Rahl, Mady
Mady Rahl ( 3. Januar 1915 in Berlin-Neukölln; 29. August 2009 in München-Bogenhausen; als Edith Gertrud Meta Raschke) war eine deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin und Chansonsängerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Mady Rahl wurde am 3. Januar 1915 als Edith Gertrud Meta Raschke in Berlin-Neukölln als Tochter einer gutbürgerlichen Familie geboren; sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in ihrer Geburtsstadt. Sie verspürte schon früh den Drang zum Theater. Mady Rahl spielte schon in der Schule bei Schüleraufführungen Theater und tastete sich in eine Welt des Scheins hinein. Nach der Lyzeumszeit begann das sechzehnjährige Mädchen eine berufliche Tätigkeit – Theater hin und heimliche Wünsche her. Es hieß, ein solides Fundament zu bekommen. Es hieß, nicht wegen der Vorstellungen vom Ruhm einer Bühnenlaufbahn erhebliche Dummheiten zu begehen. Also war Mady als Verlagssekretärin tätig und tippte mit Fleiß. Nebenher aber ging sie zum Unterricht bei Rudolf Klein-Rogge und nahm auch Gesangs- und Tanzunterricht.
Drittes Reich
Dann gelang nach vielem Hin und Her und keineswegs selbstverständlich der erste Schritt: Sie spielte bei Dr. Brauer in einigen Kurztonfilmen der UFA. Sie begann, wie viele begonnen haben. Sie bewährte sich, spielte in dem Kurztonfilm „Zwei Windhunde“ mit Fritz Odemar und Hans Hermann Schaufuß.
Dann war es für eine Weile aus mit dem Film. Es klappte nicht beim ersten Anlauf, und es begann eine Lehr- und Lernzeit beim „Alten Theater“ in Leipzig. Dort spielte sie meist Naive, Sentimentale und junge Salondamen. Und es kam zu derselben Zeit Herr Alberti, der Abteilungsleiter des Filmnachweises, nach Leipzig, sah sie und ließ, nachdem sie ganze eindreiviertel Jahre in Leipzig tätig gewesen war, Probeaufnahmen von ihr machen.
Das frische, lustige, trotz mancher Enttäuschung immer optimistisch und fleißig gebliebene Mädchen schaffte schließlich auch den zweiten Schritt: Es bekam die ersten kleinen Rollen in Spielfilmen, in „Der Geheimnisvolle Mr. X“, in dem Ralph Arthur Roberts und Hermann Thimig spielten, weiter in „Gäßchen zum Paradies“, in dem Hans Moser eine Hauptrolle spielte.
Als Partnerin von Rudi Godden spielte sie dann 1937 die Assistentin Hilde in Hans Zerletts opulent ausgestattetem Zirkusdrama „Truxa“ neben der legendären La Jana, und damit kam der entscheidende erste Erfolg Mady Rahls. Nach den ersten zehn Drehtagen bekam sie schon einen weiteren Vertrag, und nun ging es weiter.
In dem Film „War es der im dritten Stock?“ spielte sie, die bisher immer nur lustige Rollen verkörpert hatte, ihre erste dramatische Rolle, was sie ganz besonders freute. Es ging nicht alles so glatt und selbstverständlich, wie es hier klingen mag. Es gab eine Pause von einem ganzen Jahr. Aber es ging doch weiter. Mady Rahl blieb lustig, guter Dinge und verlor den Mut nicht. Sie war in der Kulturszenerie des Dritten Reiches beliebt und bekannt.
Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte Mady Rahl erfolgreich ihre Kinokarriere fortsetzen und stand bis Mitte der 80er Jahre noch für rund 45 weitere Kinofilme mit mehr oder weniger prägnanten Rollen vor der Kamera.
Neben ihrer umfangreichen Arbeit für den Film widmete sich die Schauspielerin regelmäßig der Bühnenarbeit an der Kleinen Komödie München, ging mit vielen Stücken auf Tournee und machte sich auch als Chansonsängerin einen Namen. Sie wurde ab Mitte der 60er Jahre auch im Fernsehen zu einer festen Größe, spielte in bekannten Fernsehkriminalfilmreihen wie „Dem Täter auf der Spur“, „Ein Fall für Zwei“ oder „Tatort“; Ende der 80er Jahre sah man sie als Josephine Tenstaag in der Familienserie „Die Wicherts von nebenan“ und auch in der populären Reihe „Die Glückliche Familie“ wirkte sie mit. Erwähnenswert ist auch ihre Synchronstimme der Wildgans Akka von Kebnekajse in der 52teiligen japanischen Zeichentrickserie „Nils Holgersson“ („Die Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“) nach dem Roman von Selma Lagerlöf; die Serie lief 1979/80 im deutschen Fernsehen.
Ende der 80er Jahre zog sich der Star weitgehend aus dem Film- und Fernsehgeschäft zurück, widmete sich ihrem Privatleben sowie ihrem Hobby, der Malerei. Mady Rahl lebte nach einem Krankenhausaufenthalt im März 2005 zurückgezogen in einem Münchener Altenheim. Der ehemalige Star litt seit einiger Zeit an Altersdemenz, war fast blind und auf die Hilfe eines Betreuers angewiesen. Sie starb am 29. August 2009 in einem Krankenhaus in München-Bogenhausen.
In erster Ehe war Mady Rahl mit dem Kaufmann Theodor Reimers verheiratet, eine zweite Verbindung ging sie mit dem Filmproduzenten Wilhelm Sperber ein, ihr dritter Ehemann wurde der Architekt Werner Bürkle, von dem sie sich ebenfalls scheiden ließ.
Filmographie
- Darsteller
- 1934: Zwei Windhunde
- 1935: Postlagernd XYZ
- 1936: Der geheimnisvolle Mister X
- 1936: Das Gäßchen zum Paradies
- 1936: Blinde Passagiere
- 1937: Zweimal zwei im Himmelbett
- 1937: Zu neuen Ufern
- 1937: Wenn du eine Schwiegermutter hast
- 1937: Der Unwiderstehliche
- 1937: Truxa
- 1937: Die perfekte Sekretärin
- 1937: Pat und Patachon im Paradies
- 1937: Husaren heraus
- 1937: Fremdenheim Filoda
- 1938: War es der im 3. Stock?
- 1938: Eine Nacht im Mai
- 1939: Weißer Flieder
- 1939: Die Stimme aus dem Äther
- 1939: Ich bin gleich wieder da
- 1939: Hallo Janine!
- 1939: Fräulein
- 1940: Mein Mann darf es nicht wissen
- 1940: Die lustigen Vagabunden
- 1940: Der dunkle Punkt
- 1941: Der Trichter Nr. 12
- 1941: Krach im Vorderhaus
- 1942: Meine Frau Teresa
- 1942: Hab’ mich lieb
- 1942: Geliebte Welt
- 1943: Tonelli
- 1944: Sieben Briefe
- 1944: Das Konzert
- 1944: Die heimlichen Bräute
- 1945: Die tolle Susanne
- 1945: Shiva und die Galgenblume
- 1946: Sag’ die Wahrheit
- 1949: Schuß um Mitternacht
- 1949: Die Nacht der Zwölf
- 1949: Dreimal Komödie
- 1949: Der blaue Strohhut
- 1950: Die Sterne lügen nicht
- 1950: Skandal in der Botschaft
- 1950: Rausch einer Nacht
- 1950: Alles für die Firma
- 1951: Grenzstation 58
- 1951: Die Dame in Schwarz
- 1951: Augen der Liebe
- 1952: Die Wirtin von Maria Wörth
- 1952: Der weißblaue Löwe
- 1952: Der Mann in der Wanne
- 1954: Sanatorium total verrückt
- 1954: Gefangene der Liebe
- 1954: Drei vom Varieté
- 1956: Stimme der Sehnsucht
- 1956: Roter Mohn
- 1956: K. und k. Feldmarschall
- 1957: Träume von der Südsee
- 1957: Schön ist die Welt
- 1957: Ober, zahlen
- 1957: Der Jungfrauenkrieg
- 1957: Das Herz von St. Pauli
- 1957: Haie und kleine Fische
- 1958: Stefanie
- 1958: Der Page vom Palast-Hotel
- 1958: Mit Eva fing die Sünde an
- 1958: Das Mädchen mit den Katzenaugen
- 1958: Immer die Radfahrer
- 1958: Der Greifer
- 1959: Nacht fiel über Gotenhafen
- 1959: Geliebte Bestie
- 1959: Ein Tag, der nie zu Ende geht
- 1960: Der Hauptmann von Köpenick
- 1960: Frauen in Teufels Hand
- 1961: Der Fälscher von London
- 1963: Die weiße Spinne
- 1963: Mit besten Empfehlungen
- 1963: Hochzeit am Neusiedler See
- 1964: Das Wirtshaus von Dartmoor
- 1964: Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mr. X
- 1964: Liebesgrüße aus Tirol
- 1964: Holiday in St. Tropez
- 1964: Die große Kür
- 1965: Situation hoffnungslos, aber nicht ernst
- 1966: Towarisch
- 1966: Spukschloß im Salzkammergut
- 1966: Freiheit im Dezember
- 1967: Jungfrau aus zweiter Hand
- 1968: Otto ist auf Frauen scharf
- 1968: Der Hund von Blackwood Castle
- 1969: Venus im Pelz
- 1971: Immer die verflixten Weiber
- 1971: Gastspiele
- 1972: Scheidung auf musikalisch
- 1973: Tatort – Tote brauchen keine Wohnung
- 1974: Karl May
- 1977: Das Gesetz des Clans
- 1979: Tatort – Die Kugel im Leib
- 1979: Der Sturz
- 1986: Der Angriff
- 2004: Polizeiruf 110 – Vater unser
- Synchronsprecher
- 1934: Dick und Doof auf dem Geisterschiff
- 1961: Eins, zwei, drei
- 1962: Die Sieger
- 1962: Auf glühendem Pflaster
- 1972: Vier Fäuste für ein Halleluja
- 1973: Schönen Muttertag – Dein George
- 1980: Nils Holgersson (Fernsehserie)
- 1982: Flucht nach Varennes
- 1983: Alice im Wunderland (Fernsehserie)
- 1984: Der Fliegende Ferdinand (Fernsehserie)
- 1985: Der 4 1/2 Billionen Dollar-Vertrag
- 1994: Il Postino – Der Postmann
- 1997: Prinzessin Mononoke
- 1997: Nix zu verlieren
Literatur
- Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 3, 20. Januar 1939