20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1)

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1).jpg

Die 20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1) war eine Division der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg. Der kampfstarke Verband bestand aus estnischen Freiwilligen und Wehrpflichtigen. Sie wurde zum 24. Januar 1944 aus der bereits bestehenden 3. Estnischen SS-Freiwilligen-Brigade aufgestellt. Die Division war im Abwehrkampf gegen den Bolschewismus dem III. (germanischen) SS-Panzerkorps unterstellt.

Einsatz

Gleich nach der Befreiung des Baltikums wurden durch die Deutsche Wehrmacht Selbstschutz- und Polizeiverbände aufgestellt, um gegen kommunistische Verbrecher vorzugehen. In Estland hieß der Selbstschutz Omakaitse. Die enorme zahlenmäßige Überlegenheit der Bolschewisten an der Front machte es zwingend erforderlich, ausländische Freiwilligenverbände aus den aufbauwilligen Völkern Europas aufzustellen. Im Oktober 1942 wurde daher die Estnische Legion gegründet, im November wurde eine Stärke von fünf Kompanien erreicht. Im Frühjahr 1943 wurden bereits aufgestellte Teile der Legion als SS-Panzergrenadier-Bataillon „Narwa“ zusammengefasst und zur SS-Panzergrenadier-Division „Wiking“ gesandt, wo sich die Esten im Raum Charkow hervorragend bewährten. Die Generalbezirke Estland und Lettland waren im Krieg die einzigen Länder außerhalb Deutschlands, in denen eine Wehrpflicht bestand.

Im SS-Führungshauptamt gab es seit März 1943 Planungen, die Estnische Legion auf die Stärke einer Brigade zu erweitern. Nachdem das SS-Panzergrenadier-Bataillon „Narwa“ in die Ukraine verlegt worden war, wurden zwei Grenadier-Regimenter und Unterstützungseinheiten aufgestellt. Der Verband hieß Estnische SS-Freiwilligen-Brigade. Bei der Durchnummerierung der Waffen-SS erhielt die Brigade am 22. Oktober 1943 den Namen 3. Estnische SS-Freiwilligen-Brigade und noch Ende des Monats wurde der Verband zur Heeresgruppe Nord verlegt. Dort war sie zur Bandenbekämpfung beim Kommandierenden General der Sicherungstruppen eingesetzt.

Im November 1943 wurde die 3. Estnische SS-Freiwilligen-Brigade zur 16. Armee verlegt, nachdem es zu bolschewistischen Durchbrüchen bei der Heeresgruppe Nord kam. Am 31. Dezember 1943 hatte die Brigade eine Stärke von 5.099 Mann und am 24. Januar 1944 wurde die Brigade zur 20. Estnischen SS-Freiwilligen-Division umgruppiert, später erfolgte die Umbenennung in 20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1). Ab Februar 1944 wurde die SS-Division an der Narwafront eingesetzt. Zwischen dem 28. Februar und dem 3. März 1944 griffen Teile des SS-Freiwilligen-Grenadier-Regiments 45, die der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“ unterstellt waren, den russischen Narwa-Brückenkopf bei Vepsküla an und drückten die Russen im Nahkampf wieder über den Fluß zurück. Das SS-Panzergrenadier-Bataillon „Narwa“ kehrte von der „Wiking“ zurück und diente als neue Aufklärungs-Abteilung.

Trotz härtestem Widerstands deutscher und baltischer Verbände musste Estland aufgegeben werden. Jeder Mann konnte frei entscheiden, ob er in der estnischen Heimat bleiben wollte, um den Widerstand als Waldbruder im Untergrund fortzusetzen, oder aber den Kampf weiterhin in der Großdeutschen Wehrmacht führen wollte.[1] Am 6. Oktober 1944 erfolgte die Neuaufstellung im schlesischen Neuhammer am Queis, die Division wurde wieder auf eine Stärke von 13.500 Mann gebracht. Bis Januar 1945 kämpften Einheiten der Division in Ostpreußen. Als die im Januar 1945 die bolschewistische Großoffensive begann, verlegte die Division nach Schlesien, wo sie als Kampfgruppe der 17. Armee unterstellt war.

Im Februar 1945 wurde ein Großteil der Division mit dem Divisionsstab und weiteren Verbänden im Raum Neustadt O.S., im Bereich der Stadt Vittenberg in Oberschlesien von sowjetischen Verbänden eingekesselt. Das SS-Freiwilligen-Grenadier-Regiment 46 (estnische Nr. 2) unter Führung von SS-Obersturmbannführer Alfons Rebane kam den Eingekesselten zur Hilfe und kämpfte den Weg für mehrere Divisionen und den Stab des Korps aus dem Kessel gegen eine hohe zahlenmäßige Überlegenheit der Bolschewisten frei. Als Divisionskommandeur SS-Brigadeführer Franz Augsberger fiel, übernahm Ritterkreuzträger Rebane auf Befehl von Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner den Befehl über die gesamte Division. Für die Öffnung des Kessels wurde Rebane das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen, bei gleichzeitiger Beförderung zum SS-Standartenführer. Anschließend übernahm SS-Brigadeführer Berthold Maack die Führung über den Verband.

Die ausgebrochenen Kampfgruppen schlugen sich unter dem Verlust aller schweren Waffen nach Böhmen durch, wo sie am 11. Mai 1945 bei Melnik, nordöstlich von Prag, in sowjetische Kriegsgefangenschaft gerieten und jene, welche die Tortur des Trecks überlebten, in Arbeitslager hinter dem Ural kamen.[2] Andere Teile der Division schlugen sich nach Westen durch und gingen in amerikanische Gefangenschaft, so auch Eichenlaubträger Rebane, der im Jahr 1976 in Augsburg starb.

Schlacht in den Blauen Bergen und das Gedenken

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Die estnische Landenge wird von drei Höhen, den sogenannten Blauen Bergen, bestimmt. Vermutlich haben die Berge ihren Namen vom dichten Tannenwald erhalten, der aus der Ferne blau schimmerte. Der mittlere Hügel ist bekannt als die Grenadier-Höhe, während der östliche Hügel die Kinderheim-Höhe genannt wird.

Im Osten hatten die Schlachten des Jahres 1944 die Blauen Berge im Februar erreicht, als die Heeresgruppe „Nord“ zu einem Rückzug aus Leningrad gezwungen worden war und die Verteidigungsstellung an der Frontlinie am Narwa-Fluß eingenommen hatte.[3] Ein weiterer Vormarsch der Roten Armee wurde gestoppt. Den Rotarmisten ist es jedoch gelungen, südlich von Narwa am Westufer des Narwa-Flusses den Brückenkopf von Krivasoo zu errichten. Wenn die Rote Armee von dort aus in Richtung Norden hätte vordringen können, wären die deutschen Einheiten, die Narwa verteidigten, eingekesselt gewesen. Auf dieser Aufmarschlinie waren die Blauen Berge in der Gegend von Waiwara das letzte ernstzunehmende Hindernis auf dem Weg zum Meer.

Mitte Februar des Jahres 1944 unterbrach die Rote Armee die Eisenbahnlinie zwischen Tallin und Narwa, ohne jedoch den Kinderheim-Hügel erobern zu können. Ein neuer Versuch wurde am 17. März unternommen, als die Rote Armee mit Unterstützung von Panzern die deutsche Abwehr auf dem Kinderheim-Hügel durchbrechen wollte. Die Offensive wurde von zwei Tiger-Panzern unter Führung von Otto Carius zurückgeschlagen, wobei die Tiger in den Gefechten vom 17.–22. März mehr als 40 verschiedene russische gepanzerte Fahrzeuge vernichtet hatten.

Otto Carius war zum Kriegsende Oberleutnant und Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub. Er war neben Michael Wittmann einer der erfolgreichsten Panzerführer. Sein Buch „Tiger im Schlamm“ ist sehr zu empfehlen.

Der Beginn der sowjetischen Offensive zwang die deutsche Führung zum schnellen Rückzug. Die gleichzeitige Großoffensive der Roten Armee bei Narwa sorgte für ein Chaos unter den Deutschen und führte dazu, daß die deutschen Einheiten beim Rückzug schwere Verluste erlitten. Nach dem Rückzug in die Blauen Berge lagen dort folgende deutsche Einheiten: 54. SS-Pionier-Panzer-Bataillon „Nederland“; SS-Panzergrenadier-Regiment 49 „De Ruyter“; I. Bataillon der 6. SS-Sturmbrigade „Langemarck“;[4] SS- Panzergrenadier-Regiment 24 „Danmark“ der 11. SS- Panzergrenadier-Division „Nordland“; III. Bataillon des SS-Panzergrenadier-Regiments 23 „Norge“; 11. Infanterie-Division, 285. Sicherungsdivision; 300. Infanterie-Sonder-Division; SS-Grenadier-Regiment 47 der 20. SS-Grenadier-Division „Estland“.

General Felix Steiner, Kommandeur des III. SS-Panzer-Korps hatte den Befehl bei den Gefechten vom 26. Juli bis zum 10. August 1944 in der Tannenberg-Linie.[5] Das Buch „Die Freiwilligen“ von Felix Steiner zu diesen Ereignissen kann wärmstens empfohlen werden.

Die Gefechte wogten mit wechselnden Ergebnissen hin und her. Bis zum 10. August waren die sowjetischen Einheiten ausgelaugt, alleine im August gingen mehr als 50 Panzer verloren, und die Leitung der Roten Armee ordnete an, die Offensive bei den Blauen Bergen zu beenden. Weder die sowjetische noch die deutsche Seite hat genaue Angaben über die Verluste in der Schlacht bei den Blauen Bergen ausgegeben. Die Schätzungen der Verluste der Roten Armee gehen von 100.000–200.000 Toten und Verwundeten aus. Die Verluste der deutschen Seite waren ebenfalls schwer, sie belaufen sich schätzungsweise auf 10.000 Soldaten.

Durch den Austritt Finnlands aus der Waffenbruderschaft waren die deutschen Truppen gezwungen, am 18. September die Blauen Berge zu verlassen. Die Rote Armee wagte erst am 19. September, diese zu besetzen.

Die Gegend der Blauen Berge als ein Schlachtfeld des 2. Weltkrieges ist unter staatlichen Schutz genommen worden. Auf der Grenadier-Höhe bis hin zur alten Tallin-Narwa-Chaussee befindet sich das Denkmal des Zweiten Weltkrieges. Mit dem Dokumentieren der Kriegsgeschichte wurde hier im Jahr 1994 begonnen, indem man auf der Höhe ein 6,5 Meter hohes Holzkreuz errichtete. Das Erinnerungsfeld, dessen zentrales Element ein 12 Meter hohes stählernes Sonnenrad ist, hat eine Fläche von fast einem Hektar. Die Komposition in der Mitte des Feldes symbolisiert eine Explosion. Die Hauptprinzipien für die Gestaltung des Ensembles waren die Erstellung einer den Maßstäben der Kriegsgeschehnisse des Jahres 1944 angemessenen und würdigen Gedenkstätte. Parallel dazu hat man in der Gegend der Blauen Berge mehrere Denkmäler errichtet, die den nationalen militärischen Einheiten gewidmet sind.[6]


Einsatzgebiete

  • Januar bis März 1944: Aufstellung der Division im Bereich der Heeresgruppe Nord
  • März bis September 1944: Einsatz an der Narwafront
  • November 1944 bis Mai 1945: Abwehrkämpfe in Schlesien und Böhmen im Rahmen der Heeresgruppe Mitte

Gliederung

  • SS-Freiwilligen-Grenadier-Regiment 45 (estnisches Nr.1)
  • SS-Freiwilligen-Grenadier-Regiment 46 (estnisches Nr. 2)
  • SS-Freiwilligen-Grenadier-Regiment 47 (estnisches Nr. 3)
  • SS-Freiwilligen-Artillerie-Regiment 20
  • SS-Freiwilligen-Füsilier-Bataillon 20
  • SS-Panzerjäger-Abteilung 20
  • SS-Freiwilligen-Flak-Abteilung 20
  • SS-Freiwilligen-Pionier-Bataillon 20
  • SS-Nachrichten-Abteilung 20
  • SS-Versorgungseinheiten 20

Angehörige

Kommandeure

Ritterkreuzträger aus Estland

Bildergalerie

Literatur

  • Rolf Michaelis, Die Grenadier-Divisionen der Waffen-SS. Teil 1. Michaelis-Verlag, Erlangen 1994. ISBN 3-930849-04-6 S. 98-142.
  • Esten in der Waffen-SS. Die 20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1). Winkelried-Verlag, Dresden 2006, ISBN 978-3-938392-22-5.

Verweise

Fußnoten

  1. Samuel W. Mitcham: German Order of Battle: Panzer, Panzer Grenadier, and Waffen SS divisions in World War II (2007), S. 106
  2. J. Lee Ready: The Forgotten Axis. Germany’s Partners and Foreign Volunteers in World War II. Jefferson, North Carolina and London, 1987, S. 491
  3. Am 14. Januar 1944 begannen die sowjetische Wolchow- und Leningrader Front eine Offensive gegen die von Generalfeldmarschall Georg von Küchler geführte Heeresgruppe Nord mit dem Ziel, diese aus ihren Stellungen bei Oranienbaum (Verteidigungsstellung Nordwall) zu vertreiben und nach Estland vorzustoßen. Zudem versuchte die Rote Armee, die deutsche 18. Armee unter der Führung von Generaloberst Georg Lindemann einzukesseln.
  4. Die 27. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division „Langemarck“ (flämische Nr. 1) entstand am 18. Oktober 1944 durch die Umbenennung der 6. SS-Freiwilligen-Sturmbrigade „Langemarck“, die aus dem SS-Freiwilligen-Verband „Nordwest“ der 23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1) hervorgegangen war.
  5. SS-Obergruppenführer Steiner befahl am 23. Juli 1944 allen dem III. (germanischen) SS-Panzerkorps untergeordneten Truppen, die exponierte Stellung am Fluß Narwa aufzugeben und weiter im Hinterland eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. Entlang einiger Hügel weiter im Westen wurde die sogenannte „Tannenbergstellung“ angelegt. Das niederländische SS-Regiment „General Seyffardt“ deckte gemeinsam mit der deutschen Artillerie den Rückzug und sollte die Brücke als letztes überqueren. Die bolschewistischen Massen wurden von den verteidigenden Dänen und Niederländern zunächst zurückgeschlagen, aber der sowjetische Brückenkopf wurde täglich von neu eintreffenden Truppen verstärkt, während der deutschen Verbände von Nachschub abgeschnitten waren. Im Norden wurde die estnische 20. Waffen-Grenadier-Division von massiven Panzerangriffen aufgerieben, die kaum noch vorhandene Luftunterstützung durch die Luftflotte 1 blieb wirkungslos. Am Nachmittag desselben Tages wurde die Narva-Brücke gesprengt, nachdem zuletzt ein deutsches Artillerie-Bataillon diese überquert hatte und der Rückzug des SS-Panzerkorps somit abgeschlossen war. Mit Ausnahme des Regiments „General Seyffardt“, das zum Ausweichen des sowjetischen Angriffes die geplante Rückzugsroute verlassen hatte, von der Brücke isoliert und anschließend vernichtet wurde, erreichten alle Einheiten von Steiners Panzerkorps die Tannenbergstellung, die weiter auf sowjetische Angriffe vorbereitet wurde.
  6. Sinimägede Museum in Vaivara bei Narwa, Estland; auf dem Ausstellungsgelände sind Gedenksteine und Gräber für und von Soldaten aus Estland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland, Niederlande, Banat, Siebenbürgen, Flandern und Wallonien, die 1944 an der „Schlacht in den Blauen Bergen“ in Estland teilnahmen.