Zerlett, Hans Heinz

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Hans H. Zerlett (Aufnahme: 1936)
Der Produktionsleiter Helmut Schreiber (rechts) mit dem Regisseur und Drehbuchautor Hans H. Zerlett (links)
Im Heim des Künstlers. Von links: Frau Zerlett, Reichskulturwalter Hinkel, der Komponist Prof. Paul Graener, Hans H. Zerlett (Aufnahme von 1937)

Hans Heinz Zerlett (Lebensrune.png 17. Oktober 1892 in Wiesbaden; Todesrune.png 6. Juli 1949 im Speziallager Nr. 2 Buchenwald) war ein deutscher Drehbuchautor und Regisseur.

Leben

Hans H. Zerlett war der Sohn eines Musikdirektors und ein Bruder des Drehbuchautors Walter Zerlett-Olfenius. Er brach das Gymnasium vorzeitig ab und „brannte durch“ (Zerlett), um als Schauspieler Karriere zu machen.

Der Vater war ein angesehener Chorkomponist, die Mutter eine erfolgreiche Oratorien- und Konzertsängerin, der Bruder war der Drehbuchautor Walter Zerlett-Olfenius, die Schwester Opernsängerin. Sein Vater war ein Schüler von Franz Liszt, dem er den letzten pianistischen Schliff verdankte, während ihn Ferdinand Hiller in der Kompositionslehre unterwies.

Seinem ganzen Naturell lag der Schulzwang nicht, und je weiter die Zeit vorwärtsschritt, um so stärker sehnte er den Augenblick herbei, wo er ins Leben „hinausstürmen“ konnte. Schon beim Anblick der alten Freitreppe und beim Atmen der muffigen Luft in dem verwitterten Gebäude des Reform-Realgymnasiums fühlte er die Abneigung steigen und den Drang nach Freiheit wachsen. Aber des Vaters Standpunkt war; erst einmal das Abitur! Als er dann die Prima erreicht hatte, war die Unlust gegen den Schulbesuch soweit gestiegen, daß er eines schönen Tages beschloß, dem Unterricht eigenmächtig fernzubleiben. Die Büchermappe gab er bei einem befreundeten Geschäftsmann, einem Photographen, in Verwahrung, dann machte er Spaziergänge in der Umgegend der Stadt, um mittags zur gewohnten Stunde sich wieder daheim einzufinden. Übrigens stand er mit diesem Photographen deshalb in so enger Beziehung, weil er schon damals ein brennendes Interesse für das Photographieren hatte; der Sinn für das Optische war also bereits geweckt. Einige Wochen hindurch ging es gut mit diesem „Krankenurlaub“, bis leider der Klassenlehrer auf die Idee kam, sich durch einen Mitschüler über seinen Gesundheitszustand informieren zu lassen. Man kann sich wohl vorstellen, welche Überraschung es allgemein gab und als er zur Mittagsstunde ahnungslos und scheinheilig mit der Büchermappe unterm Arm anlangte, war der Krach da. Nur dem Umstande, daß am gleichen Abend ein Konzert der Schüler und Schülerinnen seiner Eltern stattfand und man wegen dieses Ereignisses in ziemlicher Aufregung war, verdankte er es, daß sich der Sturm, der seinetwegen entfacht worden war, alsbald legte.[1]

Und als Hans Heinz Zerlett dann kategorisch erklärte, die Schule verlassen und Schauspieler werden zu wollen, gab der Vater nach, während die Mutter noch - wenn auch vergeblich - ernste Einwände erhob.

Hans Heinz Zerlett war 16 Jahre alt, als er sich beim Wiesbadener Residenztheater um eine Volontärstelle bewarb. Der Direktor war mit den Eltern gut bekannt, und so gab es weiter keine Schwierigkeiten. Genau eine Woche nach seinem Schulabschied begann er die Bühnenlaufbahn - als Edelkomparse zunächst natürlich. Seine erste Rolle war ein stummer Auftritt in Thomas „Lokalbahn“.

Hans Heinz Zerlett hatte bereits als Schüler allerlei dramatische Versuche unternommen, aber das waren im allgemeinen keine untrüglichen Zeichen einer Begabung, weil wohl die meisten Menschen während ihrer Schulzeit poetische Anwandlungen bekommen.

Zerlett meldete sich schließlich 1915 im Ersten Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger, mußte allerdings wegen einer schweren Erkrankung auf den Frontdienst und damit auf eine weitere Beförderung verzichten

Nach dem Kriege jedoch faßte Zerlett als Schauspieler in Berlin festen Fuß. Er kam als künstlerischer Leiter einer Gastspiel-Tournee des Kriegsstücks „Der Hias“ zu erster Bekanntheit. Vielbeschäftigt war Zerlett zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon: Eine Repertoire-Liste von 1916 nannte bereits 254 gespielte Rollen. 1917 wurde Zerlett Spielleiter am Berliner Friedrichstadt-Theater.

In Berlin wechselte er auch allmählich zur Schriftstellerei über. Das erste Werk war das Textbuch zu einer Operette. Im Residenztheater gelangte das Stück zur Uraufführung, er selbst spielte - wie noch häufig - eine tragende Rolle. Es folgte ein musikalisches Lustspiel - bis er mit zwei weiteren Operetten einen durchschlagenden Erfolg hatte. Damals ging Harald Paulsens Stern sozusagen über Nacht auf. Er hatte ihn verschiedentlich gesehen und war überzeugt, daß es sich hier um eine starke schauspielerische Begabung handelte. So setzte er es durch, daß Paulsen in einer seiner Operetten mitwirkte und der Erfolg bestätigte seine Auffassung.

Inzwischen war eine neue Liebe in ihm erwacht: der Film. So oft er sich ein solches Werk ansah, so häufig kam ihm der Wunsch, da mit schaffen zu dürfen, und wenn es sich auch nur darum handelte, die Zwischentitel zu schreiben. Aus dem Wünschen und Wollen wurde Wirklichkeit. 1927 verfaßte er das erste Filmmanuskript „Höhere Töchter“ - der neue Weg war damit beschritten.

Jetzt, wo er mit dieser ganz anders gearteten Kunstgattung in Berührung gekommen war, erkannte er auch, welche ungeahnten Möglichkeiten sich da boten. Und diese Erkenntnis erweiterte sich noch, als er mit der praktischen Atelierarbeit begann. In dem Augenblick, da er seinen selbst verfaßten Film auch inszenierte, war er vollends von dieser reizvollen Aufgabe erfüllt und seitdem war er Autor und Regisseur zugleich.

Er wurde Chefdramaturg der Hom-Filmgesellschaft, wo er sich auf leichte Unterhaltungsstoffe spezialisierte – mit Ausnahme des Films „Vererbte Triebe“, der die Sterilisierung „erblich belasteter“ Verbrecher propagiert. Während des Dritten Reiches war er Regisseur von 25 Filmen.

Mit dem Karl Valentin/Liesl Karlstadt-Kurzfilm „Im Schallplattenladen“ gab Zerlett 1934 sein Debüt als Filmregisseur. Im gleichen Jahr inszenierte er seinen ersten Langfilm, die Komödie „Da stimmt was nicht“ mit Adele Sandrock und Viktor de Kowa – der Beginn einer erfolgreichen Regiekarriere. Der Kritik galt Zerlett, der die Drehbücher zu seinen Filmen stets selbst verfaßte, als handwerklich versierter Regisseur publikumsträchtiger Unterhaltungsware.

Zerletts größte Erfolge waren 1936 das Mediziner-Drama „Arzt aus Leidenschaft“, 1938 der Revuefilm „Es leuchten die Sterne“ (mit La Jana), der Musikfilm „Robert und Bertram“ und der gegen die Entartete Kunst gerichtete Film „Venus vor Gericht“ (1941).

Ende der 1930er Jahre pflegte Hans Zerlett freundschaftliche Kontakte zu prominenten Sportlern wie Gustav Jaenecke, Gottfried von Cramm, Rudolf Caracciola, Max Schmeling, dem Schauspieler Hans Albers und dem Sänger Michael Bohnen, mit denen er sich regelmäßig zu einem Berliner Stammtisch in der „Roxy-Sportbar“ in der Joachimstaler Straße traf.

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg ließ sich der UFA-Regisseur in Bad Saarow bei Berlin nieder und kaufte dort die Villa seines Freundes Max Schmeling[2]. Mit Schmeling und dessen Frau Anny Ondra hatte er 1935 den Spielfilm „Knockout – Ein junges Mädchen, ein junger Mann“ gedreht. 1936 war Zerlett auch Regisseur des KulturfilmsMax Schmelings Sieg – Ein deutscher Sieg“.

Ab 1942 drehte Zerlett, der seit 1937 Produktionschef der Tobis Filmkunst war, nur noch Unterhaltungsfilme – abermals mit großem Erfolg.

Am 23. Januar 1946 wurde er durch den sowjetischen Geheimdienst in Bad Saarow aufgespürt und in ein sowjet-bolschewistisches KZ deportiert. Er starb 1949 an Tuberkulose im Konzentrationslager Buchenwald, welches von den Kommunisten geführt wurde. Im Rahmen eines posthumen Entnazifizierungsverfahrens wurde er 1950 als „nicht belastet“ eingestuft.

Filmographie

Drehbuch
Regie
Dialogregie
Darsteller
Künstlerische Oberleitung

Theatrographie (Auswahl)

  • 1921: Meine Frau, das Fräulein
  • 1922: Das Liebesverbot
  • 1922: Die erste Nacht
  • 1924: Meine Braut ... Deine Braut
  • 1924: Das Radiomädel
  • 1924: Der Skandal mit Molly
  • 1926: Die leichte Isabell
  • 1926: Die tanzenden Fräuleins
  • 1927: Pit Pit

Fußnoten

  1. Der Silberspiegel, Nr. 18, 31. August 1937
  2. vgl. Flammen vernichten Schmeling-Villa. In: Berliner Zeitung, 15. August 2001, Lokales