Darges, Fritz

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Darges SS-Hauptsturmführer der Waffen-SS

Friedrich „Fritz“ Willi Joachim Darges[1] (Lebensrune.png 8. Februar 1913 in Dülseberg bei Salzwedel, Todesrune.png 25. Oktober 2009 in Celle)[2] war ein deutscher SS-Obersturmbannführer der Waffen-SS, Ritterkreuzträger und Adjutant Adolf Hitlers.

Werdegang

Darges mit Adolf Hitler auf dem Berghof im Jahre 1943

Die familiären Wurzeln von Darges in der Altmark reichen laut seinem Ahnenpaß bis in die Zeit von Friedrich dem Großen zurück. Nach der Schule absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung. Darges trat am 1. April 1933 der SS (SS-Nr. 72.222) bei. 1934 wurde er zum SS-Standartenjunker und 1935 zum SS-Untersturmführer der 2. Standarte SS-VT befördert. Darges nahm 1934/35 am 1. Lehrgang der SS-Junkerschule Bad Tölz teil. Anschließend versah er bis 1939 Dienst in der 2. SS-Standarte „Germania“/VT, bis 1940 bei der 1. SS-Standarte „Deutschland“/VT und war danach Kompaniechef in der 3. SS-Standarte „Der Führer“. Er nahm am Westfeldzug und am Rußlandfeldzug teil.

Darges und Hitler

Fritz Darges (links) als Teilnehmer an einer Lagebesprechung im Führerhauptquartier

Fritz Darges beschrieb Hitler bis zu seinem Tode als einen sympathischen und warmherzigen Menschen. Er hatte den Führer 1933 auf dem Parteitag in Nürnberg erstmals getroffen.

1936 wurde er dann persönlicher Adjutant von Hitlers Privatsekretär Martin Bormann. Fortan lebte er auf dem Obersalzberg und war acht Jahre lang, mit Unterbrechungen für Lehrgänge und Kriegseinsätze, in unmittelbarer Nähe Hitlers und seinen persönlichen Freunden und führenden Köpfen des Dritten Reiches. Im Jahre 1940 wurde er Ordonnanzoffizier und 1943 persönlicher Adjutant des Reichskanzlers und somit Angehöriger des Führer-Begleit-Kommandos. In dieser Eigenschaft war er für das Tagesprogramm des Führers zuständig.

Kurz vor dem Stauffenberg-Putsch wurde er von Hitler, der aufgrund der Kriegslage seine persönliche Umgebung verringerte, an die Front geschickt und landete als Führer eines Panzerregiments der SS-Division „Wiking“ an der Ostfront.

Ritterkreuz

Fritz Darges an der Ostfront
Ritterkreuzträger Fritz Vogt (links mit Schneetarnjacke; Kommandeur des I. Bataillons/SS-Panzergrenadier-Regiment 23 „Norge“), hinter Vogt Ritterkreuzträger Helmut Bauer, in der Mitte Fritz Darges (Führer der Kampfgruppe aus Panzer und Panzergrenadiere sowie Kommandeur des SS-Panzer-Regimentes 5 „Wiking“) und Karl Heinz Lichte (Lederjacke) mit Kameraden der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ in Ungarn, Januar 1945; die Männer waren sieben Tage bei Witschke von der Roten Armee eingeschlossen, wurden aber durch eine weitere SS-Kampfgruppe entsetzt. Sie hinterließen über 30 zerstörte Feindpanzer. Weitere Männer auf dem Bild: Führer der 4. Kompanie in Vogts Bataillon (links außen), hinter dem Kompanieführer Vogts Adjutant, hinter Bauer und Darges Bataillonskommandeur Willi Hein (kurz nach diesem Bild schwer verwundet) und rechts außen SS-Obersturmführer Weerts, Kompanieführer der Sturmartillerie.

Im August 1944 ersetzte Darges Eichenlaubträger Johannes-Rudolf Mühlenkamp (er wurde Inspekteur der Panzertruppen der Waffen-SS) als Kommandeur des SS-Panzer-Regimentes 5 „Wiking“ mit einer schweren Panzer-Abteilung, wobei das Regiment bei den schweren Kämpfen vor Warschau eingesetzt wurde.

In der Nacht des 4. Januar 1945 stieß Darges bei Witschke (Ungarn) mit einer gemischten Kampfgruppe aus Panzern und Panzergrenadieren durch die Hauptkampflinie einer Elite-Einheit der Roten Armee, die 41. Garde-Schützen-Division. Im Morgengrauen überrannten sie eine sowjetische Kampfgruppe und zerstörten zahlreiche Geschütze, Panzerabwehrkanonen und LKWs. Blitzartig ging es weiter gegen die überlegenen Kräfte der Schloßgarnison, die sie ebenfalls überrennen und in die Flucht schlagen konnten. Drei Tage lang wehrte die deutsche Kampfgruppe schwere Angriffe der Sowjets ab, bis ein Ersatzregiment der „Wiking“ eintraf. Darges und seine Haudegen hinterließen 30 zerstörte Panzer des Feindes. Für diesen verlustreichen, aber äußerst erfolgreichen Einsatz wurde Darges im April 1945 das Ritterkreuz verliehen.

Kriegsende und Nachkriegszeit

Dr. Helene Sonnemann als Ärztin im Hamburger Kinderkrankenhaus Rothenburgsort (vorne, 3. v. r.)
Darges’ geschiedene Frau Renate Freifrau von Hadeln, die in der Nachkriegszeit zeitweilig als „Baronin Renate Thermann-Lazar“ auftrat (die Jürgens liebevoll „Madame Lazar“ nannte; links), aber später wieder in München als Freifrau von Hadeln lebte, und Curd Jürgens (2. v. r.), 1959

Fritz Darges überlebte den Krieg und kam bis 1948 (nach eigenen Aussagen bis 8. Mai 1949) in britische und VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung zog er 1950 nach Celle und fand spätestens 1953 bis 1966 im Autohaus Maussner („Opel Maussner“; Hans Maussner war mit Darges befreundet) in der Heidestadt Arbeit, wo er als Kundendienstannahme-Leiter tätig war.

„Wenn ich ihn später auf der Straße getroffen habe, hatten wir ein ganz normales Verhältnis. Er war ein Hüne und deshalb mögen sich viele Menschen ein bißchen vor ihm gefürchtet haben. Sein Auftreten als ehemaliger Offizier war von einer Knappheit und Bestimmtheit, die keine Vertraulichkeit aufkommen ließ. Sein Ruf als Kamerad war im Betrieb aber gut. Er hat sich charakterlich gut verhalten und allgemein Anerkennung im Betrieb gefunden. Ich habe immer bewundert, wie er mit keinem Wort erwähnt hat, daß seine Stellung nicht gerade mit der Position mithalten konnte, die er im Krieg hatte.“ — Seniorchef des Autozentrums Maussner Fritz Maussner, 2009

Darges und die Medien

Im Jahre 2000 war SS-Obersturmbannführer a. D. in der BBC-Dokumentation „Hitlers Krieg im Osten“ zu sehen. Kurz vor seinem Tode wurde er noch von Journalisten der Bild-Zeitung heimgesucht, die ihre Besuche als „Besuche bei einem Unbelehrbaren“ bezeichneten. So hatte sie Darges u. a. mit seinem Eisernen Kreuz auf dem Tisch empfangen.

Weiter hieß es mißmutig in einem BILD-Artikel vom 28. Oktober 2009:

„... Er war einsam und unbelehrbar. Er saß im Rollstuhl und schwärmte bis zum Schluß vom ‚Führer‘.“[3]

Darges und die Mitmenschlichkeit

Seit 1959 war Darges beim „Hilfswerk Ritterkreuz e. V.“ als Schatzmeister Vorstandsmitglied, noch 1993 war er Schatzmeister unter Dr. Wolfgang Rust (Vorsitzender) und blieb dies bis 2002. Er war eng mit dem Oberkreisdirektor Dr. jur. Axel Bruns befreundet.

„Er war ein ganz toller, sehr korrekter, ansprechender Mensch, der auch sehr freundlich war. Daß der einer von den Alt-Nazis war, das wußten wir alle. Daß er eine braune Vergangenheit hatte und in einer hohen Position gewesen ist, darüber wurde gesprochen, daß er aber dem inneren Kreis um Hitler angehört hat, war uns nicht bekannt.“ — Heidi Marhenke, frühere Kollegin im Autohaus, 2009

1966 wurde Darges mit Unterstützung des Geschäftsführers Karl Duffner und auf Empfehlung von Dr. Bruns Kreisgeschäftsführer beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Am 1. April 1966 übernahm er die Geschäftsführung der DRK-Kreisverbände und die Leitung des Krankentransportes. Er habe sich insbesondere für die DRK-Kindergärten und die Vergrößerung und Vervollkommnung des Krankentransportes eingesetzt, hieß es anläßlich seiner Verabschiedung am 28. Februar 1976. Unter seiner Leitung sind 90 Prozent der Krankentransportsanitäter zu Rettungssanitätern ausgebildet worden. Zu seinen größten Leistungen während dieser knapp zehnjährigen Tätigkeit zählte sein Einsatz während der Waldbrandkatastrophe im Sommer 1975, als er für die gesamte Versorgung der Einsatzkräfte zuständig war.

„Er war nobel, freundlich und aufgeschlossen. Er wußte immer die Form zu wahren. Selbst im Rollstuhl bewahrte er noch eine gewisse Haltung. Ich habe ihn noch zweimal in seiner Wohnung besucht, als er schon im Rollstuhl saß. Es wurde immer schwerer mit Hören und Sehen. [...] Er war bescheiden und zurückhaltend und hat nie geprahlt mit seiner Stellung, die er in der Vergangenheit innehatte.“ — DRK-Funktionär Karl Hörnicke, 2009

90. Geburtstag

Zu seinem 90. Geburtstag lud Darges die Seniorenrunde des DRK noch groß zu Kaffee und Kuchen in die Gaststätte am Markt in seinen Geburtsort nach Diesdorf bei Salzwedel ein. Noch bis er 93 war, nahm er regelmäßig an den Treffen der DRK-Senioren teil.

„Adolf Seinecke (88) war einer seiner besten Freunde. Der Celler lernte Darges im Autohaus Maussner kennen. [...] Seit 33 Jahren war Seinecke ein Vorwerker Gärtner, Hausmeister und Vertrauter des einstigen Hitler-Adjutanten. Der 67-Jährige kümmerte sich bis zum letzten Atemzug um den Greis. ‚Ich habe ihm die Augen zugemacht. Das hatte ich ihm versprochen‘, sagte sein Betreuer. Dessen Frau (65) führte seit 29 Jahren den Haushalt von Darges. Ritual und Gitterstäbe: Im Ruhestand hatte Darges ein festes Ritual: Um 10 Uhr verließ er für einen zweistündigen Ausflug in Celles Innenstadt die gelb-getünchte Doppelhaushälfte im Hehlentorgebiet. In die weiß gestrichenen Gitterstäbe im Erdgeschoss sind die Initialen D für seinen Nachnamen und ein S für den Mädchennamen seiner Frau Helene Darges-Sonnemann eingearbeitet. Bis vor einem Jahr wanderte der einstige Hitler-Adjutant über die Pfennigbrücke in die Altstadt. In einem Café setzte er sich zu einem Cappuccino nieder. Er schwärmte von der Buchweizentorte, die dort serviert wurde. Er genoss den Frieden in der Bundesrepublik. Beine versagen ihren Dienst: Zum Ende seiner täglichen Ausflüge lenkte er seine Schritte über die Allerbrücke zurück zu seinem Zuhause. Bis er vor etwa einem Jahr die Brücke überquert hatte, in die Wittinger Straße einbiegen wollte und seine Beine ihm den Dienst versagten. Da hatte er Glück, dass zwei Frauen ihn ansprachen, ihn unterhakten und zuhause absetzten. Von diesem Tage an ging es bergab. Sein letztes Silvesterfest verbrachte Darges alleine vor dem modernen Flachbildschirm im Raum neben seinem Schlafzimmer. Die Jahre zuvor hatte er den Jahreswechsel stets mit der Nachbarfamilie gefeiert. [...] Ins Obergeschoss gelangte er zuletzt nur noch mit einem Treppenlift. Seitdem im Internet über seine Vergangenheit zu lesen war, bekam er häufiger Post und Anrufe auch von weither. ‚Er war baff, als ich ihm zeigte, wie im Internet alte Fotos von ihm versteigert worden sind‘, sagt die Frau an der Seite von Adolf Seinecke. Sie wurde auch die Fußpflegerin des letzten noch lebenden Hitler-Adjutanten.“[4]

Tod

Der Altmärker Friedrich „Fritz“ Darges verstarb im Alter von 96 Jahren. Er wurde unter Anteilnahme der Familie sowie zahlreicher Freunde, Kameraden und Wegbegleiter am 18. November 2009 in Celle beigesetzt.

Ehen

Am 16. Mai 1944 heiratete Darges die Witwe Renate Freifrau von Hadeln,[5] geb. Freiin von Thermann (Lebensrune.png 8. Mai 1920; spätere Privatsekretärin und Hausdame von Curd Jürgens; 2016 noch wohnhaft in Landsberg, OT Gollma) auf Schloß Leopoldskron bei Salzburg, die Ehe wurde 1947 geschieden, als Darges noch in Gefangenschaft war.

1950 wagte er einen Neuanfang in Celle, heiratete 1952 Dr. med. Helene Darges-Sonnemann, Inhaberin des Kriegsverdienstkreuzes II. Klasse mit Schwertern[6] und konnte mit seiner Gemahlin schon 1955 das eigene Haus beziehen.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Nach vereinzelten alternativen Quellen war die richtige Reihenfolge Joachim Willi Friedrich „Fritz“ Darges.
  2. Obersturmbannführer Darges, FritzDas-Ritterkreuz.de
  3. Tod eines „Unbelehrbaren“ – Hitlers letzter persönlicher Adjutant verstorben (01.11.09)Altermedia Deutschland, 1. November 2009
  4. Andreas Babel: Hitler-Adjutant Fritz Darges in Celle beigesetzt, Cellesche Zeitung, 2. Dezember 2009
  5. Dr. Hans-Joachim „Hajo“ Heinrich Freiherr von Hadeln fiel am 12. Januar 1943 an der Ostfront durch Treffer eines Scharfschützen. Neben ihm, ebenfalls getroffen, fiel Ritterkreuzträger Harry Polewacz.
  6. Lebenslauf von Dr. med. Helene Darges-Sonnemann: 13. März 1911: in Flensburg geboren Ostern; 1930: Reifeprüfung an Auguste Viktoria Schule Flensburg; bis 15. Dezember 1935: Medizinstudium in Bonn, Gießen, München und Hamburg; 14. Januar 1937: Approbation; 2. April 1937: Promotion; bis 30. Juni 1939: Volontärassistentin im Hamburger Kinderkrankenhaus Rothenburgsort; bis 31. Dezember 1941: dort Assistenzärztin; bis 15. Oktober 1943: Sekundär-Ärztin dort stellvertretende Leiterin des Kinderkrankenhauses Rothenburgsort und rechte Hand von Dr. Wilhelm Bayer; Spätsommer 1943: sie führte mit Ärztinnen und Krankenschwestern 300 Kinder aus dem zerbombten Hamburg nach Celle; Mai 1944: dafür erhält sie das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern am Bande; 1. Oktober 1943 bis 31. Mai 1951: Oberärztin am Allgemeinen Krankenhaus; ab 1970: Chefin der Krankenpflegeschule in Celle; bis April 1976: Chefärztin der Kinderabteilung des „Allgemeinen Krankenhauses“, auch stellvertretende ärztliche Direktorin des AKH; 10. September 1998: in Celle verstorben.