Balck, Hermann
Hermann George Otto Balck ( 7. Dezember 1893 in Danzig-Langfuhr; 29. November 1982 in Eberbach-Rockenau)[1] war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Panzertruppe, Heeresgruppenbefehlshaber, Ritter des Ordens und Brillantenträger im Zweiten Weltkrieg. Hermann Balck zählt zu den hervorragendsten Panzerführern des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Sein Mut war legendär. Auch aussichtslose Situationen sahen ihn stets an vorderster Front. Mit vielfach spektakulären Husarenstücke und Handstreichen schrieb er wiederholt Kriegsgeschichte. Im Mai 1945 gelang es ihm, mehr als 300.000 verbündete und deutsche Soldaten vor dem Zugriff der Roten Armee zu retten. Das Standardwerk „Die Eichenlaubträger“ (Lenfeld/Thomas) über ihn:
- „Balck war einer der verdientesten deutschen Heerführer, der überall schwierigste Lagen vortrefflichst bereinigte und noch in den letzten Kriegsjahren mit seinen Truppen beachtliche Erfolge zeitigte.“
Leben
Abstammung
Hermann Balck war der Sohn des Militärtaktikers und Pour-le-Mérite-Ritters William Balck, zuletzt Generalleutnant des Kaiserlichen Heeres, und dessen Gemahlin Johanna Karoline Mathilde, geb. Jensen aus Glückstadt (1869–1950), die Tochter von Friedrich Heinrich Otto Jensen und der Auguste Dorthea Therese, geb. Lund. Seine Schwester ist die am 14. Juli 1899 geborene Frieda Hedwig Auguste.
Hermanns Großvater war der in britischen Diensten stehender deutsche Offizier, Hauptmann bzw. Brevet-Oberstleutnant (Titular- bzw. Ehrenrang) Georg (engl: „George“) Philipp Balck (1812–1885), der wiederum mit Sophie Charlotte Elise ( 1905) – Tochter des hannoverischen Generalmajors Conrad Friedrich Lütgen und der Dorothee Charlotte, geb. Lackemann – verheiratet war.
Hermanns Großonkel, Bruder des Großvaters, war Premier-Leutnant Heinrich Wilhelm Balck ( 1813; 24. Oktober 1846 im Fürstentum Osnabrück im Königreich Hannover) vom 6. Infanterie-Regiment „Waterloo“, dessen Kommandeur Oberstleutnant und späterer Generalmajor Conrad Friedrich Lütgen war, dessen Tochter Heinrich Wilhelms Bruder Georg(e) Philipp geheiratet hatte.[3]
Hermann Balcks Urgroßeltern waren Georg Balck (in England ebenfalls als George geführt) und dessen Gemahlin Maria, geb. Grice. Urgroßvater Georg war Offizier der Königlich Deutschen Legion, im September 1806 während des Vierten Koalitionskrieges beigetreten, seit 1807/08 Leutnant (7th line battalion), Teilnehmer an allen Feldzügen auf der Iberischen Halbinsel bis Ende 1812, war er zuletzt Hauptmann (Captain; vermutlich Brevet- und somit Titular- bzw. Ehrenrang) und verstarb am 2. April 1815 in London.
Militär
Er trat am 10. April 1913 als Fahnenjunker in das Hannoversche Jäger-Bataillon Nr. 10 der Preußischen Armee in Goslar ein. Vom 12. Februar 1914 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges besuchte er die Kriegsschule Hannover.
Erster Weltkrieg
Er kehrte dann zu seinem Bataillon zurück und zog mit diesem als Zugführer an die Front, wo er am 10. August 1914 zum Leutnant befördert wurde. Zeitweise fungierte Balck vom 12. August bis zum 30. Oktober 1914 als Bataillonsadjutant. Durch eine Verwundung, die er am 30. Oktober 1914 erlitten hatte, war er in der Folgezeit bis zum 6. Februar 1915 dienstunfähig. Nach seiner Wiederherstellung diente er bis zu einer abermaligen Verwundung am 28. Juni 1915 im Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 22.
Als Frontoffizier 1914 bis 1918 siebenmal verwundet und mit hohen Auszeichnungen dekoriert, wurde er kurz vor Kriegsschluß zum Pour le Mérite eingereicht.
Freikorps und Reichswehr
Dann kämpfte er als Kompaniechef im Hannoverschen Freiwilligen-Jäger-Bataillon „Kirchheim“ beim Grenzschutz Ost in der Provinz Posen gegen polnische Imperialisten. Anschließend wurde er in die Vorläufige Reichswehr übernommen.
Zweiter Weltkrieg
Im Krieg gegen Frankreich 1940 machte Balck durch persönliche Tapferkeit und hervorragende Führung seiner Truppe auf sich aufmerksam. Mit dem 1. Schützenregiment durchbrach er bei Sedan die feindlichen Linien und stürmte bis Dünkirchen. Für diese Kühnheit wurde er 1940 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Balcks Taten waren in aller Regel besonders spektakulär. An der Aisne brach er mit seinen Männern durch, rollte anschließend die feindlichen Stellungen in den Vogesen auf und nahm die Festung Belfort im Handstreich.
Im Feldzug gegen Jugoslawien (Unternehmen „Merkur“) und Griechenland durchbrach Balck mit seinem Panzer-Regiment 3 die Metaxas-Linie, stieß ins Tempetal bis Mittelgriechenland vor und kam siegreich nach Saloniki und Athen. Der britische Nachrichtendienst berichtete darüber:
- „Das Panzerregiment 3 verstand es, Gelände zu überwinden, das wir für absolut panzersicher gehalten hatten. Deshalb verzichteten wir auf eine Panzerabwehr.“
Balck erhielt den bulgarischen Tapferkeitsorden III. Klasse mit Schwertern.
Als Generalmajor und Kommandeur der unter ihm berühmt gewordenen 11. Panzer-Division im Osten bekam er am 20. Dezember 1942 das Eichenlaub. In der Abwehrschlacht im Suchinitschibogen schoß er mit seinen Leuten 91 Panzer an einem Tag ab, eine während des Zweiten Weltkrieges nie wieder erreichte Anzahl.
Am 4. März 1943 erhielt er für erfolgreiche Kämpfe gegen vielfach überlegene Gegner die Schwerter und als General der Panzertruppe und Oberbefehlshaber der 4. Panzerarmee am 31. August 1944 die Brillanten.
Als Chef der Heeresgruppe G in Lothringen gelang es ihm, die personell und materiell weit überlegenen US-Truppen 1944 längere Zeit aufzuhalten. 30 deutsche brachten 700 US-amerikanischen Panzern empfindliche Verluste bei.
Kurz vor Kriegsende konnten unter seiner Führung östlich von Graz noch mehrere Sowjetdivisionen geschlagen werden. Auch schaffte er es, rund 300.000 deutsche und verbündete Soldaten aus Ungarn vor dem Zugriff der Sowjets nach Westen zu retten. Er mußte am 8. Mai 1945 kapitulieren und kam in Kriegsgefangenschaft.
Nachkriegszeit
Anklage
Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1947 wurde er 1948 erneut festgenommen und angeklagt. Balck hatte im November 1944 den Artillerie-Kommandeur Oberstleutnant Schottke erschießen lassen, da dieser völlig betrunken in seinem Bunker aufgefunden wurde und sich nicht mehr an die Stellungen seiner eigenen Geschütze erinnern konnte. Die Erschießung hatte allerdings ohne Standgerichtsurteil stattgefunden. Er wurde wegen dieses Todesurteils zu drei Jahren Haft verurteilt, von denen er 18 Monate absitzen mußte.
Urteil der Spruchkammer
Bemerkenswert ist das Urteil der zuständigen Spruchkammer im sogenannten Entnazifizierungsprozeß. Hier heißt es über Balck:
- „Er war eine durchaus tadellose soldatische Persönlichkeit, die in allen Ländern, die eine gute Wehrmacht besitzen, unbedingt geachtet und geschätzt ist. Es liegen eine Fülle von eidesstattlichen Erklärungen vor, die glaubhaft bescheinigen, daß seine ganze Weltanschauung auf einer disziplinierten Ordnung und Pflichtbewußtsein basiere [...] Auch der z. Zt. hier tätige öffentliche Ankläger Kischke, der den Betroffenen als Kommandeur hatte, schilderte ihn als den loyalsten und anständigsten Offizier, den er je kennengelernt habe, der nie als Nationalsozialist anzusprechen sei.“
Beruf
Hermann Balck begann ab 1947 erst als Lagerarbeiter, wurde dann Industrieberater und schließlich deutscher Vertreter der südafrikanischen Fluglinie („Luxavia Trek Airways“) seines früheren Chefs des Stabes, Generalmajor a. D. Friedrich Wilhelm von Mellenthin.
Tod
General der Panzertruppe a. D. Hermann Balck starb am 29. November 1982 in Eberbach-Rockenau und wurde auf dem Hasefriedhof in Osnabrück mit militärischen Ehren einschließlich Abordnung der Bundeswehr beigesetzt. Dort befindet er sich nun in einem Gemeinschaftsgrab mit seiner Gattin Marianne.
Beförderungen
Deutsches Heer
- Fahnenjunker (10. April 1913)
- Fahnenjunker-Oberjäger (27. März 1913)
- Fähnrich (18. Dezember 1913)
- Leutnant (10. August 1914)
Reichswehr
- Oberleutnant (1. Mai 1924)
- Rittmeister (1. Februar 1929)
Wehrmacht
- Major (1. Juni 1935)
- Oberstleutnant (1. Februar 1938)
- Oberst (1. August 1940)
- Generalmajor (1. August 1942)
- Generalleutnant (21. Januar 1943)
- General der Panzertruppe (12. November 1943)
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern am 3. Dezember 1917 [4]
- Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern am 15. November 1914 [4]
- Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration am 28. Februar 1916 [4]
- Verwundetenabzeichen (1918) in Gold am 10. Mai 1918 [4]
Drittes Reich
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- II. Klasse am 12. Mai 1940
- I. Klasse 13. Mai 1940 [4]
- Königlich Bulgarischer Militärorden für Tapferkeit III. Klasse, 1. Stufe (mit Schwertern) am 2. Dezember 1941 [4]
- Panzerkampfabzeichen in Bronze und Silber
- in Bronze am 14. Oktober 1943 [4]
- dreimalige namentliche Nennung im Wehrmachtbericht am 17. Mai 1940, 20. Dezember 1942 und 9. September 1944
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwerter und Brillanten [4]
- Ritterkreuz am 30. Juni 1940[4] als Oberstleutnant und Kommandeur des Schützen-Regiments 1
- Eichenlaub am 20. Dezember 1942 (155. Verleihung)[4] als Generalmajor und Kommandeur der 11. Panzer-Division
- Schwerter am 4. März 1943 (25. Verleihung)[4] als Generalleutnant und Kommandeur der 11. Panzer-Division im XXXXVIII. Armeekorps
- Brillanten am 31. August 1944 (19. Verleihung)[4] als General der Panzertruppe und Befehlshaber (mit der Führung beauftragt) der 4. Panzerarmee
Werke
- Ordnung im Chaos: Erinnerungen, 1893–1948, Biblio (1981), ISBN 978-3764811761
Literatur
- Günter Fraschka: Mit Schwertern und Brillanten, Limes-Verlag, 7. Auflage, 1977, ISBN 3809021229
Verweise
- Balck, Hermann, ww2awards.com (englischsprachig)
- Chronologischer Militärwerdegang (englisch)
Fußnoten
- Geboren 1893
- Gestorben 1982
- Deutscher General der Panzertruppe
- Freikorps-Mitglied
- General der Panzertruppe (Heer der Wehrmacht)
- Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe (Heer der Wehrmacht)
- Oberbefehlshaber einer Armee (Heer der Wehrmacht)
- Kommandeur der 11. Panzer-Division (Heer der Wehrmacht)
- Kommandeur eines Schützen-Regiments (Heer der Wehrmacht)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (IV. Klasse)
- Träger des Militärordens für Tapferkeit
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten
- Träger des Österreichischen Militärverdienstkreuzes III. Klasse
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Erwähnung im Wehrmachtbericht
- Kriegsgefangener