Reichenau, Walter von
Walter Gustav Karl August Ernst von Reichenau ( 8. Oktober 1884 in Karlsruhe; 17. Januar 1942 in Poltawa) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, er war zuletzt Generalfeldmarschall des Heeres und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Abstammung
Walter von Reichenau war der Sohn des Majors im 1. Badischen Feldartillerie-Regiment Nr. 14 und späteren preußischen Generalleutnants Ernst August von Reichenau (1841–1919) und dessen Gemahlin Elisa, geb. Greve.
Militär
Nach dem Abitur trat er am 14. März 1903 in die Preußische Armee ein und wurde Fahnenjunker im 1. Garde-Feldartillerie-Regiment, das der 1. Garde-Infanterie-Division des Garde-Korps unterstellt war.
Erster Weltkrieg
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war von Reichenau Adjutant des 1. Garde-Feldartillerie-Regiments im Garde-Korps, und in dieser Stellung wurde er noch im Verlauf des Jahres 1914 zum Hauptmann befördert und mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse ausgezeichnet.
Im folgenden Jahr wurde er zum Generalstab versetzt, und im Lauf des Jahres 1915 diente er als Zweiter Generalstabsoffizier (Ib) der 47. Reserve-Division sowie anschließend als Erster Generalstabsoffizier (Ia) der 7. Kavallerie-Division.
Zwischenkriegszeit
In der Zeit vom Waffenstillstand bis zu seiner Übernahme in die Reichswehr war von Reichenau Generalstabsoffizier beim Grenzschutz Ost in Schlesien und Pommern.
Bis Anfang der 1930er Jahre wurde von Reichenau in verschiedenen Stellungen verwendet. 1924 wurde er zum Major und 1929 zum Oberstleutnant befördert. Seit 1930 war er Chef des Stabs im ostpreußischen Wehrkreis I / 1. Division, dessen Befehlshaber der spätere Reichswehrminister Werner von Blomberg war. Am 1. Februar 1932 erfolgte die Beförderung zum Oberst.
Im Februar 1934 wurde Generalmajor von Reichenau, der zuvor Chef des Ministeramtes gewesen war, im Zuge der Umstrukturierung der Reichswehr Chef des neugeschaffenen Wehrmachtamtes im Reichswehrministerium.
Zweiter Weltkrieg
Beim Polenfeldzug war er Oberbefehlshaber der 10. Armee und wurde im Oktober 1939 zum Generaloberst befördert. Nach dem Westfeldzug erhielt er den Marschallstab. Beim Unternehmen „Barbarossa“ kommandierte er die 6. Armee. Anfang 1941 trat er die Nachfolge von Rundstedts als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd an.
Der Reichenau-Befehl
Von Reichenau wird in der offiziellen BRD-Geschichtsfälschung als angeblich fanatischer Lakai des Reichskanzlers Adolf Hitler dargestellt. Hierbei wird häufig der Reichenau-Befehl vom 10. Oktober 1941 erwähnt, in dem es hieß, daß die Wehrmacht „Träger einer unerbittlichen rassischen Idee sei“ und die „Notwendigkeit der harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschen“ beschworen wird. Tatsache ist, daß von Reichenau bereits im Polenfeldzug jedwede Übergriffe auf die Zivilbevölkerung in seinem Befehlsbereich unterband und bei Verstoß scharf ahndete. Er verfaßte vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zwei Denkschriften, die sich gegen jede kriegerische Auseinandersetzung im Westen wandte und einen möglichen Krieg gegen die Sowjetunion als „Anfang vom Ende“ bezeichnete. Von Reichenau schritt energisch gegen Soldaten ein, die sich an Juden oder deren Eigentum vergingen.[1]
Zweifel an der Echtheit
Die Echtheit des Reichenau-Befehls wurde bereits mehrfach angezweifelt; kein bekanntes Schriftstück – von dem mehrere Versionen existieren – trägt von Reichenaus Unterschrift, was für den Befehl eines Armeeführers im Grunde undenkbar ist. Der britische Jurist Sir Reginald Paget, der den Generalfeldmarschall von Manstein vor dem britischen Schauprozeß 1949 in Hamburg vertrat, bezeichnete den Befehl als „Zeug, das klingt, wie wir es selber 1944/45 herausgaben“. Der Reichenau-Befehl ist, sofern authentisch, das Produkt der radikalen Auseinandersetzung mit dem Gegner, er ist ein Dokument klarer Freund-Feind-Definitionen, wie sie in Zeiten einer historischen Auseinandersetzung, die der Zweite Weltkrieg ohne Zweifel war, auch in der Propaganda der Feinde des Reiches regelmäßig vorkam und bis heute vorkommt.[2][3]
Tod
Am 15. Januar 1942 erlitt von Reichenau nach einem Waldlauf bei minus 40° Celsius in der Ukraine einen schweren Schlaganfall. Auf dem Lufttransport zur Behandlung nach Deutschland am 17. Januar 1942 (Professor Dr. Hochreins Klinik in Leipzig) starb von Reichenau im Flugzeug zwischen Poltawa und Lemberg an Herzinsuffizienz bzw. an Herzversagen.[4]
Ruhestätte
Generalfeldmarschall Walter von Reichenau wurde nach einem Staatsakt im Berliner Zeughaus u. a. im Beisein von Reichsmarschall Göring und Generalfeldmarschall von Rundstedt auf dem Berliner Invalidenfriedhof beigesetzt.
Dotation
1944 erhielten die Nachkommen des gefallenen Generalfeldmarschalls eine Dotation an Grundbesitz im Wert von 1,01 Millionen Reichsmark.
Familie
Hauptmann von Reichenau heiratete im April 1919 seine Verlobte Alexandrine Gräfin Maltzan Freiin zu Wartenberg und Penzlin (1895–1984), aus der Ehe sind vier Kinder entsprossen: Die Söhne Karl Friedrich und Joachim sowie die Töchter Erika und Britta.
Beförderungen
- Eintritt in die Armee als Fahnenjunker (14. März 1903)
- Leutnant (18. August 1904, Patent rückwirkend zum 19. August 1903)
- Oberleutnant (18. August 1912)
- Hauptmann (28. November 1914)
- Major (1. Juli 1923)
- Oberstleutnant (1. April 1929)
- Oberst (1. Februar 1932)
- Generalmajor (1. Februar 1934)
- Generalleutnant (1. Oktober 1935)
- General der Artillerie (1. Oktober 1936)
- Generaloberst (1. Oktober 1939)
- Generalfeldmarschall (19. Juli 1940)
Auszeichnungen (Auszug)
Kaiserreich
- Königlich Preußische Rettungsmedaille am Bande
- Königlich Preußischer Kronen-Orden, IV Klasse
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Königlich Preußischer Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz mit Schwertern
- Königlich Württembergischer Friedrichs-Orden, Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern
- Hamburgisches Hanseatenkreuz
- k. u. k. Österreichisches Militär-Verdienstkreuz, III. Klasse mit Schwertern (vermutlich mit der Kriegsdekoration)
- Deutsches Reichssportabzeichen
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Drittes Reich
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 30. September 1939 als General der Artillerie und Oberbefehlshaber der 10. Armee (persönliche Verleihung durch Adolf Hitler)
Verweise
- Abgerufen am 24. Dezember 2012. Bei WebCite® archivieren.Kampf gegen einen sperrigen Brocken, Junge Freiheit, 26. Juni 2003
- von Reichenau, Walter, Lexikon der Wehrmacht
Fußnoten
- Geboren 1884
- Gestorben 1942
- Deutscher Adliger
- Deutscher Generalfeldmarschall
- Generalfeldmarschall (Heer der Wehrmacht)
- Oberbefehlshaber der 6. Armee (Heer der Wehrmacht)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Freikorps-Mitglied
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Träger des Hanseatenkreuzes (Hamburg)
- Befehlshaber des Wehrkreises VII (Heer der Wehrmacht)
- Hauptmann (Preußen)
- Hauptmann (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Generalmajor (Reichswehr)
- Kommandierender General des VII. Armeekorps (Heer der Wehrmacht)
- Oberbefehlshaber einer Armee (Heer der Wehrmacht)
- Artillerist (Deutsches Reich)
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 4. Klasse