam es am 18. September 1739 zum Frieden von Belgrad. Im selben Jahr erhielt er den Ehrenrang eines Oberstleutnants der „Preobraschenskischen Garde“, der kaiserlichen Leibgarde. Im Frieden von Belgrad mußte Rußland jedoch fast alle Eroberungen, die es gemacht hatte, wieder herausgeben. Die Folgen zeigten sich sofort im Westen und im Norden, als die Schweden unter Ausnutzung der kaiserlich-russischen Schwäche Bündnisverträge mit dem Osmanischen Reich und Frankreich schlossen.

Im Zuge der Thronrevolution Elisabeths I. (die Hofpartei wurde gestürzt, da diese in der Öffentlichkeit mit „verhaßten Ausländern“, insbesondere und vor allem Deutschen identifiziert wurde, galt der Umsturz beinahe als nationalrussische Revolution) 1741 wurde von Münnich wegen seiner deutschen Herkunft, aber vor allem aufgrund seiner Fürsprache für ein Waffenbündnis mit Preußen und des Sturzes des Vormunds des Thronfolgers Iwan VI. (Ernst Johann Biron Herzog von Kurland) 1740, erst zum Tode verurteilt, dann zu lebenslanger Verbannung in Sibirien, jedoch bei Verlust seiner Güter, begnadigt. Zwanzig Jahre lebte von Münnich als Verbannter in Pelim, begleitet von seiner zweiten Gattin und seinem Hausprediger.

Nach dem Tod der Kaiserin wurde er jedoch 1762 von Peter III. sofort nach seiner Thronbesteigung rehabilitiert und konnte als Generalfeldmarschall mit allen Ehren wieder an den Hof zurückkehren. Bis 1767, von Katharina II. 1762 eingesetzt, war Graf von Münnich dann Direktor der baltischen Häfen und Kanäle. Mit Eifer entwarf der Greis einen neuen Plan für diese schon von Peter dem Großen projektierte Anlage, und mit jugendlicher Begeisterung ging er an die Ausführung; die Vollendung des Werkes erlebte er nicht mehr, dasselbe verfiel nach seinem Tode.

Familie

Wappen-Schale aus dem „von Münnich-Service“ der Porzellan-Manufaktur Meissen, um 1738. Im Spiegel das prächtige große Wappen des Grafen Burkhard Christoph von Münnich, umgeben von der Kette des russischen St. Andreas-Ordens. Darunter eine Kartusche mit der Inschrift des Familien-Wahlspruches „Obsequio Et Candore“ (In Gehorsam und Redlichkeit)

Graf von Münnich war ab dem 8. Mai 1705 in erster Ehe mit Christina Lucretia von Witzleben (Lebensrune.png 25. August 1685; Todesrune.png 10. Februar 1727) verheiratet, Tochter des Sachsen-Gotha-Altenburgischen Kammerjunkers und Landeshauptmannes Hans Heinrich von Witzleben (Todesrune.png 1693) und Anna Deborah von Seebach. Christina Lucretia von Witzleben war Hofdame am Hof in Hessen-Darmstadt, wo ihre Mutter nach dem Tode des Vaters Oberhofmeisterin geworden war. Von Münnichs Gattin folgte ihrem Mann auf seinen Feldzügen und gebar 14 Kinder, von denen vier erwachsen wurden. Mit Ihnen begründete er die gräfliche Linie des Adelsgeschlechts Münnich.

Nach ihrem Tod heiratete von Münnich am 28. September 1728 Barbara Eleonora von Maltzahn (Lebensrune.png 11. Juni 1691; Todesrune.png 3. September 1774), Tochter des vorpommerschen Landrats und Erblandmarschalls in Altvorpommern sowie Erbherrn auf Wolde, Klein-Schossow und Cummerow Konrad Hans Jakob von Maltzahn und der Dorothea Tugendreich von Wolffradt a. d. H. Lüssow. Sie war bereits zweimal verwitwet. Ihren ersten Mann, Freiherr Heinrich Leopold von Malzan (Lebensrune.png 2. Januar 1680; Todesrune.png 3. Februar 1712), Erbherr auf Wartenberg und Penzlin hatte sie am 27. Dezember 1708 geheiratet. Ihr zweiter Mann war seit 1719 der russische Gesandte in Mecklenburg-Strelitz Michail Alexejewitsch Graf Saltykow (Lebensrune.png 29. August 1723). Aus diesen Ehen hatte sie drei Töchter, aus der Ehe mit Münnich gingen keine Kinder hervor, die das Erwachsenenalter erreichten.

  • Anton Günter (Lebensrune.png/Todesrune.png 1707)
  • Ernst Johann (Lebensrune.png 21. Januar 1707; Todesrune.png 24. Januar 1788), Diplomat in russischen Diensten und Begründer der Eremitage ∞ Anna Dorothea von Mengden (Lebensrune.png 12. Oktober 1716; Todesrune.png 29. Februar 1760)
  • Sophie Anna Louise (Lebensrune.png 21. Februar 1709; Todesrune.png 6. November 1772) ∞ 1. August 1729 Albrecht Hermann von Maltzan (Lebensrune.png 19. Januar 1687; Todesrune.png gefallen 17. Mai 1742 bei Chotusitz)
  • Christina Elisabeth (Lebensrune.png 30. Oktober 1711; Todesrune.png 28. August 1775) ∞ 9. März 1728 Freiherr Johann Heinrich von Mengden (Lebensrune.png 22. Mai 1700; Todesrune.png 26. März 1768)
  • Luise Dorothea (Lebensrune.png 30. September 1710; Todesrune.png 23. Dezember 1775)
∞ 24. Oktober 1730 Johann Wilhelm von Schaumberg (Lebensrune.png 28. Oktober 1681; Todesrune.png 30. November 1737)
∞ 1739 Graf Friedrich Ludwig zu Solms-Wildenfels und Tecklenburg (Lebensrune.png 2. September 1708; Todesrune.png 27. August 1789)
  • Burchard Christoph (Lebensrune.png 1721)
  • Wilhelmine (Todesrune.png 1722)
  • Friedrich (Lebensrune.png 1724; Todesrune.png 1729)
  • Beate (Lebensrune.png 1729; Todesrune.png 1738)

Vier Söhne (Lebensrune.png 1710, 1712, 1714, 1716) starben jung. Drei weitere frühzeitig verstorbene Kinder werden vermutet.

Stiefkinder
  • Freiin Juliana Dorothea von Malzan (Lebensrune.png 7. Mai 1710; Todesrune.png Oktober 1763) ∞ 1732 Oberst Hans Karl von Winterfeldt (1707–1757)
  • Freiin Jacobina Henriette Augusta von Malzan (Lebensrune.png 30. August 1711; Todesrune.png 12. August 1766 ) ∞ Christoph von Wildemann (Lebensrune.png 9. Juni 1710; Todesrune.png 15. Februar 1780)
  • Komteß Anna Saltykow (Lebensrune.png 26. Dezember 1723; Todesrune.png Mai 1737)

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

  • Gerhard Anton von Halem: Lebensbeschreibung des Russisch-Kaiserlichen General-Feldmarschalls B. C. Grafen von Münnich, 1803 (PDF-Datei)
  • Arved Jürgensohn: Die Memoiren des Grafen Ernst von Münnich, Sohnes des Feldmarschalls, für seine Kinder geschrieben von ihm geschrieben,[1] Stuttgart 1896, ISBN 978-3939119371

Verweise

Fußnoten

  1. Graf Ernst von Münnich (1708–1788), ein Sohn des aus dem Oldenburger Land stammenden russischen Generalfeldmarschalls, Premierministers und Erbauers des Ladogakanals Graf Burchard Christoph von Münnich, berichtet in dieser Biographie, die er für seine Kinder schrieb, ausführlich über das Leben seines Vaters. Ernst von Münnich lebte und wirkte, wie sein Vater, in hohen Staatsämtern in St. Petersburg. Genau wie sein Vater wurde auch er während der Regierungszeit Elisabeths I. nach Sibirien verbannt und unter Peter III. und Katharina der Großen rehabilitiert. Die Memoiren erschienen erstmals 1817 in St. Petersburg in einer russischen Ausgabe. Arved Jürgensohn besorgte 1896 die deutsche Ausgabe, die er mit einer ausführlichen Kommentierung und einer Biographie des Verfassers Ernst von Münnich vorlegte.