Meyer, Alfred
Gustav Alfred Julius Meyer ( 5. Oktober 1891 in Göttingen; gefallen 11. April 1945 in Hessisch Oldendorf) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee sowie des Deutschen Heeres, Politiker, Staatssekretär und Gauleiter von Westfalen-Nord. Vom 16. November 1942 bis 11. April 1945 war er Reichsverteidigungskommissar für den Gau Westfalen-Nord, vom 25. September 1944 bis zu seinem Soldatentod war er Führer des Volkssturms im Gau Westfalen-Nord.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend und Schule
Alfred Meyer wurde als Sohn des Regierungs- und Baurats Carl Ludwig Meyer am 5. Oktober 1891 in Göttingen geboren. Er besuchte die Schule in Trier, Saarbrücken, Wiesbaden, Kreuzburg (Oberschlesien), Allenstein sowie Soest und entschied sich nach dem Abitur am Archigymnasium im Jahr 1911 und einem Semester Studium der Staatswissenschaft und Volkswirtschaft an der Universität Lausanne für die Offizierslaufbahn.
Militär
Januar 1912 wurde er Fahnenjunker im 6. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 68 in Koblenz. Er wurde auf die Kriegsschule in Metz kommandiert und bestand dort 1913 sein Offiziersexamen. Am 17. Juni 1913 wurde er mit Patent vom 16. Juni 1913 zu Leutnant ernannt.
Erster Weltkrieg
Bei Beginn des Ersten Weltkrieges kam Meyer mit dem Infanterie-Regiment 363 an die Westfront, an der er bis zu seiner zweiten schweren Verwundung und bis zur Gefangennahme blieb. Schon 1914 erhielt er wegen seiner hervorragenden Tapferkeit nach schweren Kämpfen an der Sommeschlacht und in der Champagne das Eiserne Kreuz II. Klasse, genau ein Jahr später wurde ihm das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen. Er war Kompanieführer, Bataillons-Adjutant, Bataillonsführer, immer jedoch blieb er in der Feuerlinie.[1]
Im Herbst 1916 erhielt er eine schwere Kopfverwundung durch Granatsplitter. Doch schon nach wenigen Wochen war er wieder an der Front, wurde im April 1917 als Oberleutnant an der Aisne zum zweiten Male verwundet und fiel derart in französische Kriegsgefangenschaft. Sein Regiment wurde fast vollkommen vernichtet. In der Gefangenschaft vertrat der Oberleutnant temperamentvoll und hartnäckig das Recht des deutschen Soldaten. So wurde er mehrmals von einem Lager ins andere strafversetzt, eingesperrt, mit Dunkelarrest bestraft, aber trotzdem wurde er nicht weich. Er hielt durch und am 14. März 1920 endlich schlug für ihn die Stunde der Heimkehr über die Schweiz. Mit dem Charakter als Hauptmann und der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des Infanterie-Regiments Nr. 68 erhielt er von der Vorläufigen Reichswehr seinen Abschied.
Weimarer Republik
Er wurde zunächst kaufmännischer Angestellter, studierte dann in Würzburg und Bonn Finanz- und Staatswissenschaften, Nationalökonomie und Völkerrecht. Er promovierte im Dezember 1922 zum Dr. rer. pol. und wurde dann juristischer Referent an der Zeche Graf Bismarck in Gelsenkirchen.
1925 fiel ihm Hitlers „Mein Kampf“ in die Hände, und er meldete sich kurz darauf bei der NSDAP als Mitglied. Unter Friedrich Karl Florian, dem einstigen Gauleiter von Düsseldorf und dem damaligen Bezirksleiter in Gelsenkirchen, beteiligte er sich an den schweren Propagandakämpfen im Ruhrgebiet. Meyer wurde Ortsgruppenleiter und 1929 der erste und einzige Nationalsozialist in der Gelsenkirchener Stadtverordnetenversammlung. 1930 wurde er Bezirksleiter in Gelsenkirchen und im September 1930 Mitglied des Reichstages.
Im Januar 1931 bestellte Adolf Hitler Dr. Alfred Meyer zum Gauleiter Westfalen-Nord. Sein am 31. Dezember 1932 niedergelegtes Reichstagsmandat wurde am 1. Januar 1933 von Heinrich August Knickmann fortgeführt.
Drittes Reich
Später im Jahr 1933 kehrte Meyer in den Reichstag zurück und blieb dort bis 1945 Mitglied. Ab Mai 1933 war er Reichsstatthalter von Lippe und Schaumburg-Lippe und 1936 Führer der lippischen Landesregierung. 1938 wurde Meyer zum Oberpräsidenten der Provinz Westfalen ernannt und zum SA-Obergruppenführer befördert. Als Stellvertreter des Ministers Alfred Rosenberg war Meyer von Sommer 1941 bis November 1942 verantwortlich für die drei Hauptabteilungen Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Im November 1942 wurde er zum Reichsverteidigungskommissar für Westfalen-Nord ernannt.
Kurzchronologie 1928 bis 1945
- 1.4.1928 NSDAP-Ortsgruppenleiterleiter in Gelsenkirchen
- 1.10.1929 Bezirksleiter Emscher-Lippe der NSDAP
- November 1929 bis Januar 1931 Stadtverordneter in Gelsenkirchen (Januar 1931 Mandat niedergelegt)
- Mitglied des Reichstages (Wahlkreis 17)
- September 1930 bis Juli 1932
- 6.1 November 1932 bis 31. Dezember 1932
- November 1933 bis 1945
- 1932 bis 1933 Mitglied des Hauptausschusses des Preußischen Landtages
- Mitglied des Aufsichtsrates der Preussag
- 1932-1933 Mitglied des Landtages Preußen
- 1933 Mitglied des Westfälischen Provinziallandtages (Wahlkreis Gelsenkirchen)
- April bis Mai 1933 Präsident des Westfälischen Provinziallandtages und Bevollmächtigter der Provinz Westfalen zum Reichsrat
- 16.5.1933 Reichsstatthalter für Lippe und Schaumburg-Lippe
- 1934 Mitglied der Akademie für Deutsches Recht
- 1935-1938 (Gast), 1938-1945 Vorsitzender des Westfälischen Provinzialrats
- 20.4.1936 SA-Gruppenführer
- 30.1.1938 DRK-Generalhauptführer
- 30.1.1938 bis 1945 Führer der Landesstelle VI im Deutschen Roten Kreuz[2]
- 9.11.1938 SA-Obergruppenführer
- 17.11.1938 Oberpräsidenten der Provinz Westfalen
Ungeklärte Todesumstände
- „In den letzten Kriegstagen hatte Meyer seinen Befehlsstand in seinem Wagen. Sein Tod ist bis heute ungeklärt. Meyer soll im Lipperland von britischen Soldaten erschossen und in Stadthagen beigesetzt worden sein. Die Behauptung, Meyer soll am Ende des Krieges Selbstmord begangen haben, ist bis heute nicht bewiesen.“[3]
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz, ggf. Silber (zweifacher Verwundung)
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP
- Ehrenbürgerwürde der Stadt Bückeburg,1936
- Goldenes HJ-Ehrenzeichen
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse
- zuerst ohne Schwerter, später erhielt er die Schwerter zur I. Klasse
- Dienstauszeichnung der NSDAP in Silber
Bildergalerie
19. November 1941: Wilhelm Weiß sitzt während einer Pressekonferenz rechts neben Alfred Rosenberg, der anläßlich der öffentlichen Bekanntgabe seines neuen Amtes als Ostminister an einem Tisch steht und spricht. Links neben Rosenberg sitzt dessen Vertreter Alfred Meyer.
Alfred Meyer (rechts) und Alfred Rosenberg (groß in der Bildmitte) in der ukrainischen Stadt Kiew, Juni 1942. Zwischen den beiden ist der Reichskommissar für die Ukraine, Erich Koch, halb im Profil zu sehen.
Literatur
- Das Recht der besetzten Ostgebiete. Estland, Lettland, Litauen, Weißruthenien und Ukraine. Sammlung der Verordnungen, Erlasse und sonstigen Vorschriften über Verwaltung, Rechtspflege, Wirtschaft, Finanzwesen und Verkehr mit Erläuterungen der Referenten, Hrsg. v. Dr. Alfred Meyer, Gauleiter und ständigem Vertreter des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete, unter Mitarbeit v. Dr. Walter Wilhelmi, Ministerialrat, Dr. Walter Labs, Oberregierungsrat, Dr. Hans Schäfer, Oberregierungsrat im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete, Losebl.-Ausg. Mit der 1. Erg.-Lfg. Sept. 1943 München ; Berlin : Beck, 1943.
Fußnoten
- Geboren 1891
- Gestorben 1945
- Deutscher Politiker
- Deutscher Wirtschaftsjurist
- Deutscher Hauptmann
- Deutscher Beamter
- NSDAP-Mitglied
- SA-Mitglied
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Gauleiter
- Gau Westfalen-Nord
- Reichstagsabgeordneter (Weimarer Republik)
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich 1933–1945)
- Landtagsabgeordneter (Preußen)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP
- Oberpräsident (Provinz Westfalen)
- Staatssekretär im Nationalsozialismus