Schulz-Effekt

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Als „Schulz-Effekt“ wurde 2017 die fragwürdige Meldung aus der Parteizentrale der BRD-Blockpartei SPD bezeichnet, es habe – aufgrund der Nominierung von Martin Schulz zum SPD-Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl am 24. September 2017 – binnen weniger Wochen eine sensationelle Eintrittswelle in die SPD gegeben.[1] Wie sich herausstellte, hat die SPD dann jedoch bei drei aufeinanderfolgenden Landtagswahlen (im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen) Stimmanteile verloren.[2]

In den weitgehend gleichgeschalteten Lügenmedien der BRD wird trotzdem auch weiterhin unverdrossen behauptet, es habe einen „Schulz-Effekt“ zugunsten der SPD gegeben, der durch wachsendes Vertrauen und ungebrochene Siegeszuversicht im Hinblick auf die Bundestagswahl im September gekennzeichnet sei. Auch nach dem für die SPD historisch schlechten Wahlausgang bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 (mit 20,5 % der niedrigste SPD-Stimmanteil seit überhaupt Bundestagswahlen abgehalten werden, einschließlich des Ergebnisses von 1949) hielt die BRD-Systempresse an jener Lüge energisch fest.

Auf einer Präsidiumssitzung des erweiterten SPD-Parteivorstandes gab Martin Schulz – am Dienstag, dem 13. Februar 2018 – sein Amt als SPD-Parteivorsitzender ab. Er benannte Andrea Nahles als seine Wunschnachfolgerin. Der (für eine prospektierte weitere GroKo) designierte Bundesfinanzminister Olaf Scholz – zu diesem Zeitpunkt SPD-Vorstandsmitglied und Erster Bürgermeister Hamburgs – werde kommissarisch bis zum 22. April 2018 die Partei führen. An jenem Tag soll ein Parteitag in Wiesbaden die Nachfolge im Parteivorsitz verbindlich regeln. Mit diesem Rücktritt – nicht nur von seinem Außenamtsambitionen, sondern auch vom SPD-Parteivorsitz –, erkennt Martin Schulz nach annähernd fünf zähen Monaten windungsreicher GroKo-Sondierungen an, daß die historisch singuläre Wahlniederlage der SPD bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 zu einem erheblichen Teil sein Werk ist.

Der Vorlauf der Propagandaoffensive

Martin Schulz stand vom 17. Januar 2012 bis zum Januar 2017 dem EU-Parlament als Parlamentspräsident vor.[3] Er hat bereits 2016 seinen tiefen Abstieg vom unantastbaren Eurokraten zum glücklosen BRD-Kanzlerkandidaten für 2017 frühzeitig vorbereitet. Am 24. Januar 2017 sprach sich Sigmar Gabriel, der zu dem Zeitpunkt – nach außen hin – der unangefochtene SPD-Parteivorsitzende war (seit 2009 übrigens, nachdem seine Vorgänger sich stets sehr rasch aus dem Amt katapultiert hatten) für Martin Schulz als Spitzenkandidaten und SPD-Vorsitzenden aus. Gleich darauf, am 29. Januar 2017, wurde Martin Schulz vom SPD-Parteivorstand einstimmig als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl am 24. September 2017 nominiert. Bereits im Jahr zuvor, 2016, hatte Schulz diesen Schritt vorbereitet: Er kündigte am 24. November 2016 seinen Wechsel in die Bundespolitik an, er wolle nicht mehr für eine weitere Amtszeit als Präsident des EU-Parlaments kandidieren und werde statt dessen auf Platz eins der Landesliste der SPD in NRW bei der Bundestagswahl 2017 antreten.

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Der Nominierung Ende Januar 2017 folgte eine formelle Bestätigung Mitte März 2017: Am 19. März 2017 wurde Schulz von einem außerordentlichen SPD-Bundesparteitag mit 100 % der gültigen Stimmen zum Parteivorsitzenden gewählt und als Kanzlerkandidat der SPD bestätigt. Zwar gab es durchaus verhaltene Pressestimmen, die dieses 100-%-Resultat mit Abstimmungen unter Nicolae Ceaușescu und Erich Honecker verglichen, aber der BRD-Pressetenor war gleichwohl ein einhelliges „Hochschreiben“ dieser Vorgänge als Befreiungstat hin zu weitester politischer Anerkennung der SPD, zu begeisterter Zustimmung und euphorischem Aufbruchsgeist.

Innerhalb der ersten fünf Wochen nach der Schulz-Nominierung verzeichnete die SPD – nach eigenen Angaben – mehr als 10.000 Parteieintritte. Diese fragwürdige Angabe wurde sodann parteioffiziell als „Schulz-Effekt“ bezeichnet und in allen konformen BRD-Leitmedien wochenlang als feststehende Tatsache eines rapiden Popularitätszuwachses der SPD intensiv propagiert. Angeblich gab es bei der sogenannten „Sonntagsfrage“ der Demoskopen zur „Parteienpräferenz“ einen Schub von gewaltigen plus 8 % für die SPD.

Drei verlorene Landtagswahlen

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In der Realität jedoch – abseits des Trommelfeuers solcher unablässig wiederholter Tagesmeldungen, die Sieg und Popularität und Hoffnungsstrahlen verkündeten – vollzog sich unterdessen eine Kette von drei schweren Wahlniederlagen der SPD hintereinander:

  • Im Saarland (Landtagswahlen am 26. März 2017) verlor die SPD zwar nur 1 % Stimmanteil, aber die Grünen flogen – wie auch die ultralinke Piratenpartei – aus dem Landtag ganz heraus, die AfD zog mit 6,2 % Stimmanteil erstmals in den saarländischen Landtag ein, und die CDU verbesserte ihr bereits gutes Ergebnis um +5,5 % auf nunmehr 40,7 % Stimmanteil. Wo gab es denn einen „Schulz-Effekt“ (wenigstens mal auf dem Höhepunkt der täglichen Dauerbeschallung des Wahlpublikums von der überragenden Wirkung des großen „Schulz-Effekts“ im Wahljahr 2017)? Es gab ihn überhaupt nicht. Er existierte immer nur in Leitartikeln, in drängelnden Journalistenfragen, in unzähligen Tendenzmeldungen. Der „Schulz-Effekt“ war von vornherein eine Medienlüge.
  • In Schleswig-Holstein (Landtagswahlen am 7. Mai 2017) verlor die SPD 3,2 % Stimmanteil und kam auf nur noch 27,2 %. Die AfD trat zum ersten Mal bei einer schleswig-holsteinischen Landtagswahl an und erreichte auf Anhieb 5,9 % Stimmanteil. Viele AfDler haben dies als herbe Enttäuschung empfunden, da Schleswig-Holstein – außer während einer kurzen Episode um den SPD-Politiker Björn Engholm – auch wegen der zahlreichen strikt antikommunistisch eingestellten deutschen Ostvertriebenen, die dieses Bundesland nach 1945 aufgenommen hatte, immer als im Kern konservatives Territorium galt. Faktisch jedoch war das AfD-Ergebnis ein bemerkenswerter Erfolg, da zur selben Zeit innerparteiliche Zankereien (die damalige Vorsitzende Frauke Petry verlangte den Parteiausschluß von Björn Höcke) das öffentliche Bild der Partei ernsthaft beeinträchtigten. Für die SPD war 27,2 % ihr historisch schlechtestes Ergebnis in diesem Bundesland (nur bei der Landtagswahl am 9. Juli 1950 hatte die SPD mit 27,5 % einmal schon ähnlich schlecht abgeschnitten).
  • In Nordrhein-Westfalen (Landtagswahl am 14. Mai 2017) verlor die SPD 7,9 % Stimmanteil und kam – hinter der CDU – auf nur noch 31,2 % Stimmanteil. In NRW gab es Landtagswahlen schon seit 1947, also vor Gründung der Bundesrepublik 1949. In diesen siebzig Jahren hat die SPD dort noch nie so schwach abgeschlossen.

In den beiden letztgenannten Bundesländern wurden somit die regierenden Landeskoalitionen unter SPD-Ministerpräsidenten abgewählt. Torsten Albig in Schleswig-Holstein (der mit dem scheinpatriotischen SSW und den Grünen eine Koalition gebildet hatte) und Hannelore Kraft in NRW beendeten ihre Laufbahn als Ministerpräsidenten (kurz darauf zog Hannelore Kraft sich sogar vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und löschte ihre Accounts in sozialen Medien).

Wie bereits 2016 nach den dramatischen Wahlerfolgen der AfD in Mecklenburg-Vorpommern (4. September 2016, AfD: 20,8 %) und Sachsen-Anhalt (13. März 2016, AfD: 24,3 %), reagiert das politisch-publizistische BRD-System auch 2017 – nach dem als Illusion erwiesenen sogenannten „Schulz-Effekt“ – zunächst mit geschwätziger Ablenkung. So, als habe sich überhaupt gar nichts ereignet, wird Normalität simuliert. Allerdings geschieht dies unter veränderten Rahmenbedingungen: Nachdem VS-Präsident Donald Trump am 1. Juni 2017 einseitig aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten ist (und das ist die wohl bedeutendste Anti-NWO-Entscheidung der jüngeren Weltpolitik), äußern sich NATO-Alliierte plötzlich immer schriller und nervöser. Es herrscht eben alles andere als geschäftsmäßige Normalität. Eine nationale Opposition für Souveränität, für nationales Steuerrecht, für wirksame Umweltpolitik – und gegen ideologische Pseudo-Umweltpolitik – steht im Raum und kann keinesfalls mittels bloßem Schicklichkeitsgetue in der Art der globalistisch-verräterisch agierenden Kanzlerin Merkel wegignoriert werden.

Schulz will auch nach einer Wahlniederlage Parteichef bleiben

Ein „Schulz-Effekt“ anderer Art spielte sich im Sommer 2017 ab: Am 8. August 2017, mitten im nachrichtenschwachen sogenannten „Sommerloch“, meldete die FAZ aufgeregt, was auch alle anderen Leitmedien unisono meldeten:

„SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will auch im Fall einer Niederlage bei der Bundestagswahl Parteivorsitzender bleiben.“[4]

Gerade wenige Tage zuvor war die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen auseinandergefallen (wegen des Übertritts der Grünen-Abgeordneten Elke Twesten zur CDU), da gab Martin Schulz diesen seinen Willen öffentlich bekannt. Nach Torsten Albig in Schleswig-Holstein und Hannelore Kraft in NRW verlor nun auch Stephan Weil in Niedersachsen zunächst seine parlamentarische Mehrheit.[5] Da die Landeslegislaturperioden in den sechzehn Bundesländern nach und nach von vier auf fünf Jahre umgestellt wurden, ist dieser – binnen weniger Monate eingetretene – politische Flurschaden für die SPD sogar noch nach der übernächsten Bundestagswahl spürbar (da Bundestagswahlen höchstens vier Jahre auseinanderliegen).

In dieser prekären Lage hatte der SPD-Vorsitzende Martin Schulz nun nichts eiligeres zu tun, als nur Tage darauf seinen entschiedenen Willen kundzutun, auch nach einer 2017 verlorenen Bundestagswahl in jedem Fall Parteivorsitzender bleiben zu wollen. Jeder arglose Zeitungsleser mußte sich fragen, was das bedeutet. Ob hohe Funktionäre vielleicht schon wußten, daß demoskopische Strukturdaten so völlig verheerend sind, daß sie eine SPD-Wahlniederlage von historischer Dimension am 24. September 2017 bereits Anfang August 2017 präzise vorhersagen? Sie, die Funktionäre, haben Zugriff auf teuer bezahlte Echt-Umfragen, die die Öffentlichkeit nie sieht. Weniger arglose Zeitungsleser stellten sich eher die Frage, ob diese Meldung vielleicht nur eine innerparteiliche Drohgebärde gegen Schulz-Gegner innerhalb der SPD war, die es an Wahlkampfgeschlossenheit oder Wahlkampfeinsatz fehlen ließen. Ganz nüchterne Zeitungsleser hingegen sahen einen völlig kalten Funktionär, der – ohne Rücksicht auf Verluste – sein privat-persönliches Terrain vorsorglich absteckte mit einer derartigen schnöden Ankündigung.

„Was die Flüchtlinge zu uns bringen, ist wertvoller als Gold.“ – Martin Schulz, 2016

Wie auch immer die Pressepolitik der SPD im laufenden Bundestagswahlkampf 2017 gedacht oder beabsichtigt gewesen sein mochte, ihre tatsächliche Auswirkung konnte nur sein, einen vormaligen EU-Funktionär – dessen eigene ungezügelte Eitelkeit ihn in die Rolle des Kanzlerkandidaten gedrängt hatte – als reines „Kassengift“ zu entlarven (als „Kassengift“ bezeichnen Schauspieler und andere Künstler Kollegen, die ihnen das Publikum wegjagen). Eine Partei, die schon bei einfachen Fragen folgerichtigen Denkens und Handelns solche Wirrnis erkennen läßt, bewies damit, welche Kopfüber-Tendenzen sie dann erst in der Regierungsmacht exekutieren würde. Vielleicht also wird der Lauf der Dinge erweisen, daß es einen „Schulz-Effekt“ in ganz anderem Sinne gibt als ihn die Lügenpresse im Frühjahr 2017 propagierte: nämlich als das sichtbare Ende der SPD als Volkspartei, bewirkt von einem Globalisten, der während der Überfremdungsflut am 9. Juni 2016 verkündete:

„Was die Flüchtlinge zu uns bringen, ist wertvoller als Gold.“[6]

Auflösungserscheinungen einer Partei können lange unbemerkt bleiben. Bei der Landtagswahl in Sachsen 2004 geriet die SPD mit einem Ergebnis von 9,8 % bereits einmal in gefährliche Nähe der Fünf-Prozent-Hürde. In Baden-Württemberg und Bayern hat die SPD seit vielen Jahrzehnten keinen Ministerpräsidenten gestellt.[7] Der Anspruch, „Volkspartei“ zu sein, ist jedoch verknüpft mit eben jener Fähigkeit, wenigstens temporär einen Mehrheitswillen zu verkörpern (und nicht lediglich „Mehrheiten zu organisieren“, wie es in der Kampagnensprache der SPD typischerweise heißt). Die von Zeithistorikern beschriebene Sozialdemokratisierung des BRD-Parteiensystems über Jahrzehnte hinweg mündet – wenn die Anzeichen nicht trügen – nun ein in eine grundsätzlich veränderte Lage. Nunmehr besteht nämlich die Möglichkeit, daß das vollständige Ignorieren der tatsächlichen Gegenwartsprobleme durch sozialdemokratische (oder sozialdemokratisierte) Politiker schroff als harte Realität durchschlagen wird, die das politische System zu ganz und gar veränderten Axiomen führt.

Die seit Jahren zunehmenden links-grünen Versuche, jeden zu ächten, ihn beruflich zu schädigen und mundtot zu machen, der verlangt, daß deutsche Politiker deutsche Interessen wahrnehmen, haben die Panik- und Zensurphase erreicht. In dieser Phase erwachen größere Teile auch der Wählerschaft zu nachhaltigem Argwohn. Wer deutsche Steuergelder gezielt gegen deutsche Interessen einsetzt, und wer jede Kritik an Niedergangserscheinungen immer bloß mit maximalen persönlichen Anklagen beantwortet, der ist ein politischer Nachtwandler. Solche Irrläufer können hart und brutal stürzen.

Legenden um die „Willy-Wahl“ 1972

Historiker erinnern mitunter daran, daß bei der sogenannten „Willy-Wahl“ 1972 (→ Willy Brandt) eine – dem Frühjahr-„Schulz-Effekt“ vergleichbare – ähnlich verzerrte Wahrnehmung eine Rolle spielte. Die Bundestagswahl 1972 wird bis heute von Sozialdemokraten in Medienhäusern, an Universitäten usw. gefeiert als rauschender Wahlsieg der SPD. Sie gilt ihnen als bedeutendstes Zeichen einer Epoche, die umfassende „Demokratisierung“ hergestellt habe und mittels „Reformpolitik“ das Grauen einer „gesellschaftspolitischen Kehrtwende“ zu verhindern vermochte.

Und tatsächlich: Aufsteigend bis zu den Jahren 1976/77 schlossen sich der SPD über eine Million Parteimitglieder an (auf dem erheblich kleineren Territorium der alten BRD, der „Bonner Republik“). Viele dieser Parteimitglieder waren jedoch Konjunkturritter und Pfründen-Sozis, sie spekulierten auf Einstellung und Beförderung in den hunderttausenden während der Ära Brandt (1969–1974) neugeschaffenen Posten für Angestellte und Beamte im öffentlichen Dienst. In Wahrheit nämlich kam die SPD 1972 zwar auf 45,8 % – ihr bis heute bestes Ergebnis in nationalen Wahlen –, faktisch aber waren deutlich über 50 % der abgegebenen Stimmen damals eben nicht an die SPD gegangen, sondern an andere Parteien.

Das Staatsschulden-Strohfeuer der Ära Brandt hat geordnete Energietransmissionen überall in der Gesellschaft zerstört, eine dümmliche Subventionsmentalität mit Milliarden Steuergeldern ausgestattet und eine korrupte Taschengeldpolitik zur Norm gemacht. Mit diesen Langzeitschäden verglichen, ist der sogenannte „Schulz-Effekt“ nur eine dreiste Lüge (auch wenn sie monatelang in allen Lügenmedien verbreitet wurde), die von der Wirklichkeit umgehend widerlegt worden ist.

Historische Wahlniederlage der SPD bei der Bundestagswahl 2017

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Bei der Bundestagswahl 2017 erreichte die SPD mit 20,5 % ihr historisch schlechtestes Ergebnis, seit überhaupt in der BRD Bundestagswahlen abgehalten werden. Martin Schulz hat kurz vor der Wahl deutlich sein taktisches Unvermögen bewiesen, als er ein zweites Kanzlerduell forderte (weil im ersten und einzigen Kanzlerduell diese und jene Themen nicht behandelt worden seien), und somit als winselnder Bittsteller dastand, den die Kanzlerin Angela Merkel kalt grinsend von einer ihrer Hilfskräfte fortschicken lassen konnte. Dann hat Martin Schulz gleich am Wahlabend auch sein völliges strategisches Unvermögen bewiesen, als er noch während der aktuellen Wahlberichterstattung ohne Not ankündigte, mit seiner Partei in die Opposition gehen zu wollen (immerhin hat die CDU/CSU viel größere Stimmanteile verloren als seine eigene Partei).

Danach dann noch hinzuzufügen: „Wir regenerieren uns in der Opposition“, muß als vollends unsinnige Aussage gesehen werden. Bekanntermaßen hat die SPD zwischen 1998 und 2005, als Gerhard Schröder Bundeskanzler war, ziemlich genau ein Drittel ihrer Mitglieder eingebüßt. Es gibt keine natürliche Regeneration in der Opposition, sehr wohl aber gibt es ein Verdämmern in Irrelevanz in der Opposition (wie beispielsweise alle Vertreter von Kleinparteien nach einer gewissen Zeit sich und anderen dann auch eingestehen).

In ihren echten geschichtlichen Stammländern – und das ist keineswegs Nordrhein-Westfalen, wie immer behauptet wird, sondern das sind vielmehr Sachsen und Thüringen – ist die SPD seit geraumer Zeit keine Volkspartei mehr. Als der nachhaltige „Schulz-Effekt“ des Jahres 2017 erweist sich somit ein epochaler Substanzverlust der SPD, der nun abbildet, daß diese Partei die Interessen von abhängig beschäftigen alteingesessenen Deutschen keineswegs vertritt, sondern sie vielmehr systematisch verrät, schädigt und verhöhnt. Zu aller Unbeholfenheit kam außerdem noch ein Interview des niedersächsischen SPD-Ministerpräsidenten Stephan Weil hinzu, der kurz vor der für den 15. Oktober 2017 festgesetzten Landtagswahl in Niedersachsen öffentlich erklärte, nach seiner Einschätzung werde die SPD auch im Jahre 2021 sicher nicht die Kanzlerschaft erkämpfen.[8]

Siehe auch

Zitate

  • „Ursprünglich war dieser Hype bloß Satire. Die hatte schon vor Schulz’ Kanzlerkandidatur angefangen, im November 2016 begannen auf der Online-Plattform Reddit einige Nutzer damit, Schulz im Stil von Donald-Trump-Unterstützern zu huldigen, als ironische Reaktion auf den Wahlsieg des neuen US-Präsidenten. Sie übersetzten Bilder und Begriffe aus dem US-Wahlkampf einfach eins zu eins: Statt ›The Donald‹ feierten sie ›The Schulz‹. Der ›Trump-Train‹ – schon im Juli 2015 hatte jemand auf Twitter einen Account namens ›The Trump Train‹ gestartet – wurde zum schon bald vielzitierten ›Schulz-Zug‹. Und Trumps Slogan ›Make America Great Again‹ wurde entsprechend zu ›Make Europe Great Again‹ – abgekürzt zu allem Übel auch noch mit dem Akronym ›MEGA‹. Was als Spaß begann, wurde von der Presse schnell ganz ironiefrei übernommen, die Zeitungen und Magazine titelten mit Begriffen wie ›Gottkanzler‹, ›Schulz-Express‹ und ›Der Eroberer‹. Der Medienhype war unkontrollierbar – und wie es schien ein Segen für die SPD. ›Wir steuern das nicht aus der Parteizentrale‹, zitierte die Hannoversche Allgemeine Zeitung die SPD-Generalsekretärin Katarina Barley. ›Was im Netz passiert, passiert.‹“ — Jenny Kallenbrunnen[9]
  • „Martin Schulz war fast ein Jahr lang der Mann, der alles sehr falsch gemacht hat und ganz am Ende, auf den letzten Metern, alles sehr richtig. Vor allem was ihn selbst und seine Zukunft betrifft. Martin Schulz war kurz davor, sich zwar nicht unbedingt in feinster englischer Art, aber gut versorgt aus dem Missverständnis zu verabschieden, der Heilsbringer der Sozialdemokratie zu sein. Noch während die Tinte des Koalitionsvertrages trocknete, streifte er den Parteivorsitz ab wie einen Wintermantel beim ersten Frühlingssonnenstrahl. Und übergab ihn an Andrea Nahles, der er ja ohnehin viel besser passt und steht. Das war taktisch eine Meisterleistung: So war weitgehend sichergestellt, dass die Basis der großen Koalition zustimmen würde. Wenn nicht, wäre Schulz (nicht mehr von Belang) bestraft, aber eben auch die nächste Hoffnungsträgerin maximal beschädigt. Dieses Risiko, so das Kalkül, würde die Partei nicht eingehen. Das war eine sehr geschickt gelegte Sicherheitsleine. Ob es sie gebraucht hätte, ist unklar. Mit dem Drohszenario des scheiternden Mitgliederentscheids und der knappen Mehrheit beim Sonderparteitag nach der Sondierung gewappnet, konnte er in den Verhandlungen mit der Union ohnehin unschuldig lächelnd fette SPD-Beute machen. Er wusste: Die CDU braucht die große Koalition. Und zwar um genau das zu verhindern, was in der SPD schon chronisch ist: ungeordnete Übergänge, Richtungsstreit, hektischer Personal- und Inhaltswechsel. Über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Andrea Nahles wird Parteivorsitzende Nummer 14 in der SPD sein. Seit 1990 wohlgemerkt.“Peter Huth[10]
  • „Schulz war niemals der richtige Mann für die Bundespolitik. Als Außenminister wäre er für die SPD eine riesige Hypothek gewesen, weil er sich politisch mit Brüssel stets mehr identifizierte als mit Berlin. Die Zeit der Nationalstaaten hielt er für ›unwiderruflich abgelaufen‹, wie er noch in Brüssel gesagt hatte. Zur EU hatte er einen nahezu religiösen Zugang, er hielt sie für das ›größte Zivilisationsprojekt der vergangenen Jahrhunderte‹.“ — Benedict Neff[11]
  • „Das Ergebnis der Bundestagswahl 2017 beschreibt eine Zäsur und eröffnet ein neues parlamentarisches Kapitel, war aber im Grunde keine Überraschung. Nicht einmal zwei von zehn wahlberechtigten Bürgern haben die SPD gewählt. Das ist für eine Volkspartei nicht weniger als ein Desaster. Das Wahlergebnis ist eine Zäsur, weil mit der AfD erstmals seit Gründung der Bundesrepublik eine rechtspopulistische Partei mit rassistischen und völkischen Ingredienzien im Bundestag Platz nimmt – als drittgrößte Fraktion, vertreten durch teilweise obskure Abgeordnete.“Peer Steinbrück[12]
  • „Selten hat man einen Politiker in dermaßen atemberaubendem Tempo aufsteigen und wieder stürzen gesehen. Selten wusste die Öffentlichkeit so viel über die Gefühlslage eines Politikers, über seine Irrtümer und Missverständnisse. Nie zuvor erfuhr man dermaßen irritierende Details aus den Abgründen einer großen alten Partei. Martin Schulz’ Name, das darf man schon heute sagen, steht von nun an synonym für die Ränke und all die Missgunst, die das politische Geschäft zu bieten hat.“ — Anja Maier[13]

Filmbeiträge

Wenn der Jubel nicht groß genug ist, dann hilft er persönlich nach: „Fangt doch mal an zu rufen! – Martin rufen!“ – (BR, Bayrischer Rundfunk; YouTube-Kanal: GuteNachtEuropa)

Literatur

  • Martin Häusler: Verstehen Sie Schulz: Wie der mächtigste Mann der SPD wurde, was er ist, Europa-Verlag, Berlin/München/Zürich/Wien 2017, ISBN 978-3-958-90140-7 [184 S.; es handelt sich um hagiographische Literatur mit Material aus dem Familienumfeld]
  • Peer Steinbrück: Das Elend der Sozialdemokratie. Anmerkungen eines Genossen, C.H. Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-72232-5 [189 S.]

Verweise

Fußnoten

  1. Beispielhaft etwa diese SPIEGEL-Meldung: Schulz-Effekt. Nichtwähler verhelfen SPD zu Umfragehoch, Der Spiegel, 13. Februar 2017
  2. Gleichwohl noch vor der NRW-Wahl die Existenz eines „Schulz-Effekts“ zu behaupten, leistete sich die Tageszeitung „taz“: Stefan Reinecke: Debatte Martin-Schulz-Effekt. Jetzt bloß keine Panik, taz, 9. Mai 2017
  3. Henryk M. Broder: Martin Schulz – Der ewige Präsident, Tichys Einblick, 9. Februar 2016
  4. Schulz will SPD-Chef bleiben, FAZ, 8. August 2017
  5. Nachdem die Landtagsabgeordnete Elke Twesten Anfang August 2017 aus der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen zur CDU übergetreten war, verlor Weils Regierungskoalition ihre Ein-Stimmen-Mehrheit im Hannoverschen Landtag. Die Landtagsfraktionen verständigten sich daraufhin auf vorzeitige Neuwahlen zum 15. Oktober 2017. Aus diesen Wahlen ging die SPD erstmals seit der Niedersachsenwahl 1998 mit 36,9 % zwar als stärkste Kraft hervor, jedoch verlor die Rot-Grüne Koalition aufgrund von Stimmenverlusten der Grünen ihre Wählermehrheit. Weil bildete daraufhin eine Große Koalition mit der zweitplazierten CDU und wurde am 22. November 2017 vom Niedersächsischen Landtag als Ministerpräsident wiedergewählt. Stefan Weil galt ferner als Anhänger einer Fortsetzung der Großen Koalition im Bund (nach dem Wahlfiasko der Großkoalitionäre bei der Bundestagswahl am 24. September 2017), die Martin Schulz mehrmals ausgeschlossen hatte.
  6. Martin Schulz und der Anfang vom Ende der SPD, NewsLeak.de (ohne Datum)
  7. Der bayrische SPD-Ministerpräsident Wilhelm Hoegner, der 1945/46 und von 1954 bis 1957 amtierte, war ursprünglich von der amerikanischen Besatzungsmacht ernannt worden. In Württemberg-Hohenzollern, einem Vorläuferland des späteren Baden-Württemberg, amtierte 1946/47 der Sozialdemokrat Carlo Schmid; er war von der französischen Besatzungsmacht ernannt worden. Seither kamen Sozialdemokraten nie auch nur in die Nähe des Ministerpräsidentenamtes in diesen beiden Bündesländern.
  8. Stephan Weil glaubt nicht an die SPD-Kanzlerschaft 2021, Göttinger Tageblatt, 1. Oktober 2017; mit der Meldung: „Niedersachsens Ministerpräsident gibt sich abgeklärt. Die SPD sollte sich darauf einstellen, auch 2021 nicht das Kanzleramt zu erobern, sagte Stephan Weil gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).“
  9. Jenny Kallenbrunnen: Der ›Gottkanzler‹ musste scheitern – Wie soll Schulz dem gerecht werden?, Stern, 15. Mai 2017
  10. Peter Huth: Die verräterischen Jubelselfies der SPD-Elite, Die Welt, 10. Februar 2018
  11. Benedict Neff: Die Karriere von Martin Schulz ist eine der bizarrsten, die es je gegeben hat – und sie ist eine der kürzesten, Neue Zürcher Zeitung, 9. Februar 2018
  12. Peer Steinbrück: Das Elend der Sozialdemokratie. Anmerkungen eines Genossen, C.H. Beck, München 2018, S. 17 f.
  13. Anja Maier: Drama ersten Ranges, taz, 9. Februar 2018