Tiedtke, Jakob
Jakob Karl Heinrich Wilhelm Tiedtke ( 23. Juni 1875 in Berlin; 30. Juni 1960 ebenda) war ein deutscher Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Sohn eines Schriftstellers erhielt seine schauspielerische Ausbildung nach dem Besuch des Köllnischen Gymnasium an der Marie-Seebach-Schule des Königlichen Schauspielhauses in Berlin. Er gab dort sein Debüt 1899 als Cato in „Julius Cäsar“ und gehörte bis 1905 zum Ensemble des Preußischen Hoftheaters.
Von 1905 bis 1913 wirkte er unter Max Reinhardt am Deutschen Theater, 1913 spielte er am Deutschen Künstlertheater Societät. Dann ging er an das Lessingtheater und wirkte von 1915 bis 1918 am Burgtheater in Wien. Bis 1925 gastierte er an verschiedenen Berliner Bühnen und gehörte von 1933 bis 1945 zum Ensemble der Berliner Volksbühne. Im Dritten Reich war er Präsidialbeirat im NS-Führerkorps Kameradschaft der deutschen Künstler.
Tiedtke verkörperte bedeutende Theaterfiguren wie Jago in „Othello“, Mephisto in „Faust“ und Franz Moor in „Die Räuber“. Erfolgreich war er auch als Theobald Maske in „Die Hose“, als Dorfrichter Adam in „Der zerbrochne Krug“, in der Rolle des Falstaff in „Die lustigen Weiber von Windsor“ oder als Striese in „Der Raub der Sabinerinnen“.
Schon 1907 war Tiedtke zum neuen Medium Film gekommen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges arbeitete er für die Efa-Film. Der imposante Schauspieler wurde beim Film meist in eher komischen oder bizarren Rollen eingesetzt. Häufig kooperierte er mit Ernst Lubitsch, ab 1938 erschien er auch in einigen Filmen von Veit Harlan, mit dem er befreundet war.
Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zeichnete am 30. Januar 1937 auf Vorschlag des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda namhafte deutsche Künstler mit der Verleihung eines Titels aus. Unter anderem wurde Jakob Tiedtke zum Staatsschauspieler ernannt.[1]
Zuletzt wurde er mit typischen Großvaterrollen besetzt. Insgesamt wirkte Tiedtke bei etwa 600 Filmen mit, darunter 71 Filmen im Dritten Reich. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges nahm ihn Joseph Goebbels im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste der Schauspieler auf, was Tiedtke von einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront, befreite.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gründete Tiedtke zusammen mit Schauspielerkollegen die „Künstlergemeinschaft Bad Ischl“ und tourte damit zwei Jahre lang durch Österreich. In den 1950er Jahren agierte er unter anderem in München, Berlin und bei Willy Maertens am Thalia Theater in Hamburg. 1955 wurde er nach seinem Auftritt als Theodosius in „Cäsar und Kleopatra“ von George Bernard Shaw am Schiller-Theater in Berlin mit dem Steckkreuz des Bundesverdienstordens ausgezeichnet.
Tiedtke war ein Freund und Förderer des Theaterkritikers und Publizisten Siegfried Jacobsohn. Bis in die fünfziger Jahre wirkte er an Rundfunksendungen mit, insbesondere für den RIAS und den NWDR. Er war mit der Ballettänzerin Ingrid Peterson verheiratet. Sein Nachlaß befindet sich in der Berliner Staatsbibliothek. Seine Memoiren erschienen 1951 unter dem Titel „Aufrichtigkeiten eines ermüdeten Lügners“.
Jakob Tiedtke ruht auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin.
Werke
Filmographie
- Darsteller
- 1913: Schuldig
- 1914: Der Golem
- 1918: Der Rattenfänger
- 1919: Die Fahrt ins Blaue
- 1919: Die Puppe
- 1919: Der Galeerensträfling. 1. Teil
- 1919: Der Galeerensträfling. 2. Teil
- 1920: Romeo und Julia im Schnee
- 1920: Sumurun
- 1920: Kohlhiesels Töchter
- 1921: Gelbe Bestien
- 1921: Die goldene Flut
- 1921: Der Sprung über den Schatten
- 1921: Der Millionendieb
- 1921: Der Mann mit den eisernen Nerven
- 1921: Der Kaiser der Sahara
- 1922: Der Strom
- 1921: Amor am Steuer
- 1922: Sünden von Gestern
- 1922: So sind die Männer
- 1922: Sie und die Drei
- 1922: Die Flamme
- 1923: Die Fledermaus
- 1924: Nanon
- 1923: Maciste und die chinesische Truhe
- 1923: Karusellen
- 1923: Die Austreibung. Die Macht der zweiten Frau
- 1923: Der Kaufmann von Venedig
- 1923: Das alte Gesetz
- 1924: Ein Traum vom Glück
- 1924: Dr. Wislizenus
- 1924: Die Radio-Heirat
- 1924: Tragödie im Hause Habsburg
- 1924: Die Frau in Versuchung
- 1924: Das Spiel mit dem Schicksal
- 1924: Auf Befehl der Pompadour
- 1924: Arabella. Der Roman eines Pferdes
- 1925: Pietro, der Korsar
- 1925: Kammermusik
- 1925: Husarenfieber
- 1925: Ein Walzertraum
- 1925: Die drei Portiermädel
- 1925: Die Dame aus Berlin
- 1926: Die Mühle von Sanssouci
- 1926: Unter Ausschluß der Öffentlichkeit
- 1926: Schenk mir das Leben (Die Tränen der Ungeborenen)
- 1926: Les mensonges
- 1926: In der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehn!
- 1926: Der Provinzonkel
- 1926: Der Mann im Feuer
- 1926: Das Panzergewölbe
- 1926: Bara en danserska
- 1927: Die Frau ohne Namen. 1. Teil
- 1927: Die Frau ohne Namen. 2. Teil
- 1927: Was Kinder den Eltern verschweigen
- 1927: Primanerliebe
- 1927: Moral
- 1927: Gustav Mond ... Du gehst so stille
- 1927: Gehetzte Frauen
- 1927: Dr. Bessels Verwandlung
- 1927: Die Bräutigame der Babette Bomberling
- 1927: Die Apachen von Paris
- 1927: Arme kleine Sif (Sif, das Weib, das den Mord beging)
- 1928: Seine Mutter
- 1928: Luther
- 1928: Liebe im Schnee
- 1928: Heut’ tanzt Mariett
- 1928: Heut’ spielt der Strauß (Der Walzerkönig)
- 1928: Don Juan in der Mädchenschule
- 1928: Das Spreewaldmädel
- 1929: Mascottchen
- 1929: Teure Heimat (Drei machen ihr Glück)
- 1929: Meine Schwester und ich
- 1929: Die Liebe der Brüder Rott. Irrlichter
- 1929: Autobus Nr. 2
- 1930: Die Jugendgeliebte (Goethes Frühlingstraum)
- 1930: Pension Schöller
- 1930: Das Flötenkonzert von Sanssouci
- 1931: Yorck
- 1931: Voruntersuchung
- 1931: Mein Freund, der Millionär
- 1931: Ein Auto und kein Geld
- 1931: Berlin – Alexanderplatz
- 1931: ... und das ist die Hauptsache
- 1932: Fräulein – falsch verbunden
- 1932: Zwei glückliche Tage
- 1932: Strich durch die Rechnung
- 1932: Ja, treu ist die Soldatenliebe
- 1932: Hasenklein kann nichts dafür
- 1932: Ein toller Einfall
- 1932: Das Testament des Cornelius Gulden
- 1932: Das Mädel vom Montparnasse
- 1932: Das Blaue vom Himmel
- 1933: Wie werde ich energisch?
- 1933: Wenn am Sonntagabend die Dorfmusik spielt
- 1933: Saison in Kairo
- 1933: Kleiner Mann – was nun?
- 1933: Ihre Durchlaucht, die Verkäuferin
- 1933: Idylle au Caire
- 1933: Gretel zieht das große Los
- 1933: Ein kleiner Irrtum
- 1933: Ein Mädel wirbelt durch die Welt
- 1933: Die schönen Tage von Aranjuez
- 1933: Die kalte Mamsell
- 1933: Die Sonne geht auf
- 1933: Des jungen Dessauers große Liebe
- 1933: Der streitbare Herr Kickel
- 1933: Der Kampf um den Bär
- 1933: Das Lied vom Glück
- 1933: Das Blumenmädchen vom Grand-Hotel
- 1934: So ein Flegel
- 1934: Schön ist es, verliebt zu sein
- 1934: Der Doppelgänger
- 1934: Schützenkönig wird der Felix
- 1934: Schwarzer Jäger Johanna
- 1934: Rhapsodie. Ein musikalisches Intermezzo aus dem Leben Franz Liszts
- 1934: Petersburger Nächte. Walzer an der Newa
- 1934: Peter, Paul und Nanette
- 1934: Lockvogel
- 1934: Fürst Woronzeff
- 1934: Ein gemütlicher Nachmittag
- 1934: Die große Chance
- 1934: Die Liebe siegt
- 1934: Der Vetter aus Dingsda
- 1934: Der Doppelbräutigam
- 1934: Besuch am Abend
- 1935: Frischer Wind aus Kanada
- 1935: Hilde Petersen postlagernd
- 1935: Der junge Graf
- 1935: Der Vogelhändler
- 1936: Spiel an Bord
- 1936: Savoy-Hotel 217
- 1936: Onkel Bräsig
- 1937: Die göttliche Jette
- 1937: Zu neuen Ufern
- 1937: Meine Freundin Barbara
- 1937: Gewitterflug zu Claudia
- 1939: Robert Koch – Bekämpfer des Todes
- 1943: Das schwarze Schaf
- 1944: Familie Buchholz
- 1944: Die Frau meiner Träume
- 1944: Das war mein Leben
- 1944: Schuß um Mitternacht
- 1944: Schicksal am Strom
- 1944: Ich glaube an dich
- 1945: Kolberg
- 1945: Heidesommer
- 1945: Das alte Lied
- 1945: Shiva und die Galgenblume
- 1945: Die tolle Susanne
- 1948: Chemie und Liebe
- 1948: Morgen ist alles besser
- 1949: Kleiner Wagen – große Liebe
- 1949: Nichts als Zufälle
- 1949: Hans im Glück
- 1949: Das Geheimnis der roten Katze
- 1949: 1 x 1 der Ehe
- 1950: Es begann um Mitternacht
- 1951: Unsterbliche Geliebte
- 1951: Königin einer Nacht
- 1951: Hanna Amon
- 1951: Durch Dick und Dünn
- 1951: Das seltsame Leben des Herrn Bruggs
- 1952: Am Brunnen vor dem Tore
- 1953: Die blaue Stunde
- 1953: Keine Angst vor großen Tieren
- 1953: Damenwahl
- 1954: Der Raub der Sabinerinnen
- 1954: Und ewig bleibt die Liebe
- 1954: Emil und die Detektive
- 1955: Urlaub auf Ehrenwort
Theatrographie (Auswahl)
- 1935: Prinz von Homburg (Theater am Horst-Wessel-Platz, Berlin)[2]
- 1935: Herz über Bord (Theater am Nollendorfplatz, Berlin)[3]
- 1941: Minna von Barnhelm (Theater am Horst-Wessel-Platz, Berlin)
Hörspielsprecher (Auswahl)
- Revolution bei Busse (1936) von Ewald von Demandowsky; Reichssender Berlin am 17. März 1939[4]