Ohm Krüger (Film)
Filmdaten | |
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Originaltitel: | Ohm Krüger |
Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | 1941 |
Sprache: | Deutsch |
Filmproduktion: | Tobis-Filmkunst GmbH |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Hans Steinhoff, Herbert Maisch (Mitarbeit), Karl Anton (Mitarbeit) |
Drehbuch: | Harald Bratt, Kurt Heuser |
Produzent: | Emil Jannings |
Musik: | Theo Mackeben |
Ton: | Hans Grimm |
Kamera: | Fritz Arno Wagner, Friedl Behn-Grund (Mitarbeit bei den Außenaufnahmen), Karl Puth (Mitarbeit bei den Außenaufnahmen) |
Standfotos: | Reinhold Draber, Christian Nicolai, Richard Wesel |
Bauten: | Franz Schroedter |
Kostüm: | Herbert Ploberger |
Aufnahmeleitung: | Walter Zeiske, Rolf Geile, Alfred Arbeiter |
Herstellungsleitung: | Fritz Klotzsch |
Schnitt: | Hans Heinrich, Martha Dübber |
Besetzung | |
Darsteller | Rolle |
Emil Jannings | Paul Krüger |
Lucie Höflich | Sanna Krüger, seine Frau |
Werner Hinz | Jan, beider Sohn |
Ernst Schröder | Adrian, beider Sohn |
Friedrich Ulmer | Joubert, Generalkommandant der burischen Armee |
Eduard von Winterstein | Cronje, Kommandant der burischen Armee |
Hans Adalbert Schlettow | de Wett, Kommandant der burischen Armee |
Fritz Hoopts | Colson, Feldkornett |
Max Gülstorff | Reitz, Staatssekretär |
Walter Werner | Kock, Abgeordneter des Volksrates |
Elisabeth Flickenschildt | Frau Kock |
Hedwig Wangel | Königin Victoria von England |
Alfred Bernau | Prinz von Wales, ihr Sohn |
Gustaf Gründgens | Chamberlain |
Ferdinand Marian | Cecil Rhodes |
Flockina von Platen | Flora Shaw, eine Agentin |
Karl Haubenreißer | Dr. Jameson |
Franz Schafheitlin | Kitchener, Generalstabschef der südafrikanischen Armee |
Otto Wernicke | Kommandant des Konzentrationslagers |
Hans Hermann Schaufuß | Militärarzt |
Karl Martell | Englischer Offizier |
Walther Suessenguth | Sergeant |
Hilde Körber | Burenfrau |
Louis Brody | Häuptling Lobenguela |
Hans Stiebner | Reporter |
Harald Paulsen | Französischer Minister des Äußeren |
Otto Graf | Deutscher Minister des Äußeren |
Paul Bildt | Holländischer Minister des Äußeren |
Armin Schweizer | Empfangschef |
Rudolf Blümner | Professor Nagel |
Werner Pledath | John Brown, Leibdiener der Königin |
Friedel Heitzmann | |
Ernst Dernburg | |
Georg Heinrich Schnell | |
Gertrud Wolle | |
Werner Stock | |
Paul Rehkopf | |
Josef Dahmen | |
Heinrich Schroth | |
Louis Ralph |
Ohm Krüger ist ein deutscher Historienfilm von Hans Steinhoff aus dem Jahre 1941. Im Film werden der Burenkrieg und das Leben des südafrikanischen Politikers Paul Krüger geschildert.
Inhaltsverzeichnis
Auszeichnungen
- Höchstprädikat: Film der Nation
- erhielt 1941 den Coppa Mussolini für den besten ausländischen Film bei den Filmfestspielen von Venedig
- Prädikate
- staatspolitisch und künstlerisch besonders wertvoll
- wertvoll
- kulturell wertvoll
- volkstümlich wertvoll
- volksbildend
- Jugendwert
Handlung
Wer sich in der Weltgeschichte auskennt weiß, daß am Ende des 19. Jahrhundert eine Welle der Empörung über die ganze Kulturwelt flutete, und ein Name war in aller Munde. Ohm Krüger. Wer war dieser schon legendäre alte Mann? Weshalb beschäftigte man sich so sehr mit ihm und seinem kleinen Heldenvolke, einem Häuflein von ein paar hunderttausend Menschen, das da unten in Südafrika seine Herden züchtete und ein bescheidenes, unbeachtetes Leben abseits der großen Politik geführt hatte?
Warum sprach man überall von den Buren? Warum schickten Vereine, Verbände, Studentenschaften und selbst Stammtische Eingaben an ihre Regierungen? Warum wurden in allen Großstädten Europas Protestversammlungen abgehalten?
Warum eilten Freiwillige nach Südafrika, um den Buren zu helfen? Weil die gesamte Kulturwelt zum ersten Mal erkannt hatte, daß der brutale Feind jeder Ordnung und Gesittung England ist! Zweihundert Jahre hindurch, während des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts, hatten sich holländische und deutsche Siedler im Süden Afrikas, im heutigen Kaplande, niedergelassen und waren dort zu einer neuen germanischen Nation zusammengewachsen. Aber während der napoleonischen Kriege besetzten die Engländer das Land und unterdrückten die an Freiheit gewöhnten Buren.
Sie legten ihnen übermäßig hohe Steuern und Abgaben auf, machten die Schwarzen aufsässig, enteigneten die Farmen und unterdrückten jeden Protest mit den brutalsten Mitteln. Infolgedessen entstand in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhundert eine große nationale Freiheitsbewegung, die zu dem berühmten großen „Treck“ führte. Unter Mitnahme ihrer Herden wanderten die Buren nordwärts in die noch unerschlossenen Gebiete Afrikas, wo sie im Kampf gegen die Unbilden des Landes, gegen wilde Tiere und Menschen jeden Fußbreit Boden mit Blut und Schweiß erkämpften. Jenseits des Flusses Vaal fanden sie eine neue Heimat, und sie nannten ihr neues Vaterland Transvaal. Neben ihm bildete sich eine zweite Burenrepublik, der Oranje-Freistaat. Hier lebten sie in Frieden und Freiheit, bis in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts urplötzlich die Augen der ganzen Welt auf das bisher unbekannte Land am Rande der Erde gerichtet wurden:
Im Gebiete der Buren war Gold gefunden worden! Unermeßlich viel Gold! Jenes Gold, das man noch heute dort aus der Erde gräbt, um es gemünzt und gezählt in Nordamerika wieder in riesige Gewölbe tief unter der Erde zu versenken! Für England steht es sofort fest, daß es dieses Land in seinen Besitz bringen muß. Der gewissenlose Abenteurer Cecil Rhodes, der die Diamanten- und Goldfelder der Kapkolonie ausbeutet, arbeitet in Gemeinschaft mit dem Kolonialminister Joe Chamberlain, dem Vater des Mannes, der im Zweiten Weltkrieg für Aufsehen sorgte, eng zusammen, um die Buren in einen Vernichtungskampf gegen England zu treiben. Aber das kleine Pioniervolk besitzt einen wirklichen Führer, einen Mann von weitem Bück, der wie ein Familienvater sein kleines Volk regiert, den guten Ohm Krüger. Er ist schon ein alter Mann, als das verhängnisvolle Gold im Boden Transvaals gefunden wird und über Nacht die lasterhafte Goldgräberstadt Johannesburg entsteht. Plötzlich sieht er sich und sein Volk in den Brennpunkt großer weltpolitischer Ereignisse hineingestellt. Obgleich er niemals sein Land verlassen hat und bis zu seinem zwanzigsten Jahre nicht lesen und schreiben konnte, besitzt er doch eine Klugheit, um die ihn die Diplomaten Europas beneiden können. Den Winkelzügen eines Cecil Rhodes und eines Chamberlain begegnet er, indem er nach England fährt und einen Vertrag schließt, der zwar den Engländern viele Vorteile bei der Ausbeutung des Landes, den Buren aber ihre staatliche Selbständigkeit gewährleistet. Nachdem Krüger in sein Land zurückgekehrt ist, unterläßt er nichts, um für den Endkampf, den er kommen sieht, zu rüsten.
Er hat England gezwungen, sich vor den Augen der Welt mit ihm zu verständigen, aber er weiß genau, daß man in England neue Wege suchen wird, um unter nichtigen Vorwänden loszuschlagen. Diese Stunde kommt, jetzt erweist es sich, wie richtig der alte Ohm Krüger England einschätzt und wie gut er vorgesorgt hat: Die Buren siegen. Als England einsieht, daß es das kleine Volk, dessen Heldenkampf von der ganzen Welt jubelnd begrüßt wird, mit Kanonen und Gewehren nicht niederzwingen kann, entschließt man sich zu einer der größten Gemeinheiten der Weltgeschichte. Ein neuer Mann übernimmt die Leitung der Operationen, nämlich Kitchener. In Indien und Ägypten hat er seine Methoden ausgebildet, und er wendet sie auch hier an: Der Kampf wird von nun an nicht mehr gegen die reguläre Armee, sondern gegen das ganze Volk geführt. Die Farmen werden verbrannt, die Herden getötet, die Brunnen verseucht, die Schwarzen bewaffnet und die Frauen und Kinder in Konzentrationslager gesteckt. In jenen Lagern versucht man durch Quälereien an den Frauen und Kindern, durch Hunger und Seuchen den Widerstand der noch immer kämpfenden Männer zu brechen. Mehr als 26.000 Frauen und Kinder gehen auf diese Weise zugrunde, während Ohm Krüger, nun schon fast erblindet, in Europa von Hauptstadt zu Hauptstadt eilt, um Hilfe zu holen. Aber es ist zu spät. Die englische Diplomatie hat gut gearbeitet. Die Regierungen wagen nicht zu tun, was der Mann auf der Straße stürmisch verlangt, nämlich den Buren Hilfe zu schicken. Der alte Mann wird überall abgewiesen. In der Schweiz findet Krüger schließlich ein Asyl, während es den Engländern gelingt, endlich jenen Frieden zu schließen, durch den die Selbständigkeit der Burenrepubliken aufgehoben und das Land zu einem Bestandteil des englischen Imperiums gemacht wird.
Über einhundert Jahre sind seitdem vergangen – aber in der Weltgeschichte ist das eine geringe Zeit. Die Stunde des Gerichtes ist da. Vor diesem Gericht erscheint auch als Ankläger Ohm Krüger, um Sühne zu verlangen für die ungeheuren Opfer, die seinem Volk im Kampf gegen England auferlegt wurden.
Produktion und Rezeption
Der Drehbeginn für die Außenaufnahmen, die in der Umgebung Berlins stattfanden, war der 5. September 1940; die Innenaufnahmen begannen am 21. Oktober 1940 in den Tobis-Ateliers in Berlin-Grunewald und im EFA-Atelier in der Berliner Cicerostraße. Den Verleih übernahm die Tobis-Degeto, den Weltvertrieb die Tobis. Die Uraufführung fand am 4. April 1941 im Berliner Ufa-Palast am Zoo statt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ließ das Oberkommando der alliierten Siegermächte alle Kopien des Films beschlagnahmen und verbot seine weitere Aufführung. In der BRD wurde der Film der FSK nie vorgelegt. Die Auswertungsrechte liegen unrechtmäßig bei der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die diesen Vorbehaltsfilm nur für spezielle Bildungsveranstaltungen freigibt.
In der Sowjetunion dagegen wurde der Film als „Beutegut“ deklariert und öffentlich aufgeführt, sobald es mit der kriegsbedingten „Freundschaft“ zwischen den beiden Raubimperien Rußland und England vorbei war.
Historische Tatsachen
Heute wird gerne behauptet, daß dieser Film nur eine reine „NS-Propaganda“ gewesen sei und mit den historischen Tatsachen nichts zu tun habe. Und es ist sogar begreiflich, wenn solche Zweifel auftauchen. Denn in diesem Film ereignet sich eine solche Fülle von Grauenhaftem und Bestialischem, daß sich jeder normale Mensch unwillkürlich fragt, ob es Menschen gibt, die wirklich solche Greuel erdacht und übers Herz gebracht haben. Wir müssen diesen Zweiflern – leider – die Antwort geben: Es ist so gewesen. Die Darstellung des Films beruht auf historischer Grundlage und geht auf tatsächliche Vorgänge aus dem Burenkrieg zurück.
Wollte man alle Szenen belegen, so müßte man ein Buch schreiben. Dieses Buch liegt im übrigen vor – in Gestalt des „Dokumentenwerkes über die englische Humanität“, das im Jahre 1940 in Berlin (Deutscher Verlag) erschienen ist. Hier können wir uns nur darauf beschränken, einige markante Beispiele herauszugreifen.
Das Niederbrennen der Burenfarmen
Aus den Dutzenden von Zeugnissen sei hier der Brief des damaligen Burengenerals und späteren Ministerpräsidenten der Südafrika-Union Jan Smuts „Die Greuel der Kriegführung in Südafrika“ angeführt. Er schreibt in diesem Brief:
- „Ich gelangte in Begleitung eines Gefährten an die erste Farm und fand da alles vernichtet und verbrannt; die zweite Farm, die ich erreichte, war nicht verbrannt, jedoch ausgeplündert und ohne eine lebende Seele. Und ich kam in derselben Nacht an 12 bis 14 ebensolchen Farmen vorüber, die alle verbrannt oder ausgeplündert waren, und in denen kein Sterblicher zu finden war. [...] In der Tasche eines englischen Offiziers, der im Gefecht bei Boschfontein getötet wurde, fanden wir einen Brief vor, in dem er in ergötzlicher Weise seine Taten beschrieb. In einem Hause hatte er die Frauen und Kinder zusammengerufen und dieselben gezwungen, das ‚God save the Queen‘, durch die anwesenden Soldaten mit Klavierbegleitung gesungen, anzuhören, und dann ging das Haus mit allem, was es enthielt, in Flammen auf.“ — Jan Smuts
Die Engländer selbst haben aus diesen Schandtaten kein Hehl gemacht. Als Dokument sei nur hier der Bericht eines englischen Offiziers, des Hauptmanns Marc Phillips, erwähnt, der damals lustig und zynisch in sein Tagebuch schrieb:
- „Das Niederbrennen der Farmen geht fröhlich weiter, und unser Weg durch das Land ist wie in vorgeschichtlichen Zeiten gekennzeichnet durch eine Rauchsäule bei Tag und durch eine Feuersäule bei Nacht. Wir verbrennen gewöhnlich von 6 bis zu einem Dutzend Farmen jeden Tag, mehr gibt es nicht in diesem spärlich bewohnten Gebiet. Mir ist nicht bekannt, daß irgend ein besonderer Grund oder eine besondere Veranlassung gegen die verbrannten Farmen vorgelegen hätte oder tatsächlich angeführt wird.“ — Marc Phillips
Das Abknallen der Viehherden
Auch diese Gemeinheit hat sich so zugetragen. Die Engländer selbst haben kein Hehl daraus gemacht. Als Beweis sei auf den Bericht des Burengenerals De la Rey verwiesen, in dem es heißt:
- „All unser Vieh ist weggenommen. Wo man es nicht wegführen konnte, wurde es tausendweis zusammengetrieben und dann totgeschossen oder mit Säbeln und Messern niedergemacht. Was von Pferden nicht zugeritten war, wurde in Krale gejagt und da zusammengeschossen; wo solche Pferde im Feld grasten, wurden die Bomben-Maxims (Revolver-Kanonen) auf sie gerichtet, deren Kugeln sie niedermähten.“ — Jacobus Herculaas de la Rey
Burenfrauen und -kinder als „Kugelfang“
Auch diese Tatsache ist historisch einwandfrei verbürgt. Sie wird belegt durch den Burengeneral De la Rey in seinem amtlichen Bericht über den Südafrikanischen Krieg. Hier schreibt der General folgendes:
- „Des Nachts wurden die Frauen vor den Lagern untergebracht, um so als Schutz gegen einen nächtlichen Überfall von unserer Seite zu dienen. Sobald die Frauen das merkten, suchten sie zu flüchten, wurden aber durch den Feind verfolgt. Sowohl Geschütze als Gewehrfeuer wurden in solchen Fällen auf unsere Frauen gerichtet.“ — Jacobus Herculaas de la Rey
Genau dasselbe bezeugt auch der weltbekannte Burengeneral De Wet in seinem Schreiben an den englischen General Lord Kitchener, in dem er den damals aufsehenerregenden „Fall Graspan“ mit folgenden Worten festhielt:
- „Ebensowenig scheint mir Ew. Exz. zu wissen, daß Ihre Truppen sich nicht geschämt haben, auf diese hilflosen Wesen, wenn sie mit ihren Wagen oder allein flohen, während Ihre Truppen recht gut wußten, daß sie nur Frauen und Kinder vor sich hatten, mit Gewehren und großem Geschütz zu schießen, wodurch manche Frauen und Kinder getötet und verwundet wurden. Dies ist noch kürzlich am 6. Juni in Graspan bei Reitz geschehen wo, als ein Frauenlager und nicht eine Proviantkolonne, wie Ew. Exz. gemeldet wurde von Ihren Truppen gefangengenommen und von uns wieder befreit wurde, Ihre Truppen hinter den Frauen Deckung suchten und, als Ihre Verstärkungen ankamen, diese großes Geschütz und Kleingewehrfeuer auf diese Frauenlager richteten, wiewohl sie wußten, daß es nur ein Frauenlager war.“ — Christiaan de Wet
Das Hungersterben in den Konzentrationslagern
116.572 Frauen, Kinder und Greise sind in den Konzentrationslagern eingesperrt worden. Über die himmelschreienden Zustände gibt es einen Bericht, der unantastbar ist. Er stammt von einer Engländerin, Emily Hobhouse, und ist ein erschütterndes Zeugnis der grauenhaften Aushungerung der Frauen und Kinder in diesen Lagern. Diese Engländerin kommt selbst zu dem Schluß: „Niemals zuvor ist gegen Frauen und Kinder so Krieg geführt worden!“ Sie schildert auch die verheerenden Krankheitsepidemien unter den Kindern und Frauen sowie die abscheuliche Verpflegung. Von Lloyd George kennen wir den amtlichen Bericht eines Oberarztes über das in einem solchen Konzentrationslager verwandte Mehl. In diesem heißt es:
- „Muster I: Schimmel, enthält Milben. Untauglich zu menschlichem Gebrauch. Muster II: enthält Milben. Ich konnte jedoch keine lebendigen Milben feststellen. Es ist als Nahrung für Menschen sehr gefährlich.“ — Lloyd George
Und diese Lebensmittel wurden sogar den Kindern geliefert! In diesen Konzentrationslagern sind, nach der amtlichen Statistik, 26.251 Frauen und Kinder gestorben, d. h. sie sind hingemordet worden, während an der Front im Burenkrieg überhaupt nur 3.990 Männer, also nur der siebente Teil, gefallen sind. Und der Ausdruck „Kindermord“, der von Frau Hobhouse für die Konzentrationslager geprägt worden ist, ist leider nur zu wahr.
Zuschauer beim Hängen
Die von den Engländern gehängten „Rebellen“ waren weiter nichts als die Männer unter den Buren, die ihr Vaterland, Haus und Hof sowie Weib und Kind verteidigten. Nicht genug damit, daß viele von ihnen aufgeknüpft wurden, wenn sie in die Hände der Engländer fielen, haben die Engländer sogar den Befehl erlassen, daß Verwandte, Freunde und Nachbarn zu solchen Hinrichtungen hinzugehen und ihnen beizuwohnen hätten. Dieser Befehl ist sogar im britischen Parlament zur Sprache gebracht worden, er steht also authentisch fest und mit ihm die größte Gefühlsrohheit, die es wohl je unter zivilisierten Völkern gegeben hat.
Äußerungen von Augenzeugen
Emil Jannings
Emil Jannings, der die Oberleitung des Filmes innehatte, schrieb in der Zeitung „Filmwelt“ am 13. Dezember 1940:
- „Als ich den Plan zum ‚Ohm-Krüger‘-Film faßte, wurde ich von dem Gefühl geleitet, daß hier ein Menschenschicksal nach Form und Deutung verlange, das unserem Volke in seinem jetzigen Lebenskampf viel bedeuten könnte. Jetzt, wo ich mich tief in diese Arbeit eingelebt habe, sehe ich, daß meine Vision richtig gewesen ist.
- ‚Ohm Krüger‘ wird weder eine der üblichen historischen Filmbiographien noch ein bunter Bilderbogen von vergänglichem Spannungsreiz. Der Stoff zu diesem Film ist, obwohl die geschilderten Vorgänge mehr als ein Menschenalter zurückliegen, von tiefster Aktualität. Damals, vor vierzig Jahren, haben nur wenige den Sinn des Kampfes begriffen, in dem das kleine Volk der Buren, nicht mehr als 170.000 Menschen stark, gegen das weltumspannende Britenreich antrat. Heute sehen wir klarer: Dort unten in Südafrika wurde zum ersten Male der Funke des Widerstands gegen die Methoden der britischen Machtpolitik entflammt und zu sichtbar hellem Feuerzeichen angefacht. Die Welt wurde aufmerksam, Englands heuchlerische Maske erschien zum ersten Male im scharfen Licht der Wahrheit.
- Paul Krüger, der alte, würdige Herr im Gehrock und Zylinder, der damals in Europa vergeblich nach wirksamer Hilfe für sein verzweifelt kämpfendes Volk suchte, ist tatsächlich der erste Mann gewesen, dem es gelang, der Welt die Augen zu öffnen und ihr die wahre Natur des britischen Imperialismus zu zeigen.
- Der schlichte, schwerblütige Mensch aus brandenburgischem Bauernblut, der in seiner abenteuerlichen Jugend wohl gelernt hatte, wie man Löwen jagt und Wilde bändigt, sah sich jetzt in seinem Alter genötigt, gegen die Brutalität und Verschlagenheit eines Weltreichs anzugehen. Er hat niemals den krankhaften Ehrgeiz der Berufspolitiker gespürt, vielmehr wurde er zur Politik von seinem Volke berufen, und hat erst als reifer Mann, mit politischen und militärischen Führungsaufgaben betraut, mühsam genug die Elemente der Bildung nachgeholt, zu der ihn sein Jugendleben nicht hatte kommen lassen. Dennoch war dieser urwüchsige, kraftstrotzende Mann mit seinen guten natürlichen Geistesgaben, mit [seinem] unbestechlichen Rechtsgefühl und seiner unbeugsamen Zuversicht, für die gerissenen Briten ein schwerer und zäher Gegner. Die Völker Europas begriffen instinktiv die Wahrheit seiner prophetischen Worte: daß einst Dynastien und Staaten an England sterben würden; aber die Regierungen speisten ihn mit unverbindlichen Redensarten und leeren Versprechungen ab. So erlag denn das Burenvolk – nicht der militärischen Macht Englands, sondern der grauenvollen Würgepolitik, dem Hunger, den Seuchen, den Konzentrationslagern, in denen damals sechsundzwanzigtausend Frauen und Kinder auf elende und erbärmliche Weise hilflos umgekommen sind. Es waren die gleichen Methoden, die England dann gegen unser deutsches Volk angewendet hat. Und es ist im Grunde noch der gleiche Kampf, den wir heute zum siegreichen Ende führen. Paul Krüger war – und darin liegt seine Bedeutung für uns – der erste bewußte Vorkämpfer gegen England. Er hat den Kampf aufgenommen, nicht weil er sich dabei irgendeinen Vorteil für sein Volk herausgerechnet hätte, sondern in der hellsichtigen Erkenntnis eines unabwendbaren Schicksals, das er mit heroischer Gelassenheit auf sich nahm.
- Den damals kaum verstandenen Sinn dieses tragischen Geschicks im nachschaffenden Spiel heute allen deutlich sichtbar zu machen, ist eine wunderbare und dankbare Aufgabe für einen Menschendarsteller. Diese Aufgabe ist umso fesselnder, als in der schlichten Seele Ohm Krügers, der ja weit entfernt war von aller begrifflichen Schulung, sich der Durchbruch vom Erleben seines Schicksals zum Erkennen seiner historischen Sendung mit elementarer Wucht vollzog, wie das seiner urwüchsigen patriarchalischen Einfachheit entsprach. In seiner Auseinandersetzung mit dem fanatischen schlauen Imperialisten Cecil Rhodes spricht Paul Krüger das auch in unserm Film aus: ‚Für jedes Volk hat die Weltgeschichte eine Aufgabe – vielleicht ist uns Buren die Aufgabe zugedacht, nur ein Beispiel zu geben.‘
- Ein Beispiel vor allem für uns Deutsche, die nun den Kampf gegen Englands Imperialismus zu Ende führen.
- Die neuere Geschichte hat nur wenige Gestalten hervorgebracht, die in ihrer schlichten Monumentalität dem Schauspieler so dankbare Rollen bieten wie Ohm Krüger. Diese Gewißheit hat sich in mir während der monatelangen sorgfältigen Vorarbeit immer mehr gefestigt. Und jetzt bei der Filmarbeit ergreift und begeistert uns die Größe des dramatischen Vorwurfs immer aufs Neue. Gesamtregie führt Hans Steinhoff, mit dem mich seit ‚Der alte und der junge König‘ eine enge künstlerische Gemeinschaft verbindet.
- Ich glaube, daß die dichterisch-gedankliche Grundsubstanz des Stoffes eine überzeitliche Gültigkeit für unser deutsches Volk beanspruchen kann. Nur aus solchen Stoffen aber auch können, wenn sie mit Begeisterung, Verantwortungsbewußtsein und Sorgfalt gestaltet werden, nationale Filmwerke von bleibendem Wert entstehen. Eben weil ich seit langem glaube, daß eine klassische Zeit des deutschen Nationalfilms beginnen wird, habe ich mir die Aufgabe gestellt, in der Stunde der deutschen Abrechnung mit England das Schicksal Ohm Krügers jedermann in die Erinnerung zurückzurufen und das Walten der historischen Gerechtigkeit auch in unserem sinngebenden Spiel eindringlich fühlbar zu machen.“
Katherine Voß
Katherine Voß war eine Burin, die seit 1930 in Berlin lebte; sie schrieb folgende Zeilen in der Zeitung Filmwelt am 18. Oktober 1940:
- „Als ich in der Filmwelt las, daß man einen Burenfilm dreht, der Ohm Krüger gewidmet ist, und daß Emil Jannings unseren Ohm Krüger verkörpern wird, da setzte ich mich sofort hin und schrieb an Jannings. Ich teilte ihm mit, daß ich eine südafrikanische Tochter bin, daß ich Mitglieder der Familie Ohm Krügers noch kenne und daß es mein sehnlichster Wunsch wäre, bei diesem Film, der den Schicksalskampf meines Volkes zum Gegenstand habe, irgendwie mitmachen zu dürfen. Allerlei interessantes Material könne ich ihm zur Verfügung stellen, außerdem sei ich Sängerin, die schon im Deutschen Kurzwellensender Burenlieder gesungen habe, unter anderen Ohm Krügers berühmtes ,Gebet'. Emil Jannings verschloß sich meiner Anregung nicht, er ließ mich zu sich bitten, und das Ergebnis meines Besuches ist die erfreuliche Tatsache, daß ich in dem ,Ohm-Krüger'-Film mitwirke! Ich spiele eine jener Burenfrauen, deren schweres Schicksal damals die ganze Welt erschüttert hat und das mir meine Mutter so oft, in langen schlaflosen Nächten, geschildert hat, auf daß ich es nie vergesse [...] Sie selbst hat ja schwere Stunden miterlebt, als Vater, Söhne und Brüder in die Gefangenschaft wanderten, ja, und früher schon, als ihre Eltern und all die anderen Familienangehörigen in dem harten, zähen Widerstandskampf gegen die englischen Unterdrücker standen. Das ganze Leben meiner Familie, zwei Generationen hindurch, ist ja aufs engste verflochten mit dem großen Schicksalskampf um Ohm Krüger, den jetzt der Film als leidenschaftliche Anklage herausbringen wird! Und so versuche ich denn all das, was ich weiß von diesem Kampf, was ich von meiner Mutter und anderen Angehörigen vom Hörensagen erfahren habe, all das Schwere und Schlimme und Sorgenvolle in meine bescheidene Rolle hineinzutragen in der Hoffnung, daß es mir gelingen wird, auch ein bißchen dazu beizusteuern, zum Film vom Freiheitskampf des Burenvolkes!
- Sichtlich bewegt war ich, als ich das erste Mal das Freigelände für die Außenaufnahmen unseres Films betrat. War das ein Traum oder war’s Wirklichkeit: Vor meinen Augen breitete sich ein Stück Burenland aus, wie es um die Jahrhundertwende in meiner Heimat gewesen sein muß und wie ich es mir, nach den Schilderungen meiner Mutter und auch von alten Bildern her, immer vorstellte! Die Ochsenwagen als Kraal um das Lager gebaut, im Lager die hochauflodernden Feuer, ja, und in diesen Feuern haben unsere Burenfrauen in Pfannen die Bleikugeln für die Männer gegossen, die diese dann, oft noch nicht ausgekühlt, verschossen haben!“
A. Schowalter
Der Superintendent Schowalter hat den Schicksalskampf der Buren als Leiter des Deutschen Burenhilfsbundes in Berlin und Herausgeber des Kampfblattes „Der Burenfreund" miterlebt; später, in Utrecht in Holland, als der Chronist Ohm Krügers, schrieb in die Filmwelt:
- „Meine Werbetätigkeit für die Sache der Buren blieb dem größen Burenpräsident nicht unbekannt, und eines Tages – es war am 19. Januar 1902 – stand ich ihm zum ersten Mal in Utrecht von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er war schon so, wie Jannings ihn jetzt darstellt, ein Riese von Gestalt, ein Mann, der in seiner Jugend Bärenkräfte besaß, denn sonst könnte man kaum die Geschichte für möglich halten, die er mir später erzählte, daß er als junger Bursch’ mit einem Kaffernbüffel im Sumpfe einen Ringkampf vollführt hat! An einer Hand fehlte ihm der Daumen, und auch die Geschichte dieses Daumens beweist, aus welchem Holz der Ohm Krüger geschnitzt war! Als Junge hatte er sich am Daumen verletzt, und die Wunde wollte nicht heilen. Da nimmt er sein Taschenmesser und – schneidet sich den ganzen Daumen fort! Als er es vor Schmerzen kaum aushalten konnte, redete er sich ein, so hat er’s mir erzählt: ‚Das war ja gar nicht dein Finger, das ist ja gar nicht deine Hand!‘ -
- Als mir dann die Abfassung seines Lebenswerks, zu dem seine beiden treuen Gefährten, sein Sekretär Bredell und sein ehemaliger Ministerpräsident Grobler, die ersten Aufzeichnungen in holländischer Sprache niedergeschrieben hatten, übertragen wurde, war ich wochenlang täglich bei ihm. Meistens war der alte Herr sehr schlechter Laune, weil zu viel über ihn einstürmte, manchmal jedoch, wenn er mir wichtige politische Daten aus seinem Leben gab, war er gesprächig, bot mir ein ‚Kopje Tee‘ an und rauchte dazu seine kurze Holzpfeife. Aber von seinen jugendlichen Jagdabenteuern wollte er im Alter gar nichts mehr wissen, und es hat viel Mühe und Geduld gekostet, bis ich ihm abgerungen habe, daß er schon mit vierzehn Jahren seinen ersten Löwen schoß, daß er mit einem Nashorn einen wilden Kampf bestand und von Elefanten verfolgt um sein Leben lief. [...] Mit Liebe und Beharrlichkeit führte ich das Werk zu Ende. Es ist dann erstmalig in Deutschland und in deutscher Sprache bei J. F. Lehmann in München erschienen, später kam es dann noch in etwa zwölf Sprachen heraus. Zuletzt sah ich den achtundsiebzigjährig in Clarens in der Schweiz am 14. Juli 1904 verschiedenen letzten Burenpräsidenten zu Anfang des Jahres 1903, und da fragte ich ihn, ob er nun, nach dem verlorenen Kriege, nach all den bitteren Ereignissen, die seinem Volke widerfahren seien, den Glauben an seinen Aufstieg und seine Zukunft verloren habe? ‚Nie und nimmer!‘ antwortete er spontan, und in seinen Augen strahlte ein verklärtes Leuchten auf.“
Filmplakate
Lieder
- Burenland ist freies Land; Musik: Theo Mackeben / Text: Hans Fritz Beckmann und Günther Schwenn
- Das macht das Klima von Paris; Musik: Theo Mackeben / Text: Hans Fritz Beckmann und Günther Schwenn
Kritiken
- Ein Film, der seit 1945 bis heute in Deutschland nicht gezeigt werden darf. Und das, obgleich britische oder amerikanische Filme, die ähnlich kritisch mit deutscher Geschichte umgehen, ohne weiteres in deutschen Fernsehanstalten präsentiert werden. Dazu kommt auch, daß Hans Steinhoffs Film sich in weiten Teilen an die Geschichte hält. Emil Jannings stellt den Ohm Krüger dar. Begeistert hatte er zugesagt, diese Rolle zu spielen, und das nicht, um einen Märtyrer darzustellen, sondern einen ehrlichen Kämpfer für sein Volk, der gegen eine Kolonialmacht stehen muß.
- Der englische Filmhistoriker Hull nennt den Film den „technisch besten unter allen Nazi-Filmen“, die französischen Autoren Courtade/Cadars urteilen: „Ohm Krüger [...] ist, dies sollte man zugestehen, ein Meisterwerk.“ (Das, so der deutsche Filmhistoriker Klaus Kanzog, bei der deutschen Filmselbstkontrolle „keine Chance auf Freigabe“ hat.)
Weitere Stoffverfilmung
- Die Bou van’n Nasie (Südafrika 1938)