Krüger, Hardy
Franz Eberhard „Hardy“ August Krüger ( 12. April 1928 in Berlin-Wedding; 19. Januar 2022, Palm Springs, Kalifornien, Vereinigte Staaten) war ein deutscher Filmschauspieler und Schriftsteller.[1] Hildegard Knef und Hardy Krüger waren die einzigen deutschen Schauspieler, die in den ersten drei Dekaden nach dem Zweiten Weltkrieg im New Yorker Theaterviertel „Broadway“ spielen durften.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft
Hardy wurde am 12. April 1928 als Sohn von Maximilian „Max“ Krüger, einem Ingenieur, und dessen Frau Auguste, geb. Gustchen, in Berlin-Wedding geboren. Das Paar hatte noch eine Tochter Ilse. Krüger verbrachte seine Kindheit in Berlin-Biesdorf.
Ausbildung
1941 kam er als 13jähriger auf die Adolf-Hitler-Schule der Ordensburg in Sonthofen,[1] ein nationalsozialistisches Elite-Internat, wo er 1943 von UFA-Regisseur Alfred Weidenmann für den Film „Junge Adler“ ausgesucht wurde. Nach seinem erfolgreichen Auftritt als Lehrling Bäumchen wollte ihn Wolfgang Liebeneiner dazu bewegen, beim Film zu bleiben.
1945, nach dem Notabitur noch eingezogen, geriet er als Panzergrenadier der 38. SS-Grenadier-Division „Nibelungen“ in Tirol in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung begann Krüger zu schreiben; seine Arbeit blieb jedoch ungedruckt.
Sein Vater wurde als NSDAP-Mitglied (und wegen seiner Tätigkeit als Lokomotivkonstrukteur) gegen Kriegsende in ein sowjetisches Lager gebracht, wo er kurze Zeit später verstarb. Nach dem Krieg brachte Hardy Krüger seine Mutter aus der sowjetischen Zone zu Verwandten in der VS-amerikanischen Zone.[2]
Wirken
Nach Kriegsende ging Hardy Krüger nach Hamburg, um Schauspieler zu werden, und begann als Statist am Deutschen Schauspielhaus; daneben arbeitete er beim Nordwestdeutschen Rundfunk als Sprecher. 1947 wechselte er als jugendlicher Komiker und Naturbursche an die Niedersächsische Landesbühne Hannover. 1948/49 ging er wieder nach Hamburg und wurde an der Jungen Bühne engagiert, daneben auch am Thalia Theater. Er spielte in Berlin im Theater am Kurfürstendamm, an den Münchner Kammerspielen und in Stuttgart.
1949 drehte er in Bendestorf seinen ersten Nachkriegsfilm „Diese Nacht vergess ich nie“ unter der Regie von Johannes Meyer. In den nächsten Jahren machte Krüger Karriere, er spielte sich als junger, gutaussehender und ungezwungen natürlich wirkender Darsteller in den Vordergrund. Zur Jahreswende 1952/53 erhielt er mit einer Rolle in Otto Premingers „Die Jungfrau auf dem Dach“ – der deutschsprachigen Version der Komödie „The Moon Is Blue“ – sein erstes Hollywood-Angebot. Während er mit seinen deutschen Filmen beim Publikum sehr gut ankam, suchte er nach Auslandsengagements, da er mit den angebotenen deutschen Stoffen oft unzufrieden war.
So ging er Mitte 1955 nach London und Paris „auf Arbeitsuche“, wie er sagte. Nach „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“, einem der größten Kassenschlager der 1950er Jahre, lehnte er die Beteiligung an weiteren Liane-Filmen „aus künstlerischen Gründen“ ab.
1956/57 schaffte Krüger auch international den Durchbruch. Der englische Regisseur Roy Baker engagierte ihn als Oberleutnant Franz von Werra in seinem Kriegs-Abenteuerfilm „The One That Got Away“. Mit dem Fliegeroffizier, der durch seine Ausbrüche aus Kriegsgefangenenlagern zum Helden wurde, kreierte Krüger ein neues Charakterfach, das des „tapferen, positiven, aber unpolitischen Soldaten“, der zwischen die Fronten gerät.
Mit diesem Erfolg wurde Krüger zugleich festgelegt auf sogenannte „positive“ Uniformrollen, so etwa als Panzerhauptmann Fürstenwerth in Paul Mays Spionagefilm „Der Fuchs von Paris“, in Käutners Kriegsschwank von 1870/71, „Die Gans von Sedan“, oder 1960/61 als Ritterkreuzträger in „Un taxi pour Tobrouk“.
Nachdem er sich 1961 bei der Berliner Ost-West-Liebesgeschichte „Zwei unter Millionen“ auch als Koproduzent engagiert hatte, trat Krüger erst 1971 in dem Fernsehrimi „Das Messer“, einem Dreiteiler nach Francis Durbridge, wieder vor eine deutsche Kamera. Sein einziger Ausflug in den „Jungen deutschen Film“ machte er – wiederum mit Produktionsbeteiligung – in Peter Schamonis „Potato Fritz“.
Auch in seinem Privatleben und den außerfilmischen Aktivitäten erfüllte Krüger die Rolle des weltgewandten, aberteuerlustigen Kosmopoliten. Am 17. November 1961 eröffnete er in Tansania das Farmhotel „Momella Game Lodge“, das er um 1969 um eine Fleischfabrik erweiterte.
Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde das Unternehmen 1973 von der tansanischen Staatsbank übernommen, heute ist es vollständig aufgegeben.
Auch Krügers literarische Produktion war zum großen Teil geprägt von seiner Faszination für den afrikanischen Kontinent: 1970 publizierte er die Dokumentation „Eine Farm in Afrika“, 1971 das Kinderbuch „Sawimbula“. 1973 erschien sein erster Roman „Wer stehend stirbt, lebt länger“. Den Plan, seinen 1978 erschienen Roman „Schallmauer“ über einen Testpiloten als Regisseur und Hauptdarsteller fürs Kino zu inszenieren, mußte Krüger schließlich aufgeben. 1980 veröffentlichte er den Erzählungsband „Die Frau des Griechen“. Sein 1983 erschienener Roman „Junge Unrast“ war für den Leser unschwer als leicht verschlüsselter autobiographischer Bericht zu erkennen.
1985/86 unternahm er gemeinsam mit Mario Adorf eine ausgedehnte Theater-Tournee mit dem Zweipersonenstück „Wiedersehen im Herbst“, das Krüger bearbeitet und Adorf inszeniert hatte.
Hardy Krüger war von 1950 bis 1964 in erster Ehe mit der Hamburger Schauspielerin Renate „Reni“ Densow verheiratet, die er 1944 in Breslau kennengelernt hatte; ihre Tochter Christiane Krüger ( 8. September 1945) wurde ebenfalls Schauspielerin.
Der zweiten Ehe, 1964 bis 1977 mit der italienischen Malerin Francesca Marazzi, entstammen die Kinder Malaika und Hardy. 1978 schloß er die dritte Ehe mit der amerikanischen Schauspielerin Anita Park.
Hardy Krüger lebte zweitweilig in einer Blockhütte im kalifornischen Skyland in den Bergen über Los Angeles und in Hamburg.
Deutschfeindlichkeit
Nach eigenen Angaben ist Hardy Krüger seit 1957 aktiv gegen „Rechts“. Bei vielen Gesprächen im Fernsehen oder gegenüber Journalisten erwähnt Krüger immer wieder, daß er von dem Schauspieler Hans Söhnker schon im Jahre 1943 überzeugt wurde, gegen den Nationalsozialismus zu arbeiten. Wiederum schrieb aber Hans Söhnker 1977 in seiner Autobiographie[3] über Hardy Krüger:
- „Diesen sympathischen Burschen habe ich 1951 bei den Dreharbeiten zu ‚Mein Freund, der Dieb‘ kennengelernt.“
Hardy Krüger und Dieter Hallervorden riefen am 23. Mai 2014 im Roten Rathaus zu Berlin im Beisein des Oberbürgermeisters Klaus Wowereit dazu auf, bei der folgenden EU-Wahl keine „rechten Parteien“ zu wählen.[4] Dies geschah im Rahmen von Krügers germanophobem Projekt „Gemeinsam gegen rechte Gewalt“. Was jedoch die pseudo-demokratische EU-Wahl und Krügers rotfaschistischer Nötigungsversuch, die Wahlstimme der freien BRD-Bürger zu bestimmen, mit einer angeblichen „rechten Gewalt“ zu tun hat, wurde weder dem Zuschauer des RBB-Beitrages noch dem Leser zahlreicher Zeitungen klar.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- 1959: Bravo Otto (Bronze)
- 1960: Bravo Otto (Silber)
- 1983: Deutscher Filmpreis
- 1986: Goldene Kamera
- 2001: Bayerischer Filmpreis, Ehrenpreis
- 2001: Ritter der Ehrenlegion der Republik Frankreich
- 2008: Bambi, Ehrenpreis für sein Lebenswerk
- 2009: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Großes Verdienstkreuz)
- 2011: Jupiter Award für sein Lebenswerk
- 2014: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
Filmographie
- 1944: Junge Adler - Regie: Alfred Weidenmann (mit Willy Fritsch und Dietmar Schönherr)
- 1949: Diese Nacht vergess ich nie – Regie: Johannes Meyer
- 1949: Kätchen für alles – Regie: Akos von Ratony
- 1949: Das Fräulein und der Vagabund – Regie: Albert Benitz
- 1950: Mädchen aus der Südsee (Regie: Hans Müller, mit Angelika Hauff, Walter Giller)
- 1950: Insel ohne Moral – Regie: Volker von Collande
- 1951: Schön muß man sein – Regie: Akos von Ratony
- 1951: Mein Freund, der Dieb – Regie: Helmut Weiss (mit Hans Söhnker)
- 1952: Ich heiße Niki – Regie: Rudolf Jugert
- 1952: Alle kann ich nicht heiraten – Regie: Hans Wolff
- 1952: Illusion in Moll – Regie: Rudolf Jugert (mit Hildegard Knef)
- 1953: Die Jungfrau auf dem Dach – Regie: Otto Preminger (mit Johanna Matz, Johannes Heesters)
- 1953: Solange du da bist – Regie: Harald Braun
- 1953: Muß man sich gleich scheiden lassen? – Regie: Hans Schweikart
- 1953: Ich und du – Regie: Alfred Weidenmann
- 1954: Der letzte Sommer – Regie: Harald Braun
- 1955: An der schönen blauen Donau – Regie: Hans Schweikart (mit Paul Hörbiger)
- 1955: Der Himmel ist nicht ausverkauft – Regie: Alfred Weidenmann
- 1955: Alibi – Regie: Alfred Weidenmann (mit O.E. Hasse und Martin Held)
- 1956: Die Christel von der Post – Regie: Karl Anton
- 1956: Liane, das Mädchen aus dem Urwald – Regie: Eduard von Borsody (großer Hit des Wirtschaftswunder-Kinos mit Marion Michael)
- 1957: Einer kam durch (The One That Got Away) – Regie: Roy Ward Baker (Krügers internationaler Durchbruch in der Rolle Franz von Werras)
- 1957: Banktresor 713 – Regie: Werner Klingler
- 1958: Tödliche Falle (Blind Date) – Regie: Joseph Losey
- 1959: Der Rest ist Schweigen – Regie: Helmut Käutner (sehr frei nach William Shakespeare)
- 1959: Bumerang – Regie: Alfred Weidenmann (mit Mario Adorf und Horst Frank)
- 1960: Taxi nach Tobruk (Un taxi pour Tobrouk/Un Taxi para Tobrouk) – Regie: Denys de La Patellière (mit Lino Ventura und Charles Aznavour)
- 1960: Die Gans von Sedan (Une fleur au fusil) – Regie: Helmut Käutner
- 1961: Zwei unter Millionen – Regie: Victor Vicas, Wieland Liebske
- 1961: Hatari! – Regie: Howard Hawks (mit John Wayne)
- 1962: Sonntage mit Sibyll - Regie: Serge Bourguignon
- 1963: Hardys Bordbuch - Regie: Hardy Krüger (Fernsehserie, bis 1968)
- 1964: Sein größter Dreh (Le gros coup/Il triangolo del delitto) – Regie: Juan Antonio Bardem
- 1965: Die Versuchung heißt Jenny (Les pianos mécanique/Los pianos mécanicos/Amori die una calda estate) – Regie: Juan Antonio Bardem (mit Melina Mercouri und James Mason)
- 1965: Und die Wälder werden schweigen (Le chant du monde) – Regie: Marcel Camus
- 1965: Der Flug des Phoenix (The Flight of the Phoenix) – Regie: Robert Aldrich (mit James Stewart)
- 1966: Lautlose Waffen (The Defector/L'Espion) – Regie: Raoul Lévy (Montgomery Clift in seiner letzten Rolle)
- 1967: Ein Mädchen wie das Meer (La grande Sauterelle/Femmina) – Regie: Georges Lautner
- 1968: Le franciscain de Bourges – Regie: Claude Autant-Lara
- 1968/69: Die Schlacht an der Neretva (Bitka na Neretvi/La battaglia della Neretva) (Deutschland, Jugoslawien, Italien, USA) – Regie: Veljko Bulajic (mit Sergei Bondartschuk, Franco Nero, Orson Welles und Yul Brynner)
- 1968: Die Nonne von Monza (La monaca di Monza) – Regie: Eriprando Visconti
- 1969: Das rote Zelt (La tenda rossa)
- 1969: Das Geheimnis von Santa Vitoria (The Secret of Santa Vitoria) – Regie: Stanley Kramer (mit Anna Magnani und Anthony Quinn)
- 1971: Night Hair Child – Regie: James Kelly
- 1971: Das Messer – Regie: Rolf von Sydow (Dreiteilige Fernsehserie)
- 1972: Un solitaire – Regie: Alain Brunet
- 1974: Papiertiger (Paper Tiger) – Regie: Ken Annakin (mit Toshirō Mifune)
- 1975: Barry Lyndon – Regie: Stanley Kubrick (Verfilmung des Romans von William Makepeace Thackeray)
- 1976: Potato Fritz – Regie: Peter Schamoni (Western mit Paul Breitner und der Musik von Udo Jürgens)
- 1977: Die Brücke von Arnheim (A Bridge Too Far) – Regie: Richard Attenborough (Kriegsfilm mit großer Starbesetzung)
- 1977: Die Wildgänse kommen (The Wild Geese) – Regie: Andrew V. McLaglen
- 1978: Die Sturmfahrt der Blue Fin (Blue Fin) – Regie: Carl Schultz
- 1981: Feine Gesellschaft – beschränkte Haftung – Regie: Ottokar Runze
- 1982: Flammen am Horizont (Wrong is Right) – Regie: Richard Brooks (mit Sean Connery)
- 1982: Die Welt von oben – Regie: Dieter Seelmann, Hardy Krüger (Fernseh-Dokumentarserie)
- 1984: Inside Man – Der Mann aus der Kälte (The Inside Man/Slagskämpen) – Regie: Tom Clegg
- 1986: Sonnenschauer – Regie: Christian Görlitz (Episode aus der Fernsehserie: Geschichten aus der Heimat)
- 1986: Wiedersehen im Herbst – Regie: Mario Adorf (Fernsehspiel)
- 1987: Weltenbummler – Regie: Hardy Krüger (ARD-Fernsehserie, bis 1995)
Publikationen (Auswahl)
- Eine Farm in Afrika, 1970
- Sawimbulu, 1971
- Die Kinder von der Kastner-Farm, 1973
- Wer stehend stirbt, lebt länger, Roman, 1973
- Schallmauer, Roman, 1978
- Die Frau des Griechen, Erzählungen, 1980
- Junge Unrast, Roman, 1983
- Sibirienfahrt. Tagebuch einer Reise, 1987
- Frühstück mit Theodore, Roman, 1990
- Wanderjahre. Begegnungen eines jungen Schauspielers, 1998
- Szenen eines Clowns, 2001
- Die andere Seite der Sonne, 2007
- Zarte Blume Hoffnung, 2005
- Weltenbummler I – III
Verweise
- Filmstudios in der Nähe von Hamburg – Abriss! Das Heide-Hollywood liegt in Trümmern, Hamburger Morgenpost, 24. Februar 2019 [Die historischen Filmstudios der „Jungen Film-Union“ in Bendestorf bei Hamburg wurden im Februar 2019 abgerissen; das kleine Filmmuseum in einem Nebengebäude dort, bleibt vorerst erhalten.]
Fußnoten
- Geboren 1928
- Gestorben 2022
- Deutscher Autor
- Deutscher Schauspieler
- Deutscher Synchronsprecher
- Deutscher Hörspielsprecher
- Filmschauspieler
- Angehöriger der Waffen-SS
- Mitglied der Ehrenlegion (Ritter)
- NPEA-Mitglied
- Deutschfeindliche Person
- Nazi-Darsteller
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes
- Träger des Deutschen Filmpreises