Hoffmann, Werner (1918)
Werner Hoffmann ( 13. Januar 1918 in Stettin; 8. Juli 2011 in Bremen) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major der Luftwaffe und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges. Hoffmann gehörte zu der kleinen Gruppe Nachtjäger, insgesamt nur 27, die sich verzweifelt und erbittert gegen die ersten 800 Terrorflieger warfen, die bei der ersten Angriffswelle in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 Dresden in Schutt und Asche legen sollten (bei der zweiten Welle am nächsten Tag konnte er in den Abendstunden des 14. Februar eine Boeing B-17 der USAAF und eine Avro Lancaster der Royal Air Force abschießen). Das Flieger-As errang bei 192 Feindflügen 51[1] bzw. 52 Luftsiege, 51 davon bei Nacht.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Werner Hoffmann wurde im Januar 1918 als Sohn eines Ingenieurs in Stettin/Pommern geboren. Er besuchte von 1924 bis 1928 die Volksschulen in Stettin und Berlin und anschließend bis 1936 ein Gymnasium in Berlin. Schon seit 1932 war er begeisterter Segelflieger bei der Hitlerjugend, die Fliegerei lag ihm im Blut. Nach zweimonatiger Reichsarbeitsdienstzeit im Oktober und November 1936 in Hirschberg/Riesengebirge trat er am 4. Dezember 1936 in die Luftkriegsschule Wildpark-Werder ein. Im April 1938 wurde er an der LKS 3 Fahnenjunker.
Nach Beendigung seiner militärischen und fliegerischen Grundausbildung wurde er am 1. November 1938 als Fähnrich zur 7. Staffel/Jagdgeschwader 234 unter gleichzeitiger Kommandierung zur Jagdfliegerschule Werneuchen versetzt. Nach seiner Ausbildung zum Jagdflieger tat er ab 15. August 1938 als Flugzeugführer in der 7. Staffel/III. Gruppe/JG 234 in Düsseldorf Dienst (diese Gruppe unterstand zu Beginn noch dem Stab des Jagdgeschwaders 134 und war mit der Arado Ar 68 E) und wurde am 1. Oktober 1938 zum Leutnant befördert. In dieser Eigenschaft nahm er an der Befreiung des Sudetenlandes teil. Schon am 1. November 1938 wurde aus der III. Gruppe/JG 234 die I. Gruppe/Zerstörergeschwader 143 (ausgerüstet war sie mit der Messerschmitt Bf 109 D-1) in Illesheim aufgestellt.
Zweiter Weltkrieg
Innerhalb seiner Staffel bzw. Geschwadergruppe, die mit Wirkung vom 1. Mai 1939 in I. Gruppe/Zerstörergeschwader 52 umbenannt wurde, wurde er bei Kriegsausbruch zur Abwehr und Sicherung der deutschen Westgrenze eingesetzt. Hoffmann nahm in seiner Bf 110 der 4. Staffel ab dem 12. Mai am Westfeldzug 1940 teil und erzielte am 24. Mai 1940 über Dünkirchen durch Abschuß einer Supermarine Spitfire seinen ersten Luftsieg.
Bei einem Tiefangriff auf französische Kolonnen bei Badenweiler im Elsaß, Unterstützung der Infanterie und der Panzertruppe war Hauptaufgabe der Zerstörerflieger, wurde er am 19. Juni 1940 durch Ellenbogengelenkschuß am linken Arm verwundet und kam anschließend ins Lazarett. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er an 53 Feindflügen teilgenommen.
Während seines Lazarettaufenthaltes erfolgte die Umbenennung seiner Gruppe in II. Gruppe/Zerstörergeschwader 2. Außerdem wurde er am 1. August 1940 zum Oberleutnant befördert. Nach Wiederherstellung seiner Dienstfähigkeit fand er als Fluglehrer in der Ergänzungs-Zerstörergruppe Vaerlöse (Værløse) in Dänemark Verwendung (ursprünglich am 1. April 1940 in Magdeburg-Ost aufgestellt), übernahm in dieser Gruppe im Sommer 1941 die Führung einer Staffel und wurde am 1. Juli 1941 zum Staffelkapitän ernannt.
Nach Auflösung der Ergänzungs-Zerstörergruppe (vollständig abgeschlossen am 15. September 1941) kam Oberleutnant Hoffmann am 1. August 1941 mit seiner Staffel zur Nachtjagd und wurde nach Umschulung (unter anderem an der Blindflugschule 4 und der Nachtjagdschule 2) ab dem 1. Dezember 1941 zur II. Gruppe/Nachtjagd-Geschwader 3 in Schleswig versetzt, die aus seiner Ergänzungs-Zerstörergruppe gebildet wurde und mit Bf 110, Ju 88 und zum Ende Focke-Wulf Ta 154 ausgerüstet war. Aus dem Stab/Erg.Zerst.Gr. wurde Stab II./NJG 3, aus der 1. Staffel/Erg.Zerst.Gr. wurde die 5./NJG 3, aus der 2. Staffel/Erg.Zerst.Gr. die 6./Nachtjagdschule 1 und aus der 3. Staffel/Erg.Zerst.Gr. die 6./NJG 3.
Hoffmann errang in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni 1942 seine beiden ersten Nachtluftsiege im Raum Heide/Büsum. Am 1. Februar 1943 erfolgte seine Beförderung zum Hauptmann. Am 11. Februar 1943 wurde Hauptmann Hoffmann Kapitän der 4. Staffel/NJG 3 in Greifswald, die er bis zum 4. Juli 1943 führte. Er errang in dieser Zeit sechs weitere Nachtluftsiege. Im Alter von 25 Jahren wurde Hauptmann Hoffmann am 5. Julı 1943 mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Gruppenkommandeurs der I./Nachtjagd-Geschwader 5 für den gefallenen Siegfried Wandam beauftragt.
Diese Gruppe führte er, am 1. Juni 1944 unter gleichzeitiger Beförderung zum Major und dabei zum Gruppenkommandeur ernannt, bis zu ihrer Auflösung am 30. April 1945. In dieser Zeit konnte er weitere 43 Luftsiege bei Nacht erringen bei der Reichsluftverteidigung, an der Deutschen Westfront sowie über Ostpreußen und über dem Baltenland.
Am 20. Januar 1944 wurde Hoffmann im Luftkampf mit der RAF über Berlin getroffen, konnte aber heil mit dem Fallschirm abspringen. Am 29. Juni 1944 schoß er einen Vier-Mot-Bomber, wurde aber selbst getroffen und mußte erneut mit dem Fallschirm abspringen, wobei er das Seitenleitwerk (Heckflosse) traf und verwundet wurde. Eine Woche mußte er mit dem Fliegen aussetzen. Im Juli 1944 wurde die I. Gruppe/NJG 5 nach Stendal verlegt, wo sie mit der neuen Ju 88 G-6 ausgerüstet wurde.
In der Nacht vom 16. auf den 17. März 1945 schoß Hoffmann drei schwere Lancaster der RAF ab, seine Ju 88 G-6 (Werknummer: 620.046) wurde aber bei Nürnberg von einem Begleitnachtjäger (Mosquito / NF Mk.II) abgeschossen. Die gesamte Besatzung konnte mit dem Fallschirm abspringen, Hoffmanns Schirm öffnete zu früh, blieb noch kurz an der Führerkanzel hängen, riß teilweise ab, so daß er viel zu schnell zur Erde raste. Er kam sehr hart auf, überlebte, aber seine Brust hatte schwere Hämatome aufzuweisen. Der Kampf ging jedoch nach kurzer Genesung weiter.
Endkampf
Bei Nachtangriffen der Royal Air Force im Raum Leipzig flog er in der Nacht vom 10. zum 11. April 1945 seinen letzten Nachtjagdeinsatz, flog allerdings anschließend aber als Schlachtflieger bei Nacht im Raum Lübbenau–Lübben–Beeskow südöstlich von Berlin und absolvierte in der Nacht vom 26. zum 27. April 1945 im Raum Küstrin–BerlinWriezen seinen letzten Feindflug im Endkampf um Berlin.
Am 1. Mai 1945 erfolgte zusammen mit einigen anderen erfahrenen Flugzeugbesatzungen seiner aufgelösten Nachtjagd-Gruppe die Versetzung zur 7. Saffel/NJG 3 nach Husum in Schleswig-Holstein, wo er jedoch bis zum Kriegsende nicht mehr als Flugzeugführer zum Einsatz kam, weder Maschinen noch Treibstoff waren vorhanden. Am 7. Mai 1945 geriet er auf dem Flugplatz in Husum in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 17. Oktober 1945 entlassen wurde.
Nachkriegszeit
In der Nachkriegszeit war Hoffmann zunächst als Landarbeiter (1945 der begehrteste Posten, denn nur da mußte man nicht hungern) bis Ende März 1948 in Wiedelah, Kreis Goslar tätig. Nach fünfjährigem Apothekerpraktikum und Pharmaziestudium von 1948 bis 1953 war er danach als approbierter Apotheker bis Oktober 1957 in öffentlichen Apotheken in Goslar/Harz beschäftigt und war seit Oktober 1957 wissenschaftlicher Berater und Mitarbeiter im Außendienst der Farbwerke Hoechst AG in Bremen.
Nach seiner Pensionierung lebte er im wohlverdienten Ruhestand in Bremen. Werner Hofmann war aktives Mitglied der OdR, nahm mit seiner Frau an allen Treffen der Sektion Oldenburg teil und war auch regelmäßiger Teilnehmer an den Jahrestreffen.
Tod
Major a. D. Werner Hoffmann verstarb im Juli 2011 mit 93 Jahren in Bremen.
Familie
Werner Hoffmann war verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Gemahlin wurde am 28 August 1928 geboren und verstarb am 8. April 2016.
Auszeichnungen (Auszug)
- Flugzeugführerabzeichen (Wehrmacht) am 2. Juni 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 15. Juni 1940
- 1. Klasse am 10. November 1940
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz und ggf. Silber
- Frontflugspange für Nachtjäger in Gold am 8. Juli 1943
- Deutsches Kreuz in Gold am 15. November 1943 nach 15 Nachtluftsiegen
- Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg am 26. Dezember 1943
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 4. Mai 1944 nach 25 bzw. bis zur Verleihung 31 Nachtluftsiege
- zum Eichenlaub nach 50 Nachtluftsiegen eingereicht, kriegsbedingt kam es nicht mehr zur Verleihung